Als sie verschwunden war warf ich zum ersten Mal einen Blick auf das Buch, das sie mir gegeben hatte. Es war in grünes Leder eingebunden, und auf dem Cover waren Muster in dieses gepresst worden. Auf dem Buchrücken fand ich den Namen, 'The Origin of Species', von Charles Darwin.
Ich hatte von diesem Buch gehört, es war angeblich der Ursprung der Evolutionstheorie, ein Skandal zu dieser Zeit, da sie ein erhebliches Argument gegen die Schöpfung darstellte. Trotzdem war dieses Buch hier nur achtlos auf den Boden geworfen worden, wo es neben einem Dutzend anderen gelegen hatte.
Ich ging entlang der Regale einmal im Kreis herum, und erkannte dabei immer wieder die Namen berühmter Bücher. Ich war kein Literatur-Junkie, aber selbst ich war beeindruckt, was hier alles zu finden war. Und die Bücher sahen nicht aus, wie irgendwelche Neudrucke, die man in der Buchhandlung um die Ecke kaufen konnte, sondern wie Originalfassungen aus, frühestens, der viktorianischen Zeit.
Als ich Namen wie Newton und Einstein auf den Buchrücken entdeckte, blieb ich stehen. Sie waren, genau wie Darwin, Naturwissenschaftler gewesen, also musste dashier doch das richtige Regal sein. Ich las mir weitere Namen durch, und fand tatsächlich noch ein Buch von Charles Darwin. Na also, ich brauchte diese komischen Etiketten gar nicht, um mich hier zurechtfinden zu können, dachte ich und schob das Buch neben seinen Bruder in das Regal und machte mich stolz auf, um das nächste aufzuräumen.
Als Moira zurückkam hatte ich bereits fünf Bücher zurück an ihren Platz gebracht, und hielt gerade 'Discours de la méthode' von einem gewissen Descartes in der Hand. Ich war kurz ein bisschen ratlos herumgestanden, schließlich war dieses Buch komplett auf französisch geschrieben und ich hatte keine Ahnung, wovon es Handelte. An diesem Punkt hätte ich das Etikett benutzen können, hätte ich nicht mit mir selbst gewettet, dass ich alle Bücher intuitiv einordnen könnte.
"Hast du schon irgendwas gemacht?", fragte Moira, wobei sie abwechselnd mich und die auf dem Boden liegenden Bücher anschaute.
"Ähm", sagte ich etwas entrüstet. Ich dachte, ich hatte in den fünf Minuten, die sie weg gewesen war, gute Arbeit geleistet, immerhin lagen offensichtlich weniger Bücher herum, sie konnte doch nicht einfach so tun als würde sie das nicht bemerken!
Sie verdrehte nur die Augen und machte sich auf den Weg in das obere Stockwerk. "Beil dich, ich habe noch ein paar andere Aufgaben für dich. Die Regale müssen noch abgewischt werden und den Boden oben kannst du auch noch übernehmen"
Schnell legte ich das französische Mysterium zurück auf den Boden, um erst die einfachen Bücher einzusortieren. Konzentriert wandte ich mich meiner Aufgabe zu und räumte weiter auf, aber als ich gerade einen Band der Ilias in der Hand hielt, öffnete sich die Haupteingangstür, und herein kam ein junger Mann. Er trug ein weißes Hemd unter einer dunkelblauen Weste, und dazu eine passende Anzughose. Seine dunkelblonden Haare waren ordentlich zur Seite gegelt worden, aber so, dass es natürlich aussah. Er hielt seinen Blick auf ein kleines Notizbuch gerichtet, dass er in der Hand hielt und schenkte mir und Moira auch auf seinem Weg zum Schreibtisch keinerlei Aufmerksamkeit. Ich wusste nicht, ob er uns überhaupt bemerkt hatte, aber so sollte es laut Moira ja auch sein. Er setzte sich und fing an, in den Blättern und Büchern auf dem Tisch herumzuwühlen, um dann ein Stück Papier herausziehen und darauf schnell etwas zu notieren.
Das musste Prince Theodore sein! Wer sonst würde sich einfach an seinen Schreibtisch setzen? Alles an ihm wies darauf hin, dass er ein Prinz war, schon alleine die Art auf die er ging hatte etwas Adeliges an sich. Außerdem glaubte ich, ihn schon mal in den Medien gesehen zu haben. Wahrscheinlich hätte buchstäblich jeder hier in England ihn sofort erkannt, doch ich interessiere mich eben nicht wirklich für Prominente und Klatsch.
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Servant of the Royals
RomancePrince Theodore und Prince Andrew sind die Thronfolgen Englands. Sie gehören zur Oberschicht, zur absoluten Elite, und ihr Verhalten sollte tadellos sein, um dem Ruf der Adeligen gerecht zu werden und um sich in der Öffentlichkeit als perfekte Famil...