Ich hatte den ganzen Nachmittag gearbeitet, und anschließend noch meine Kommode eingeordnet und mein Zimmer mit ein paar Bildern und persönlichen Gegenständen dekoriert- und trotzdem konnte ich nicht schlafen. Seit Stunden lag ich schon in diesem Bett und drehte mich hin und her, einmal schien die Matratze zu weich, einmal war das Kissen zu warm, und andauernd musste ich an den Fakt denken, dass ich im gleichen Haus war, in dem gerade die Königsfamilie schlief. Was wenn Nordkorea ein Attentat plante und eine Bombe auf den Palast warf? Oder schlimmer: Was wenn der König oder die Königin aus irgendeinem unerklärlichen Grund in mein Zimmer stürmte, und mich in meinem Hello Kitty Pyjama sah? (Eigentlich hatte ich professionellere Schlafbekleidung mitbringen wollen, aber dann war mir wieder eingefallen, dass ich so etwas nicht besaß)
Plötzlich hatte ich das dringende Bedürfnis dieses Gebäude zu verlassen. Mir wurde diese ganze Verantwortung einfach zu viel und ich wollte an die frische Luft. Ich schlug die Bettdecke zurück, stand auf und suchte nach etwas, was ich mir überziehen konnte. Als ich nichts fand, zog ich einfach die Jeans und das weiße T-Shirt an, in dem ich angekommen war. Vorsichtig öffnete ich die Tür einen Spalt breit. Erst jetzt kam es mir in den Sinn, dass es vielleicht verboten war, nachts in den Gängen herumzuschleichen. Aber, naja, jetzt hatte ich mich schon extra angezogen und schließlich hatte ich das Recht auf Freiheit, also trat ich hinaus auf den Flur. Es war dunkel, und ich konnte kaum meine eigene Hand vor Augen sehen, geschweige denn, das Ende des Ganges. Eine Taschenlampe hatte ich nicht, und auch kein Fotohandy. Mit leisen Schritten ging ich den gleichen Weg zurück, auf dem William und ich vor einer gefühlten Ewigkeit den Palast betreten hatten. Ich konnte meinen Atem hören, und trat mit jedem weiteren Schritt in völlige Schwärze. Mit meinen Händen tastete ich die Wand ab, um die Stelle, an der ich abbiegen musste, nicht zu verpassen, doch das wurde überflüssig, denn als ich ihr näherkam, wurde es durch die Fenster ein winziges bisschen heller, und meine Augen hatten sich nun auch endlich an die Dunkelheit gewöhnt.
Die Tür war schon in Sicht, als ich weit entfernt irgendwo hinter mir Schritte hörte. Mein Herz setzte einen Schlag aus - doch dann fiel mir ein, dass es gut möglich war, dass es hier Nachtwächter gab. Ich musste dringend noch in die Hausordnung eingewiesen werden, denn wenn es so mit mir weiterging, war ich aufgeschmissen.
Ich drückte die kalte Türklinke nach unten, doch die Tür war verschlossen. Na toll, all diese Mühe umsonst, das hätte ich mir aber auch denken können. Frustriert rüttelte ich noch ein bisschen an der Klinke herum, doch dann wurde sie plötzlich von Außen geöffnet und ich stolperte ein Stück nach vorne, in eine Wolke von Zigarettenrauch.
"Vorsicht", sagte eine tiefe Stimme überrascht, wobei ich hörte, dass ihr Besitzer ein Lachen zu unterdrücken versuchte. "Ich wollte dich nicht erschrecken"
Ich sah auf, doch ich konnte nicht wirklich erkennen, wem ich da über den Weg gelaufen war. Es war immernoch dunkel, denn die Straßenlaternen waren ziemlich weit weg, und er stand genau im Schatten des kleinen Vordaches, unter dem wir uns befanden, sodass ich nur seine Umrisse erkannte. Er lehnte an der Wand neben der Tür, eine Zigarette zwischen den Fingern, und war mindestens einen Kopf größer als ich und auch sein Körperbau wirkte eindrucksvoll. Doch während ich ihn unter die Lupe nahm, vergaß ich leider völlig, auch mit ihm zu sprechen.
"Sprichst du Englisch?", fragte er, immernoch belustigt klingend. Seine Stimme war rau und keinesfalls zögernd, und er sprach ohne einen Londoner Akzent, aber dafür in einem klaren Standartbritisch.
"Ähm, ja", antwortete ich und fügte nach einer kurzen Pause hinzu: "Ich bin nur ein bissen verwirrt"
"Kaum zu merken", sagte er ironisch und zog an seiner Zigarette. "Aber was genau hast du erwartet was passiert, wenn du an einer Türklinke rüttelst?"
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Servant of the Royals
RomansaPrince Theodore und Prince Andrew sind die Thronfolgen Englands. Sie gehören zur Oberschicht, zur absoluten Elite, und ihr Verhalten sollte tadellos sein, um dem Ruf der Adeligen gerecht zu werden und um sich in der Öffentlichkeit als perfekte Famil...