Andrew sah aus, als wäre er gerade lieber sonstwo gewesen als hier. Seine matten Augen beobachteten durch die dünne, silberne Brille das Glas Rotwein, das er in der Hand hielt und langsam umherschwenkte. Seine Haare waren nicht wie die seines Bruders blond, sondern dunkelbraun und vermutlich etwas länger. Dennoch waren sie passend zu seinem schwarzen dreiteiligen Anzug ordentlich zurechtgemacht worden. Er war nicht ganz so groß wie Theodore, aber fast niemand im Raum war so groß. Theodore war fast zwei Köpfe größer als ich - und ich war 1,74!
Als Andrew von ihm auf die Schulter getippt wurde, riss ihn das scheinbar aus seiner geistigen Abwesenheit und und er richtete seine Augen (welche Farbe sie hatten konnte ich aus meinen zehn Metern Entfernung nicht erkennen) genervt auf seinen Bruder, und dieser flüsterte auch ihm etwas ins Ohr. Als Andrew die Neuigkeiten hörte breitete sich Schock auf seinem Gesicht aus. Er wollte gerade-
"Dein Champagner, Catherine", hörte ich die Stimme des Grafen hinter mir, woraufhin ich mich aprubt umdrehte und sah, dass er mir eines der beiden Gläser, die er in den Händen hatte, hinhielt.
"Danke", sagte ich. Ich ärgerte mich, dass er schon so schnell zurück war. Ich hätte gerne weiter Andrew beobachtet, und herausgefunden was Theodore ihm gesagt hatte, doch diese Pläne würde ich vorerst wohl auf Eis legen müssen.
Wir unterhielten uns eine Weile über belanglose Dinge, während ich das überraschend gute Getränk trank und hoffte, dass der Alkohol Maxwell bald weniger nervtötend erscheinen ließ. Es stellte sich jedoch heraus, dass wir einige politische Meinungen teilten, und das Gespräch begann mich zu unterhalten. Die Begeisterung, die ich in seinen klaren blauen Augen erkennen konnte, als er über dieses Thema sprach, erinnerte mich sehr an meine eigene, und ich fand ihn ein Stück mehr sympathisch.
Als das Musikstück endete forderte er mich zum nächsten Tanz auf und nahm mir mein noch nicht ganz leeres Glas aus der Hand. Er führte mich weiter in die Mitte des Raumes und als die Musik begann durch den Raum zu hallen, legte er seine rechte Hand auf meine Taille, mit der Linken hob er meine Hand nach oben und ich begann in meinem Kopf die drei Schritte des Walzers abzuzählen. Maxwells Bewegungen waren gekonnt, dass stand außer Frage, jedoch waren sie nicht so elegant wie die von William. Außerdem war er einen halben Kopf größer als ich (mit High Heels!) und er roch nicht nach dem Wald, er roch nach teurem Parfum und einer Spur Tabak.
Dennoch fand ich Spaß daran, mich in der Masse bunter Kleider und reicher Menschen zu bewegen, und mit allen im Einklang zu sein. Ich wollte nicht sein oder werden wie sie, das Tanzen gab mir nur das Gefühl, dass wir im Grunde alle gleich waren. Unabhängig von Reichtum oder Herkunft. Jeder konnte tanzen, falls er es wollte.
Maxwell beobachtete mich die ganze Zeit. Wir sprachen kaum.
"Es ist schön zu sehen, dass du Freude empfindest", sagte er, als die Musik irgendwann versiegt war und wir uns wieder am Rand des Raumes befanden.
Ich wurde rot. Es war ja nicht so als hätte er besonders viel damit zutun gehabt. Viel lieber hätte ich mit William getanzt.
"Danke. Ich habe Spaß", sagte ich trotzdem und schenkte ihm ein verlegenes Lächeln, doch sein Blick war auf jemand anderen gerichtet.
"Meine Mutter und meine Schwester kommen her", sagte er, alarmiert wirkend. "Das ist zwar ungünstig, aber versuche, dich einfach zu benehmen und nicht zu erwähnen, dass du eine Putzfrau bist"
Da ging die ganze Sympathie, die er in der letzten Stunde gesammelt hatte auch schon wieder. Stattdessen breitete sich kurz Nervosität in mir aus. Ich würde mit Royals sprechen müssen, aber, und daran musste ich mich immer wieder erinnern, sie waren auch nur Menschen. Menschen, die einem Gewissen Regelbuch folgten um dann, privat, verbal über ihre Genossen und deren Anwendung der Regeln, herzuziehen. Ich kannte nicht alle diese Regeln, doch mich interessierte es auch reichlich wenig, was man so über mich redete. Ein Bedenken hätte ich jedoch.
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Servant of the Royals
RomancePrince Theodore und Prince Andrew sind die Thronfolgen Englands. Sie gehören zur Oberschicht, zur absoluten Elite, und ihr Verhalten sollte tadellos sein, um dem Ruf der Adeligen gerecht zu werden und um sich in der Öffentlichkeit als perfekte Famil...