IX

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Musik bitte erst anschalten wenn ich bescheid sage :)

Es klopfte an der Tür, und als ich öffnete stand William in seinem üblichen Outfit davor. Wertschätzend musterte er mich.

"Du siehst hübsch aus", sagte er lächelnd. "Ich hätte dich fast nicht erkannt"

"Hey", antwortete ich beleidigt. "Hör auf so gemein zu sein"

"Komm, wir müssen nach unten", sagte er mit einem belustigten Augenverdrehen.

Ich zog die unbequemen schwarzen High Heels an, die Sarah vorhin genervt unter meinem Bett hervorgeholt und mir in die Hand gedrückt hatte. Damit war ich fast so groß wie William.

"Fertig?", fragte er, nachdem er mich beobachtet hatte und hielt mir seinen Arm hin. Ich nickte und hakte mich bei ihm ein.

"Du musst nicht nervös sein", sagte er im gehen. "Ich bin sicher alles wird gut gehen. Außerdem musst du sowieso nur tanzen und reden"

Das war schon schlimm genug. Ich tendierte doch dazu, mich vor Royals zu blamieren! Und ich war mir gar nicht sicher ob ich noch tanzen konnte.

"Welche Tänze denn?", fragte ich unsicher.

"Wahrscheinlich nur Walzer, und für den unwahrscheinlichen Fall, dass etwas schnelleres kommt, dann eben Fox", antwortete er und sah mich von der Seite an. "Die kennst du doch, oder?"

"Ähm.. Ich bin mir nicht sicher was Fox nochmal war", stammelte ich und William blieb stehen und blickte sich im leeren Gang um, als hätte er etwas vor. Ich sah ihm verwirrt an, als er plötzlich meine Hand in seine nahm und sich mir gegenüber stellte. Die andere Hand platzierte er - wie ein Gentleman - ein Stück über meiner Taille.

"Wir tanzen jetzt", sagte er, vermutlich als Antwort auf meine Verwirrung. Ich nickte nur und versuchte meinen überraschten Gesichtsausdruck in ein Lächeln zu verwandeln, was mir mehr oder weniger gelang. Ich legte meine Hand auf seine Schulter und sein Blick wurde noch intensiver.

"Okay", antwortete ich, da mich die Situation mich etwas überforderte und mir deshalb nicht besseres einfiel.

"Ich führe", fuhr er fort, "du musst einfach nur mitmachen" Dann fing er an zu tanzen. Seine Schritte waren lang und elegant, doch ich konnte ihm leicht folgen. Immer wieder gab er mir leise Hinweise wie "überkreuzt" oder "rechst vorbei" und während ich so gut es ging versuchte meine Füße im Auge zu behalten, was wegen des Ballkleides ganz schön schwierig war, merkte ich wie sein Blick auf mir haftete.

Plötzlich war es, als wäre etwas in meinem Gehirn wieder eingerastet, und ich fand in seinen Rhytmus. Ich wagte es, meinen Blick zu heben, und er lächelte mich an. Die unvermittelte Nähe bewirkte, dass sich eine Gänsehaut über meinen Körper ausbreitete. William roch nach Wald und irgendwie erinnerte er mich an mein Zuhause. Meine Kindheit. Ich fragte mich, woher er kahm. Im Grunde wusste ich nichts über ihn, er war bis jetzt immer so professionell und unpersönlich mir gegenüber gewesen.

"Na geht doch", unterbrach er die stille Musik, zu der wir uns bewegten, gerade als ich ihm meine Frage hatte stellen wollen. "Du bist ein Naturtalent"

Ich räsperte mich, und schüttelte den Kopf, halb um wieder in die Realität zurückzufinden. "Naja, ich hab das vor meinem Abschlussball ja schonmal gelernt"

"Jedenfalls brauchst du wegen des Balls nichtmehr nervös zu sein. Ich kann dir guten Gewissens sagen, dass du überdurchschnittlich gut tanzen kannst", antwortete er grinsend.  Er löste seine warmen Hände von meinem Körper und ich meine von ihm. Dann gingen wir weiter den Gang hinunter, als wäre nichts geschehen.

Nach einer Weile erreichten wir den großen offiziennen Eingangsraum durch eine unauffällige Seitentür. Ein roter Teppich war von der gewaltigen Türe bis zum oberen Ende der Treppe, die sich aus der Mitte des Raumes erhob, auf dem Marmorboden ausgerollt worden. Ich war mir jedoch nicht sicher, ob das auf den Ball zurückzuführen, oder immer der Fall war, schließlich war ich noch nie hier gewesen und hatte immer den Seiteneingang im gelben Flügel benutzt.

Servant of the RoyalsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt