"[...] Der Spiegel der Götter wurde, weit vor der Zeit der Menschen, bereits von den Elfen genutzt. Alljährlich zur Wintersonnenwende pilgerten sie in langen Umzügen zu den großen Seen und beschenkten ihn mit ihren magischen Kräften. Noch heute gehen Wissenschaftler davon aus, dass die Magie des Wassers von diesen ursprünglichen Ritualen kommt."
- (Elfensänger, Bade im westlichen und südlichen Teil des Königreichs. In: Erzählungen der Drachensagen, S. 528)
✥✥✥
„Ich frage noch einmal: Was ist da gerade passiert?" Ich erreichte panische Tonhöhen, während mein Blick hektisch vom verblassenden Schein des Wassers hinüber zu Theenan schoss.
Ich wollte nicht wie Ravn enden. Ich konnte mir kein Leben unter dem Fuß des Königs vorstellen, unfähig mich aus seinem Griff zu befreien und dazu verdammt meine Freunde zu hintergehen und verletzen.
Theenan dagegen wirkte meiner Welt entrückt. Fasziniert starrte er den See an, dessen Licht uns sicherlich an irgendwen im Palastgarten verraten hatte.
„Ich weiß es nicht", murmelte er mehr zu sich selbst, „Aber wir finden bestimmt in der Bibliothek mehr Informationen."
Für einen kurzen Moment rieb er sich weiterhin gedankenverloren das Kinn, dann drangen seine eigenen Worte auch zu ihm durch und rissen ihn grob aus der Starre. Er zuckte so stark zusammen, dass auch ich mich vor ihm erschreckte, ehe er kurzentschlossen meine Hand packte und mich rückwärts durch das Gebüsch zurück auf den befestigten Weg zog.„Was hast du vor?", kämpfte ich gegen peitschende Äste und reißende Zweige an, die sich anschickten, mein Gesicht und meinen Mantel zu verunstalten. Für ihn machten sie Platz, aber mich versuchten sie, mit aller Gewalt von ihm zu trennen.
„Zur Bibliothek!", verkündete Theenan atemlos und schob mich durch das eiserne Tor.
Oh gut, ich hatte bereits befürchtet, wir würden durch den Wald nach Alachar flüchten! Ich hatte nichts gegen einen kleinen Urlaub im Nachbarland, aber wenn die Alternative eine staubige Bibliothek war, würde ich kaum nein sagen.
Von irgendwo hörte ich Schritte. Sie hallten merkwürdig laut durch das Labyrinth, als wären sie nur eine Biegung von uns entfernt. Doch als ich mich umsah, sah ich nichts.
Hier konnte sich hoffentlich niemand unsichtbar machen! Dann würde ich an dieser Stelle kapitulieren. Ich musste mich auf meine Sinne verlassen dürfen. Alles andere war ein ungerechter Kampf.Der Königssohn hatte meine Verwirrung gesehen. Unter seinen Händen wuchsen die Ranken und Äste zurück in die Streben der Pforte, als würde sich der Lauf der Zeit für einen kurzen Moment beschleunigen.
„Sie sind noch weit genug weg. Bis sie hier sind, habe ich dich sicher in den Palast zurückgebracht."Und ohne auf meine Antwort zu warten, griff er neuerlich meine Hand und zog mich in einen anderen Gang hinein, den wir auf unserem Hinweg bestimmt nicht genommen hatten. An der nächsten Weggabelung hielt er für einen kurzen Moment inne und lauschte nach den Verfolgern.
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Jagd der Verfluchten Kinder- Das Elfenkind III
FantasyTeil III der "Verfluchten Kinder"- Reihe. (ABGESCHLOSSEN) Beginn der Geschichte "Jagd der Verfluchten Kinder- Die Rebellentochter" *** Der Blick auf das Schloss war gigantisch. An einem anderen Tag, in einem anderen...