Christmas Special // 3

2.5K 388 144
                                    

✥✥✥

Teil 3

          CAM FAND zuerst seine Stimme wieder. Misstrauisch zog er die Brauen zusammen und musterte den Fremden.
„Wer bist du?"

Ich fand ebenfalls etwas wieder, was jedoch recht wenig mit meiner Stimme gemein hatte.
„Rake?", japste ich in einem hohen Laut, der mir mehrere verwirrte Blicke einbrachte.
Wie konnte das sein?
Unsicher trat ich näher und streckte meine Finger nach ihm aus.

Man musste dabei lobend erwähnen, dass er nicht zurückzuckte, bedachte man, was meine Hände ihm alles schon angetan hatten. Stattdessen breitete er die Arme aus und zog mich in eine feste Umarmung, die ich kaum verdient hatte.
„Ein alter Freund von Lya", sagte er über meine Schulter hinweg, ohne mich sofort loszulassen.

„Und was machst du hier?" Der Schnee knirschte unter Cams Stiefeln, als er abwartend sein Gewicht verlagerte.

Das war tatsächlich eine gute Frage.
Ich machte mich von Rake los und unterzog ihn einer zweiten, eingehenderen Musterung, als ein Knall uns nur kurz vorwarnte, ehe die Druckwelle uns stolpernd zurück in den Schnee schickte.

Um uns herum flackerte die Illusion des Waldes und für einen Herzschlag sah ich, wie diese Halle früher ausgesehen haben mochte. Schnee und Äste schmolzen innerhalb eines Lidschlages zurück zu Eisenstangen und Brettern, ehe sie ihre alte Form wiederfanden.

„Das war weiter entfernt", stellte Cam ein wenig benommen fest, noch nicht gefasst genug, um sich wieder auf die Füße zu rappeln.

Ach wirklich? Ich hatte das Gefühl, sie zündet neben mir eine Kanone! Meine Ohren klingelten leicht und ich wankte beim Versuch, auf meinen Beinen zu stehen.

„Wir sollten uns beeilen", erklärte Lewi, der jetzt zum zweiten Mal den Schnee aus seinen Kleidern klopfte, „Mein Bauchgefühl sagt, dass nur eine Person eine Waldelfe derart wütend macht, sodass sie die Höhle über uns einreißt."

Tyana würde sogar Kaobas in den Wahnsinn treiben.

Umständlich versuchte er, sein Schwert aus seinem Gürtel zu ziehen, doch seiner Linken fehlte es immer noch an Kraft und Geschick. Erst, als er beinahe ein drittes Mal auf dem Hintern landete, erbarmte sich Balthar und zog es für ihn heraus.

„Lewi, lass mich erst deine Hand wiederherstellen." Ich hatte die Kette bereits von meinem Hals gelöst und lief auf ihn zu, doch Lewi hob abwehrend seinen Armstumpf, um mich auf Abstand zu halten.

„Komm mir mit dem Wasser zu nahe, und ich sage Eve, sie soll dich in ein Boka-Kaninchen verwandeln. Wir hatten die Diskussion zur Genüge. Du hast das Wasser nötiger." Seine Augen wurden eine Spur unglücklicher, doch seine Lippen verzogen sich zu einer halsstarrigen Linie.

Bei allen Göttinnen, warum habt ihr ihn so stur erschaffen? War ihm nicht klar, dass keine Verletzung so schlimm würde, wie die Möglichkeit ihn zu verlieren? Oder traute er mir ernsthaft nicht zu, dass ich mich auch ohne Magie verteidigen könnte?
„Du hast selbst gesagt, dass die Waldelfe angepisst ist! Sei nicht so verdammt selbstlos und lass mich helfen!"

Er setzte sein Trotz-Gesicht auf. Lewi hasste es, Hilfe anzunehmen.
„Ganz bestimmt nicht."

Und weil alle anderen diesen Ausdruck inzwischen ebenso gut kannten, schritt Cam ein.
„Der Blutspur nach?"

„Oh bitte nicht", Balthar gab ein überzogenes Würgegeräusch von sich, das Rake von ihm wegtreten ließ. Ansonsten blieb er jedoch erfolglos.

Violette Tröpfchen führten uns quer durch den Wald. Oder zumindest glaubten wir das, denn sobald wir auch nur einen Schritt taten, bewegten sich die Bäume genauso. Sie knarrten und knacksten, raschelten mit ihren spitzen Nadeln und hefteten sich an unsere Fersen.

Jagd der Verfluchten Kinder- Das Elfenkind IIIWo Geschichten leben. Entdecke jetzt