Kapitel 22

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 Eine zuckersüße Recherche 

  


Kagomes Sicht:


Einen kompletten Tagesmarsch hatten wir nun hinter uns gebracht. Als Rin müde wurde, machten wir keine Rast. Sie hatte sich auf den Rücken von Ah Uhn schlafen gelegt. Zwischendurch gab ich ihr einige Früchte, damit sie ihren Hunger stillen konnte. Ich bemerkte, dass ich noch keine Rast benötigte. Ich konnte gut mit Sesshoumaru mithalten und als Nahrung diente mir einfach ein Apfel.
Wieder ein großer Vorteil, den ich durch meine Verwandlung erhalten hatte. Ich wurde nicht so schnell müde und konnte einfach durchlaufen.
Deshalb kamen wir auch schon eineinhalb Tage später am Schloss an. Am Tor angekommen, wurden es sofort geöffnet und auf dem Hof wurden wir schon sehnlichst erwartet.
Tora war der erste der auf mich zugestürmt kam, er schlang seine Arme um meine Hüften und umarmte mich. Ich erwiderte die Begrüßung und löste sie auch schnell wieder, da ich ein leises knurren vernahm.
„Hallo Tora." Ich lächelte meinen ehemaligen Lehrer an und er sah mich auf einmal total erschrocken an. Er packte mich an den Schultern und drehte mich hin und her, als würde er ein Objekt genauestens begutachten. Natürlich waren Yasu, Sumiko und Kouhei auch gleich bei uns.

„Na ihr beiden, willkommen zurück." Begrüßte uns der Lord des Südens.
„Schön das ihr wieder zurück seid." Der Daiyokai des Westens nickte nur und befahl dann den Dienern, die Gemächer bereit zu machen. Ah Uhn wurde wieder zurück in seinen Stall begleitet, Jaken rannte sofort los und prustete los, sie sollten schneller arbeiten. Der kleine, grüne Kappa war wieder in seinem Element. Plötzlich packte mich Tora und zog meine Haare zur Seite.
„Was ist das denn Kagome?" mit seinen Krallen fuhr er meinen silbernen Streifen nach.
Yasu stand neben mir und sah ebenfalls auf meinen Hals.
„Das würde ich auch gern wissen." Sagte Sumiko. Die neben ihrem Mann auch auf meinen Hals starrte. Ich wurde ein wenig rot und sah zur Seite, mir war das unangenehm von allen so angestarrt zu werden. Rin mit ihrem kindlichen Gemüt beantwortete ihre Fragen:
„Sie ist jetzt ein Dämon." Strahlte sie die anderen an, sie fand es nicht schlimm, dass ich eine Yokai war. Im Gegenteil, es gefiel ihr sogar. Danach verabschiedete sie sich und ging von uns weg.
Tora nahm seine Hand von mir und fragte: „Was soll das heißen?" Ich seufzte innerlich verzweifelt auf, wenn ich das wüsste, dachte ich. Auf einmal fiel mir ein, dass ich ihnen vor unserer Abreise gar nicht erzählt hatte, dass ich Ryu sein Youki entzogen und ihn damit menschlich machte.
„Also...ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll." Schüchtern kratzte ich mich am Kopf.
Yasu ergriff aber das Wort: „Lasst uns rein gehen, dann kannst du uns alles erzählen." Wir stimmten ihm zu und folgten danach Sesshoumaru ins Schloss. Er führte uns in den Besprechungsraum, ich setzte mich auf einen Stuhl und Tora nahm rechts neben mir Platz. Der Lord des Westens setzte sich auf den Stuhl, an meiner linke Seite. Yasu und Sumiko saßen uns gegenüber.
„So jetzt erzählt mal." Forderte uns der Lord des Südens auf. Ich holte einmal tief Luft und wollte gerade beginnen zu berichten, als mich ein lauter Schrei unterbrach. Alle schauten verwundert zur Lady des Südens und konnten erkennen, dass Kouhei über etwas meckerte. Verwundert schaute ich seine Mutter an, diese kicherte nur und stand auf. Sie ging um den Tisch herum und reichte mir ihren Sohn.
„Er muss wohl gerochen haben, dass du wieder da bist." Sagte sie lächelnd. Ich staunte etwas, nahm den kleinen aber entgegen und als er in meinem Armen lag, gab er sofort Ruhe. Er schnappte sich eine silberne Locke meiner Haare und spielte damit herum. Süßer Kerl, dachte ich nur. Danach sah ich wieder auf und nun konnte ich endlich erzählen was passiert war.

„Damals, als ich das Schloss kurz verlies, weil ich mich mit Sesshoumaru gestritten hatte...", kurz machte ich Pause, „da wurde ich von einem der Drachen angegriffen. Es war Ryu, mit dem Gift. Ich war noch so gereizt und wütend durch den Streit, dass ich ihm irgendwie ohne nachzudenken, sein Youki entriss und in mir aufnahm. Das hatte die Folge, dass Ryu auf einmal ein Mensch wurde und ich konnte das Youki nach Belieben einsetzen. Es blieb in meinem Körper." Yasu schaute mich mit offenem Mund an. Sumiko schluckte und Tora bekam große Augen. Ich achtete nicht weiter darauf und sprach weiter: „Wir sind dann im Dorf meiner alten Freunde angekommen. Wir machten dort einige Tage rast, da uns die Drachen erneut angriffen. Leider verletzten sie mich dabei schwer, da es ein Hinterhalt war. Aber das ist jetzt nur eine Nebensache. Ihr müsst wissen, mein ehemaliger Freund und Weggefährte, Inuyasha, hatte eine große Liebe. Kikyou, die ehemalige Shikon Miko, deren Wiedergeburt ich bin. Kikyou wandelte nur noch als lebende Tote durch die Welt und hatte einen Körper aus Ton und Graberde. Durch die Seelen der Toten konnte sie sich bewegen. Ich habe mich nie gut mit ihr verstanden, dass hatte aber andere Gründe...", kurz wurde ich rot und Sesshoumaru knurrte erneut unzufrieden, „... auf jeden Fall wollte ich unbedingt Frieden mit ihr schließen und somit habe ich ihr, ihr Leben wieder geschenkt." Die Augen von Tora wurden noch größer und Yasu sah mich etwas komisch an. Sumiko war den Tränen nahe.
„Wie hast du das gemacht?" fragte mich Yasu.
„Ich habe ihr einen Teil ihrer alten Seele gegeben und meine menschliche Energie. Am nächsten Tag bemerkte ich, dass sich mein Körper veränderte. Ich konnte Dinge hören und riechen, die mir vorher verwehrt wurden. Plötzlich sprach mein Biest mit mir und erklärte die Situation. Ich bin jetzt mehr Dämon als Mensch, da das Youki von Ryu überwiegt. Es nannte mich eine Dämonenmiko. Als ich Sesshoumaru davon erzählte, wollte er wieder zurück, damit wir nach Informationen suchen können." Danach war es für eine lange Zeit still. Niemand sagt etwas, bis Sesshoumaru die Stille unterbrach.
„In gefährlichen Situationen hatte sie sich schon vorher in einen Dämon verwandelt. Mit roten Augen und kurz vor einer Explosion. Sie wollte nur noch tote sehen. Doch durch ein hartes Training, hat sie es jetzt aber unter Kontrolle. Sie benutzte das Youki nur im Kampf." Ich nickte und bestätigte somit seine Aussage. Alle drei Dämonen schauten mich immer noch geschockt an. Langsam wurde ich wieder nervös. Endlich, nach einer gefühlten Ewigkeit, ergriff Yasu das Wort:
„Das ist...unglaublich!" flüsterte er, für Menschen wohl unverständlich. Ich nickte erneut und antwortete: „Ich weiß."
„Du konntest mich hören?" fragte Yasu nach, ich legte meinen Kopf schief und lächelte ihn an.„Natürlich." Erwiderte ich leise.
„Ich weiß nicht recht, was ich sagen soll." Sagte er daraufhin erstaunt. „Ich habe davon noch nie gehört. Dabei lebe ich schon fast 900 Jahre." Sprach er weiter.
„Ich auch nicht." Meinte Tora. Ich schaute auf die Tischplatte und prägte mir das Muster vom Holz ein. Ich wusste nicht, was ich darauf sagen sollte. Yasu, Tora und Sesshoumaru diskutierten weiter doch irgendwie blendete ich ihr Gespräch komplett aus. Ich bemerkte nicht einmal, dass Tora mich an stupste. Die ganzen Ereignisse der letzten Tage gingen mir durch den Kopf und ich fragte mich langsam, warum gerade mir das geschah. Konnte ich nicht einfach ein normales und glückliches Leben führen? Musste ich verfolgt werden, fragte ich mich weiter? So versank ich in meine Gedanken und wurde richtig traurig.

//Sei froh, so wird dir nie langweilig.// mein Biest überrumpelte mich etwas, ich zuckte kurz zusammen.

//Nicht so schreckhaft.// Ein kurzes auf knurren sollte mein Biest ruhig stellen. Ich wollte nicht, dass es mich gerade in meinen Gedanken unterbrach. Natürlich bemerkte ich die verwunderten Blicke von den anderen Anwesenden nicht.

//Doch, einer muss dich ja aus deinem Selbstmitleid heraus holen.// Selbstmitleid? Hatte ich das? Ich war mir nicht sicher.

//Du solltest aufhören dir immer Gedanken darüber zu machen: Was wäre wenn...// Und wenn schon, mein Leben würde sich jetzt komplett änder.

//Warum sollte es sich ändern? Du bist eigentlich wie vorher, nur das du bessere Sinne besitzt.// erneut knurrte ich mein Biest an.

//Ist doch so. Denk mal drüber nach und hör auf die deprimierte zu spielen. So schlecht ist es doch nicht und es erhöht unsere Chancen, Sesshoumarus Herz zu gewinnen.// Nun riss ich meine Augen auf, was war das? Woher wusste es...?

//Ich weiß alles von dir, Dummerchen. Ich bin auch mit deiner Wahl einverstanden, er ist ein guter Gefährte für dich.// Augenblicklich fingen meine Wangen an zu glühen und ich schaute schüchtern auf Kouhei. Eigentlich hatte mein Biest Recht, ich war nicht der Typ, der sich still in eine Ecke verkroch.

//Richtig. Weiter so. Ich verabschiede mich mal wieder.// Ich nickte und war wieder in Gedanken versunken. Irgendwann aber weckte mich Sesshoumaru aus meiner Trance.

„Miko." Ich schaute auf und sah die anderen an. Tora war amüsiert und Sumiko kicherte leise.
Auf einmal vernahm ich Toras Stimme nah an meinem Ohr.
„An was hast du denn gerade gedacht, dass du so rot wurdest, meine Liebe?" Ich zuckte zusammen und wich zur Seite, damit Tora mir nicht so nahe war. Leider aber vergaß ich den Daiyokai des Westens dabei und somit rutschte ich sehr nah zu ihm. Mein Lehrer verzog das Gesicht, ehe er fragte:„Ist das dein Ernst? Du rutscht von mir Weg, um mit dem Lord zu kuscheln?" seine Stimme klang belustigt und ich konnte auch das Lachen von Yasu hören. Ich drehte meinen Kopf nach hinten und sah, dass Sesshoumarus Gesicht direkt hinter mir war. Er sah mir nur in die Augen und ich wurde erneut rot. Mein Herz hämmerte schnell gegen meine Brust und ich wich wieder zurück. Beschämt senkte ich meinen Blick und versuchte mich mit Kouhei etwas abzulenken.
Das Gelächter der anderen ignorierte ich dabei.
„Im Ernst Kagome, warum hast du geknurrt?" immer noch lachend fragte mich Yasu das.
Ich strafte ihn mit einem bösen Blick, beantwortete aber seine Frage:„Ich habe mit meinem Biest gesprochen." Sagte ich kurz und knapp.
„Und? Warum wurdest du rot? Hat es dir einen Vorschlag für deinen zukünftigen Gefährten gemacht?" Geschockt riss ich meinen Kopf hoch und bekam große Augen. Toras Frage ertappte mich natürlich und das sahen die anderen. Das Lachen wurde lauter, nur Sesshoumaru blieb ruhig. Leider konnte ich sehen, dass auch seine Mundwinkel nach oben gingen. Beleidigt stand ich auf, ich wollte etwas Ruhe. Ich gab Kouhei wieder zurück zu seiner Mutter und verließ diese albernen Idioten.

Ich ging zu meinem Lieblingsplatz, die Bank unter einem Kirschblütenbaum, direkt am See.
Ich setzte mich an den Rand des Wassers und ließ meine Beine hinein baumeln. Ein lauter und verzweifelter Seufzer verließ meine Lippen. Eigentlich war meine Liebe zu Sesshoumaru total hoffnungslos. Er hatte mich zwar schon geküsst, doch das war Situationsgebunden. Nicht wegen irgendwelchen Gefühlen. Er knurrte zwar immer herum, war eifersüchtig, doch ich glaubte nicht, dass sich dahinter tiefere Gefühle versteckten. Wieder eine unerwiderte Liebe, dachte ich. Dabei verdrängte ich die anderen Situationen, wie z.B. als er mich in Kaedes Hütte küssen wollte. Ich gab mich gerade meinen traurigen Gedanken hin als mich eine tiefere Stimme rief.
„Miko." Erneut zuckte ich zusammen. Ich drehte mich um und erkannte, dass der Daiyokai hinter mir stand.
„Warum bist du so schnell gegangen?" Ich zuckte nur mit den Schultern.
„Ich möchte nicht darüber reden, Sesshoumaru." Antworte ich leise.
„Gut. Komm aber mit, ich zeige dir die Bibliothek." Stimmt ja, dachte ich. Wir sollten ja recherchieren, dass hatte ich komplett vergessen. Sofort stand ich auf und folgte dem Lord. Zu meiner Überraschung gingen wir weder in den West- noch in den Ostflügel. Er steuerte auf den Burgturm zu. Er ging hinein und eine lange Treppe verlief hinauf. Sesshoumaru fing an hoch zu laufen und ich folgte ihm. Links und rechts waren einzelne Fackeln an der Wand aufgehangen, um genügend Licht zu spenden. Nach gefühlten zehntausend Treppenstufen kamen wir vor einer Tür zum stehen. Wäre ich noch ein Mensch gewesen, hätten mich diese Stufen bestimmt umgebracht. Mit hochgezogenen Augenbrauen und Falten in der Stirn schaute ich wieder hinunter. Zum Glück war ich kein Mensch mehr, dachte ich. Zum ersten Mal war ich dankbar dafür. Sesshoumaru hingegen war schon in den Raum gegangen und sah mich abwartend an. Ich ging ebenfalls hinein und staunte nicht schlecht. Es war auf der Spitze des Turms und durch kleine Fenster konnte man hinunter sehen. Von hier aus, hatte man einen guten Überblick über den Hof und dem Westflügel. Der komplette Raum war voller Regale, die bis an die Decke gingen. So viele Bücher hatte ich noch nie auf einmal gesehen. Mitten im Raum stand ein Tisch, mit einer Kerze darauf. Rund darum waren viele Kissen verteilt, die wohl als Sitzgelegenheit dienten. Zwischen den Regalen konnte man erneut einige Fackeln entdecken, damit man etwas sehen konnte. In der rechten Ecke war ein kleiner Kamin, davor wurden auch Kissen verteilt. Ein gemütlicher und großer Raum. Ich fühlte mich hier sofort Wohl. Sesshoumaru nahm eine Fackel von der Wand und schaute mich an.„Hier dürfen nur ich und ausgewählte Leute herein." Ich nickte ihm zu und fühlte mich geehrt, dass ich diesen Raum auch betreten durfte. Ich ging langsam durch den Raum und schaute mir die Bücher an. Der Daiyokai reichte mir irgendwann einige dicke und alte Niederschriften und ich setzte mich in den Kissenhaufen, um den Tisch. Der Lord warf ein wenig Holz in den Kamin und entzündete das Feuer. Danach setzte er sich zu mir und wir fingen an zu suchen. Sehr lange war nichts anderes zu hören, als das knistern des Feuers, unsere Atemzüge und unsere Herzschläge. Es beruhigte mich sehr, ich genoss diese Zweisamkeit.

So vergingen die nächsten Tage wie im Flug, doch etwas wirklich gefunden hatten wir leider nicht.
Zwischendurch legte ich mich schlafen und Sesshoumaru bestellte uns etwas zu essen in die Bibliothek. Insgesamt fünf lange Tage und Nächte suchten wir wie verrückt. Der kalte Steinboden war bedeckt mit den alten Schriftrollen und die Verzweiflung machte sich langsam in mir breit. Würden wir überhaupt etwas finden? Ein lauter Seufzer meinerseits erweckte die Aufmerksamkeit von Sesshoumaru.„Miko." Damit schaute ich zu ihm.
„Wir werden eine Pause machen." Befahl er regelrecht. Ich wunderte mich darüber, stand jedoch auf. Ich verabschiedete mich erst einmal von ihm und machte mich auf den Weg in mein Gemach. Ich hatte wieder mein altes Zimmer bekommen, direkt in der Nähe vom Lord und Rin. Ich schnappte mir einen frischen, violetten Kimono und ging ins Badezimmer. Yuki war schon so lieb und hatte heißes Wasser für mich vorbereitet. Schnell schlüpfte ich aus meiner Kleidung hinaus und rannte förmlich ins Wasser. Ich lehnte mich gegen den Rand der Wanne und schloss die Augen. Das Bad entspannte meine Muskeln und ich genoss es in vollen Zügen. Doch nach einigen Minuten kamen meine Gedanken wieder zurück, ich fing wieder an, nervös zu werden. Würden wir Informationen finden? Ich wollte es unbedingt. Ich musste wissen, was genau ich war. Ich wollte wissen, ob so ein Lebewesen schon ein Mal lebte. Ich musste Gewissheit haben. Ich war ein Dämon, ohne jeden Zweifel. Doch zu welcher Rasse gehörte ich? Zu den Inus? All die Fragen spuckten in meinen Gedanken umher. Irgendwann klopfte es an der Tür und Yuki bat mich zum essen.

Ich stieg aus der Wanne und zog mich an. Danach machte ich mich auf dem Weg zum Speisesaal. Alle waren versammelt und fragten mich, ob wir etwas gefunden hätten. Traurig verneinte ich es und verabschiedete mich nach dem Essen von allen. Ich wollte etwas Ruhe und an die frische Luft. Natürlich zog es mich zu meinem Lieblingsplatz, auf meine Bank.
Ich setzte mich hin und langsam wurde es dunkel. Mich störte es nicht, ich fühlte mich auch nicht müde oder ähnliches. Ich war einfach nur etwas traurig, da wir noch keinen Fortschritt gemacht hatten. Ein bitteres Lächeln schlich sich auf mein Gesicht, meine Mutter meinte schon immer, dass ich in solchen Sachen wahnsinnig ungeduldig war. Wenn ich mir etwas in den Kopf gesetzt hatte, wollte ich die Sache so schnell wie möglich abschließen. Mit traurigen Augen blickte ich auf den See und dieser leuchtete beruhigend in den Farben der Nacht. Eine einzelne Träne bahnte sich den Weg nach draußen und lief an meiner Wange herab. Ich wischte sie weg und versuchte meine Gefühle wieder in den Griff zu bekommen. Verdammte Gefühle, dachte ich.

Plötzlich roch ich den Daiyokai und wunderte mich, was er hier suchte. Es dauerte auch nicht lange und schon stand er neben mir, sein Blick war auch auf den See gerichtet.
„Du suchst mich heute aber oft." Sagte ich leise. „Hn." Kam nur von ihm. Danach setzte er sich neben mich hin und schaute mich an. Ich erwiderte seinen Blick.
„Was bewegt dich so sehr, Miko?" erneut fiel eine Träne über meine Wangen, die von Sesshoumarus Finger aufgefangen wurde.
„Ich...weiß nicht so recht...", druckste ich herum, „ich bin irgendwie traurig, die Hoffnung verlässt mich." Meine Stimme war nicht mehr als ein flüstern. Ich schaute hinunter auf den Boden und einige Strähnen meiner Haare fielen nach vorn, verdeckten mein Gesicht. Ich verfluchte mich selbst, dafür dass ich meine eigene Gefühle nicht verstand. Ich wusste einfach nicht, was mich genau so traurig machte. Ich konnte es mir einfach nicht erklären. Ich wollte am liebsten nur noch weinen. Weitere Tränen kamen, die ich mir selbst weg wischte. Auf einmal spürte ich aber, dass Sesshoumaru meine Haare, die nach vorn gefallen waren, hinter mein Ohr strich. Danach nahm er mein Kinn in seine Hände und drehte meinen Kopf zu sich. Seine Stimme danach klang sanft und war voller Wärme:„Rede mit mir, Kagome." Meine Augen wurden groß, sofort war mein Puls auf hundertachtzig, meine Wangen verfärbten sich rot und mein Atem kam keuchend heraus. Hatte mich Sesshoumaru gerade beim Namen genannt? Kein Miko oder sonstiges? Mein Herz beruhigte sich nicht und mir war klar, dass der Daiyokai das auch hören konnte. Doch was war das? Zum zweiten Mal heute, war ich für mein neues und gutes Gehör mehr als dankbar. Ich konnte auch sein Herz hören, es schlug genauso schnell wie meins.

„Ich...", mehr brachte ich nicht heraus, denn die Tränen brachen den Damm. Sie fielen und fielen. Ich konnte es nicht aufhalten. Irgendwo schämte ich mich dafür, ich musste doch vor dem Lord wahnsinnig schwach wirken. Doch dieser reagierte ganz anders als gedacht.„Du trauerst um deine Menschlichkeit." Stellte er fest. Tat ich das? Ich sah ihn verwundert und unsicher an, er jedoch schenkte mir ein kleines Lächeln. „Lass es raus, das wird dir gut tun." Flüsterte er mir zu. Sein Geruch kam zu mir und ich zog die Luft tief ein. Ich liebte seinen Geruch nach Wald und wilden Wiesenblumen. Natürlich weinte ich mich nach seinen Worten richtig aus und musste ihm Recht geben, ich war traurig, seit dem ich wusste, dass ich meine Menschlichkeit verloren hatte. Trauerte ich darum? Anscheinend schon. Ich ließ mich in seine Arme fallen und er drückte mich sanft an seine starke Brust. Zum Glück trug er keine Rüstung, sondern nur seinen normalen Kimono. Er strich mir durch die Haare und ich konnte hören, wie er meinen Geruch aufnahm. Anscheinend ging es ihm ähnlich wie mir.

Nach einer kleinen Weile beruhigte ich mich und rückte etwas von ihm weg. Mit verweinten Augen schaute ich in sein Gesicht. Es war immer noch voller Wärme und sein Blick war liebevoll auf mich gerichtet. Ich lächelte ihn zaghaft an und sagte: „Vielen Dank, Sesshoumaru." Aus einem Impuls heraus hob ich meine rechte Hand und strich ihm sanft über seine Wange. Als ich realisierte, was ich hier tat, erschrak ich und wollte meine Hand weg ziehen, doch der Lord hielt sie fest. Er drückte sie mehr auf seine Haut und schloss die Augen. Ich lächelte ihn sanft an und fing an, meinen Daumen langsam hin und her zu bewegen. Ein genießerisches Knurren kam von ihm und ich war mir sicher, dass es zufrieden klang. Plötzlich öffnete er seine goldenen Seelenspiegel und sah tief in meine. Dadurch bekam ich gar nicht richtig mir, dass unsere Gesichter sich immer näher kamen. Zu verträumt war ich und versank immer tiefer in den goldenen See. Ich hatte das Gefühl, tief in die Seele des Daiyokais zu blicken. Er ließ im Moment so viel Gefühl zu, dass es mir Angst machte, vielleicht zu träumen. Als ich aber seine warmen und weichen Lippen auf meinen spürte, wurde mir schlagartig bewusst, dass ich nicht träumte. Das hier war die Realität. Sesshoumaru küsste mich. Hier und jetzt! Der ganze Ärger schmolz regelrecht dahin und die Schmetterlinge in meinem Bauch machten tausende Loopings hintereinander. Ich spürte nur noch ihn und mein Verlangen, dass er damit niemals aufhören sollte. Seine Zunge streifte sanft über meine Lippen und er bat somit um Einlass. Natürlich öffnete ich meinen Mund und als sich unsere Zungen berührten wurde ich regelrecht zu Wachs in seinen Händen. Sesshoumaru schlang seine Arme um meine Taille und zog mich näher zu ihm. Automatisch schlang ich meine um seinen Nacken und stöhnte leise in den Kuss hinein. Leidenschaftlich tanzten unsere Zungen miteinander und ein wahnsinniges heißes Gefühl machte sich in mir breit. Noch lange saßen wir so da, und ich genoss es in vollen Zügen. Die Zeit stand für mich in diesem Moment still und ich nahm nichts mehr wahr. Für mich zählten nur noch Sesshoumaru und seine heißen Lippen auf meinen. Doch leider lösten wir uns irgendwann voneinander, wir schauten uns erneut tief in die Augen und kamen uns wieder näher, doch dieses Mal wurden wir leider unterbrochen. Als ich die krächzende Stimme des Kappas vernahm, wurde ich so wütend, wütend wie noch nie. Ein gefährliches und böses Knurren kam vom Daiyokai und er sah nach hinten. Dort kam Jaken angerannt und er war völlig aus der Puste.

„Verzeiht MyLord. Doch ... es gibt Probleme." Der kleine Diener schmiss sich vor seinem Meister in den Dreck. „Wir bekommen morgen hohen Besuch." Sesshoumaru ließ mich los, um aufzustehen. Die plötzliche Kälte fühlte sich grausam an, zu gern hätte ich ihn wieder an mich gedrückt.
„Sprich weiter." Düster und drohend war seine Stimme. „Eure Mutter wird morgen eintreffen, Sesshoumaru-sama."

Ich erstarrte und konnte nur noch ein lautes wirklich bösartiges Knurren hören.

Seine Mutter? Oh oh, dachte ich nur noch.  

   

Schicksalhafte EntscheidungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt