Kapitel 42

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  Die Festung Teil 1 


  Kagomes Sicht:

Nun waren wir schon eine Woche unterwegs, seit dem letzten Kampf gegen die Drachen. Sesshoumaru und Yasu waren ganz vorn, an der Spitze, dahinter folgte ihnen Miroku mit Kirara. Dicht hinter dem Mönch liefen Sango und ich den Waldweg entlang. Kikyou und Inuyasha bildeten den Schluss unserer Reisegruppe. Der Hanyou war sehr darauf bedacht, so viel Distanz zwischen ihm und seinem Halbbruder zu bringen, wie nur irgendwie möglich war. Seufzend legte ich meinen Kopf in den Nacken und schaute hinauf, in den Himmel. Die grauen Wolken ließen den Tag dunkel und trist wirken, obwohl es erst gegen Mittag war. Man konnte denken, dass jeden Moment die Nacht eintreten würde. Leider aber ließ die dicke Wolkenschicht schon seit einigen Tagen keine Sonnenstrahlen mehr hindurch, was die Temperaturen stark sinken ließ. Meine Nase verriet mir auch, dass es nicht mehr lange brauchen würde, bis der erste Schnee kam. Unser Nachtlager schlugen wir anhand der Minusgrade immer in einer geeigneten Höhle auf, damit die Menschen unter uns besser schlafen konnten. Hier im Mittelalter war der Winter hart und eiskalt. Diese Jahreszeit konnte man nicht mit der aus meiner Heimat vergleichen. Erneut seufzte ich laut auf und blickte nun geradeaus, direkt auf die Rücken der drei Herren, vor uns.

„Alles okay Kagome?", fragte mich Sango und ihr Atem gefror sofort.
„Ja, alles gut", antwortete ich schlicht und sah in das Gesicht meiner besten Freundin. Ich freute mich unheimlich, da sie sich wieder erholt hatte. Ihre Haut war wieder normal und nicht mehr so blass. Ihre Wangen waren durch die Kälte etwas gerötet, genauso wie ihre kleine Nase. Ihr Lächeln und der starke Herzschlag in ihrer Brust verrieten mir, dass es ihr gut ging und sie am Leben war. Niemals würde ich diesen Tag vergessen, an dem ich dachte, meine weibliche bessere Hälfte für immer verloren zu haben. Egal wie sehr ich es versuchte zu verdrängen, die schrecklichen Bilder suchten mich in der Nacht immer noch auf und verweigerten mir somit einen ruhigen und erholsamen Schlaf. Nur Sesshoumaru hatte ich es zu verdanken, dass ich einigermaßen ruhen konnte. Immer wenn ich einen Alptraum bekam, nahm er mich fest in seine Arme und beruhigte mich, bis ich wieder die Augen schließen konnte. Ein kleines Lächeln schlich sich auf meine Lippen, als ich an den Tag zurück dachte, an dem Sango uns ansprach:

¸.•' ♥

Erschöpft öffnete ich meine Augen und es dauerte einen langen Augenblick, bis ich den restlichen Schlaf weg blinzelte. Ich bemerkte, dass meine Muskeln komplett versteift waren, somit streckte ich meinen Rücken durch und spürte, dass ich auf etwas weichem lag. Ohne zu zögern kuschelte ich mich in den weichen Stoff ein, bis sich zwei starke Arme um meinen Bauch legten, die mich sanft aber bestimmend an den Körper meines Gefährten drückten.Genüsslich schloss ich meine Augen und seufzte zufrieden auf. „Gut geschlafen?", flüsterte mir Sesshoumaru ins Ohr, sein Atem in meinem Nacken bescherte mir eine angenehme Gänsehaut und ich begann seine Arme mit meinen Fingern zu streicheln. „Schlaf würde ich das nicht unbedingt nennen", antwortete ich frech und als Gegenreaktion erhielt ich natürlich, wie sollte es auch anders sein, ein Knurren. Wenn ich daran dachte, was wir die ganze Nacht über getrieben hatten, wurde ich rot um die Nase. Sesshoumaru schien es bemerkt zu haben und ich spürte regelrecht das Grinsen auf seinen Lippen, als er meinen Hals liebkostete. Kurz vergrub er seine Nase in meinem Haar, zog tief die Luft ein und im nächsten Moment machte er sich wieder daran, meinen Nacken mit sanften Küssen zu verwöhnen. Ein leises Keuchen verließ meinen Mund und ich begann, mich ihm entgegen zu strecken. Langsam wurde ich ungeduldig und drehte mich halb zu ihm um. Der goldene See seiner wunderschönen Augen nahmen mich sofort gefangen und so schnell konnte ich gar nicht reagieren, da versiegelte er meine Lippen mit seinen eigenen. Ich erwiderte natürlich den Kuss und schloss meine Augen, genoss diese wahnsinnig, schöne Nähe meines Gefährten. Seit er mir letzte Nacht diese Worte sagte, nahmen keine Zweifel mehr Besitz von meinen Gedanken. Ich war im Moment so glücklich, dass ich es nicht in Worte fassen konnte.



Fordernd und Leidenschaftlich tanzte meine Zunge mit seiner und dadurch konnte ich mir nun auch ein Stöhnen nicht mehr verkneifen. Eigentlich sollte ich nach dieser Nacht genug haben, doch ich war regelrecht süchtig nach diesem Mann. Es war zum verrückt werden, wäre ich noch ein Mensch, wäre ich bestimmt schon wund, doch das ich nicht aufhören musste, war ein verdammt guter Vorteil eines Dämons. Gerade bemerkte ich, wie sich etwas in seiner Hose verhärtete und das erregte mich noch etwas mehr. Langsam fuhr ich mit meiner Hand hinunter an den Knoten, der seine Hose an Ort und Stelle hielt. Ich wollte unbedingt die Spannung lösen und mein Kribbeln an einer bestimmten Stelle nahm augenblicklich zu. Als ich mich keuchend von ihm löste, schaute ich ihn verträumt in die Augen, leckte kurz mit meiner Zunge über meine Lippen, was ihn erregt auf knurren ließ. Meine Hand war mittlerweite an seinem Ziel angekommen, wir beide konnten es kaum noch erwarten...



„Kagome-sama, Sesshoumaru-sama", schrie Miroku herum und ich wurde sofort sauer. Was musste uns dieser Mönch jetzt auch stören? „Ich bring ihn um", drohte Sesshoumaru und ich sah ihn böse an. „Das wirst du schön bleiben lassen", mit einem kurzen Kuss löste ich mich voll von ihm und richtete meine Kleidung. „Sango möchte mit euch sprechen", berichtete Miroku und ich stöhnte genervt auf. Ein kurzer Blick zum Daiyoukai verriet mir, dass er ihn am Leben lassen würde und ich schüttelte innerlich nur mit dem Kopf. Er war schon irgendwie...süß. Schnell sprang ich vom Ast, auf dem wir die Nacht verbracht hatten und landete direkt vor Miroku, auf dem Boden. Ich zog meine Augenbrauen in die Höhe und sah meinen Gegenüber fragend an.
„Hab ich euch etwa bei etwas angenehmen gestört?", fragte er leicht amüsiert und ich verdrehte genervt die Augen. „Nein", stellte ich sofort klar doch der Mönch lachte nur kurz auf.
„Verzeiht, das wollte ich nicht", entschuldigte er sich doch mit war sofort klar, dass dies nicht ernst gemeint war. „Was willst du?", gereizt fragte ich ihn nun direkt und auf einmal wurde sein Gesichtsausdruck ernst.
„Sango möchte mit dir und dem Lord sprechen", ich nickte und schaute nach oben zu Sesshoumaru. Musste ich ihn fragen oder kam er freiwillig herunter? Meine Frage wurde mir sofort beantwortet, als mein Gatte neben mir lautlos auf dem Boden landete. Ich lächelte ihn an, während seine Maske wie immer, kalt und emotionslos, war. Gemeinsam gingen wir drei in die Höhle, wo Sango auf uns wartete.


Sie kniete auf dem Boden, direkt neben dem Lagerfeuer. Kikyou war dicht hinter ihr und bereitete gerade das Essen vor. Als Sango uns sah, lächelte sie und ich schaute mir ihr Gesicht etwas genauer an. Sie war immer noch wahnsinnig blass im Gesicht, wie ein Geist, ihr Herzschlag war ruhig, doch nicht so stark, wie ich ihn kannte. Ihre kleinen Hände zitterten und irgendwie gefiel mir ihr Anblick ganz und gar nicht. Ich blieb vor meiner Freundin stehen und setzte mich ihr gegenüber.

„Du wolltest mit uns sprechen?", fragte ich und sie nickte als Antwort. „Ja", bestätigte sie nochmals und sah uns danach abwechselnd ins Gesicht. Plötzlich verbeugte sie sich tief, wobei ihre Nase fast den kalten Höhlenboden berührte. Sofort wollte ich sie wieder hoch ziehen, doch sie wehrte sich dagegen. „Ich danke euch", kurz hielt sie inne, „Nicht nur dir Kagome, mein größter Dank geht an Euch Sesshoumaru-sama. Ihr habt mir mein Leben mit dem mächtigen Schwert Tensaiga geschenkt und mich aus dem Reich der Toten befreit und mich wieder zurück geholt", nach diesen Worten von ihr, wurde es schnell warm um mein Herz. Gerührt platzierte ich meine Hand auf die Brust. Nun war ich aber gespannt, wie würde Sesshoumaru darauf reagieren?


Der Daiyoukai zog mich blitzschnell auf die Beine und ich sah ihn geschockt darüber an. Er fixierte Sango mit seinen Augen, was war denn nun los?

„Steh auf Mensch", befahl der Lord des Westens und Sango gehorchte. Sie kniete nun wieder normal auf dem Boden und setzte sich dabei auf ihre Beine. Gespannt sah sie zu uns und auch ich war neugierig, was hatte Sesshoumaru nun vor? Ich bemerkte erst jetzt, dass sich die anderen um uns versammelt hatten, selbst Inuyasha stand etwas abseits aber schaute skeptisch in unsere Richtung. „Versteh' mich nicht falsch, Jägerin. Ich habe das nur für Kagome gemacht.", stellte er fest. Sesshoumaru nannte mich bei meinem Namen? Vor allen? Verwundert beobachtete ich, wie mein Gefährte den wohl längsten Satz, in seinem Leben, zu einem Menschen sagte. Er zog seine Augen zu Schlitzen zusammen und ich hätte schwören können, dass er kurz zu Inuyasha herüber sah.

„Mir ist es wichtig, dass meine Gefährtin glücklich ist. Du gehörst wohl dazu, du hast einen wichtigen Platz in ihrem Herzen. Wenn sie durch deinen Tod, ihr Herz verliert, nimmt sie mich mit in den Abgrund", erklärte er ruhig und dabei ließ er sogar seine kalte Maske fallen. Seine Stimme klang sanft und nicht kalt. Sango's Augen weiteten sich und auch Kikyou hinter hier, hielt sich die Hände vor dem Mund. Miroku ließ seine Schüssel fallen, die er sich gerade genommen hatte, um ein wenig Suppe zu essen. Der gesamte Inhalt der Schale verteilte sich auf dem Boden. Yasu grinste zufrieden und war anscheinend Stolz auf seinen Freund und Inuyasha...



Der stand am Eingang der Höhle und sah völlig fassungslos zu uns. Sein Mund stand offen und seine Hundeohren wackelten die ganze Zeit hin und her. Damit hatte wohl niemand gerechnet, ok, ich musste zugeben, ich war genauso überrascht wie die anderen. Seine Liebe so offen zu gestehen, passte eigentlich ganz und gar nicht zum Lord des Westens aber mir ging ein bestimmter Gedanke nicht aus dem Kopf. Hatte er mein Gespräch mit Inuyasha vielleicht mitbekommen? Wollte er so, seinem Bruder eins auswischen? Ach egal, dachte ich nur. Ich beschloss im nächsten Moment alle Sorgen über Bord zu werfen und schlang meine Arme um den Nacken von Sesshoumaru. Er schaute mich zuerst misstrauisch an aber ich ignorierte seinen Blick. Schnell und liebevoll drückte ich meine Lippen auf seine und verwickelte ihn somit in einen langen innigen Kuss. Als wir uns nach einer kurzen Zeit voneinander lösten, formte ich mit meinen Lippen ein stummes ‚Danke', was er sofort verstand und mich hochhob. So schnell konnte ich gar nicht gucken, da fand ich mich wieder auf unserem Baum wieder. Gierig trafen unsere Gesichter erneut aufeinander und wir machten dort weiter, wo wir vorhin unterbrochen wurden.


¸.•' ♥

„An was hast du gerade gedacht?", Sangos Stimme riss mich aus meinen Erinnerungen. Fragend sah ich sie an „Hä?", sie grinste mich fies an. „Dein Gesicht ist knallig rot", stellte sie fest und ich verfluchte mich dafür. „Ähm...", ich suchte nach einer passenden Ausrede, doch mir fiel einfach nichts ein. „Schon okay, ich kann dich verstehen", beruhigte sie mich aber ihr Grinsen blieb. „Schaut mal", Yasu's Stimme zog unsere Aufmerksamkeit auf sich. Gleichzeitig schauten wir nach vorn und erblickten eine riesige Festung, hinter dem kleinen Berg. Als Inuyasha und Kikyou bei uns ankamen, blieben wir alle stehen und begutachteten das große Gebäude. Es war wirklich ziemlich wuchtig, jedoch nicht so riesig wie das Schloss vom Westen. Es hatte drei Türme, die mit einigen Etagen an Gänge verbunden waren. Vom mittleren Turm ging ein Gang zum Haupthaus, was vielleicht etwas mit dem östlichen Gästeflügel von Sesshoumarus Schloss zu vergleichen war. Neben dem Haupthaus waren noch andere, doch diese lagen in Trümmern. Eigentlich war nicht mehr viel von der rechten Hälfte übrig, was schade war. An sich konnte man daraus bestimmt ein schönes Heim errichten. „Was soll damit sein?", fragte Inuyasha sichtlich genervt, dass wir hier herum standen. Sesshoumaru schnaubte verächtlich die Luft aus und Yasu sah den Halbbruder von seinem Freund an. „Hier könnten die Drachen sich verstecken", erklärte er und ich gab ihm Recht. Wir waren hier im tiefen Norden und diese Gegend war so verlassen, dass sie sich hier gut ein Lager hätten aufbauen können, ohne das es jemand bemerkte. „Pah, das glaubst auch nur du", antwortete der Hanyou stur und ich verstand mal wieder nicht, was sein Problem war. „Das kann gut möglich sein, Inuyasha", mischte sich nun auch Miroku ein. Sango und ich nickten nur. Das gefiel dem Inu-Hanyou überhaupt nicht und er drehte sich bockig weg. „Und? Was nun?", fragte ich und bekam fragende Gesichter als Antwort.

„Wir könnten uns aufteilen, wir sind genug", schlug Yasu vor, doch Sesshoumaru schien das nicht sonderlich zu gefallen. „Nein", sagte er aber ich war für die Idee. „Wieso nicht?", sagte ich und bekam dafür einen bösen Blick von Sesshoumaru. „Ich wäre dafür", gab Miroku zu und Sango schloss sich seiner Meinung an. Kikyou hielt sich zurück, wie immer. Inuyasha gab zu, dass er die Idee nicht schlecht fand aber nicht mit Sesshoumaru in einer Gruppe sein wollte. Genervt von dem Bruderhass machte ich einen Vorschlag. „Wie wäre es damit ... eine Gruppe bilden Sesshoumaru, Sango, Kirara und ich", danach zeigte ich auf Inuyasha, „Du kannst dann mit Kikyou, Yasu und Miroku vorlieb nehmen, ist dir das Recht?", fragte ich und klang dabei sehr gereizt. Kurz überlegten die anderen und waren damit dann auch einverstanden. Die Gruppe um den Lord des Westens sollte das Haupthaus untersuchen, während die anderen die Gegend drum herum durchwühlten. Wir waren uns auch schnell eilig, dass wenn etwas sein sollte, einer los geschickt wird, um Verstärkung zu holen. Somit trennte sich die Gruppe und alle gingen los.

Die Eingangstür vom Haus war etwas, nun wie sollte ich sie am besten beschreiben, unheimlich. Ja, das Wort traf es zu hundert Prozent. Sie war zum Teil total zerstört, konnte aber jemanden aufhalten, wenn er diesen Durchgang nutzen wollte. Dieses riesige Tor aus Stein versperrte uns auf jeden Fall den Weg nach drinnen. Ungeduldig schaute ich mich um und suchte nach einer geeigneten Alternative. Im dritten Stock fand ich auch das gesuchte und machte darauf aufmerksam. „Schaut mal, dort oben", meine schlanken Finger zeigten auf ein Fenster, was groß genug war um hindurch zu springen. Sesshoumaru zögerte nicht lange und sprang in die Höhe, schnell war er durch das Fenster, nach drinnen, gesprungen. Ich schnappte mir Sango, schlang meine Arme um ihre Hüften und hob sie hoch, sprang ebenfalls kräftig ab und schlüpfte geschmeidig durch das kleine Loch in der Felswand. Natürlich hätte Sango auch auf Kirara reiten können, doch ich wollte es schnell hinter mich bringen. Wofür sollte sich die kleine Katze verwandeln, wenn es auch so ging? Drinnen angekommen schauten wir uns erst einmal um. Die Wände waren komplett herunter gekommen und nur noch schwer konnte man sich noch vorstellen, wie es mal aussah. Ab und zu stand noch ein uralter Tisch herum oder kaputte Gemälde lagen verteilt und zersplittert auf dem Boden. Die Wände waren immer wieder durchlöchert, was mich vermuten ließ, dass diese Festung von allen Seiten attackiert wurde. In den Ecken bildete sich Moos und Spinnenweben bedeckten diese. Kleine Tiere verkrochen sich und in einem Raum, auf dieser Etage fand ich schließlich einen Kamin. Ich ließ meinen Blick durch den Raum schweifen und bekam Mitleid, was für ein schönes Gebäude und nun? War es nicht mehr, als eine Ruine. „Kommt, wir gehen in den Keller", sagte Sesshoumaru plötzlich und erschrak mich damit. Schweigend folgten wir dem Daiyoukai nach unten, wo er am Ende eines langen Flures gegen die Wand schlug. Ich wollte ihn schon fragen, ob er nun verrückt wurde, doch plötzlich grummelten, vibrierten die Wände und Sesshoumaru konnte danach einige Felsen einfach aus der Wand nehmen. Hinter der Wand versteckte sich ein dunkler, schmaler Durchgang und ich weitete die Augen. Das hier war ja wie in diesen verrückten Filmen, mit diesen komischen Geheimgängen und so. Sango kam gerade wieder zu uns und reichte mir eine Fackel, ich hatte gar nicht bemerkt, dass sie verschwunden war. Verdammt, ermahnte ich mich in Gedanken, ich musste Aufmerksamer werden. Dank Kirara hatten Sango und ich nun eine gute Lichtquelle und konnten dem Lord problemlos folgen. Ich hatte eigentlich keine Probleme im Dunkeln zu sehen aber das Licht gab mir ein Gefühl der Sicherheit. Der schmale Gang ging endlos gerade aus, bis der Daiyoukai vor mir einfach verschwand. Ein leiser Schrei entfuhr mir und ich sah ihm schnell hinterher. Er stand einige Meter unter uns aber anstatt mich vorzuwarnen, sprang er einfach. So ein Trottel, er hatte mir damit unnötig Angst gemacht. Ich wollte nicht einfach springen und nahm die sichere Treppe.

Von wegen Sicher... dieses knarrende Holz brach unter meinem Fuß ein und ich fiel direkt hinunter. Natürlich mit dem Kopf zuerst. Sesshoumaru hatte schnell reagiert und fing mich auf. Entschuldigend schaute ich ihn an, was er nur mit einem amüsierten Schnauben quittierte. Beleidigt lief ich ihm wieder hinterher und wunderte mich über diese Tunnelartigen Gänge. Hier waren tausende, kleinere Räume und ein Wirrgarten aus Fluren, die wohl alles miteinander verbunden hatten. Als ich aber ein menschliches Skelett entdeckte, wurde mir sofort komisch. Ein kleiner Schrei entwich mir und Sango war sofort da, um mich zu beruhigen. „Psst, Kagome. Wir dürfen hier nicht so laut sein", ermahnte mich meine beste Freundin und ich gab ihr Recht aber dieser Anblick machte es nicht gerade einfach. Ein Raum war voller menschlichen Knochen und mir lief es eiskalt den Rücken hinunter. Wir viele Leben waren das wohl? Eigentlich wollte ich es lieber doch nicht erfahren und versuchte diese Bilder wieder aus meinem Kopf zu verdrängen, leider ohne Erfolg. Mich immer noch schüttelnd, lief ich direkt in ein Spinnennetz, was mich erneut zum Schreien brachte. Völlig überfordert schnippte ich die riesen große Spinne von meinem Bein und entfernte das klebrige Netz dieses Viech's aus meinen Haaren. Boar das war ja eine verdammt spannende Entdeckungstour, dachte ich genervt. Da ich total in meine Gedanken versunken war, bemerkte ich nicht, wie Sesshoumaru angehalten hatte und rannte frontal in ihn hinein. Seine Rüstung bohrte sich in meinen Kimono und ich zischte ihn böse an. „Was bleibst du hier so...", weiter kam ich nicht, da er sich blitzschnell umdrehte und seine Hand auf meinen Mund presste. Danach sah er mich an und legte seinen Finger auf den Mund. „Psst", meinte er nur und schaute wieder um die Ecke. Vorsichtig tat ich ihm das gleich und entdeckte eine kleine Gruppe von Panther Dämonen, die gerade durch die Flure spazierten. Waren die Drachen doch hier? Ich beobachtete, wie sich zwei von vier genervt auf den Boden setzten und sich über ihren Anführer beschwerten. „Man, was für eine blöde Hütte. Die anderen dürfen im schönen Schloss hausen und wir sitzen in dieser Bruchbude", beschwerte sich der eine Youkai und ich wäre am liebsten auf ihn zugerannt und hätte ihn gefragt, was er mit dem Schloss meinte. Mein liebenswerter und gefühlsvoller, hach wie ich den Sarkasmus liebte, Gefährte sprintete nach vorn und schnappte sich zwei der stehenden Panther. Seufzend sah ich zu Sango, die nur darüber lächelte. Kurz danach folgten wir seinem Beispiel und jede von uns schnappte sich einen Youkai, der am Boden saß. „Was wollt ihr hier?", fragte der eine und ich drückte seine Kehle noch etwas fester. Sesshoumaru hatte die anderen beiden am Hals gepackt und hoch gehoben. „Was für ein Schloss?", fragte er und seine Stimme klang etwas gereizt. „Pah, als würden wir euch das sagen"

Der eine hatte definitiv das Leben satt. Kaum hatte ich diesen Gedanken zu Ende gedacht, war jedes Leben aus seinem Körper gewichen. Schlaff und leblos fiel der Körper des Panthers zu Boden und Sesshoumaru knurrte wütend. Danach fixierte er den anderen mit seinem Blick, der sofort zusammen zuckte. „I-i-ich weiß von n-nichts, m-mein Herr", stotterte der Panther und ich brauchte nicht einmal bis drei zählen, da war sein Kopf schon zu Matsch verarbeitet worden. Schwer schluckend stellte ich wieder einmal fest, wie grob und gewalttätig mein Gefährte sein konnte. Nun ging sein Blick zum Youkai, den Sango fest hielt.



Dieser sah eingeschnappt zur Seite und als Sesshoumaru ihn aufforderte zu sprechen, beleidigte er ihn. „Tze, ich werde euch Köter niemals helfen. Ihr und euer Vater seid solch widerliche Geschöpfe...", weiter kam er nicht, denn seine Kehle wurde von Sesshoumaru durchtrennt. Nun blieb nur noch einer übrig. Gespannt schaute ich ihn an und er schluckte schwer. Ich strich etwas über seinen Hals, wobei die Haut sofort aufplatzte und eine leichte Blutspur an der Seite herab lief.

„Sagst du uns, wo das Schloss ist?", fragte ich zuckersüß und klimperte mit den Augen, irgendwie kam ich mir blöd vor, es schien aber zu helfen. „E-es ist nicht weit von hier entfernt. Dort sind Meister Yuudai und Meister Pakkun", erklärte er schnell und ich nickte. „Wo genau?", fragte ich und er schluckte erneut, meine Krallen versenkte ich etwas tiefer in seinen Hals. „R-richtung N-Nordost, MyLady", ich lächelte ihm zu und zog meine Hand etwas zurück. „Wie viele von euch sind noch hier?", diese Frage kam von Sesshoumaru und ich schaute den Panther Dämonen abwartend an. „Niemand sonst, MyLord", danach schaute er mir flehend in die Augen, „bitte verschont mich, ich habe euch alles gesagt", mir war aber klar, dass ich ihn nicht verschonen durfte. Nach einem kurzen Blick zu Sango, die mir ernst zunickte, machte ich kurzen Prozess und schnitt ihm, mit einer schnellen Bewegung meiner Hände, die Kehle durch. Danach schmiss ich seinen Körper zu den anderen und stand wieder auf. Sango sah mich etwas erschrocken an, fing sich aber sogleich wieder. Sesshoumarus Gesichtsausdruck war wie immer, kalt.

Wir machten uns schnell auf den Weg nach draußen, denn ein großes Beben bereitete uns Sorgen. Hatte die Ratte gelogen und es waren doch mehr anwesend? Sofort schnappte ich mir Sango, schlang meine Arme unter ihr Knie und unter ihren Nacken und hob sie auf meine Arme, damit wir schnell zu den anderen gehen konnten. Hoffentlich war das kein Hinterhalt. Ein ungutes Gefühl machte sich in mir breit.

Hoffentlich kamen wir nicht zu spät. 

Schicksalhafte EntscheidungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt