Kapitel 25

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   Gespräch mit der zukünftigen Schwiegermutter 



  Kagomes Sicht:

Verdammt, dachte ich. Ich schubste Tora schnell von mir weg und sah zum Daiyokai hinüber.
Der stand immer noch in der Tür und fixierte seinen Hauptmann mit einem teuflischen Blick.
Unsicher und etwas nervös schaute ich danach Tora an. Er sah ängstlich aus.
„Ähm... Sess..." der Inu-Yokai versuchte seinem Herren die Situation zu erklären, doch weit kam er nicht. Er hatte seinen Namen noch nicht einmal ausgesprochen, da wurde er gewaltsam an die Wand gedrückt. Sesshoumarus Augen sahen furchterregend aus. Ein tiefes und wütendes Knurren ließ Tora verstummen. Er umgriff seinen Hals und mein ehemaliger Lehrer hatte es sehr schwer, zu atmen. Ich stand vom Bett auf und ging auf die beiden Männer zu.„Sesshoumaru, beruhige dich." Ich versuchte ihn zu beruhigen, doch vergeblich.
Er drehte sich zu mir um und knurrte mich an, das machte mich irgendwie sauer. Doch natürlich wollte ich den Lord nicht weiter provozieren. Denn ich war mir sicher, dass das Leben des Hauptmanns gerade an einem dünnen Faden hing. Ich stand hinter Sesshoumaru und wollte gerade meine Hand auf seine Schulter legen, als ich einen Windhauch spürte. Einen Moment später, waren beide verschwunden. Hektisch wuselte ich durch mein Zimmer und sprang über meinen Balkon, hinunter in den Garten. Ich schnupperte in der Luft herum, bis ich die Gerüche der beiden entdeckte. Ich wollte gerade los laufen, als mich Rins Stimme unterbrach.
„Was machst du denn da, Kagome?" Verdammt, dachte ich schon zum zweiten Mal heute.
Ich drehte mich kurz zu ihr um und lächelte sie an. „Ich kann gerade nicht, Liebes.", doch auf einmal viel mir etwas ein, „Du könntest mir aber einen Gefallen tun. Würdest du zu Yasu gehen und ihn bitten, mich aufzusuchen?" Das kleine Mädchen schaute mich kurz verwundert an, nickte danach aber euphorisch. Ich verabschiedete mich von ihr und rannte los. Ich hoffte, dass ich noch nicht zu spät kam.

Immer mehr, rannte ich durch den kleinen Wald, der noch zum Schloss gehörte. Als mir die Schlossmauern im Weg standen, sprang ich kraftvoll vom Boden ab und flog über die dicken Steine.
Immer weiter vom Schloss weg, wurden die Gerüche immer intensiver. Ich wusste, dass ich bald da war. Nach einigen Minuten kam ich auf einer Lichtung an, die beiden Männer standen sich gegenüber und starrten sich böse an. Erleichtert atmete ich auf, er lebte noch, welch eine Freude.
Sesshoumarus Augen waren mittlerweile wieder normal, er sah mich aber nicht an.
Tora suchte hilferufend meinen Blick und ich stellte mich zwischen die beiden hin. Abwechselnd drehte ich meinen Kopf, immer hin und her.
„Was habt ihr jetzt vor?" fragte ich ruhig. Sesshoumaru antwortete nur mit einem:„Geh aus dem Weg, Miko."
„Ich möchte nicht gegen euch kämpfen, Sesshoumaru-sama." Sprach Tora.
„Das hättest du dir früher überlegen müssen." Kühl und wütend klang die Stimme vom Lord.
„Das war nicht so, wie es vielleicht scheint." Tora versuchte immer noch, seinen Herren zu beruhigen.
„Ich habe deine Worte gehört, halte mich nicht zum Narren." Erneut blinkten seine Augen wieder rot auf.
„Wirklich, ich hatte einen Grund." Nicht mehr als ein flehen, war das. Viel zu schnell, wurde ich beiseite geschubst und landete unsanft auf dem Boden. Ich schaute auf und erkannte, dass mich Sesshoumaru aus dem Kampffeld geschleudert hatte. Trotzig, wie ich nun mal war, ließ ich mich nicht einfach so weg schubsen und stand wieder auf. Er war gerade dabei, Bakusaiga auf Tora nieder zu lassen, als ich dazwischen ging. Ich stellte mich schützend vor dem Hauptmann hin und hatte Raijinto gezogen. Geschockt sah mich der Daiyokai an.„Aus dem Weg, Miko." Drohend kam er mir mit seinem Gesicht näher, unsere Nasen hatten sich fast berührt. Wütend erwiderte ich seinen Blick und kam ihm auch noch ein Stück näher, nun konnte ich seinen Atmen auf meinem Gesicht spüren.
„Nein. Dämon." Bei Kami, innerlich verfluchte ich mich gerade für mein Verhalten. Das würde mir definitiv noch irgendwann zum Verhängnis werden, wenn mich der Lord nicht selbst heute umbringen würde. Doch ich sah nicht ein, dass er Tora verletzen würde. Wir waren nicht zusammen, er hatte keine Rechte sich so aufzuspielen. Schon gar nicht seinen Hauptmann wegen solch einen Grund zu töten.
Der Daiyokai knurrte laut und wütend auf. Das brachte mein Temperament zum kochen und ich wurde immer sturer.„Knurr mich nicht an, Sesshoumaru. Was spielst du dich hier eigentlich so auf?" direkt und wütend fragte ich ihn. Er zog seine Augenbraue in die Höhe und schaute mich überrascht an. „Das geht dich nichts an." Ich drückte ihn etwas nach hinten, somit musste er zurück weichen. Erstaunt sah er zu mir und ich zwang ihn, mit einem Hieb nach hinten zu springen.„Du dämlicher Idiot. Natürlich geht mich das was an. Du kommst in mein Gemach und nur weil mir ein Mann gerade nah war, drehst du hier total durch." Sesshoumaru ließ sein Schwert immer noch nicht sinken und sah mich böse an. „Niemand vergreift sich an meinem Eigentum." Das war doch wohl die Höhe, was dachte der denn über mich?! Ich war doch kein Ding, was man besitzen würde.
„D-dein Eigentum?" stotterte ich, doch vor Wut, nicht weil ich ängstlich war.
„Ich bin doch kein Ding." Etwas leiser sagte ich das danach. Tora kam an meine Seite und fing an, sich einzumischen.„Genau, außerdem seid ihr nicht verheiratet. Sie ist immer noch frei und unberührt." Durch seine Worte wurde ich automatisch rot, woher wusste er, dass ich noch Jungfrau war? Doch darüber konnte ich mir später den Kopf zerbrechen, falls wir das hier überleben sollten.

„Sie gehört aber zu mir." Dieser Satz warf mich komplett aus meiner Bahn. Ich stand da, wie angewurzelt. Was hatte Sesshoumaru gerade gesagt? Zwar klang er wütend, doch irgendwie... machte mich dieser Satz glücklich.
Der Daiyokai wollte sich gerade wieder auf Tora stürzen, als uns ein klatschen unterbrach.
Total verwirrt schauten wir alle zu Yasu, der am Rand der Lichtung stand, neben ihm Rin und Sesshoumarus Mutter.
Yasu kam zu uns und erzählte etwas, was ich nicht glauben konnte.„Das reicht jetzt Sesshoumaru. Tora ist nicht dein Konkurrent."
„Misch dich nicht ein, Yasu." Knurrte der Lord des Westens.
„Doch, es ist auch meine Schuld, dass du gerade so ausrastest." Bitte? Was meinte er denn jetzt damit?„Was meinst du damit Yasu?" fragte ich nach. Der Lord des Südens schaute mich liebevoll an, danach rief er nach Rin. Als die kleine bei uns ankam, steckten ich und Sesshoumaru unsere Waffen weg.
Danach blickte ich neugierig zu den beiden.„Rin und ich haben einen Plan ausgeheckt.", er legte seine Hand auf ihren Kopf, „Da du mein Freund, solch ein Dickkopf bist. Ich habe mit Tora ausgemacht, dass er etwas mit Kagome flirtet. Du warst zwischendurch eifersüchtig, was uns allen natürlich auffiel. Doch weiter passierte nichts. Du bist immer noch zu stolz, um es zuzugeben. Da kam unsere kleine Rin auf eine großartige Idee."
Ich glaubte, mich verhört zu haben, Sesshoumaru ging es nicht anders. Er sah überrascht und verwirrt zu seinem Freund.
„Erzähl ihnen die Idee, Rin." Forderte er sie auf. Sie war zuerst etwas nervös, doch sie fing an zu sprechen: „A-also ich konnte fühlen, dass etwas zwischen euch und Kagome passiert war. Doch keiner von euch wollte den ernsten und ersten Schritt wagen. A-also habe ich Yasu-sama und Tora-sama einen Vorschlag gemacht." Kurz holte Rin tief Luft, „Tora-sama sollte Kagome heute Abend einen Heiratsantrag machen. Es war wichtig, dass es in ihrem Zimmer passiert, da Sesshoumaru-sama das mitbekommen sollte."
Das schockte mich zutiefst. Das war doch nicht ihr Ernst, oder? Ich konnte nicht mehr, im nächsten Moment fing ich an zu lachen, ich fand diese Situation gerade einfach zu amüsant. Das war so typisch für unsere Freunde, dass sie sich etwas in den Kopf setzen und es auch durchziehen.
Irgendwann fielen die anderen in mein Lachen mit ein, selbst Inu no Kami kicherte etwas. Nur Sesshoumaru sah uns alle an, als hätten wir den Verstand verloren und ich glaubte, wenn Blicke hätten töten können, wären mindestens Tora, Yasu und ich gerade umgefallen. Yasu bemerkte seinen unsicheren und wütenden Blick, er schlug seinem langjährigen Freund auf die Schulter und sprach: „Entschuldige bitte, aber ich kann einfach nicht zulassen, dass du diese Frau gehen lässt. Sie ist perfekt für dich und wenn du sie nicht heiratest, dann wirst du niemals Erben zeugen und alleine sterben." Immer noch lachend wischte ich mir die Tränen aus dem Augenwinkel. Die Worte von Yasu rührten mich auf eine schöne Art und Weise, doch sie konnten doch nicht einfach annehmen, dass Sesshoumaru mich liebt. Das konnte nur der Daiyokai selbst wissen, und leider bezweifelte ich immer noch, dass er tiefere Gefühle für mich hegte.

Der Lord des Westens drehte sich um und rannte davon. Er war wohl schwer getroffen. Sein Stolz ließ nicht weiter zu, das Gelächter der Runde zu sein.„Schön ausgetrickst habt ihr mich." Sagte ich in die Runde, Rin schlang ihre Arme um meine Hüften und schaute nach oben. „Tut mir Leid, Kagome. Doch Sesshoumaru-sama kann manchmal sehr stur sein." Ich strich ihr über den Kopf. „Ich weiß Rin, alles in Ordnung."

Danach machten wir uns alle wieder auf den Weg, zurück ins Schloss. Doch als wir im Garten ankamen, hielt mich Inu no Kami auf.
„Können wir jetzt schon reden?" überrascht nickte ich und wir gingen allein zum See und setzten uns auf die Bank.
Gespannt schaute ich sie nur an, sie blickte auf den See.
„Was wolltet ihr mir erzählen?" erstaunt schaute sie mir ins Gesicht und dann fing sie an zu sprechen:„Vor ungefähr zweitausendundfünfzig Jahren gab es schon einmal eine junge Frau wie dich.", danach schaute sie in den Himmel, „Sie war eine wunderschöne Frau, stark und mutig. Sie war wie du, eine Miko. Der einzige Unterschied zwischen euch ist wohl, dass sie kein Shikon no Tama besaß. Dafür hatte sie eine andere Macht." Erstaunt wartete ich ab, bis sie weiter sprach.„Ihre Mutter und ihre Großmutter gaben ihr mithilfe einer Hexe, die dunkle Magie praktizierte, ihre heilige und reine Energie. Die Frau war dadurch sehr stark und hatte stärkere Fähigkeiten erhalten. Doch war sie noch ein Mensch. Irgendwann fand sie heraus, dass sie das Youki der Dämonen klauen und in sich aufnehmen konnte. Das war niemanden vorher möglich, doch durch ihre Macht, konnte sie es. Also geschah ihr ähnliches, wie dir. Sie veränderte sich, wurde zum Dämon."
Wow, dachte ich. Das waren Informationen, damit hatte ich nicht gerechnet. „Was ist mit ihr passiert? Lebt sie noch?" fragte ich nach, doch sie schüttelte den Kopf.„Nein, sie war eine Närrin. Das ist auch der Grund, weshalb ich Menschen anfing zu verachten.
Sie gab sich einer Liebe hin, die unter keinem guten Stern stand. Das konnten wir alle sehen."
Verwundert über ihre Worte legte ich meinen Kopf schief.
„Du kanntest sie?" Inu no Kami nickte. „Ja, sie war eine gute Freundin. Ich hatte ihr geraten, diesem Yokai nicht zu vertrauen. Er war ein Spinnen-Dämon, diesen kann man nie trauen." Da gab ich ihr Recht, wenn ich da an Naraku dachte...
„Wie das Schicksal es wollte, wurde sie von ihm verraten und starb, wie kann ich dir nicht sagen. Doch ich veranlasste, dass ihre Seele wiedergeboren werden sollte. Doch nichts geschah."
Diese Geschichte machte mich wirklich traurig und es bewies auch, dass Inu no Kami Gefühle hatte.
„Das tut mir leid." Erwiderte ich.
„Das braucht es nicht. Ich hörte, dass ein seltsames Mädchen meinen Sohn begleitete. Ich wurde neugierig, als ich erfuhr, dass sie eine Miko war, doch dämonische Kräfte besaß. Ich musste vorbei kommen und es mit eigenen Augen sehen, deshalb hatte ich dich herausgefordert." Das war verständlich, sie wollte sehen, ob die Seele ihrer Freundin in mir war.
„Doch ich bin Kikyous Wiedergeburt." Flüsterte ich, doch sie wiedersprach mir.„Nein, das glaube ich nicht." Verwundert sah ich sie an.„Aber das Shikon no Tama..." versuchte ich zu erklären, doch sie schien meine Geschichte zu kennen.„Ich weiß, doch du bist keine Wiedergeburt. Von niemandem." Was meinte die ehemalige Fürstin damit? „Du bist du. Die Ähnlichkeit mit dieser Miko, ist ein Zufall. Das Shikon no Tama hat dich gewählt, weil es dein Schicksal kannte. So kann ich es mir vorstellen." „Woher kennst du meine Geschichte?" nun lachte sie kurz auf.
„Ich habe mir Informationen über dich besorgt. Bevor ich kam. Ich weiß, dass du aus der Zukunft kommst, ich weiß, das Juwel der vier Seelen ist mit dir verschmolzen. Eigentlich weiß ich fast alles über dich." Oh mein Gott, Stalker würde man in meiner Zeit dazu sagen. Ich schluckte schwer. Dieser Gedanke, dass sie in meinem Leben recherchiert hat, gefiel mir überhaupt nicht.
„Wie hieß die Frau?" fragte ich schließlich.„Sarana. Sie sah aus wie ein Engel, selbst ich konnte nicht mit ihr mithalten."
„Würdet ihr sie mir genauer beschreiben?" Ich hatte da eine gewisse Vorahnung.
„Sie trug meistens ein weißes, bodenlanges Kleid. Sie hatte weiße, lange Haare, die ihr bis zum Knie gingen. Ihr Gesicht und ihre Haut waren wunderschön, rein und perfekt." Das bestätigte mir meinen Verdacht. „Ich habe solch eine Person schon mal gesehen." Ich redete mehr mit mir, als mit ihr.
„Wo?" sie sah mich jetzt geschockt an. Ich antwortete schnell: „Sie hat mir mein Leben gerettet. Damals bei dem Kampf mit Naraku. Sie erschien in meinem Kopf. Ich nannte sie Schutzengel."

Plötzlich sprang sie auf, griff meine Schultern und schüttelte mich leicht. Verdattert sah ich zu ihr.„Ich nehme das mit der Widergeburt zurück. Es muss endlich geklappt haben." Fast schon hysterisch schrie sie ihre Gedanken heraus.„Was...meinst du....? War das Sarana?" Sie nickte einige Male schnell hintereinander.„Das kann nur sie gewesen sein." Ok, dachte ich. Was sollte ich nun damit anfangen?„Du musst mit ihr sprechen!" Wie sollte ich das denn anstellen? „Sofort!" was war denn auf einmal in die Inu-Daiyokai gefahren? Sie war so anders als sonst.
„Ich kann es versuchen." „Gut." Sagte sie zufrieden, danach drehte sie sich weg und ging davon. Nach einigen Schritten schaute sie zu mir zurück.„Du kannst mich ruhig duzen. Ich kann nicht zulassen, dass die zukünftige Lady des Westens und Schwiegertochter mich siezt." Mit einem grinsen ging sie wieder ins Schloss.Verdammt verwirrt blieb ich zurück. Ich musste diese Informationen erst einmal verarbeiten.
Nachdem es dunkel wurde und ich immer noch am See saß, beschloss ich, meinen Schutzengel nochmals zu rufen. Ich schloss meine Augen und konzentrierte mich, als ich meinen Geist befreite, konnte ich meine Augen öffnen und sah wieder dieses helle und wahnsinnig schöne Licht.Es dauerte auch nicht lange und ich sah sie vor mir. Der Engel schaute mich liebevoll an und ich erwiderte ihren Blick.

„Hallo Kagome. Ich habe dich erwartet." Ich nickte ihr zu und kam gleich zur Sache.„Ich habe einige Fragen an dich." Sie lächelte. „Ich weiß..."  

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