Kapitel 33

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  Kagomes Sicht:

Als wir den Hof betraten, kamen uns Yasu, Sumiko, Sango und Miroku entgegen. Sie schauten uns etwas erschrocken an und ich schmunzelte leicht, ihr Blick war total geschockt, als sie Inuyasha und Kikyou entdeckten.
Sesshoumaru trug mich immer noch auf seinen Armen und mein Kopf lehnte gegen seine Brust. Das Blut auf unserer Kleidung war schon getrocknet, doch die Schmerzen blieben.

Sumiko war als erste bei uns angekommen und ich konnte in ihren Augen sehen, dass sie Tränen zurück hielt. Natürlich wunderte ich mich nicht über ihre Reaktion, wir mussten grauenvoll aussehen.
„Kagome, Sesshoumaru! Was ist passiert?" fragte sie und ihre Stimme war eine Oktave höher als sonst. Mein Kopf drehte sich zu unseren Freunden und ich lächelte sie an.
„Wir wurden angegriffen." Erklärte mein Gefährte schnell. Sofort reagierte Yasu etwas aggressiv und stürmte auf Inuyasha zu, packte ihn am Kragen und hob ihn in die Luft. „Warst du das?" drohend und sehr wütend funkelte er den Hanyou an. „Was?!" fragte dieser verwirrt. Ich schüttelte den Kopf und fing an zu erklären. „Nein Yasu, wenn Inuyasha nicht gewesen wäre....", zum Ende wurde meine Stimme immer leiser, „...dann würde ich jetzt nicht mehr atmen." Schnell ließ er den Halbdämon fallen und räusperte sich entschuldigend. Inuyasha reagierte zum Glück nicht weiter darauf.

„Die Drachen?" fragte nun Sango nach, die mich voller Sorgen ansah. Ich nickte und antwortete schnell: „Nicht nur sie, sie haben eine Armee von Panther Dämonen auf uns gehetzt. Sie selbst sind geflohen." Yasu drehte sich schnell um und zog seine Augenbrauen in die Höhe. „Die gibt es noch?" Dieses Mal war es Sesshoumaru, der nickte und sprach: „Es scheint so, sie haben sich mit den Drachen verbündet." Yasu schnaubte wütend und sprach danach mehr mit sich selbst. „Diese widerlichen..." Doch Sumiko und Sango lenkten mich ab. „Sag mal Kagome, warum sind deine Wunden noch nicht von selbst verheilt?" Erstaunt folgte ich ihren Blick und ließ ihn über meinen Körper fahren. Dadurch konnte ich sehen, dass sich die Wunden noch nicht ganz geschlossen hatten, zwar bluteten sie nicht mehr aber eigentlich war das sehr ungewöhnlich. Fragend suchte ich eine Antwort bei Sesshoumaru der mich nur kalt und emotionslos anschaute. „Ich weiß nicht..." sagte ich nur noch und versuchte mich aus den Armen vom Daiyokai zu befreien. Dieser kalte Blick ließ mein Herz kurz schmerzhaft zusammen zucken. Ich wollte nicht mehr, dass er mich so anschaute. Der Lord jedoch ließ mich nicht runter und verstärkte seinen Griff um meinen Körper. „Sie hat zu viel Energie verbraucht." Die ruhige jedoch freundliche Stimme von Kikyou ließ uns alle zu ihr blicken. „Sie hat alle Dämonen mit nur einem Schlag vernichtet, somit zwar den Kampf beendet, das hat ihre Kräfte stark beeinträchtigt." Nun war es Miroku der fragte: „Wie ist das möglich, es war doch eine Armee?" Doch Kikyou antwortete schnell: „Sie hat ihr gesamtes Reki und Youki frei gelassen." Im nächsten Moment blieb es still.

Mein Kopf dröhnte und am liebsten wäre ich hier und jetzt eingeschlafen, doch ich zwang meine Augen offen zu bleiben. Sumiko bemerkte meine Erschöpfung zuerst und befahl Sesshoumaru mich in mein Bett zu legen. „Bring sie in ihr Gemach, sie braucht dringend Ruhe." Ohne ein weiteres Wort fingen die Beine von meinem Gefährten an, sich zu bewegen. Er ging ins Schloss hinein und direkt in den Westflügel. Nur noch am Rande bekam ich mit, wie er einigen Dienern Befehle gab. Welche es waren, interessierte mich nicht. Die Müdigkeit wurde immer schlimmer und nur noch schwer konnte ich dagegen ankämpfen. Ich bemerkte nur noch, wie er an meinem Zimmer vorbei ging. Das verwunderte mich. „Sesshoumaru, du hast mein Zimmer verfehlt." Flüsterte ich doch der Lord ignorierte mich einfach. Leider war ich zu kaputt um mit ihm darüber zu diskutieren, daher ließ ich ihn einfach machen.

Er öffnete eine Tür und trat in sein Gemach ein. Danach legte er mich auf sein Bett und kurz danach kam Yuki hinein. Sie sah mich unter Tränen an und fragte mich, ob ich mich aufsetzen konnte. Verwirrt tat ich wie befohlen, doch selbst das fiel mir unheimlich schwer. Yuki machte sich an meinem Kimono zu schaffen und ich verstand endlich, was sie von mir wollte.

Schnell versuchte ich ihr dabei zu helfen, mich zu entkleiden. Irgendwann war ich halb nackt und bemerkte den brennenden Blick, der von Sesshoumaru aus kam. Er saß in der Ecke und starrte mich regelrecht an, da er aber seine übliche Maske aufgesetzt hatte, konnte ich nicht sagen, was er gerade fühlte oder dachte. Jede Bewegung, egal wie klein sie war, schmerzte und meine Knochen knackten. Waren sie gebrochen? Als Yuki meinen Kimono entsorgt hatte und wieder zu mir kam, zog sie scharf die Luft ein. Ich quittierte ihren Blick mit hochgezogenen Augenbrauen und fragte sie was sie hatte.

Sie schüttelte nur mit dem Kopf und meinte. „Du siehst grauenvoll aus, Kagome." Ein leichtes Lächeln umspielte meine Lippen. „Vielen Dank." Ich ärgerte mich über den schwachen Klang. Wieso war ich nur so erschöpft? Sesshoumaru hatte doch genauso gekämpft, doch seine Wunden waren wieder verheilt. Yuki kam mit einer Schüssel voller Wasser und einem Tuch zu mir und setzte sich vorsichtig an meine Seite. „Ich werde dir helfen, dich zu säubern und deine Wunden verarzten." Sprach sie ruhig, doch der zittrige Unterton entging meinem Gehirn nicht. Warum waren sie denn alle so besorgt? Ich war doch nicht das erste Mal so verletzt....

Zuerst nahm ich den Lappen in die Hand und wischte ihn mir übers Gesicht. Danach wusch ich den Dreck im Wasser aus und konnte beobachten wie sich die saubere Flüssigkeit rot verfärbte.
Danach begann ich meine Schultern zu säubern, leider aber fiel mir das schon schwer. Yuki bemerkte es und nahm mir das Tuch aus der Hand. „Lass mich dir helfen." Sprach sie.
Ich wurde gerade wirklich sauer, nicht auf Yuki, sondern auf mich selbst. Mein Körper war so schwach, so fertig, dass er sich nicht einmal selbst heilen konnte. Nicht einmal richtig säubern konnte ich mich, dieser Gedanke machte mich fertig. Ich musste mich hier vor Sesshoumaru so schlapp zeigen, dass es mir wirklich unangenehm war. Was sollte er denn jetzt von mir denken? Vielleicht war er auch enttäuscht, dass ich mich so verausgabt hatte. Leise seufzte ich, doch Yuki nahm es falsch wahr. Sie dachte wohl ich hatte schmerzen. „Oh, entschuldige bitte. Ich wollte dir nicht..." schnell unterbrach ich sie. „Nein, das war nicht deine Schuld."

Irgendwann war sie fertig und nickte zufrieden mit ihrem Werk. Sie wusch das vertrocknete Blut weg, verband meine Wunden am Bauch, an den Seiten, Schultern und Beine.
Dazu befahl sie mir, im Bett zu bleiben, da ich auch noch einige Knochenbrüche bekommen hatte.
Das war mir ehrlich gesagt im Kampf gar nicht aufgefallen, vermutlich wegen dem Adrenalin im Körper. Als sie das Zimmer wieder verließ, schaute ich zum Daiyokai, der immer noch auf seinem Platz saß und mich weiterhin anstarrte. Warum sagte er denn nichts? Ich suchte seinen Blick, wartete darauf, dass seine Augen mir etwas verrieten, doch vergeblich. Immer noch eiskalt und ohne Emotionen erwiderte er meinen Blick, sofort zuckte ich zusammen und ein kalter Rausch lief mir den Rücken hinab. „Entschuldige Sesshoumaru, dass ich nicht stärker bin." Flüsterte ich kaum hörbar. Danach drückte ich mich zurück ins Kissen und zog die Decke über den Kopf. Bei dem Gedanke, den Lord enttäuscht zu haben, schlief ich schließlich ein.

Als ich wieder wach wurde, war es finster. Die Sonne war schon lange unter gegangen und das schwache Mondlicht ließ mich ahnen, dass es schon Nacht war. Sofort suchte ich nach Sesshoumaru, den ich nirgends finden konnte. Traurig darüber, dass er nicht mehr bei mir war, stand ich langsam auf und bemerkte, dass ich nicht mehr allzu starke Schmerzen spürte. Da ich noch in Unterwäsche war, ging ich ins Badezimmer und begutachtete meinen Körper im Spiegel. Er war nur noch voller Narben, die Wunden hatten sich gut erholt. Zufrieden stellte ich damit fest, dass meine Selbstheilungskräfte wieder zurück waren. Also hatte Kikyou Recht, dadurch das ich mein gesamtes Reki und Youki verbraucht hatte, konnte ich mich nicht mehr selbst schützen und erholen. Kurz streckte ich meinen Körper und einige Knochen knackten, der Schmerz blieb aber aus.

Zufrieden zog ich mich zurück ins Zimmer und fand einen Kimono auf dem Bett liegen. Ohne zu Zögern zog ich ihn an, vermutlich hatte ihn Yuki bereit gelegt.
Nachdem ich fertig war, ging ich nochmal schnell in mein Gemach, um mir die Haare zu bürsten.
Nach einigen Minuten des entknoten meiner Locken, verließ ich den Raum und sprang hinunter in den Garten. Der Mond schien hell und tauchte die Umgebung in ein bläulich, grau, schwarzes Licht. Es war an sich eine schöne Mischung, die die Natur uns damit schenkte.
Ich atmete einmal tief ein, füllte meine Lungen mit der erfrischenden und klaren Luft. Es war ruhig und friedlich, natürlich gefiel es mir. Etwas verträumt und in Gedanken spazierte ich herum und betrachtete die verschiedenen Blumen, die Rin hier angepflanzt hatte. Das kleine Mädchen hatte einen schönen Geschmack, das musste ich ihr lassen. Als ich an meinem See ankam, setzte ich mich an den Rand, ins weiche Gras. Durch die hohe Luftfeuchtigkeit war es etwas nass, doch störte es mich nicht weiter. Meine Gedanken drehten sich immer noch um Sesshoumaru. Er war so anders, ich verstand einfach nicht, was mit ihm los war.

Verachtete er wirklich so sehr die Schwäche in mir? Mir war nur zu gut bewusst, dass ich nicht besonders war. Nicht so stark wie er, Yasu oder andere.

Ich senkte meinen Kopf und mein Blick blieb an meinen Händen zum stehen. Sofort drehten sich meine Gedanken um etwas ganz anderes.

Meine Erinnerungen an die Schlacht kamen wieder hoch und ich sah Bilder in meinem Kopf, wo ich die Dämonen nur mit meiner Klaue tötete. Eine unangenehme Gänsehaut bildete sich auf meiner Haut. Automatisch hob ich meine Hände an und besah sie mir genau.
Irgendwann bemerkte ich auch, dass sie zitterten. Andauernd kamen die Bilder in meinem Kopf hoch und Tränen sammelten sich in meinen Augen. So war ich doch eigentlich gar nicht, oder doch? Ich konnte mich noch gut daran erinnern, wie ich nur noch daran dachte, die Panther Dämonen zu töten. Ich wollte nur noch ihre Leichen sehen, ohne Rücksicht auf Verluste streckte ich einen nach dem anderen Nieder. Als sie meinen Gefäh... als sie Sesshoumaru angriffen, schaltete sich mein Gehirn komplett aus. Nur noch die pure Wut steuerte meinen Körper und besiegte die Feinde.

Ich hob langsam meinen Kopf und die Tränen liefen mir an der Wange herab. Ich war doch ein ganz normales Mädchen, eine Miko später, ich töte nicht. Ich war kein... plötzlich riss ich meine Augen auf, als mir bewusst wurde, was ich gerade dachte.



Ich war ein Monster.

Eine eiskalte Killermaschine. Nur noch darauf bedacht ihre Feinde zu köpfen. Ich war zufrieden als ihre leblosen und schlaffen Körper vor mir zu Boden gingen. Schnell umklammerte ich meinen Körper mit meinen Armen. Das durfte doch nicht sein! Ich war nicht so! Ich war ein ganz normaler Mensch. Halt... ermahnte ich mich selbst in Gedanken. Ich war kein Mensch mehr, ich war eine Daiyokai.

Ein verzweifeltes und raues Lachen verließ meine Kehle. Meine Hand fasste sich an die Stirn, die andere presste ich in die kalte und feuchte Erde. Meine Krallen bohrten sich in das Grass, doch ich spürte keinen Schmerz. Mein Körper fühlte sich taub an. Als wäre ich nicht in der Lage etwas zu fühlen. Schnell suchte ich ein Gefühl in meinem Herzen, doch das einzige was ich fand war Wut.
Wut auf mich selbst, dass ich es soweit hab kommen lassen. Nicht einmal Trauer konnte ich finden, Trauer für die gefallenen Gegner. Schnell schüttelte ich meinen Kopf, nein das war nicht ich. Ich war kein gefühlloses und eiskaltes Monster. Das durfte nicht wahr sein! Ein lautes Schluchzen entwich mir und ich presste nun meine Hände aufs Gesicht, zog meine Knie an meinen Körper und stütze die Ellenbogen darauf. Noch nie war ich so verzweifelt wie in diesem Moment, ich hatte das Gefühl, mich selbst zu verlieren. Die alte Kagome sollte nicht einfach verschwinden. Ich war doch immer noch... ich besaß doch immer noch ein...
Auch diesen Gedanken konnte ich nicht zu Ende denken. Ich traute mich nicht.

Wenn meine Mutter mich doch so sehen würde, würde sie mich dann verachten?
Ein Schrei hörte ich im nächsten Moment, war ich das etwa? Nicht weiter darauf achtend ließ ich mich immer weiter in das tiefe Loch ziehen, ich das ich gefallen war. Mit einem Mal kamen die gesamten Gefühle für meine Familie wieder hoch. Meine Mutter, sie würde mich bestimmt nicht mehr als ihre Tochter ansehen, wenn sie wüsste, was ich getan hatte.

Mein Opa würde Bannzettel auf mich schießen und Sota würde sich enttäuscht von mir weg drehen, mich nicht mehr Nee-chan nennen. Meine Freundinnen würden angsterfüllt und schreiend vor mir weg rennen. Erneut schluchzte ich laut auf, dieser Schmerz war zu viel für mein Herz. Ich vermisste sie so sehr, es tat so weh, sie nicht sehen zu können. Wie ein scharfer Pfeil stach es gerade durch mein Inneres. Würde ich mich überhaupt trauen, ihnen so unter die Augen zu treten? Würden sie mich überhaupt noch erkennen? Mich noch lieben?

Wieder und wieder lachte ich verbittert auf, meine Familie liebte mich, dass war mir bewusst. Doch wie sah es aus, wenn ich ein Dämon war? Dazu noch ein Yokai, der eiskalt hunderte Feinde getötet hatte, ohne mit der Wimper zu zucken? Sich nicht einmal schuldig fühlte, dass sie nun diese Erde verlassen hatten? Nein sicherlich nicht. Sie würden mich wieder zurück schicken und den Brunnen versiegeln.
Noch sehr lange gab ich mich hier meinen Kummer hin, schluchzte und weinte wie verrückt.

Bis sich eine Hand auf meine Schulter legte. Sofort zuckte ich erschrocken zusammen und sprang sofort auf. Verweint und völlig verwirrt knurrte ich diese Person an, die mich berührte. Meine Sicht war verschwommen, durch die Tränen und daher nahm ich sofort eine Kampfposition ein.
„Kagome." Sanft rief diese Person meinen Namen, doch ich ließ mich nicht beirren. Mein Knurren wurde lauter, bedrohlicher. Doch auf einmal wurde ich an meinen Armen gepackt und an eine Brust gezogen. Sofort wurde mir klar, dass es nicht Sesshoumaru war. Ich kannte seine Arme und seinen Geruch in und Auswendig.
„Beruhige dich." Sanft strich mir dieser fremde Mann über den Kopf. Immer noch völlig benommen schaute ich nach oben und erkannte das Gesicht vom Lord des Südens.
„Yasu." Sofort machte sich mein schlechtes Gewissen in mir breit. Ich hatte ihn angeknurrt und bedroht. Das konnte doch nicht Wahr sein. Innerlich klatschte ich mir dafür eine.
„E-entschuldige." Stotterte ich herum, ich bemerkte jedoch, wie er seinen Kopf schüttelte und mir mit seinen Armen den nötigen Halt gab, den ich gerade wirklich brauchte.
Nach einer gefühlten Ewigkeit lösten wir uns voneinander und er schaute mich nur abwartend an. Irgendwann brach ich aber das Schweigen. „Was machst du hier?" fragte ich, doch Yasu lächelte mich zaghaft an. „Ich habe deine Tränen gerochen und dein Schluchzen gehört. Ich dachte mir schon, dass es dir nicht gut ging. Seelisch meine ich." Ich legte meinen Kopf schief und wartete ab.„Solch eine Schlacht geht an niemanden einfach so vorbei." Seine Stimme beruhigte mich ungemein und mein Herz schmerzte nicht mehr allzu sehr.

Etwas ertappte wischte ich mir übers Gesicht, nur um ihm im nächsten Moment anzugrinsen. „Ach Quatsch, es geht schon wieder." Doch Yasu erkannte meine Lüge und das erzwungene Lächeln auf meinem Gesicht. „Kagome, du brauchst es nicht versuchen, mich zum Narren zu halten. Ich weiß genau was dir gerade durch den Kopf geht." Ach da war ich aber gespannt, „Jeder junge Dämon hat solche Gedanken, nach so einer Schlacht." Erklärte er ruhig.
„Welche Gedanken habe ich denn?" Meine Stimme war brüchig, ich musste mich zurück halten, nicht wieder in Tränen aus zu brechen. „Das du ein Monster bist." Etwas weitete ich meine Augen.
Woher wusste er es? „Woher?" doch ich brauchte nicht weiter nach zu fragen, denn er fuhr sofort weiter. „Du hast viele Dämonen getötet, es ist normal, dass du solche Gefühle hast. Du bist nicht an so etwas gewöhnt." Sollte das etwa heißen, ich musste mich daran gewöhnen um mich nicht mehr als Monster zu bezeichnen? „Du konntest nichts dafür. Du musstest so handeln." Ich schüttelte den Kopf. „Das weiß ich.", kurz holte ich tief Luft, „Das schlimme ist, ich habe nur noch töten wollen, nachdem sie Sesshoumaru so schlimm verletzt hatten. Und nun..." ich unterbrach mich selbst.

„Und nun?" fragte er geduldig nach. Ich seufzte einmal laut auf, ehe ich antwortete. „Und nun habe ich nicht mal ein schlechtes Gewissen." Yasu legte seine Hand auf meinen Kopf. „Das musst du auch nicht. Hättest du sie nicht getötet, wären du und Sesshoumaru jetzt nicht mehr hier." Ich wollte ihm wiedersprechen, doch er ließ es nicht zu. „Sie hätten keinen Moment lang gezögert, euch zu vernichten. Oder glaubst du das sie ein schlechtes Gewissen gehabt hätten, wenn sie ihr Ziel erreicht hätten?" Verneinend schüttelte ich den Kopf. Biss mir jedoch auf die Lippen.
„Siehst du." Lächelte er mich an, danach wuschelte er durch meine Haare und nahm mein Handgelenk. „Komm, dein Mann wartet bestimmt schon auf dich." Doch bei seinen Worten blieb ich stehen. „Bestimmt nicht." Murmelte ich leise vor mich hin, doch Yasu fragte mich: „Was meinst du damit?" Ich schwieg und ging an ihm vorbei, darüber wollte ich jetzt nicht reden.

Wir gingen gemeinsam ins Schloss, wo uns Sesshoumaru entgegen kam. Er sah immer noch so kalt und herablassend aus. Schluckend schaute ich auf den Boden vor uns. „Hey, ich habe deine Frau im Garten gefunden." Begrüßte Yasu seinen alten Freund. Der jedoch antwortete nur mit einem „Hn."
Ich nahm meinen gesamten Mut zusammen und sprach: „Sesshoumaru, ich muss mich bei dir..." die kalte und harte Stimme unterbrach mich. „Geh wieder schlafen." Befahl er mir. Der Ton seiner Stimme schmerzte unheimlich in meiner Brust. Mein Herz hämmerte ununterbrochen gegen meine Rippen, doch nicht vor Glück oder Aufregung, sondern vor Schmerz. Warum war er auf einmal so kalt und distanziert zu mir? Ich verstand es nicht. Stur wie ich nun mal war, wünschte ich beiden eine gute Nacht, ehe ich mich auf den Weg in mein Gemach machte. Schnell zog ich mich aus und legte mich nur mit Unterwäsche ins Bett. Natürlich schlief ich nicht ein, die gesamten Gefühle plus die Art, wie mich Sesshozumaru behandelte prasselten wieder auf mich ein. Es war keine gute Idee, allein zu sein. Doch was sollte ich tun? An seiner Tür klopfen und bitten, dass er mich in den Arm nahm? Damit er noch enttäuschter über seine Psychische Schwäche war?

Niemals. Irgendwann aber holte mich meine Erschöpfung wieder ein und ich fiel in einen Traumlosen Schlaf.


Sesshoumarus Sicht:

Ich ging gerade den Gang entlang, als mir Yasu und Kagome entgegen kamen. Sie sah schrecklich aus, hatte sie geweint? In meiner Brust z zog sich das schlechte Gewissen zusammen, da ich sie allein gelassen hatte. „Hey, ich habe deine Frau im Garten gefunden." Begrüßte mich Yasu, doch ich nickte ihm nur zu. „Hn." Kam nur. Kagome senkte ihren Blick und starrte nur auf den Boden. Was hatte sie denn? Warum war sie so komisch? Ich versuchte daraus schlau zu werden, doch es gelang mir nicht. Plötzlich schaute sie auf und ergriff das Wort. „Sesshoumaru, ich muss mich bei dir..." nein nicht schon wieder. Schnell unterbrach ich sie: „Geh wieder schlafen." Sie schaute mir kurz in die Augen und sie sahen so verletzt aus, dass ich meine Worte sofort bereute. Doch sie ging stur an uns vorbei, wünschte uns noch einen schönen Abend, ehe sie verschwand.

Etwas überfordert blieb ich neben Yasu stehen. Dieser jedoch seufzte nur. „Man du bist ein Trampeltier." Böse schaute ich ihn an. „Sie sollte gerade nicht allein sein." Warum? Was wusste er, was ich nicht wissen konnte? Fragend zog ich nur eine Augenbraue in die Höhe. „Sie leidet. Sie hatte sich gerade die Seele aus dem Leib geschrien." Warum litt sie?

„Sie denkt, sie sei ein Monster. Deine Art, wie du ihr KEINEN Halt gibst, macht es nicht leichter, Sesshoumaru." Das eine Wort betonte er extra. Wieso aber dachte meine Frau, sie sei ein Monster? Sie hatte doch großartig an meiner Seite gekämpft. „Ich vermute auch, dass sie denkt, dich enttäuscht zu haben." „Wieso?" fragte ich sofort. „Sie denkt sie wäre schwach." Antwortete mir Yasu und etwas verärgert war ich darüber, dass er meine Frau anscheinend besser verstand als ich.

„Hn." Antwortete ich nur und ließ ihn stehen. Sofort ging ich in mein Gemach und wollte mit ihr sprechen, doch sie lag nicht in meinem Bett. War sie in ihr Zimmer gegangen? Verwundert darüber verließ ich schnell mein Gemach und ging zu ihr. Vor der Tür aber hörte ich ihr schluchzen. Ich hielt in meiner Bewegung inne, überlegte, ob ich zu ihr gehen sollte und sie in die Arme schließen. Doch am Ende entschied ich mich dagegen.

Ich ging stattdessen in mein Arbeitszimmer und schmiss einige Schriftrollen vom Tisch.
Ich hatte sie doch nur unterbrochen, da ich keine Entschuldigung von ihr hören wollte. KAGOME traf keine Schuld. Ich allein hätte sie beschützen sollen. Deshalb ertrug ich es nicht, dieses Wort aus ihrem Mund zu hören. Sie wäre Schwach? Schnaubend atmete ich aus, das war doch nicht ihr Ernst, oder? Sie war die stärkste Frau, die ich jemals gesehen hatte. Meine Frau hatte mich schließlich auf dem Kampffeld beschützt und gerettet. Am Ende hatte sie sogar alle Gegner allein bezwungen, nur mit ihrer Energie. Was daran war schwach? Das sie nicht mehr laufen konnte? Das war doch mehr als verständlich, doch dafür war ich ja auch noch da. Eine unbeschreiblich starke Wut überkam mich. Nur auf mich selbst. Ich war nicht in der Lage sie zu schützen. Sie zu retten, anstatt des jämmerlichen Halbbluts.

Ich war derjenige der schwach war. Nicht sie.

  

Schicksalhafte EntscheidungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt