Kapitel 7:Kleine Streitigkeiten

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Verschlafen öffnete ich meine Augen. Es war warm, aber mein Gesicht war kalt. Ich riss meine Augen geschockt auf und sah nach oben. Ich konnte Scarlett sehen. Ich zupfte an ihrer Jacke, um auf mich aufmerksam zu machen. Sie sah zu mir runter und musterte meinen fragenden Blick. ,,Achso, ich hab dich hochgenommen, weil ich dich nicht wecken wollte", lächelte sie mich an. Erst jetzt bemerkte ich, dass sie mich gerade trug. Ich wurde schlagartig rot. Sie hatte mich doch tatsächlich hochgenommen, als wäre sie der Bräutigam und ich die Braut! >Und an was denke ich da schon wieder?< Scarlett ließ mich damit wieder auf die Beine. Eine gewisse Enttäuschung machte sich in mir breit. Ich konnte es irgendwie nicht verbergen, weswegen ich einen Schmollend zog. ,,Och komm, Süße! Soll ich dich wieder hochnehmen?" Ich schüttelte schnell verlegen den Kopf. Ich trug immer noch ihre Jacke, in die ich mich nun mehr einmummelte, um meine Röte zu vertuschen. Scarlett grinste wieder und legte einen Arm um meine Schultern. Mittlerweile hatten wir bereits wieder das Gelände unseres Internats betreten. Hier draußen war bereits keine Menschenseele mehr, schließlich war es schon nach um 9! Die Meisten schliefen bestimmt schon, da morgen ja wieder Schule war. ,,Wir bekommen auf jeden Fall nichts mehr zu Essen. Wollen wir in die Gemeinschaftsküche gehen?", fragte sie mich. Ich nickte.

Dort angekommen wärmten wir uns ein paar Spaghetti auf und suchten uns noch irgendwas anderes dazu. Gegen 10 Uhr waren wir dann endlich im Bett. Der Tag war ziemlich anstrengend gewesen. Ich schlief sofort ein, hörte nur noch, dass Scarlett irgendwas sagte.

,,Aufstehen, Anastasia. Es ist Morgen", sagte eine mir bekannte Stimme. Ich reagierte absichtlich nicht, da ich noch weiterschlafen wollte. ,,Sonst werde ich dich schöne Sachen spüren lassen", hauchte es plötzlich neben meinem Ohr. Mir lief ein gewaltiger Schauer über den Rücken. Mein Herz begann zu rasen und mir wurde ganz warm. Ich öffnete ganz langsam meine Augen und sah ihr direkt in die Augen. Ich bekam bestimmt einen ganz roten Kopf. Meine Zimmergenossin grinste mich breit an. In diesem Moment sprang ich auf und rannte ins Bad, da ich bemerkt hatte, dass sie mir immer näher gekommen war. Meine Finger schlossen geschickt die Tür zu. Mit einem rasenden Herzen und einer lauten Atmung setzte ich mich auf das geschlossene Klo. >Was hatte sie vor? Wollte sie mich etwa gerade eben küssen? Ich bin doch noch gar nicht bereit dafür!< Erst nach einigen Minuten hatte sich mein Herz wieder beruhigt. Scarlett war bestimmt ganz verwundert. Ob sie jetzt etwa Falsches von mir denkt? Was, wenn ja? Wie sollte ich mich da verhalten? Ich beschloss, mich gleich mal fertig zu machen. Ich wusch mich schnell und schminkte mich dann etwas. Als ich dann irgendwann fertig war, stand ich ratlos vor der Tür. Was sollte ich jetzt machen? Rausgehen? Ja klar, aber wie sollte ich auf sie reagieren? So tun, als wäre das nicht passiert? Ohne noch weiter darüber nachzudenken schloss ich die Tür auf und verließ das Bad.
Ich spürte Scarletts fragenden Blick, der ganze Zeit über auf mir haftete. Mir war es etwas unangenehm, da ich nicht genau wusste, ob das okay gewesen war, dass ich weggrannt war. ,,Hab ich dich bedrängt?", ertönte ihre Stimme. Dass sie etwas sagen würde, hätte ich nicht gedacht und ich zuckte kurz zusammen. ,,Hast du Angst vor mir?", sagte sie schon fast panisch. Ich sah sie an und schüttelte den Kopf. ,,Aber du bist weggrannt... Na gut, viele bezeichnen das als 'nicht normal' aber irgendwie musst du doch Angst gehabt haben, sonst hättest du mich einfach nur wegdrücken können. Aber du bist weggrannt. Kannst du mir den Grund nennen", bat sie mich. Ich sah angerötet zu Boden. Ich konnte doch nicht sagen, dass mein Herz auf einmal zu rumgesponnen hatte! Dass ich mich in ihrer Gegenwart so wohlfühle, aber dennoch aufgeregt bin! Ich gab keinen Muchs von mir, noch schrieb ich etwas auf einen Zettel. Sie sah mich eine Weile noch wartend an, bis es ihr dann reichte. ,,Ich finde es mega traurig, dass du nicht sprechen kannst und ich nehme auch viel Rücksicht, wenn du in manchen Situationen nicht irgendwie antwortest, aber so langsam geht es mir auf den Kranz. Ich hab dich etwas gefragt und es ist wahnsinnig wichtig für mich und dann reagierst du so?" Ich rührte mich nun nicht mehr und wartete ab. ,,Boor", stöhnte sie genervt und verschwand im Bad. Ich sah ihr einen Moment lang hinterher und sah dann auf die geschlossene Tür, sah dann aber wieder zu Boden. >Warum nur hatte ich so scheiße reagiert?!< Ich lief auf meinen Schreibtisch zu und packte die Schulbücher für den heutigen Tag in meinen Rucksack. Irgendwann kam Scarlett wieder raus, griff nach ihrer Schultasche und verließ ohne etwas zu sagen den Raum.

Den ganzen Tag über ignorierte sie mich, was mir überhaupt nicht gefiel. Ich wollte doch nicht im Streit mit ihr leben!
Gegen Abend machte ich meine Hausaufgaben und las mir dann die Blätter und Formulare für die Operation durch, da ich immer noch unschlüssig war, sowas zu tun. Bisher war Scarlett noch nicht hier gewesen, aber soeben betrat sie unser Zimmer. Sie sagte kein Wort, sah mich kurz an und dann wieder weg, setzte sich auf ihr Bett und hörte dann auf Kopfhörern Musik an. Sie redete kein Wort mit mir. Mir schmerzte es richtig im Herzen. Deswegen fing ich an, einen Brief für sie zu schreiben, in dem ich mich entschuldigte. Währenddessen überlegte ich immer mal wieder, was ich reinschreiben sollte, bis irgendwann eine Träne von mir auf das Papier tropfte. Ich legte den Kopf in den Nacken und versuchte mich zu beruhigen. Leider war ich ein Mensch, der nah an den Tränen gebaut war. Ich konnte und wollte mich aber nicht beruhigen. Schluchzend faltete ich das Papier, nachdem ich noch etwas dazugeschrieben hatte, und steckte es dann in einem Umschlag. Darauf schrieb ich 'Für Scarlett' und steckte ihn dann erstmak in eine Schublade. Weinend ließ ich mich in meinem Bett nieder und weinte stumm. Ich konnte ihren Blick auf mir spüren, aber sie tat nichts. War sie etwa so wütend auf mich?

A dump life (gxg) (beendet) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt