Ich riss meine Augen auf, schreckte aus dem Schlaf hoch und setzte mich ruckartig auf. Dabei knallte ich mit dem Kopf gegen die Schräge über meinem Bett.
„Fuck", zischte ich unter Schmerzen und rieb mir die schon entstehende Beule an meiner verschwitzen Stirn.
Das darf doch nicht wahr sein.
Nicht nur, dass mein Kopf vor Schmerzen pochte.
Nein, ich hatte auch einen Alptraum gehabt.
Schon wieder ein Alptraum!
Jede Nacht das Gleiche. Es war wie verhext.
Was dachte sich mein Unterbewusstsein dabei?!
Wollte es mich absichtlich quälen?
Was sollte der Scheiß?!
Wann hörte das endlich auf?!
Mein Herz raste, während ich versuchte meine hysterische Atmung wieder unter Kontrolle zu bringen.Kopfschüttelnd drehte ich mich um, nachdem ich mich ein wenig beruhigt hatte, streckte meine Hand nach meinem Nachtisch am Kopfende meines Bettes aus und tastete im Dunkeln nach dem Lichtschalter.
„Klirr", schepperte das Wasserglas, das ich mir kurz vorm Schlafengehen auf den Nachtisch gestellt hatte, als es auf dem hellen Laminat aufschlug.
„Fuck", sagte ich erneut.
Als ich endlich den verdammten Schalter gefunden hatte, schaltete ich das Licht an und blinzelte mit den Augen, um mich an die plötzliche Helligkeit zu gewöhnen.
Ich richtete mich auf, rutschte vorsichtig vom Bett, um nicht in den Scherbenhaufen zu trampeln und tapste aus meinem Schlafzimmer durch den Flur in die Küche, holte Kehrblech und Handfeger und schlurfte gähnend zurück in mein Zimmer. Ich war total müde.Eine Scherbe, die weiter gesprungen war, als ich dachte, knirschte unangenehm unter meinem linken Fuß, weil ich nicht aufpasste, kurz bevor ich die Zimmertür durchquert hatte.
„Oh fuck", rief ich nun schon zum dritten Mal in dieser Nacht, zog meinen schmerzenden Fuß Richtung Brustkorb an, hielt ihn fest und hüpfte wie ein Flummi auf einem Bein auf der Stelle herum.
Das tat weh, verdammt!
Und am bluten war es auch. Die ersten 2 Tropfen landeten auf dem Boden neben der Scherbe.
Wütend, wegen meiner eigenen Dummheit, stampfte ich ins Bad, um mir ein Pflaster zu holen, damit ich nicht mein ganzes Bett voll blutete, wobei ich natürlich dummerweise auf dem ganzen Weg Blutsspuren hinterließ, weil ich keinen Bock hatte auf einem Bein hüpfend durch die Bude zu jagen.Nachdem ich alle roten Blutkleckse vom Boden weggewischt und mich verarztet hatte, begab ich mich erneut in mein Zimmer und widmete mich wieder meinem angerichteten Schlamassel mit dem Wasserglas.
Gott sei dank hatte ich das Wasser vorm Schlafengehen ausgetrunken, sonst würde nicht nur das zerdepperte Glas auf dem Boden verteilt liegen, sondern es wäre auch noch alles klitschnass.
Und auf wischen hatte ich mitten in der Nacht erst recht keinen Bock.
Ich sammelte die Scherben ein, legte das volle Kehrblech und den Handfeger achtlos auf meinen Schreibtisch - darum würde ich mich einfach morgen kümmern - und stellte mich vor den Spiegel, der an meinem schwarzen Kleiderschrank angebracht war. In dem schwummrigen Licht meiner Nachttischlampe betrachtete ich mich einen Augenblick.Oh man, sah ich scheiße aus.
Meine dunkelbraunen, fast schwarzen, Haare waren verwuschelt und klebten an meiner immernoch vor Schmerz pochenden Stirn. Meine braunen Knopfaugen lagen tief in den Höhlen und waren mit dunklen Rändern umrahmt, die den Schlafmangel mehr als deutlich abzeichneten.
Mein weißes übergroßes Schlafshirt, welches sogar fast komplett meine schwarze Boxershort überdeckte, war schweißnass und klebte an meiner harten Brust.
Ich zog es aus, warf es angeekelt auf den Boden und kramte aus einer der Schubladen ein neues, weites Schlafshirt heraus.
Als ich es über den Kopf gezogen hatte und auf die Uhr schaute, stöhnte ich genervt und erschöpft.
3:47 Uhr.
Heute war schon wieder Montag und damit begann in ein paar Stunden der erste Schultag nach den Osterferien, die viel zu schnell vorbei gingen und die ich komplett in der Bude hockend und ungesundes Zeug essend verbracht hatte.
Als ich an die Schule dachte, wurde mir schlecht.
Na Wunderbar!
Ich hatte absolut keinen Bock.Ich warf mich stöhnend wieder aufs Bett und hoffte inständig nun schnell wieder einschlafen zu können und keinen erneuten Alptraum zu bekommen.
Einfach einen tiefen Schlaf, nichts als Dunkelheit.
Mehr wollte ich doch gar nicht.Ich schaltete das Licht wieder aus und zog die Bettdecke bis unters Kinn an.
Mir fiel der schreckliche Alptraum wieder ein und Tränen bildeten sich in meinen Augenwinkeln.
Reiß dich zusammen Jungkook, dachte ich.
Ich hatte mir verboten, solche Gefühle je wieder zuzulassen und schluckte hart, um nicht doch mit dem Weinen anzufangen.
Ich wollte keine Schwäche zeigen, ich durfte es nicht.
Ein paar mal tief ein und ausatmen und ich hatte mich wieder im Griff.
Die Tränen waren erfolgreich verdrängt worden. Darin war ich mittlerweile ein echter Profi.
Die Gedanken blieben allerdings.Ich schloss die Augen, doch ich sah ihn vor meinem inneren Auge, wie er über mir aufragte, mich immer wieder schlug und in den Magen trat, nicht nachgab. Auch nicht, als ich schon gekrümmt und wimmernd vor ihm am Boden lag.
Die Erinnerung schmerzte fast so sehr wie die tatsächlichen Schläge, die ich einstecken musste.
Seine wütend verzerrte Fratze über mir war das Letzte, was ich sah, bevor mich die Dunkelheit, die ich auch in meinem Herzen trug, einnahm und ich in einen gnadenvollen, traumlosen Schlaf abdriftete.
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Your love is killing me.
Fanfiction„Ich war hier hingezogen, um einen Neuanfang zu wagen. Vor genau einem Jahr hatte ich mich von all dem Bösen in meinem Leben losgesagt, war abgehauen, vor den Problemen weggerannt. Doch sie holten mich immer wieder ein. Wie eine Flutwelle überschw...