21| Umkleide

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Völlig verschwitzt und ausgelaugt schlurfte ich den Flur der Sporthalle entlang Richtung Umkleide und Duschraum. Ich konnte es kaum erwarten meine verschwitzten Sachen loszuwerden und unter einer der zahlreichen Duschen des angrenzenden Jungenwaschraumes zu springen.
Der Sportunterricht war nach der anfänglichen Standpauke von Mrs. Fhong doch noch ganz cool und vor allem anstrengend gewesen. Mrs. Fhong taute nach wenigen Minuten total auf und sogar ein Blinder konnte die Begeisterung für Sport, die sie bis in jeden Winkel ihres kleinen Körpers verströmte, zweifellos spüren. Das hatten wir auf alle Fälle gemeinsam, wodurch sich mein Bild von ihr sofort verbesserte.
Zum Ende der Stunde sammelte ich noch die restlichen Bälle ein, die wahllos von irgendwelchen Vollidioten quer in der Turnhalle liegen gelassen wurden, und verstaute sie im Geräteraum. Jede Woche waren zwei andere Schüler mit dem Beseitigen des Chaos'  in der Turnhalle dran. Anscheinend hatte besagter zweiter Schüler seine Aufgabe allerdings vergessen, wodurch ich gezwungen war, alleine aufzuräumen. Mir war es ganz recht. So hatte ich wenigstens meine Ruhe und ich konnte sogar alleine duschen, denn als ich in der Umkleide ankam, nachdem ich auch den aller letzten Ball aus der hintersten Ecke der Turnhalle gefischt und zurück in das Netz im Geräteraum geworfen hatte, waren bereits alle Schüler verschwunden. Natürlich hatten wie immer ein paar hirnlose Jungs aus meiner Klasse ein paar ihrer Sachen im Umkleideraum liegen lassen.

Die würden auch ihren Kopf vergessen, wenn er nicht angewachsen wäre, dachte ich und schüttelte den Kopf über ihre Dämlichkeit.

Hastig zog ich meine verschwitzen, muffigen Sportsachen aus, warf sie angewidert auf die Bank. Sekunden später stand ich bereits unter der heißen Dusche. Es dauerte nicht lang, bis der ganze Raum von Wasserdampf eingehüllt war, sodass man kaum noch die Hand vor Augen sehen konnte.
Ich schloss die Augen und genoss für ein paar Augenblicke einfach nur das Geräusch des prasselnden Wassers in meinen Ohren.
Die wohlige Wärme lief mir in Schauern über den Rücken, hinterließ eine Spur von angenehmer Gänsehaut und beseitigte die letzten Überreste der Anstrengungen der letzten Stunde.

Plötzlich nahm ich ein Geräusch wahr, was mich aufhorchen ließ. Es hatte sich angehört, als wäre etwas im angrenzenden Umkleideraum umgefallen.
Ich öffnete meine Augen, hielt unwillkürlich den Atem an und zog argwöhnisch eine Augenbraue hoch. Hatten nicht bereits alle Schüler die Sporthalle verlassen? Mit angespannter Haltung versuchte ich angestrengt etwas durch den Nebel des Wasserdampfes zu erkennen. Etwas..Oder jemanden, der dieses Geräusch ausgelöst hatte.
Ich verengte die Augen zu Schlitzen in der Hoffnung, besser sehen zu können, doch vergebens.

Wieso hatte diese Schule auch so ein scheiss Belüftungssystem in den Duschräumen eingebaut, fragte ich mich selbst.

Wenn mehrere hier gleichzeitig duschten, war es beinahe so, als würde man mit jedem Schritt gegen eine weiße Wand laufen, weil der Wasserdampf keine Chance hatte, bei dieser kack Konstruktion nach draußen zu entweichen. Ich unterdrückte ein genervtes Stöhnen, verengte die Augen erneut zu Schlitzen und konzentrierte mich wieder, um vielleicht doch noch etwas wahrzunehmen.

Nichts.

Ich hörte nur das Rauschen der Dusche, keine Schritte oder etwas dergleichen, die bewiesen hätten, dass jemand anwesend war. Hatte ich mir das Geräusch nur eingebildet?
Ich drehte den Hahn zu, schwang mir mein Handtuch um die Hüfte und ging zurück in den Umkleideraum, um nachzusehen, ob mir mein Verstand nur einen Streich spielte oder ob tatsächlich etwas das Geräusch ausgelöst hatte.
Und plötzlich hörte ich einige Schritte, die sich von mir entfernten.
Ich spähte hastig um die Ecke.
Keine Ahnung warum ich so misstrauisch war, es könnte ja auch nur ein Mitschüler gewesen sein, dem aufgefallen war, dass er seine Sachen in der umkleide liegen gelassen hatte, doch meine Vergangenheit hatte mich einiges gelehrt und mich vorsichtiger werden lassen bei.. gewissen Situationen.

Niemand zu sehen. Doch im letzten Moment nahm ich noch das zuschwingen der Tür wahr, die aus der umkleide heraus in den Raum führte.

Ich zog wieder eine Augenbraue hoch. Nun war ich mir sicher. Hier war definitiv jemand drin gewesen, hat jemand im Ernst gespannert, während ich unter der Dusche gestanden hatte?
Wer zum Teufel tut denn sowas? Das wollte ich genauer wissen und demjenigen gehörig meine Meinung geigen..

Na warte !

Mit großen Schritten näherte ich mich der Tür, die auf den Flur hinaus führte, in dem ich den vermeintlichen Spanner noch vermutete. Dabei vergaß ich völlig, dass ich noch klitschnass und lediglich mit einem schmalen weißen Handtuch um den Hüften bekleidet war.
Ich streckte die Hand aus, um die Tür mit Schwung aufzuwerfen, als diese plötzlich nach innen in meine Richtung mit Wucht aufgestoßen wurde und jemand hineingeeilt kam. Ich versuchte noch zu bremsen, um nicht mitten in denjenigen hineinzulaufen, doch ich war so hastig auf die Tür zugestürmt und erschrak in diesem Moment so dermaßen, dass ich meinen Schwung nicht mehr abfedern konnte. Der Typ, der gerade hier rein marschieren wollte, hatte wohl genauso wenig erwartet, dass noch jemand im Umkleideraum war, denn auch er konnte nicht mehr abbremsen und wir prallten mit einer solchen Wucht gegeneinander, dass wir beide den Halt verloren. Ich rutschte auf dem glatten Boden mit den nassen Füßen aus, versuchte mich vergebens ab dem Typen festzukrallen, um nicht hinzufallen, doch ich landete rücklings auf dem harten Boden..
..mit dem Typen auf mir.

Na wunderbar

Mein Rücken schmerzte etwas und das Gewicht des Typen auf meiner Brust machte es nicht gerade besser. Ich unterdrückte ein keuchen, richtete den Blick auf und.. und starrte direkt in die dunkelbraunen Augen von Taehyung, die ebenso erschrocken aufgerissen waren, wie meine nun auch.
Oh. Mein. Gott.

Your love is killing me. Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt