Mein Rücken schmerzte etwas und das Gewicht des Typen auf meiner Brust machte es nicht gerade besser. Ich unterdrückte ein Keuchen, richtete den Blick auf und.. und starrte direkt in die dunkelbraunen Augen von Taehyung, die ebenso erschrocken aufgerissen waren, wie meine nun auch.
Oh. Mein. Gott.
________________________________Wir bewegten uns nicht.
Regungslos blickten wir uns tief in die Augen, während wir auf dem harten Boden des Umkleideraums lagen, Taehyung immer noch auf mir. Ich wagte nicht mich zu bewegen. Ich hielt sogar den Atem an.
Die Spannung zwischen uns war greifbar. Sie erfüllte die Luft um uns, ließ sie knistern und ich spürte, wie meine Haut mit Elektrizität aufgeladen wurde und mir prickelnde Wärme durch die Adern schoss. Der harte Boden unter mir machte mir nichts mehr aus und ich nahm nur noch IHN wahr.Wir bewegten uns noch immer nicht.
Der Moment schien eine Ewigkeit anzudauern, doch in Wirklichkeit waren es wahrscheinlich nur Sekunden, ein Wimpernschlag lang, der einem den Atem raubte. Raum und Zeit verlor jede Bedeutung und es brachte mich um den Verstand ihm so nah zu sein.
Mein Blick wanderte von seinen Augen hinab zu seinen Lippen und ich kam in Versuchung etwas zu tun, was ich mit Sicherheit eine Sekunde danach bereuen würde, doch wie sollte ich mich zurückhalten? Bei ihm spielten alle meine Sinne verrückt. Mein Magen fuhr Achterbahn, meine Haut kribbelte und meine Finger zuckten, weil sie unbedingt seine Wangen, seinen Hals, seine Lippen berühren wollten. Ich versuchte mich zurückzuhalten, doch eine Sekunde später verlor ich den Kampf gegen mich selbst und hob die Hand, ließ sie durch seine wuscheligen Haare fahren und in seinen Nacken gleiten.
Ich richtete den Blick wieder auf seine Augen und sah, dass die Seine entspannt geschlossen waren. Ein zartes lächeln umspielte seine Lippen und als er seine Augen wieder öffnete, erkannte ich pure Lust in ihnen.
Diese Lust entflammte etwas in mir. Sie entflammte wilde haltlose Gefühle, die ich seit langer Zeit versucht hatte tief in meinem Inneren zu vergraben, um sie für immer zu vergessen. Taehyung schaffte es durch meine so mühsam errichtete Mauer der Trauer und Verzweiflung so mühelos durchzubrechen als wäre sie nur ein Stück dünnes Papier. Das hatte sonst noch niemand geschafft.. und das sollte mir vermutlich wahnsinnige Angst einjagen und ich sollte zurückschrecken, von ihm ablassen, doch ich ließ es zu.
Ich ließ zu, dass er sich allein durch seine Blicke immer tiefer in mir vergrub, die Mauer immer weiter zum Einstürzen brachte, Stück für Stück, ohne dass ich das geringste dagegen tun konnte.Meine Hand ruhte immer noch in seinem Nacken, während er den Blick auf meinen nackten Oberkörper unter ihm richtete.
Wieder wurde ich mir nur zu deutlich bewusst, wie nah wir uns in diesem Moment waren und wieder blieb mir die Luft weg, als ich sah, wie sich etwas in seinem Blick veränderte. Die Lust, die entflammt war, verwandelte sich in ein tiefes Verlangen, ich sah, wie er versuchte, dagegen anzukämpfen und genau wie ich, schien er den Kampf gegen sein Inneres zu verlieren. Wir sahen uns wieder in die Augen, er stützte seine Hände auf dem Boden rechts und links neben meinen Kopf ab und näherte sich. Quälend langsam, Zentimeter für Zentimeter näherte er sich, er neigte den Kopf, sodass unsere Lippen nicht mehr weit voneinander entfernt waren. Ich spürte seinen heißen Atem auf meiner Haut und ein Kribbeln breitete sich auf meinem ganzen Körper aus.
Meine Hand in seinem Nacken zog ihn ganz von allein näher zu mir.Ich wollte seine Lippen auf meinen spüren.
Ich wollte es so sehr!
Ich wollte IHN.Jede Faser meines Körpers schrie danach. Ich schloss die Augen, seine Lippen waren nun so nah, dass ich die Wärme, die von ihm ausging, auf meinen eigenen Lippen spüren konnte.
Plötzlich verkrampfte Taehyung sich. Mit einem Ruck richtete er sich auf, entzog meiner Hand seinen Nacken und räusperte sich. Mühsam stand er auf und brachte ein paar Schritte Abstand zwischen uns, sodass es so aussah, als wäre dieser Moment grade nie geschehen.
In mir breitete sich augenblicklich eine eisige Kälte aus, die alles in und um mich herum einnahm. Von der wohligen Wärme, dem prickelnden Gefühl und der Lust war nichts als kaltherzige Leere übrig.
Frustrierend, wie nur ein einziger Mensch meine Gefühlslage so dermaßen beeinflussen kann und wie ein einziger Mensch mich von einem extremen Gefühl ins nächste schicken konnte, ohne sich große Mühe zu geben.
Mit einem tiefen Atemzug richtete ich mich ebenfalls auf und wir standen uns gegenüber.Meine Mauer, die Taehyung vorhin noch so mühelos aufgebrochen hatte, baute sich schlagartig wieder auf und schien noch höher und dicker zu sein als je zuvor.
Das musste sein..
Ich kam mir so dermaßen blöd vor, dass es mich unglaublich wütend machte und ich am liebsten auf etwas eingeprügelt hätte. Ich war so zornig auf ihn, dass er so eine Wirkung auf mich hatte, dass er diese Macht über mich hatte, ohne dass ich dagegen etwas tun konnte. Zornig auf mich, dass ich es zugelassen hatte. Ich ballte die Hände zu Fäusten und schaute ihn aus zusammengekniffenen Augen an. Er rieb sich den Nacken an der Stelle, an der noch vor wenigen Augenblicken meine Hand geruht hatte.
Für einen Moment blieben seine Augen an meinem nackten Oberkörper hängen, doch kurz darauf schüttelte er seinen Kopf kaum merklich und schaute mich mit zornigem Blick und widerlicher Verachtung an.
So schnell dieser Moment und das, was auch immer zwischen uns grade gewesen war, gekommen ist, so schnell war er verflogen und vor mir stand wieder der typisch arrogante Kotzbrocken.
Wie konnte es sein, dass wir uns in einem Augenblick beinahe küssten und im nächsten schon wieder am liebsten an die Gurgel gingen?„Fass mich noch einmal an und du wirst es bereuen", drohte er zischend.
Ich lachte hämisch auf. „Wer hat denn hier wen umgerannt, hm? Du solltest besser aufpassen, wo du hinrennst, sonst wirst DU es nämlich bereuen."
Naja gut, nicht mein bester Konter..Taehyung machte einen Schritt auf mich zu und ballte ebenfalls die Hand zur Faust. „Du scheiß Schwuchtel, komm mir nicht noch einmal zu nahe, sonst..."
„Pass auf was du sagst," unterbrach ich ihn, „wir wollen doch nicht, dass der Quarterback schon wieder mit blauem Auge durch die Gegend laufen muss. Nicht, dass du deinen Kumpels noch erzählen musst, wie es dazu gekommen ist. Sie würden bestimmt nur zu gern wissen, warum du auf einem halb nackten Typen in der Umkleide länger als nötig gelegen hast und es noch dazu genossen hast. Also überleg dir zweimal wen du hier beleidigst!" Ein gemeines Grinsen breitete sich auf meinem Gesicht aus. Oh ja ich konnte ebenfalls austeilen. Angriff ist die beste Verteidigung. Das hatte ich schon viel zu früh lernen müssen...Taehyung wollte noch etwas erwidern, vermutlich wieder irgendeine leere Drohung oder vernichtende Worte, die mich verletzen sollten.
Ich zweifelte nicht daran, dass er die Macht besaß mich tatsächlich mit seinem nächsten Satz zu verletzen, denn ich war im Moment ziemlich angreifbar und ich wollte nicht, dass er genau das ebenfalls bemerkte, dann hatte ich verloren. Deswegen kam ich ihm zuvor.
„Verschwinde einfach, Kim. Verzieh dich und lass mich mit deinem Gelaber in Ruhe." Mein gemeines Grinsen erstarb und die Worte schwebten hart und kalt zwischen uns in der Luft. Damit drehte ich mich um, ohne einen Blick zurück, und stapfte wieder in die Dusche, um Taehyungs Anblick nicht länger ertragen zu müssen. Ich legte das Handtuch weg, drehte die Dusche an und ließ das warme Wasser über meinen Rücken laufen. Nach ein paar weiteren Sekunden hörte ich die Tür des Umkleideraumes zuknallen und Taehyung war verschwunden.
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Your love is killing me.
Fanfiction„Ich war hier hingezogen, um einen Neuanfang zu wagen. Vor genau einem Jahr hatte ich mich von all dem Bösen in meinem Leben losgesagt, war abgehauen, vor den Problemen weggerannt. Doch sie holten mich immer wieder ein. Wie eine Flutwelle überschw...