Kapitel 1

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„Wie ich sehe haben meine Männer wohl nicht ihr Bestes gegeben. All die Folter hat dir immer noch nicht den Hochmut genommen!" Sagte er als er mich anstarrte.

„Niemals.", antwortete ich und nutzte meine wenigen Kraftreserven, um ein Grinsen auf mein schmerzendes Gesicht zu zaubern. Er musste wohl vergessen haben, wessen Tochter ich war. Damit würde er es nicht schaffen  mich aus der Reserve zu locken. Schon von klein auf wurde ich auf genau solche Situationen, solche Schmerzen vorbereitet.

„Rory", hatte mein Vater am Morgen meines fünften Geburtstages zu mir gesagt. „Du bist das Wichtigste in meinem Leben, weißt du? Mein einziger Schwachpunkt!" Er sah mir tief in die Augen als er mir offenbarte: „Der Tag wird kommen, da wird man versuchen, dich zu verwenden, um mir zu schaden. Und es ist sehr wichtig, dass du keine Angst zeigst! Du musst immer stark sein!"

Ab diesem Tag wurde ich in die Familiengeheimnisse eingeführt. Mein Vater machte keine Geheimnisse mehr vor mir.

Ich lernte schon früh lesen und schreiben, sodass ich nach der Schule Zeit für die Familie hatte und mich nicht mit Nichtigkeiten abgeben musste. Meine Mum war schon früh gestorben. Ich erinnerte mich nicht mehr an sie. Ihr Gesicht kannte ich nur von Fotos, die ich tief in meinem Schrank versteckt hielt. Nur in den Momenten tiefster Schwäche holte ich sie hervor und ließ den Tränen freien Lauf.

Als ich sieben war, begann das Training. Damals war ich schwach. Und verängstigt. Doch darauf wurde keine Rücksicht genommen. Es konnte keine Rücksicht genommen werden. Ich wurde in die Künste des Kampfsports eingeführt und erhielt Schießtraining.

In der vierten Klasse dann, ließ mein Vater mich aus der Schule nehmen und ich sollte zuhause unterrichtet werden. Vormittags liebe Schülerin und Nachmittags die kleine Killermaschine.
Genau dazu wurde ich ausgebildet.

Mit 12 Jahren begann mein psychisches Training. Nach und nach wurde ich mehr und mehr unter Druck gesetzt. Anfangs wurden mir nur die Hände und Füße an den Stuhl gebunden und ich musste so stunden lang ruhig sitzen, während ich eine Beleidigung nach der Anderen erdulden musste. Später wurde mein Kopf unter Wasser gehalten bis kurz vor der Grenze, an dem meine Lungen aufgegeben hätten. Zuletzt wurden dann noch Schläge hinzugefügt.

Kein fairer Kampf bei dem ich mich hätte wehren können. Nein, das wäre meinem Vater zu einfach gewesen. Diese Trainingseinheiten brachten mich wirklich an meine Grenzen.

Es begann damals  kurz nach meinem 16. Geburtstag. Ich freute mich auf den Urlaub mit meinem Vater in der Schweiz. Wir hatten dort ein abgelegenes Anwesen. Luxuriös und ruhig mit vielen Angestellten. So liebte es mein Vater und ich tat es ihm gleich. Schon Wochen vorher hatte ich meine Koffer gepackt und träumte von trauter Zweisamkeit mit meinem Vater.

Auf dem Weg dahin ließ mein Vater mich dann aber entführen. Ich wusste nicht, dass es nur ein Training sein sollte. Für mich fühlte es sich verdammt echt an. Der dunkle Sack auf meinem Kopf. Die immer weniger werdende Luft im Kofferraum der kleinen Limousine. Die groben Hände die an mir zerrten.

2 Wochen wurde ich festgehalten, mit dem Mindesten an Wasser, das meinen Körper am überleben ließ und mit viel psychischem Terror. Ich wurde beschimpft und immer wieder über meinen Vater ausgefragt. Zwischendurch um die Momente der Stille zu unterbrechen, brachte man mich in eine große, leere Halle. Meine Hände wurden an von der Decke hängenden Seilen in die Höhe ragend befestigt und dann begann die physische Folter. Ich wurde mit dicken Lederriemen ausgepeitscht und nachts von einem der Männer, den mein Vater später  nach mehreren Monaten Folter  tötete, immer wieder vergewaltigt. Doch ich blieb standhaft.

Nach den 2 Wochen kam mein Vater zu mir und er ließ eine Träne des Stolzes über seine Wange rollen. Er erlöste mich aus meiner armseligen Situation und erklärte mir, dass mein Training abgeschlossen war. Ich dürfe mich nun frei in der Welt bewegen. Ich dürfe nun tun und lassen, was ich will, denn ich sei genauso geworden, wie mein Vater sich die perfekte Tochter gewünscht hätte. Niedlich und hübsch von außen, doch innerlich sei meine Seele, mein Gewissen bis in die letzte Pore hinein tiefschwarz. Ich selbst sei der beste Schutz den er mir bieten könnte.

Seine TochterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt