Schule

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Als die Polizei meinen Eltern begegneten begannen die Diskussionen ob sie mich und meine Schwester in ein Waisenhaus bringen sollten. Nur leider ging es eben vielen Kindern in diesem Viertel so und außerdem haben wir ein Dach über dem Kopf und lebendige Eltern die sich schon um uns kümmerten. Jedenfalls sagten meine Erzeuger es so, weil sie uns behalten wollen. Sie taten extra einen auf „Bitte, wir brauchen diese Kinder doch so sehr", und „Diese Situation hier macht uns nur zu schaffen." Ich stand neben dem Polizisten mit einem „Wollt ihr mich verarschen?"-Blick. Der Entschluss war schnell gefasst; Ich musste mit Leonie bei meinen Eltern bleiben. Da sie sonst nichts Merkwürdiges an mir fanden durfte ich wieder gehen. Die Polizisten waren so nett und spendierten uns Lebensmittel für meine Familie.

Am Abend stand ich in der Küche und bereitete das Abendessen zu. Diesmal konnten wir uns Fisch leisten, den ich zubereitete. Ich brachte meinem kranken Vater das Essen in sein Zimmer, meine Mutter, Schwester und ich aßen in der Küche beim Tisch. Meine Mutter gab mir einen kalten Blick und motzte: „Wieso hast du uns es nicht leichtgemacht?", „Was hätte ich machen sollen?", „Na die Bullen verführen oder so. Du weißt schon diesen Bettlerblick damit wir Geld bekommen. Zur Unterstützung. Ein paar Lebensmittel...Pah, was soll der Dreck.", „Du hättest sowieso alles wieder in Drogen verschwendet.", „Wie kannst du es wagen so mit mir zu reden du- ", ich unterbrach sie: „Nicht vor Leonie." Meine Mutter schnaubte und aß weiter, anstatt sich für das Essen zu bedanken.

In der Nacht zog ich meiner kleinen Schwester ihr Nachtkleid an und sprach zu ihr: „Ich werde dich Ende des Jahres in eine Schule reinbekommen. Wenn du gut bist, kannst du sogar schon die erste Klasse überspringen." Sie strahlte förmlich und umarmte mich. „Danke, danke, danke.", flüsterte sie in mein schmutziges Oberteil.

Ende des Jahres hatte ich ein Gespräch mit der Direktorin einer kleinen öffentlichen Schule. Sie war verwundert weshalb ein 10-jähriger Junge vor ihr saß und die Zukunft eines kleinen Mädchens besprach. Ich hatte mich vorher als meine Mutter ausgegeben. Um die Sache zu erklären erzählte ich der Direktorin, dass meine Eltern keine Arbeit haben und ich die einzige Geldquelle sei. Nach einem langwierigen und verständnisvollen Gespräch bekam Leonie den Platz an der Schule. Ich mochte die alte Frau, sie war aufgeschlossen und warmherzig.

Leonie machte eine Aufnahmeprüfung um ihre Kenntnissezu präsentieren und tatsächlich konnte sie die erste Klasse überspringen. Icherinnerte mich wie ich ihre Hand losließ und sie mit einem großen Lächeln durchden Schuleingang lief und mir danach noch zuwinkte.  

BlutsuchtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt