Schulball

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Leonie

Der Tag war gekommen. Der Schulball. So nervös war ich noch nie, nicht mal als ich eine Rede vor der ganzen Schule hielt oder als ich als Schülersprecherin kandidierte. Ich betrachtete mich im Spiegel, mit dem Kleid angezogen. Mira war neben mir und machte ein Foto. „Du schaust zauberhaft aus!", jubelte sie. Ich lächelte schwach und antwortete: „Danke. Denkst du, dass ich es schaffen werde?", „Auf alle Fälle." Pünktlich läutete es schon an der Tür. Mira ging mit ihrem neuen Freund auf den Ball, ich habe mich in letzter Not für einen gutaussehenden Typen entschieden. Wir gingen runter, stiegen in das Auto und fuhren mit den beiden los.

Beim Ball angekommen hörten wir schön die laute Musik und die ersten waren schon betrunken. Es waren sehr viele anwesend. „Du musst einen guten Eindruck hinterlassen, schnapp sie dir alle!", feuerte mich Mira an. „Genau, du schaffst das.", unterstützte mich Max. Ich bedankte mich wieder und wir stiegen aus.

Clyde

Ich schaute mich im Spiegel an und richtete meine schwarze Fliege. Ausnahmsweise trug ich einen Anzug und kämmte meine Haare. Jedoch wollte ich mein Makeup nicht weglassen. Die drei Sterne unter meinem Auge sind mir wirklich ans Herz gewachsen. Als ich fertig war machte ich mich dann auf den Weg zum Ball.

Als ich dort war sah ich schon die ersten Betrunkenen. Zuerst machte ich mir Sorgen ob ich Leonie überhaupt finden würde, aber dann sah ich sie. Sie hatte das wunderschöne Kleid an und war in Begleitung von ihrer besten Freundin. Ich müsste eine Gelegenheit finden mit ihr allein reden zu können.

Als die Luft rein war mischte ich mich unter die Menge und verhielt mich unauffällig.

Leonie

Eine Stunde verging und in dieser plauderte ich viel mit den Meisten. Ich trank auch schon meinen dritten Cocktail.

Langsam dämmte sich das Licht und es spielte langsame Musik. Ich sah mich nach meiner Begleitung um, jedoch sah ich sie nirgendwo. Plötzlich tippte mich jemand auf die Schulter und ich drehte mich um.

„Hey...", sagte er. Der Junge der mich einst im Stich ließ. Derselbe Junge, der mich weinend verließ und nie mehr einen Ton von sich gab. Ich sah zu ihm hoch und wusste zuerst nicht was ich tun sollte. Sollte ich wütend sein? Sollte ich glücklich sein, dass er gekommen war?

Die Menge begann friedlich herum zu schaukeln und jemand schubste mich genau auf Clyde. Er fing mich auf und legte dann meine Hände auf seine Schultern. „Spiel einfach mit, dann bemerkt uns keiner.", „Aber ich bin doch mit jemanden hier...", „Darum habe ich mich schon gekümmert." Wir begannen zu tanzen und ich schaute ihn an. „Du hast dich so verändert.", „Hör mal, es tut mir alles so schrecklich leid, aber ich hatte Angst und-", „Ist schon in Ordnung. Danke, dass du gekommen bist.", als ich meinen Satz beendete umarmte ich ihn fest. Er hielt mich fest im Arm und küsste meinen Kopf. „Ich wusste, dass du es zu etwas bringst.", „Dank dir."

Die Lichter wurden auf einmal wieder hell und die Menge noch stiller als zuvor. Ich hörte Sirenen draußen und jeder wich zur Seite. Sie hatten ihn erkannt und die Polizei stürmte das Gebäude. Ich bemerkte es gar nicht als mein Bruder verschwand. „Clyde?!", rief ich verzweifelt und lief los ihn zu suchen.

Clyde

Es war die schönste Minute meines Lebens als ich Leonie im Arm hielt. Ich hatte sie bei mir und das war ein schöneres Gefühl als an Blut zu lecken. Mir wurde klar, dass ich auch anders auf sie aufpassen könne. Leider wäre das nur sehr schwer möglich gewesen. Immerhin war ich ein Mörder.

Kaum verlor ich mich in meinen Gedanken spürte ich schon, dass die Polizei auf dem Weg hier her war. Als meine Schwester unaufmerksam war, lief ich so schnell wie ich konnte nach draußen.

Doch diesmal schaffte ich es nicht. Sie hatten mir den Weg abgesperrt und zielten mit ihren Waffen auf mich.

Ich hörte Leonie laut nach mir rufen. Sie versuchte sich bei den Polizisten hindurch zu quetschen, aber sie ließen sie nicht. Das ging so weit, dass ein Polizist sie auf den Boden stieß. Ich wurde plötzlich so rasend, dass ich auf ihn zulief und dann fiel ein lauter Schuss.

Leonie

Ich rief so laut nach meinem Bruder, dass mir die Kehle weh tat. Er lag reglos am Boden. Dafür schaffte ich es jetzt zu ihm zu laufen. Ich fiel neben ihm hin und weinte fürchterlich. Ich legte meine Hand auf seine Brust und bemerkte jedoch etwas. Er trug eine Schutzweste. „Bitte pass auf dich auf Leonie..." Ich war so froh, dass ihm nicht in den Kopf geschossen wurde und umarmte ihn. Abgrubt wurde ich von ihm weggezogen. Ein Rettungswagen kam an und die Beamten hoben Clyde hoch und brachten ihn dort hin. Dann war er weg.

Clyde

Ich lag im Rettungswagen und sah alles nur verschwommen. Das durfte mich aber nicht ablenken. Ich setzte mich schnell auf und überraschte so die Rettungsärzte. Ich nahm einen als Geisel und befahl ihnen, dass mich rauslassen sollten.

Gesagt, getan, sie ließen mich raus. Mir war klar, dass sie die Polizei nachschicken würden, aber das störte mich zu diesem Zeitpunkt nicht mehr. Ich tauchte wieder unter und war weg.

Für immer.

Ende.

BlutsuchtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt