Mutter

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Eine Woche danach schien alles wieder in Ordnung zu sein. Meine Schwester war glücklich mit ihrem ersten Freund und meine Eltern waren so krank wie immer.

In der Nacht saß ich meist draußen und fühlte mich Tag zu Tag unlebendiger. Es schien so als würde ich verblassen; nur, dass ich es selbst nicht mitbekam. Ich hatte keine Ahnung wie ich mich wieder ins Leben zurückholen konnte. Der Himmel, die Couch, die Küche, selbst die Menschen schienen immer grauer zu werden, inklusive mir.

Ich saß wieder einmal vor der Tür. Mir war furchtbar schlecht. Leonie schlief in ihrem Zimmer und meine Eltern getrennt in Zimmern. Das war nicht unüblich. Ich schlenderte wieder rein, Richtung Küche um mir ein Brot zu schmieren. Ich zog die Schublade mit den Messern hervor und sofort blitze mir ein großes Küchenmesser in den Augenwinkel. Es hatte so einen entspannenden Anblick, herrlich. Ich nahm es und ließ die Klinge über meine Finger gleiten. So scharf, so gefährlich. Plötzlich erkannte ich wieder Farbe. Es war rote Farbe, mein Blut, dass über meine Hand rann. Es gefiel mir so gut, dass ich zur Treppenkammer ging, wo meine Mutter schlief. Leise und vorsichtig machte ich die kleine Tür auf. Die Frau schlief regungslos auf der Matratze, umhüllt von einem alkoholischen Geruch. Ich kniete mich neben sie und hielt ihr fest den Mund zu. Schleunigst wachte sie auf und schlug mit dem Kopf hin und her. „Schhhh, alles ist in Ordnung.", flüsterte ich ihr zu. Sie versuchte zu sprechen, jedoch gab ich meine Hand nicht von ihrem Mund. Ich hob das Messer welches ich mitgenommen hatte und schaute ihr in die Augen. „Du darfst mir nun helfen wieder Farben zu sehen..." Als sie verstanden hatte was ich vorhatte wollte sie mich mit den Armen wegschlagen, aber sie war von den ganzen Drogen schon sehr geschwächt und ich war ein heranwachsender Jugendlicher, der es mit viel körperlicher Arbeit zu tun hatte. Seitdem er ein Kind war. Ich sah wie sich Tränen in ihren Augen bildeten und sie mit dem Kopf schüttelte. Ich setzte das Messer am Rande ihrer Kehle an und drückte es tief hinein. Sie weinte bitterlich. Ziemlich wunderlich für jemanden der sein ganzes Leben seinen Körper und seine Seele verpestet hat. Mit großem Druck schnitt ich langsam ihren Hals entlang, bis das vergiftete Blut nur so aus ihr raus floss. Ich nahm meine Hand von ihrem Mund und sie hustete Blut. Sprechen war ihr sichtlich zu anstrengend, aber ihr Blick hatte das Wort 'Wieso?' in den Augen. Dann lag sie tot vor mir.

BlutsuchtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt