Erste Beziehung

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Die nächste Zeit verlief anders für mich. Ich zeigte mich hilfsbereit und lernte mit mehreren gleichzeitig. Die Mädchen begannen mich zu mögen und wollten meine Nummer. Ich war offener zu den Jungs und ging hin und wieder mit einem aus. Es stellte sich heraus, dass manche ganz nett zu einem sein konnten. Ich hatte wirklich die ganze Klasse auf meine Seite gezogen. Selbst andere Klassen und Jahrgänge bekamen Wind davon.

Im Winter hatte ich mich mit einem Jungen verabredet. Er hieß Adrian und ich hatte mich schon einige Male mit ihm getroffen. Anders als die Anderen wollte er mich richtig kennenlernen und hörte mir oft bei Problemen zu.

Ich saß mit ihm in einem kleinen Park mit vielen Bäumen. Dieser Anblick von den gefrorenen Blättern und dem Schnee waren unbeschreiblich schön. Wir plauderten eine Weile und ich sah zu ihm mit einem Lächeln. Er sah mich auch an und legte seine Hand auf meine Wange. Ich legte meine Hand auf seine, die meine Wange berührte und beugte mich langsam vor. Doch bevor wir uns küssen konnten hörten wir ein lautes Rascheln hinter uns, als würde uns jemand belauschen. Adrian stand auf und ging hinter die Bank um jemanden erkennen zu können. „Lass uns gehen Leonie, ich fühle mich verfolgt.", sprach er. Ich starrte weiterhin zum Busch. Der Junge winkte vor meiner Nase herum bis ich mich wieder fing. „Ja, ja du hast recht. Gehen wir."

Unsere Beziehung lief am Anfang wie bei allen gut. Wir kuschelten, telefonierten andauernd und trafen uns regelmäßig. Leider gab es nach der Zeit eine gewisse Spannung zwischen uns. Nach ungefähr einem Jahr wurden die Streite immer tiefgründiger. Zum Beispiel fingen wir an, an der Persönlichkeit des Anderen herumzunörgeln. Es wurde zur Regelmäßigkeit und noch dazu hatte ich Druck von der Schule. Mira riet mir mit Adrian Schluss zu machen, doch es fiel mir so schwer. An einem sonnigen Wintertag gingen wir wieder einmal spazieren. Stille herrschte zwischen uns. „Hey...", begann ich zu sprechen doch ich wurde sofort unterbrochen: „Spar dir das. Ich habe mich nur mit dir verabredet damit ich es beenden kann." Mir stockte der Atem und ich spielte mit meinen Fingern. Ein dumpfes ‚Oh...' kam nur aus mir raus. Adrian drehte sich von mir weg und schaute in die Luft. „Es tut mir leid.", sagte er hinterher und verließ mich. Einfach so. Ich stand in der Kälte und sah ihm nach.

Kaum drei Tage später las ich einen Zeitungsartikel: „Toter Junge aufgefunden, nahe des Stadtparks" Darin ging es um einen Jungen, ungefähr im selben Alter wie ich. Der Ort wo er gestorben war, die Wunden die ihm zugefügt wurden, die Art wie er getötet wurde, das erinnerte mich an jemanden. Mir lief es kalt den Rücken runter als ich las wer das Opfer war. Es war Adrian. 

BlutsuchtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt