Pubertät

209 11 6
                                    


Sieben Jahre später ging sie in ein Gymnasium. Sie war 14 geworden und bildhübsch. Noch dazu die Klassenbeste in 3 Jahren. Sie war wahrlich begabt und das machte sie sehr beliebt an ihrer Schule. Ich holte sie oft ab als sie jünger war, bis sie mir sagte, dass ich mich lieber um meine Sachen kümmern sollte. Ich war nicht besonders schlau wenn es um Mathematik oder Literatur ging, aber ich war handwerklich sehr begabt. Deswegen machte ich kleinere Jobs die ich oft wechselte um meiner Schwester neue Kleidung oder Bücher zu kaufen. Sie hatte sich sehr verändert im Gegensatz zu mir. Sie wollte nicht mehr spielen, sondern mit Freunden ausgehen und ich konnte sie immer weniger zum Lächeln bringen. Kuscheln wollte sie auch nicht mehr. Manchmal hörte ich sie in ihrem Zimmer wie sich eine reichere Familie wünscht. Ihre Freunde waren wahrscheinlich von der Sorte die alle paar Wochen neue Schuhe hatten. Ich hasste ihre Freunde. Höchstwahrscheinlich waren es die Sorgen die ich mir um Leonie machte.

Andererseits wollte ich sie einmal von der Schule abholen und ihre Freunde lachten mich aus. Meine Kleidung war meist schmutzig von der Arbeit und mein Haar zerzaust. Es sah so aus als würde sie sich für mich schämen. Seit dem Tag an versuchte ich es nur mehr einmal sie abzuholen und bei diesem Versuch wurde ich mit Flaschen beworfen und Essensreste. Zuhause entschuldigte sich Leonie dafür.


Mein Vater wurde Woche für Woche immer gebrechlicher und meine Mutter immer kränklicher. Meine Schwester versuchte zwar noch ihnen mit Medizin zu helfen, ich hingegen brachte ihnen nur mehr das Essen ins Bett und konnte es kaum erwarten bis sie starben. Manchmal stritt ich grundlos mit meiner Mutter, es endete immer darin, dass sie sich bedankt, wie ich Leonie erzogen habe. Ja, ich war das. Ich bin Leonies Mutter und Vater, die sie nie hatte.

Vor nicht zu langer Zeit ertappte ich sie wie sie mit ihrem Handy lächelnd eine SMS schrieb. „An wen?", fragte ich sie. Sie erwiderte: „Zu niemanden. Hat dich nicht zu interessieren.", „Leonie werde mir jetzt nicht zickig.", „Jaha, ich möchte zu einer Party am Freitag.", meine Miene verdunkelte sich. „Ich weiß, dass du es mir nicht erlaubst! Du bist so der Spielverderber, wusstest du das?!", sie wurde lauter, das gefiel mir nicht. Daraufhin nahm ich ihr Handy und las ihre Nachrichten. „Ein Date?!", schrie ich. Sie nahm ihr Handy wieder. „Du verstehst das nicht! Du hast ja sonst keine Freunde!", „Lieber keine Freunde zu haben als Falsche.", entgegnete ich trocken. „Gefühlsloser Mistkerl.", murmelte sie und ging an mir vorbei und knallte ihre Zimmertür zu. Das war unser erster Streit.


Ich schlürfte in der Nacht müde die Stufen hinauf und vernahm leise ein Schluchzen. Ich klopfte leise an Leonies Tür. „Geh weg.", bemühte sie sich zu sagen. Trotzdem machte ich die Tür auf, ging rein und schloss sie hinter mir. Meine Schwester nahm ein Kissen und warf es auf mich. „Ich sagte du solltest draußen bleiben!", in dem Moment begriff ich was eigentlich los war. Auf ihrem Nachttisch stand ein zerbrochenes Gruppenbild. Ich setzte mich neben sie auf das Bett. „Es ist vorher schon etwas passiert, nicht wahr?", sie hielt ihr Gesicht mit den Händen verdeckt und nickte. „Erzähl es mir, oder habe ich dir jemals Unrecht getan?", diesmal schüttelte sie den Kopf. Nach ein paar Minuten erzählte sie mir von einer Jenny und einer Lena. Die beiden sollen sie verraten haben, Geheimnisse ausgeplaudert haben und noch mehr. Sie hat von all ihren Fehlern und Problemen erzählt. Wegen unserem Gespräch konnte sie es nicht mehr aushalten. Behutsam lag ich einen Arm um sie. Sie schlug ihn weg und umarmte mich. Ohne zu zögern nahm ich meine kleine Schwester in die Arme. „Ich habe dich lieb, Clyde", flüsterte sie. „Ich habe dich auch lieb.", erwiderte ich ihr und damit sie wieder glücklich war, erlaubte ich ihr ihr Date.

BlutsuchtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt