Vater, Leonie

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Als Nächstes ging ich in das Zimmer meines Vaters. Meine Hände waren blutverschmiert, genauso wie das Messer. Die Bauchkrämpfe von denen mir schlecht wurde waren wie fortgeblasen. Ich sah auch wieder mehr. Die Welt schien wieder realistisch und bunt zu sein. Das wollte ich mir nicht wieder entgehen lassen.

Ich stand neben meinem Vater mit einem breiten Lächeln. „Vater, wach auf und hilf mir bei etwas.", sprach ich zu dem Mann der sich seine Augen rieb. „Wobei, verdammt nochmal? Es ist mitten in der Nacht." Ehe er zu Ende gesprochen hatte, rammte ich ihm das Messer in den Bauch. Er schrie auf. „Du musst mir helfen Vater. Ich bin in einer Welt, abgeschnitten von dieser. Ich möchte wieder zurück, zurück in die reale Welt. Damit ich diese unendliche Freude spüren kann." Ich drehte das Messer einmal und zog es abrupt aus ihm heraus. Auch bei ihm rann die rote Flüssigkeit aus seinem Mund. Um sein Leiden zu beenden durchschnitt ich seine Halsschlagader. Mein Gewand war schmutzig von meiner Arbeit. Auf einmal hörte ich ein Mädchen laut schreien und ich drehte mich ruckartig um. Es war Leonie und plötzlich erkannte ich meine Tat und meine Gefühle dabei. Allmählich hatte ich Angst vor mir selbst. Ich konnte nicht hierbleiben. Dieses unschuldige Mädchen darf nicht in einem Haus zusammen mit einem Mörder leben. Ich steckte das Messer ein und ging an ihr vorbei, raus aus der Eingangstür, bis mich etwas am Arm packte. Leonie hielt mich fest und rief mit nassen Augen: „Geh nicht! Bleib hier bei mir! Mir ist es egal was du getan hast, aber bitte verlass mich nicht!" Es brach mir innerlich das Herz sie so zu sehen, dennoch blieb mein Gesicht starr und emotionslos. Ich will es ihr nicht antun, dass sie Schwierigkeiten wegen mir bekommt. Ich gab ihr die Starthilfe ins Leben die sie brauchte und ich war fest davon überzeugt, dass sie weiß was zu tun war. Sie würde sich durchkämpfen und ein schönes Leben haben. Vielleicht sogar mit Kindern und einem teuren Haus. Ich vertraute ihr, dass sie es ohne mich weiter schaffte. Deswegen riss ich meinen Arm aus ihrem Griff und ging weiter. Sie lief mir ein Stück noch hinterher und schrie laut, dass ich nicht gehen solle. Sie schrie so laut sie konnte, sie rief in der Hoffnung, dass ich mich wenigstens umdrehen würde und ein Wort zu ihr sprach.

Aber ich ging weiter und im Hintergrund war das Weinen eines gebrochenen Mädchens zu hören.


BlutsuchtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt