Kapitel 6

29 3 0
                                    

Lian

Ich ging von der Toilette gleich zu unserem Klassenzimmer und setzte mich auf meinen Platz, legte meine Tasche auf den Tisch und legte meinen Kopf darauf. Dann schloss ich meine Augen, ruhte mich ein wenig aus und genoss einfach mal die Ruhe.
Ich döste ein wenig vor mich hin, die Schulklingel und die Stimmen meiner Mitschüler holten mich wieder ins hier und jetzt zurück. Noel ging an mir vorbei und setzte sich auf seinen Platz, unsere Blicke kreuzten sich und ein kleines Lächeln huschte mir über meine Lippen, er erwiderte es sofort. Röte schoss in meine Wangen, beschämt schloss ich meine Augen wieder. Meine langen Wimpern strichen über meine Wangen und kitzelten mich ein wenig. Als ich sie wieder öffnete sah ich das Noel gerade seine Sachen aus der Tasche holte, ich schrieb schnell einen kleinen Zettel und warf ihn rüber zu seinem Tisch. Überrascht blickte er sich in der Klasse um, er fragte sich bestimmt von wem der wohl kam. Hoffentlich dachte er nicht das Sina den Zettel geschrieben hat.
Noel faltete ihn auseinander und seine Augen flogen über die Paar Wörter die ich geschrieben hatte. Ich wollte mich für das Mittagessen bedanken und für meinen schnellen Abgang entschuldigen und hoffte das er sie annehmen würde.
Er schaute auf und in meine Richtung. „Danke Formte er mit seinen Lippen. „Kein Problem" War meine Antwort zurück. Dieses mal lächelte ich sogar noch breiter und er sog scharf die Luft ein, hatte ich vielleicht etwas im Gesicht? Mit offenem Mund starrte er mich die ganze Zeit einfach nur, bis Lion ihn in die Seite stieß und ihn so aus seiner Trance riss. Noel wirbelte zu ihm herum und rieb sich seine rechte Seite, das tat bestimmt weh.
Die nächsten Worte ließen mich zusammen zucken.
„Versuch dein Glück bei ihr erst gar nicht, Sina wäre nicht gerade sehr begeistert und unsere Eiskönigin lässt eh keinen Mann an sich heran. Vermutlich ist sie lesbisch, bei der ist alles möglich.", sagte Lion zu Noel, so leise das Miss Bell ihn nicht hören konnte, aber so laut das ich es hörte.
Lion war so ein Arsch, nur weil er etwas von mir wollte und ich nicht von ihm. Er hatte mich vor dem Unfall um ein Date gebeten, doch da ich nichts für ihn empfand hatte ich abgelehnt und das nahm er mir noch bis heute übel. Doch das eben gerade war mehr als gemein.
Verbittert biss ich die Zähne zusammen und versuchte fieberhaft nicht vor allen zu weinen, doch das gelang mir nicht wirklich. Ein paar Tränen lösten sich aus meinen Augen und flossen an meinen Wangen hinab. Noel beobachtete mich dabei wie ich sie wegwischte, danach blickte ich stur auf mein Blatt und ignorierte die Beiden, auch wenn es Noel gegenüber nicht sehr fair war. Aus dem Augenwinkel sah ich das er immer wieder zu mir herüberschaute, bestimmt in der Hoffnung das ich seinen Blick erwidern würde. Tut mir leid Noel. Ich unterdrückte ein wimmern.
Die Schulglocke erlöste mich von meinem Elend, ich packte meine Sachen zusammen und verschwand wie ein Tornado aus dem Klassenzimmer. Und wieder machte ich einen Abgang und ließ ihn zurück, bald konnte ich mich nicht mehr entschuldigen. Ich würde noch mit Noel reden, doch ich brauchte erst einmal einen Moment lang meine Ruhe.
Ich machte mich auf den Weg zum Nachsitzen, mal wieder, heute musste ich zum Glück nur eine Stunde bleiben und nicht wie sonst drei Stunden. Obwohl eine Abmahnung auch gereicht hätte, zumal ich nur minimal zu spät gekommen war. Doch was das anging war Miss Bell sehr streng. Wäre ich Noel nie begegnet, dann wäre ich auch nicht zu spät gekommen und würde heute mal pünktlich zur Arbeit erscheinen. Nein! Ich sollte nicht die Schuld bei Noel suchen, er konnte dafür absolut nichts zu, wenn dann sollte ich die Fehler bei mir und meinem Vater suchen. Wenn er mich mehr unterstützen würde, dann müsste ich nicht so viel arbeiten und würde mehr von der Schule mitbekommen.
Ich erreichte das Nachsitzen, setzte mich auf meinen üblichen Platz und fing mit meinen Hausaufgaben an. Heute war Freitag, Wochenende, und somit konnte ich heute eine Menge Trinkgeld verdienen und im Club würden eine Menge Geschäftsmänner unterwegs. Ich musste ein würgen unterdrücken, ich hasste diesen Job so sehr. Aber mehr Geld bedeutete auch das ich mir neue Kleidung leisten konnte und auch mal wieder ein Friseur Besuch konnte nicht schaden. Mal wieder wie ein ganz normales Mädchen sein, das würde ihm bestimmt gefallen.
Abrupt blickte ich von meinem Buch auf. Wo kam denn dieser Gedanke nur her? Es war mir doch total egal was die anderen von mir dachten und schließlich gab es auch keinen Jungen der mir besonders gefiel.
Das ist gelogen, meldete meine Innere Stimme und sie hatte recht. Noel. Er schoss mir direkt durch meinen Kopf. Er sah unglaublich gut aus und ich wollte ihn gerne näher kennenlernen, er sollte mich wieder so berühren wie vorhin vor der Toilette. Allein der Gedanken daran ließ meinen Körper kribbeln und warm werden. Ich lächelte vor mich hin. Wie er wohl schmeckt? Ein Schauer lief an meinem Rücken hinab und meine Gedanken drifteten weg. Schnell schüttelte ich meine Gedanken daran ab. Ich musste mich von ihm fernhalten, das wäre definitiv besser für uns beide.

Verwunschene LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt