Kapitel 12

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Stöhnend schlug Illivrin die Augen auf und fasste sich an den schmerzenden Hinterkopf. Sie sog scharf die Luft ein, als sie eine dicke Beule ertastete und versuchte sich zu erinnern, wie sie dazu gekommen war.

Sie war doch in die Stadt geradelt, nachdem ihr der Arzt aus dem Krankenhaus erzählt hatte, dass...

Sie musste sich anstrengen, den Gedankengang fortzusetzen. Jedenfalls hatte sie Ewigkeiten gebraucht, um das ihr genannte Haus zu finden. An das, was passiert war, als sie das Haus betreten hatte, konnte sie sich nicht mehr erinnern. Sie war wohl Bewusstlos geschlagen worden und war dann bis...
Ja wie lange war sie denn schon hier?

Das Mädchen sah sich um, da sie auch das "hier" noch nicht genau ergründet hatte.

Sie befand sich in einem Raum mit einem staubigen Holzfußboden und einem Stuhl, einem Tisch und einem leeren Bücherregal auf der anderen Seite. An der linken Wand war ein kleines Fenster, dessen Vorhänge zugezogen waren und dahinter war ein leichter Schimmer von Helligkeit zu erkennen.
Morgen oder Abend?

Sie lag auf einem zerschlissenen, alten Sofa, das so kurz war, dass ihre Beine von den Knien abwärts an der Seite baumelten.

Ihr tat nicht nur der Kopf, sondern auch Rücken und Schultern weh, als hätte sie die ganze Zeit in dieser unbequemen Position verbracht.

Als sie sich aufsetzen wollte merkte sie, dass ihre Hände hinter ihrem Rücken mit einem dicken Seil zusammengebunden waren. Daher kam also die unangenehme Lage. Während sie noch damit beschäftigt war an ihren Fesseln zu zerren, hörte sie plötzlich schwere Schritte im angrenzenden Raum und die Tür gegenüber des Sofas wurde laut knarzend aufgestoßen.

Ein kleiner, buckliger Mann mit einem ungepflegten, langen Bart und ungesund wirkenden Zähnen stand in der Türöffnung und hielt einen Teller und einen Becher in der Hand.

Als er sah, dass Illivrin aufgewacht war hustete er trocken und polterte mit rauer Stimme: "Friss das Zeug und sei still, dann geht's dir gut. Wenn nicht, dann wirst du bereuen, nicht die Klappe gehalten zu haben."

Mit dieser unerfreulichen Ankündigung verließ er das Zimmer wieder und schlug die Tür wieder krachend hinter sich zu; davor hatte er Illivrins Essensration auf dem Holztisch abgestellt.

Das Mädchen musste schlucken und bemerkte, dass sich ihr Mund genauso rau anfühlte, wie der komische Mann sich angehört hatte. Sie fuhr sich mit der Zunge über die Zähne und hatte einen üblen Geschmack im Mund. Wahrscheinlich Blut.

Sehnsüchtig blickte sie zu dem Becher zurück, der für sie in unerreichbarer Entfernung auf dem Tisch stand und ihr regelrecht in den Mund sprang. Das stellte sie sich jedenfalls vor.

Ich muss versuchen zu dem Tisch zu kommen, sonst verhungere ich hier noch.

Illivrin rollte sich zur Seite und versuchte aufzustehen. Schwindel ergriff sie und fast wären ihr die Beine unterm Körper weg geknickt, hätte sie sich nicht augenblicklich wieder auf das Sofa fallen lassen.

Als sie sich wach genug fühlte, um aufzustehen tappte sie vorsichtig zum Tisch und begutachtete den Inhalt des Bechers und des Tellers. Wasser und Brot.

Das ist ja wie im Knast.

Da ihr die Hände immer noch wortwörtlich gebunden waren, lehnte sie ihren Oberkörber nach vorne und versuchte das Wasser aus dem Becher zu schlürfen ohne ihn anheben zu müssen oder umzustoßen.

Es gelang ihr nur mit mäßigem Erfolg. Das Brot ging besser. Wie ein Hund, nahm sie alles nur mit dem Mund auf und musste sich bei jedem Bissen bücken.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Mar 12, 2018 ⏰

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Illivrin-Die Suche nach dem FeuerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt