D A W N
Das mulmige Gefühl in meinem Wagen wies mich mal wieder darauf hin, dass ich wieder kurz vor der Schule stand. Der Schule, in die ich beim besten Willen nicht freiwillig gehen wollte. Damals hatte diese Schule so viel geboten. Vor drei Jahren hatte ich hier noch meine Zukunft gesehen, dann war ich ab zu meinem Vater nach Florida gegangen. Und jetzt, nachdem er wortwörtlich im Alkohol versunken war, fand ich mich hier wieder. Der Ort, der mein Leben mit gerade mal 15 Jahren von heute auf morgen verändert hat. An dem Ort, der mir damals gelehrt hatte, dass man niemals fremden Leuten trauen soll, auch, wenn sie noch so nett wirken. Selbst seinen Lehrer sollte man nicht trauen. Sicher hatte mein Vater noch nicht einmal bemerkt, dass ich bereits wieder hier in Portland war. Vermutlich war er zu sehr damit beschäftig, seinen Rausch auszuschlafen und die Frau neben ihm im Bett zu fragen, wer sie eigentlich war und wie sie hier rein kam. So war es bis jetzt jeden Morgen gelaufen und darauf hatte ich wirklich keine Lust mehr. Da ich 18 Jahre alt war, brauchte ich nun keinen Aufpasser mehr. Die Wohnung, die ich mir gemietet hatte, war nicht groß und dort war es auch , na ja, ziemlich eklig und zurückgeblieben, aber mehr hatte ich mir nicht leisten können und wenn ich ehrlich war, war es besser als bei meinem Vater zu hausen. Immer in der Angst, dass er vor lauter Suff vergaß, dass ich vor drei Jahren zu ihm gekommen war. Das Lustige war eigentlich, dass er versprochen hatte, nie wie meine Mutter zu werden, doch das Versprechen hatte er gebrochen. Genauso wie das, dass er immer für mich da sein würde. Bullshit. Er wusste nicht einmal, was vor drei Jahren wirklich passiert war. Niemand wusste das. Außer ich. Seufzend betrat ich das Gebäude, was mir jeden Tag aufs Neue Magenschmerzen bereitete. Auch, wenn ich wusste, dass diese Person nicht mehr in diesen Gängen herumlief, so erinnerte ich mich doch jedes Mal daran, wenn ich die Flure entlang lief. Jedes mal hatte ich aufs Neue das Gefühl, beobachtet und beschattet zu werden. Allerdings war das nur Einbildung. Eine Folge dessen, dass ich nie mit jemanden darüber gesprochen hatte. Doch es hatte nie jemanden interessiert. Und in Florida hatte und wollte ich keine Freunde haben. Dort waren alle so verlogen gewesen. So verlogen, dass ich heute noch kotzen könnte. Und das fanden die auch noch gut.
»Na? So sieht man sich wieder«, erklang eine bekannte Stimme direkt hinter mir. Ohne hinsehen zu müssen, wusste ich, wer dort hinter mir stand. Landon King. Der König der Player an dieser Schuler. Der Typ, den ich gestern nur in einem Handtuch bekleidet gesehen hatte. Solche Typen wie er gab es Florida genug und mittlerweile hatte ich genug davon. Sie waren immer gleich. Meinten, dass sie mit Frauen spielen konnten, wie mit Spielzeugwagen. Immer nur dann benutzten, wenn man gerade Lust dazu hat. Also drehte ich mich nicht um und lief weiter. Ohne ihm Beachtung zu schenken. Er ging mir auf die Nerven, obwohl ich ihn nicht mal richtig kannte.
»Suchst du vielleicht deinen Spind oder so?«, erkundigte er sich und schloss nun zu mir auf. Ich würde ihm sicher nicht sagen, dass ich meinen Spind suchte. Gestern hatte ich ihn nicht gesucht, da ich zu spät zum Unterricht erschienen wäre, wenn ich ihn gesucht hätte. Und ihm Laufe des Tages war ich nicht mehr dazu gekommen, da dieser voll getaktet war und mir zwischenzeitlich nur 20 Minuten blieben um zu essen oder die Klassenräume zu suchen. Heute würde das etwas anders werden, da ich alles aufgeschrieben hatte und genau wusste, wo ich hin musste.
»Ich suche den Weg zu einem Ort, an dem du nicht sein wirst«, sagte ich und klang mehr als genervt. Doch Mr. König der Player überhörte meine bissige Antwort einfach und schnappte sich den kleinen Zettel aus meiner Hand. Dann trat ein Strahlen auf seine Lippen. »Du hast so ein Glück. Der Spind liegt direkt gegenüber von meinem eigenen.« Ungläubig zog ich eine Braue nach oben. Das konnte er nicht Glück nennen, schoss es mir durch den Kopf.
»Ich glaube, da habe ich eher Pech. So viel zu: Ein Ort, an dem du nicht bist. Ich sehe schon, mein letztes Jahr wird fabelhaft...«, murmelte ich und nahm ihm den Zettel wieder weg. Seine blauen oder grauen Augen musterte mich. So intensiv, dass sich ein Kloß in meinem Hals bildete. Die Farbe seiner Augen war schwer in diesem Licht zu definieren. Vermutlich war es eine Mischung aus hellem Blau und einem Grau. Oder sie waren nur grau... Moment, wieso interessierte mich das?
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Believe in me ✔
Teen Fiction♠ 3. Teil der King-Reihe ♠ Diese Kings zerstören alles, was sie berühren... Wieder hier zu sein, ist für Dawn nicht leicht. Doch Portland war und wie immer ihre Heimat bleiben. Alles sollte wie immer sein, doch schon am ersten Tag läuft sie dem Köni...