♠ 9. Kapitel

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L A N D O N

Hitze, die sanft über meine Wange strich, weckte mich. Murrend öffnete ich die Augen und blickte mich um. Die Sonne schien durch den Spalt zwischen meinen Vorhängen und schien genau in mein Gesicht. An der Kraft der Sonne vermutete ich, dass es ungefähr 10:00 Uhr morgens sein musste. Die Erinnerungen an gestern schossen in meinen Kopf und verdarben meine Wochenendstimmung so schnell, wie sie gekommen war. Wochenende war das Schönste an der Woche und jetzt konnte ich es nicht genießen, da ich doch gemein zu Luca gewesen war. Er wusste eben nicht, was in mir vorging. Und das war okay. Ich würde für jeden immer nur der Junge bleiben, das mit Frauen schlief, weil es ihm Spaß machte. Obwohl ich das schon lange nicht mehr tat. Sie würden mich nie anders sehen. Ich wusste nicht mal, wieso ich erwartet hatte, dass Luca das tun würde. Selbst jetzt, wo ich es nicht mehr tat, war ich dennoch noch Landon King für sie. Der Junge, der mit den Herzen der Frauen spielte. Seufzend rieb ich mir über meine Augen und schwang meine Beine über die Bettkante. Ich lief zu meinem Fenster und zog die Vorhänge auf. Das grelle Licht der Sonne schien mir entgegen und ich kniff die Augen zusammen. In diesem Moment kam ich mir vor wie ein Vampir. Ein Vampir, der das Sonnenlicht nicht ertragen konnte. Ein Klopf an der Tür ließ mich zusammenzucken. Langsam dreht ich mich um und erblickte Kaden, der mein Zimmer betrat. Er selbst trug nur eine Jogginghose, die tief an seinen Hüften hing. Kein T-Shirt. Das war eigentlich nicht normal für Kaden. Aber seine Haare standen wirr vom Kopf ab und es sah aus, als wäre er gerade erst aus dem Bett gestiegen. Obwohl es nicht normal für ihn war. Kaden stand selbst am Wochenende früh auf. Das nächste Bild, was mir in den Kopf schoss, ließ mich kurz die Nase rümpfen.

»Morgen, Landon. Es gibt Frühstück hat Aaron jedenfalls gerade gesagt. Wenn das nicht so ist, bringe ich ihn eigenhändig um«, grummelte er und fuhr sich durch seine wirren Haare.

»Warum? Hast du keine Erlösung gefunden?«, neckte ich meinen Bruder grinsend. Kaden rollte mit den Augen, doch das leichte Schmunzeln auf den Lippen konnte er nicht verstecken.

»Ich bin nicht mal zum Zug gekommen und jetzt komm, sonst macht uns Aaron die Hölle heiß. Er hat uns extra Frühstück gemacht. Und wir beide wissen, wie oft das in 10 Jahren vorkommt«, sagte er und verschwand wieder aus dem Zimmer. Ein Blick auf seinen Rücken ließ mich scharf die Luft einziehen. Das sah richtig schmerzhaft aus. Er drehte seinen Kopf zu mir und sah dann, wo ich hinsah. Mein Bruder zuckte mit den Schultern und grinste nur. Als ob ihm das nicht wehtun würde. Dann lief er den Gang entlang und verschwand somit aus meinem Blickfeld. Um nicht zu spät zu diesem legendären Frühstück zu kommen, lief ich schnell zu meinem Schrank und zog die Türen auf. Ich fischte ein graues Shirt heraus, sowie eine schwarze Jogginghose. Und eine frische Unterhose. Damit lief ich ins Bad und fuhr einmal durch meine dunklen Haare. Auch meine Haare standen wild in alle Richtungen, was darauf schließen ließ, dass ich mich heute Nacht im Bett umhergewälzt haben musste. Um wach zu werden spritzte ich mir Wasser ins Gesicht und wusch mich gründlich. Danach zog ich mich an und richtete meine Haare. So gut es eben ging. Kurze Zeit später trat ich aus dem Bad und ging den Gang entlang. Als ich an Lucas Zimmer vorbeikam, spürte ich, wie die Reue sich in mir breit machte und alle anderen Gefühle verdrängte. Ein Kloß bildete sich in meinem Hals und ich klopfte zaghaft an der Tür. Nichts war zu hören. Vermutlich war er schon unten beim Frühstück. Auch von Hope war nichts zu hören, was meinen Verdacht bestätigte. Hope würde immer einen Laut von sich geben. Also machte ich mich wieder auf den Weg nach unten und spürte die Kälte des Bodens unter meinen nackten Füßen. Von unten drang schon das Stimmengewirr der anderen zu mir nach oben. Darunter hörte ich aber keinen Luca. Das war normal für ihn. Er war nicht sonderlich gesprächig. Nur mit mir redete er ziemlich oft. Aber das ist vermutlich jetzt auch vorbei. Allein der Gedanke daran tat weh. Ich hätte nicht so zu ihm sein sollen. Schließlich hat er nur seine Meinung gesagt. Unten angekommen flogen alle Blicke auf mich. Hailey sah schnell wieder weg. Das von gestern schien also noch immer in ihren Knochen zu stecken. Aaron würdigte mich ebenfalls nur eines kurzen Blickes und sah dann zu Luca. Innerlich zählte ich eins und eins zusammen. Luca hatte es ihm erzählt. Betreten sah ich zu Boden, murmelte ein leises „Guten Morgen" und ließ mich auf den freien Stuhl sinken. Die Anspannung am Tisch war direkt zu spüren. Leise Tapser ertönten auf dem Marmorboden und kurz darauf spürte ich eine kalte Schnauze an meiner Hand. Ich blickte hinab zu Hope, die mich begrüßte.

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