♠ 1. Kapitel

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Heißes Wasser rann meinen Körper hinab. Ließ meine angespannten Muskeln nach dem langen Training endlich entspannen. Angestrengt lauschte ich dem Rauschen des Wassers, um nicht daran zu denken, was der Coach und alle anderen heute mit mir gehabt haben. Egal was ich gemacht habe, es schien niemanden genug zu sein. Die Saison lief er seit ein paar Wochen und schon musste ich mir Verbesserungen anhören. Ich machte meinen Job gut. So gut, dass ich der die zweitmeisten Tackle hatte. Die zweitmeisten, verdammt! Und ich hatte auch schon 5 Mal den Ball in dieser Saison abgefangen. Aber heute, heute schien es niemanden genug zu sein. Nicht einmal mir selbst. Seufzend drehte ich mich um und stellte das Wasser aus. Heute hatte ich mich bewusst dafür entschieden, in der Schule zu duschen. Sonst tat ich das nicht. Doch heute wollte ich die Gesichter der anderen einfach nicht mehr sehen. Kaum war Kaden einen Tag mal nicht da, benahmen sie sich wieder wie vorher. Nur noch angespannter als sonst, denn dieses Jahr war unser Anschlussjahr. Dass heißt, wer ein Stipendium für ein gutes College will, muss verdammt gut sein. Der Druck auf uns ist groß und auch wenn wir letzte Saison die Championship gewonnen haben, so lastet jetzt eine große Erwartung auf uns. Druck. Den Druck machen sich alle aber selbst, meiner Meinung nach. Da das Rauschen des Wasser aus war, konnte ich nun hören, dass nicht mehr viele Jungs hier waren. Nur Brandon, der heute für Kaden Ersatz gespielt hatte. Kaden hatte einen Termin beim College in Atlanta gehabt. Sie wären an ihm interessiert, doch er wusste noch nicht, ob er so weit von uns weg sein will. Ihr Angebot war schon klasse, aber er wollte nicht so weit von Aurora getrennt sein.

Ich wickelte das Handtuch um meine Hüften und fuhr durch meine nassen Haare. Ich warf einen Blick in den beschlagenen Spiegel. Ein paar blaue Flecken zierten meine Rippen. Mittlerweile war ich an den stechenden Schmerz gewöhnt, so dass ich ihn kaum noch spürte.
Mit großen Schritten lief ich schließlich zurück zu den Spinden. Da die meisten schon weg waren, war auch die meiste Unordnung verschwunden. Es lagen keine Hosen mehr am Boden, der Parkettboden war nicht mehr mit Schuhen überseht und die Helme lagen nicht kreuz und quer auf den Bänken. Nur noch Brandon und zwei andere waren da. Brandon schenkte mir ein kleines Lächeln. An Halloween hatte er sich als ein guter Mann entpuppt, was ich persönlich nicht erwartet hatte. Eigentlich hatte ich nicht recht viel von ihm erwartet.

Zögerlich erwiderte ich sein Lächeln und erstarrte, als ich vor meinem Spind ankam, und meine Sachen fehlten. Meine Sportsachen und meine normale Kleidung. Nur mein Helm war übrig. Soll das ein verdammter Witz sein?! Suchend blickte ich mich um. Nirgends waren meine Sachen zu sehen. Eigentlich hatte ich ja kein Problem damit, mich halb nackt zu zeigen, aber ich wollte nicht mit einem Handtuch bekleidet da raus laufen.

»Hast du meine Kleidung gesehen, Mann?«, fragte ich und drehte mich zu Brandon. Dieser zog seine Augenbrauen kraus und blickte vor mir auf den leeren Platz. Er sah genauso verwundert aus wie ich. Wenn nicht noch mehr.

»Äh ne. Tut mir leid, Mann. Die Jungs und ich waren noch mal kurz draußen, weil wir was vergessen haben. Die letzten Minuten war also niemand hier drin«, erklärte er. Mein Herz setzte einen Schlag aus. Heute würde Dad mich vom Training abholen, bis ich meinen Führerschein hatte, dauerte es schließlich noch etwas. In drei Wochen wäre es endlich so weit. Und so wollte ich mich Dad nicht zeigen. Er war schon genug enttäuscht von mir. Das konnte und wollte ich nicht bringen. Was andere dachten, war mir ja egal. Aber meine Familie sollte auch mal stolz auf mich sein können. Mein Blick flirrt weiterhin durch den Raum. Auf der Suche nach meiner Tasche. Doch ich fand sie nicht. Frustriert fuhr ich mir durch die nassen Strähnen und zog an ihren Enden. Ich quetschte meine Haare so fest zusammen, dass einige Wassertropfen meine Hände und meine Arme hinabliefen.

»Ich würde dir ja gerne helfen, aber meine zwei kleinen Schwestern warten auf mich. Ich habe ihnen versprochen, mit ihnen Eis essen zu gehen«, erklärte Brandon mir und sah mich entschuldigend an. Überrascht sah ich ihn an. Ich hätte ja alles erwartet, aber dass Brandon ein fürsorglicher großer Bruder war, dem es wichtig war, seine Versprechen einzuhalten, hätte ich nicht gleich erwartet.

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