♠ 10. Kapitel

5.5K 442 53
                                    

L A N D O N

Nervtötend. Das waren die ersten Gedanken, als ich an diesem Montag Morgen mal wieder die Töne von Boyfriend hörte. Allerdings hatte dieser Song auch immer etwas Gutes. Er weckte mich auf. Der einzige Song, der das konnte. Echt verrückt. Grummelnd stand ich auf. Den Rest des Samstags hatte ich mit der Gestaltung des Flyers verbracht. Kurz vor dem Abendessen war ich schließlich damit zufrieden gewesen. Luca hatte mich ignoriert, Aaron und Hailey kümmerten sich jetzt um ihn und warfen mir immer wieder vernichtende Blicke zu. Kaden und Aurora hielten sich da raus. Da war ich ihnen auch dankbar. Luca ließ auch am Sonntag nicht mit sich reden, weswegen ich beschloss, die Flyer auszudrucken. Nun lagen 200 Flyer auf meinem Tisch in meinem Zimmer. Gestern hatte ich es nicht mehr gewagt, Dawn zu schreiben. Heute würde ich allerdings versuchen, mich bei ihr zu entschuldigen. Die Worte dazu hatte ich mir ebenfalls gestern zurechtgelegt, anstatt mich um Mathe zu kümmern. Es war mir einfach gleichgültig und es war langweilig. Gähnend lief ich zu meinem Schrank und nahm mir eine schwarze Jeans heraus, dazu ein weißes Oberteil und die dunkelrote Collegejacke, mit dem Namen unseres Teams darauf. Dazu schnappte ich mir noch eine frische Unterhose und lief damit verschlafen ins Bad.

»Guten Morgen«, begrüßte mich Kaden, der gerade aus dem Bad trat.

»Morgen«, grummelte ich noch verschlafen, was Kaden grinsen ließ. Aber mir entging nicht der besorgte Ausdruck auf seinem Gesicht. Doch bevor mir das näher gehen konnte, dass er sich Sorgen um mich machte, verschwand ich schon im Bad und sperrte hinter mir ab.

»Willst du mit Frühstücken?«, rief Kaden durch die Tür hindurch. Für einen Moment überlegte ich. Dann traf ich innerhalb ein paar Sekunden einen Entschluss. »Nein, ich muss noch was erledigen!« Ich glaubte ein Seufzen seinerseits zu hören. Es war lange her, dass wir Brüder mal wieder zusammengefrühstückt hatten.

»Okay«, damit lief er davon, so wie es sich anhörte. Für einen Moment lauschte ich der Stille und spürte das Ziehen in meinem Magen. Das Ziehen, welches mir sagte, dass Kaden enttäuscht war. Reue überflutete mich, doch bevor die Flut an Gefühle mich niederreißen konnte, verbat ich mir jeden Gedanken daran und machte mich daran, meine alte Boxer auszuziehen und unter die Dusche zu steigen. Kaum hatte ich den Hahn aufgedreht, prasselte sogleich angenehm warmes Wasser auf meine Haut herab. Nicht zu warm und nicht zu kalt. Meine Gedanken schweiften zu Kaden. Wie enttäuscht er gerade gewesen war. Die Sache war einfach, dass ich Aaron und Hailey nicht sehen wollte. Und Aurora war wieder bei ihrer Familie. Zumindest für ein paar Stunden, da sie später sicher mit Kaden nach Hause kommen würde, wenn die Schule vorbei war. Aber Hailey und Aaron hatten mich verletzt. So sehr, dass ich sie nicht mehr sehen wollte. Sie glaubten nicht an mich. Kaden tat es noch ab und zu. Aber auch nicht sehr viel. Und Luca glaubte es auch nicht wirklich... Niemand tat das und egal was ich versuchte, ihre Meinung ließ sich nicht ändern. Ein Kloß bildete sich in meinem Hals und das Ziehen in meiner Brust wurde stärker. Wütend ballte ich die Hand zur Faust und verbannte diese Gedanken in die hinterste Ecke meines Gehirns. Ich würde ihnen beweisen, dass ich nicht mehr Landon King der Player bin. Aber in erster Linie werde ich es mir selbst beweisen. Ich werde mich bei Dawn entschuldigen und ganz normal mit ihr reden. Mit dieser Entscheidung begann ich meinen Körper und meine Haare zu waschen, bevor ich entschlossen aus der Dusche trat. Mit einem geschickten Griff schnappte ich mich mir das weiße Handtuch und band es mir um die Hüfte. Mein Blick fiel auf mein Spiegelbild. Die Entschlossenheit funkelte in meinen blaugrauen Augen, die mehr grau als blau waren. Allerdings merkte man mir auch an, wie müde ich aussah. Ich erkannte mich kaum wieder. Das tat ich seit dem Tod meiner Mum nicht. Jeden Tag sah ich in den Spiegel und erkannte mich nicht. Fragte mich immer wieder, wie ich so verantwortungslos hatte sein können, ihr den Alkohol zu geben, obwohl ich hätte wissen müssen, dass sie so anfällig werden könnte. Unsere Mutter war schon immer labil gewesen, besonders als unser Vater immer weniger Zeit für sie hatte.

Believe in me ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt