♠ 4. Kapitel

7.3K 424 22
                                    

L A N D O N

Es erfüllte mich mit einem seltsamen Gefühl, zu wissen, dass Dawn mit mir Spanisch, Mathe und Englisch haben würde. So ein Gefühl hatte ich schon lange nicht mehr gehabt und es war mir vollkommen fremd. Ich konnte es nicht in Worte fassen. Immer wieder schweifte mein Blick zu Dawn, die zwei Reihen vor mir saß. Mein Blick saugte sich praktisch an ihrem Hinterkopf fest. Mit großer Bewunderung betrachtete ich ihr glänzendes Haar. Fragte mich, mit welchem Shampoo sie für so einen Glanz sorgte und wunderte mich, ob ihr Haar so weich sein mochte, wie es aussah. Irgendwie kam mir etwas an ihr schrecklich bekannt vor, was mir gestern vor lauter Erstaunen nicht aufgefallen war. Vor meinem inneren Auge zeigte sich immer wieder ein Bild von einem blonden Mädchen, was vor drei Jahren hier zu Schule gegangen war. Dieses Bild passte aber nicht zu dem Mädchen, was gestern und heute starkes Kontra gegeben hatte. Also verwarf ich diesen Gedanken schnell wieder und betrachte sie weiter. Als würde sie wissen, dass ich sie betrachtete, wandte sie sich zu mir um und schien mich mit ihren Blicken erdolchen zu wollen. Das Grün in ihren Augen wurde intensiver und sie ähnelte einer Raubkatze, die sich jeden Moment auf mich stürzen würde, nur damit ich meinen Blick endlich abwandte. Mit ihren rosigen Lippen formte sie zusammenhängende Wörter, doch ich konnte mich nicht auf den Sinn der Wörter konzentrieren, sondern nur auf ihre glänzenden Lippen, die nur mit Labello angeschmiert zu schienen sein, die sich bewegten. Unwillkürlich fragte ich mich, wie sich ihre Lippen wohl auf den Meinigen anfühlen würden. Diese Gedanken ließen das Blut in meinen Adern kochen.

»Hör auf zu gaffen, oder ich reiß dir diene blaugrauen Augen aus, Landon«, fauchte sie jetzt leise, als sie zu bemerken schien, dass ich ihr ohne Worte nicht so ganz folgen konnte. Man hörte direkt das Unbehagen in ihrer Stimme, was bei mir einen heftigen Stich in der Brust auslöste. Einen Stich, auf den ich nicht vorbereitet war. Wieso fühlte sie sich so unbehaglich, wenn ich sie ansah? Jedes andere Mädchen würde Geld dafür geben, so von mir angesehen zu werden. Ich wollte nicht, dass sie sich meinetwegen so fühlte. Und ich wollte nicht, dass es mir so nahe ging. Es passte mir nicht, dass sie so fühlte und das es so eine Wirkung auf mich zeigte. Gleichzeitig erinnerte mich aber an das Versprechen, welches ich ihr vor ein paar Minuten gegeben hatte. Ich wollte beweisen, dass ich auch mit ihr etwas unternehmen konnte, ohne, dass ich etwas von ihr will. Allerdings würde ich mein Versprechen noch brechen, da ich sehr wohl etwas von ihr wollte. Mir war bewusst, dass ich bei ihr nicht nur auf das Eine hinauswollte. Irgendwie. Dies erfüllte mich mit einem merkwürdigen Gefühl. Es war schwer zu beschreiben. Auf einmal war es kompliziert für mich, meine eigenen Gefühle zu definieren. Schließlich wandte ich dann doch den Blick ab, als mir auffiel, dass Dawn sich längst wieder umgedreht hatte. Und schließlich füllte ich die Spanischübung mit irgendwelchen Songtexten von Maluma und von Enrique Iglesias aus, nur damit etwas dem Blatt stand. Scheiß egal, dass es falsch war.

♠ ♠ ♠

»Da hat es aber jemanden erwischt«, flötete Aaron mir nach der Stunde zu und grinste von einem Ohr zum anderen. Entnervt rollte ich mit den Augen. »Halt die Klappe.« Leider erreichte ich damit nicht den gewünschten Effekt, sondern brachte ihn nur noch mehr zum Grinsen.

»Ach komm, Landon. Manchmal dachte ich, du frisst sie gleich auf«, schaltete sich Kaden dazu und Aurora schlug ihm gegen die Schulter. Ihn störte das aber nicht, den er grinste mich weiterhin frech an.

»Ich bin kein Hai oder so. Ich fresse niemanden auf«, grummelte ich und schulterte meinen schwarzen Rucksack.

»Man, du weißt, dass das nicht wörtlich gemeint ist«, antwortete Kaden und sah mich an. Ich zuckte nur mit den Schultern und erkannte, dass Dawn den Raum schon längst verlassen haben musste, denn nur noch wir standen im Zimmer. Super. Eigentlich hatte ich noch mit ihr reden wollen, ob ich ihr vielleicht die Schule noch zeigen soll oder den Sportplatz, da sie ja gestern von dem Leichtathletikteam gesprochen hat.

Believe in me ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt