*Geisterbahn Spezial

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Hibbelig sah ich auf die Uhr. Noch 15 Minuten bis ich Stefan wieder sehen durfte. Normalerweise liebte ich die Vorlesungen von Professor Simoni. Er war ein begnadeter Schriftsteller. Ich hatte alle seine Bücher gelesen. Auf der Suche nach der Vergangenheit und Antonia waren meine Lieblingsbücher von ihm. Doch heute wünschte ich das die Zeit schneller vergehen würde. Erneut sah ich auf die Uhr. 13 Minuten vor drei. Ich stützte meine Kinn auf meine Hand ab und starrte zu Prof. Simoni hinunter. Plötzlich bekam ich von Saskia einen Seitenhieb. "Alex, der Professor redet mit dir" flüsterte sie mir so zu, sodass es nur ich hören konnte. "Herr Ramke wären sie jetzt wohl in der Verfassung meine Frage zu beantworten?" sagte er streng und zog seine linke Augenbraue hoch. "Ja. Natürlich" "Schön. Können Sie mir sagen wann der Dichter Rumi gelebt hatte ?" "Dschalal ad-Din Muhammad ar-Rumi hat von 1207 bis 1273 gelebt. Er war persischer Sufi-Mystiker, Gelehrter und einer der bedeutendsten persischsprachigen Dichter des Mittelalters" "Sehr schön sehr Ramke. Wenn Sie mir jetzt noch ein Zitat sagen, dürfen Sie den Hörsaal verlassen" "Meine Geduld starb in der Nacht da die Liebe geboren ward" "Sehr sehr gut Herr Ramke. Sie dürfen nun gehen". Das lies ich mir nicht zweimal sagen, packte meine Sachen zusammen und stürzte förmlich aus dem Hörsaal. Draußen angekommen erblickte ich Stefan auf der großen Treppe die zu meinem Hörsaal führte. Als er mich sah sprang er sofort auf und kam auf mich zu. Etwas stürmisch drückte er mir einen liebevollen Kuss auf die Lippen. "Langsam langsam ich lebe hoffentlich noch länger" lachte ich ihm entgegen. "Ja hoffen wirs. Aber ich habe dich einfach vermisst Baby" "Ich hab dich auch vermisst. Sehr sogar. Saskia musste mich anrempeln das ich mitbekomme das der Professor mich etwas gefragt hat. Aber lass uns jetzt endlich auf den Rummel gehen". Hand in Hand verließen wir das Gebäude und liefen zu U-Bahn. Als wir endlich am Kudamm 56 ankamen, stiegen wir aus und verließen die Welt des Untergrundes. Als wie oben ankamen stand sofort der erste Verkäufer mit bunten Ballons die alle möglichen Kinderfiguren zeigten. Es erinnerte mich an meine Kindheit wie ich selbst immer einen Dalmatinerballon wollte der jedesmal davonflog sobald wir Zuhause ankamen. Stefan zog mich sanft weiter und jagte mich einmal komplett über den Rummel bevor wir überhaupt etwas taten. Da wir beide von der Uni kamen und noch nichts gegessen hatten, aßen wie erstmal ein großes Stück. Danach schleppte mich Stefan Richtung Geisterbahn. Als wie dort ankamen konnte ich meinen Augen nicht trauen. 14 Jahre hatte ich ihn nicht gesehen doch ich erkannte ihn sofort. Am Eingang stand Rafael. Mein Rafael. Er war mit mir in die Grundschule gegangen. Seine Eltern waren Schausteller und immer unterwegs weswegen er während der Grundschulzeit bei seiner Großmutter wohnte. Und nun stand er da. Langsam ging ich auf ihn zu uns blieb vor ihm stehen. "Sogar Gollum ist hübscher als du". Gemeinsam hatten wir Der Herr der Ringe gesehen und uns immer damit aufgezogen das der andere hässlicher als Gollum sei. "Was fällt Ihnen eigentlich ei.." er stockte in seiner Aussage. Rafael sah mich musternd an. "Alex?". Ich fing an zu grinsen. "Alex!" schrie er schon förmlich und viel mir in die Arme. "Na du alte Wursthaut? Wie geht's dir? Was treibst du so die ganze Zeit?" "Rafael beruhig dich mal wieder. Ich freu mich auch dich zu sehen. Ich studiere. Und du hast wie ich sehe die Geisterbahn deiner Eltern übernommen" "Ja seit 4 Jahren gehört sie mir. Ich führe sie zusammen mit Jana. Meiner Frau" "Wow. Gratuliere" "Danke danke. Und wie sieht es bei dir aus? Flamme im Feuer?" "Hätt ich fast vergessen" ich drehte mich um und zog Stefan an meine Seite. "Das ist meine Flamme" "Hallo. Ich bin Stefan" er reichte Rafael die Hand welche er sofort ergriff und Stefan in eine brüderliche Umarmung zog. Nachdem Stefan wieder Luft bekam zog ich Rafael ein Stück zur Seite. "Bei deinen Eltern gab es immer den Geisterbahn Spezial. Gibt's den noch?" "Na logo! Und weil du es bist schenke ich dir die Fahrt". Er zog ein Funkgerät aus seiner Tasche und sagte einem Chris das wir einen Spezial wollten. Nachdem Rafael und ich Nummern getauscht hatten, verabschiedeten wir uns und stiegen in einen der vermeintlich gruseligen Waggons. Rafael hatte nichts verändert. Eher gelangweilt saß ich neben Stefan den es ein wenig gruselte. Wenn der Spezial noch wie früher war, müsste die tote Hand eigentlich bei dem Untoten von England kommen. Direkt an der Fotostation. Gleich würde der Untote kommen. In dem Fall war es ein Mitarbeiter der sich kurz bewegte und sich dann wieder starr hinstellte. Als wir bei dem Untoten ankamen passierte alles wie immer. Er bewegte sich kurz und stellte sich anschließend wieder starr hin. Im selben Moment berührte eine bleiche Hand Stefan an der Schulter und fuhr über sein Gesicht. Stefan stieß einen undefinierbaren Laut aus der wahnsinnig lustig klang. Exakt in jenem Moment blitze es kurz und wir fuhren dem Ende entgegen. Stefan sprang mit einem Satz aus dem Waggon und sah mich panisch an. Ich jedoch steuerte direkt zu Rafael welcher schon unser Bild in Händen hielt. Man sah ihm an das er sich ein Lachen verkneifen musste. Er gab mir das Bild und fing an zu lachen. Auf dem Bild sah man wie Stefan panisch zu der Hand auf seiner Schulter sah und ich daneben vor lachen fast aus der Bahn geflogen wäre. Auch meiner Kehle entwich ein herzhaftes Lachen. Nur Stefan sah mich leicht zerknirscht und grimmig an. Lachend ging ich auf ihn zu und küsste ihn. Nachdem wir uns wieder lösten, musste auch er anfangen zu lachen. "Zur Strafe musst du mir jetzt ein Paar Rosen schießen" "Aber klar doch Schatz". Wir warfen Rafael einen kurzen Gruß zu und machten uns dann zum Schießstand auf. Ich bezahlte für 10 Schuss und der Herr gab mir ein Gewähr. Stefan versuchte mich abzulenken sodass ich nicht traf doch das schaffte er nicht. Ich traf alle 10 Ziele ohne Schwierigkeiten. "Wollen Sie eines der Kuscheltiere oder lieber Rosen?" "Rosen" antworteten Stefan und ich gleichzeitig. Der Herr überreichte mir einen ganzen Strauß echter Rosen. Ich drückte sie Stefan in die Hand und einen Kuss noch dazu.

Liebe und handle aus Liebe, dann gibt es für dich keinen Winter des Gemüts

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