Was ist "alles"?

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Nachdem ich eine gefühlte Stunde unter der kalten Dusche stand und mich wieder "sauber" fühlte, zog ich mir die Klamotten von Ardy an und verließ das Badezimmer. Ich ging mit nackten Fußsohlen den Flur entlang und hörte bei jeden Schritt den Holzboden unter mir knarzen. (Ist das Deutsch?) Doch meine Schritte wurden von einem anderen Geräusch übertönt. Nämlich von lauten Stimmen. Als ich hörte, dass die Stimmen aus der Küche kamen wollte ich eigentlich wieder umdrehen, um die Beiden nicht zu stören, aber als ich mitbekam um was es ging wurde ich hellhörig. Ich schlich auf Zehenspitzen die letzten Meter zur Küche, blieb aber hinter der Tür stehen und lehnte mich an die Wand. Jetzt konnte ich eindeutig hören was dort drinnen besprochen wurde.

"Wir müssen es ihr sagen, Ardy."

Ich erkannte die Stimme von Taddl. Seine tiefe Stimme war nämlich so gut wie einmalig, auch wenn sie in diesem Moment lauter und noch rauer klang als wie er mich begrüßt hatte. Nun meldete sich auch Ardy, aber mit einer ruhigeren Tonlage, zu Wort:

"Ich weiß, dass es eigentlich falsch ist es ihr zu verschweigen. Aber vielleicht ist es besser wenn sie ihre Vergangenheit hinter sich lassen und ein neues Leben beginnen kann. In ihrem Fall ist es gar nicht so schlecht etwas zu vergessen."

Nach diesen Worten war ich mir sicher. Es wurde über mich gesprochen. (Was, echt?) Was war so Schlimmes passiert, dass ich es vergessen sollte und was haben Ardy und Taddl damit zu tun? War es vielleicht wirklich besser? Ich war kurz davor in die Diskussion der Beiden zu platzen, aber mir wurde klar dass ich so bestimmt nicht die Wahrheit rausfand. Ich musste sie langsam aushorchen um etwas über meine Vergangenheit herauszufinden, auch wenn das bedeutete ich musste gute Miene zum bösen Spiel machen. Taddl und Ardy wussten mehr als sie mir sagten, auch wenn es Ardy eigentlich nur gut meinte wie ich später herausfand. Aber das war mir in diesem Moment nicht klar.

Ich atmete noch einmal tief durch, setzte ein gefaktes Lächeln auf und ging vorsichtig in die Küche. Taddl und Ardy sahen mich dabei an als wäre ich ein Geist und brachten kein Wort heraus. Damit sie nicht etwas ahnten, meinte ich übertrieben freundlich:

"Alles gut bei euch?"

Ihre Gesichtszüge entspannten sich langsam wieder und Ardy war der Erste, der wieder Worte fand:

"Klar, geht’s dir wieder besser?"

Eigentlich ging es mir nicht wirklich besser, aber in meinem Inneren breitete sich ein Gefühl aus, dass meine Laune besser werden ließ. Ich dachte es wäre Wut, Wut auf Ardy und Taddl. Aber wie ich heute weiß, war es etwas ganz anderes. Nämlich Liebe.

Ich nickte also wahrheitsgemäß und auch wenn Ardy etwas skeptisch schien, fragte er nicht weiter nach.

Danach herrschte eine peinliche Stille, die erst Taddl kurze Zeit später unterbrach:

"Und was sollen wir heute noch machen?"

Die beiden schienen sich langsam wieder zu entspannen, sie dachten wohl wirklich ich hätte nichts gehört. Trotzdem herrschte wieder eine Stille, da wohl niemand eine Antwort auf Taddl’s Frage wusste. Wenn es nicht genau in diesem Moment an der Tür geklingelt hätte, wären wir bestimmt ewig schweigend dagestanden. Aber so bewegte sich Taddl wie in Trance zur Tür während Ardy und ich weiterhin in der Küche standen. Irgendwas lief hier doch gewaltig schief, nur konnte ich mir nicht vorstellen was es war. Ich wollte nur wissen, was es mit meiner Vergangenheit auf sich hat. Koste es, was es wolle.

Während ich hörte wie Taddl an der Tür mit jemanden redete, starrte ich nur auf den Boden. Ich wusste das Einzige was meine Planung durcheinander bringen könnte, waren die wunderschönen grün-grauen Augen von Ardy. Da ich aber nicht ewig auf den plötzlich interessanten Boden starren konnte, sah ich kurz auf da ich auch neugierig war was Ardy in der Zwischenzeit machte. Ich hob also langsam meinen Blick und sah sofort in seine Augen, die mich musterten. Hatte er mich die ganze Zeit beobachtet?

Er sah mich besorgt und zugleich skeptisch an. Ich wusste genau, dass er mir kein Wort geglaubt hatte. Ich wollte ihn eigentlich nicht ansehen, aber ich konnte schon wieder nicht anders. Der mysteriöse Schimmer in seinen Augen fesselte mich und das war der erste Moment, wo ich schon ahnte dass dieses Gefühl in meinem Inneren nicht nur Wut war. Ich versuchte es aber zu unterdrücken, was nicht einfach war wenn Ardy mich von oben bis unten musterte und keine Anstalten machte mal wegzusehen. In diesem Moment hörte ich eine unbekannte Stimme hinter mehr und drehte mich schlagartig um, nur um nicht weiter in Ardy’s Augen sehen zu müssen.

Als ich mich umdrehte sah ich Taddl und hinter ihm ein großer, schlanker Typ mit braunen Haaren. Dieser sah mich verwirrt an und im Gegensatz zu Ardy und Taddl hatte ich das Gefühl ihn wirklich noch nie gesehen zu haben. Der braunhaarige Kerl musterte mich skeptisch, als er fragte:

"Wer bist du?"

Sein Blick schweifte an mir herunter und seine Miene blieb unverändert. War es denn es so komisch, dass ein wildfremdes Mädchen in Ardy's Klamotten in der Küche stand? Ok, ja war es.

Damit sich seine Miene nicht weiter verfinsterte wollte ich gerade antworten, aber da fiel mir mal wieder auf dass ich nicht wusste was ich sagen sollte. Ich hatte ja keine Ahnung, wie mein Name ist. Also öffnete ich meinen Mund, machte ich dann aber gleich wieder zu. Zum Glück schaltete sich jetzt aber auch Ardy ein und meinte:

"Ist 'ne ziemlich verrückte Geschichte, Dner."

Jetzt wechselte der Blick von diesem Dner von skeptisch zu total verwirrt und Ardy begann ihm alles zu erzählen. Naja, eigentlich nicht wirklich "alles". Ardy erzählte ihm, das was ich auch wusste aber ich war mir sicher, dass dies nicht die ganze Geschichte war. Ich würde sie aber bestimmt noch rausfinden.

Hallo :)

Sorry, dass erst jetzt das 4. Kapitel kommt aber ich habs ziemlich oft überarbeitet weil ich nie wirklich zufrieden war. Finds jetzt aber ganz ok und ich hoffe es gefällt euch ;)

Bis zum nächsten Kapitel♥

A(rdy)mnesieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt