Au revoir.

2.1K 110 6
                                    

Ich konnte aber nicht lange den Anblick von Ardy's wunderschönen Augen genießen, denn in diesem Moment verschwamm das Bild vor meinen Augen langsam und es wurde alles schwarz um mich rum. Kurz darauf konnte ich wieder die grün-grau funkelten Augen erkennen, aber es war nicht dasselbe Gefühl wie davor. Es fühlte sich an als wäre ich in Watte gepackt, es kam mir aber alles trotzdem so real vor.

Seine Augen funkelten mich an und seine Lippen kamen langsam näher. Mein Herz fühlte sich an als würde es im nächsten Moment aus meinem Brustkorb springen, aber dieses Gefühl war keineswegs schlecht. Nun näherte auch ich mich seinem Gesicht und vergrub meine Hände in seinen Haaren, seine lagen locker auf meiner Hüfte. Unsere Lippen berührten sich für einem Moment zärtlich und ich hätte den Kuss gerne erwidert, aber in diesem Augenblick spürte ich eine starke Hand auf meiner Schulter und ich wurde von diesen wunderschönen Augen weggezerrt. Ardy starrte mir wie versteinert hinterher und machte keine Anstalten mich zurück zu holen. Ich schrie mir meine Seele aus dem Leib, konnte mich aber von diesem starken Griff nicht befreien und wurde aus diesem perfekten Moment gerissen. Weg von diesen Augen. Weg von ihm.

Ich wurde an meinen Schultern durchgeschüttelt und kam dadurch wieder in der Realität an. Ich blinzelte ein paar Mal und konnte dann wieder klar sehen. Als erstes erkannte ich Ardy's Augen die mich besorgt musterten. Ich bekam mit wie Ardy mich anredete, aber ich konnte es noch nicht genau verstehen. Es fühlte sich noch an wie in Watte gepackt. Erst ein paar Augenblicke später war ich wieder komplett in der Realität angelagt und verstand was er zu mir sagte:

"Ist alles klar bei dir? Was ist gerade passiert?"

Ich befreite mich langsam aus Ardy's Griff und versuchte das eben Erlebte möglichst zu überspielen, auch wenn es mir nicht leicht fiel. Ich wollte endlich wissen was es mit meiner Vergangenheit auf sich hatte, aber da musste ich mich wohl noch etwas gedulden. Ich versuchte ein schwaches Lächeln und antwortete ihm möglichst gelassen:

"Ja, alles gut, war nur gerade in Gedanken. Sollten wir nicht langsam zu den anderen fahren?"

Ardy sah mich skeptisch an. Ich konnte ihm einfach nichts vormachen. Aber er ignorierte es für einen Moment und nickte als Antwort auf meine Frage. Er setzte sich mit seinem Longboard langsam in Bewegung und ich versuchte ihm zu folgen. Dafür, dass ich ohne Ardy's Hilfe vorhin auf dem Boden gelandet wäre, gelang es jetzt auch einigermaßen gut und ich konnte mein Gleichgewicht halten. Simon, Felix und Taddl waren schon längst aus unserer Sichtweise verschwunden, aber Ardy wusste wohl wo sie sich aufhielten. Nach kurzer Fahrt erkannte ich dann die anderen auch, durch eine Straßenlaterne, sitzend auf einer Mauer. Taddl musterte uns skeptisch, als wir uns zu den anderen setzten, während Simon und Felix uns schelmisch angrinsten. Die beiden hatten wirklich keine Ahnung was hier ablief, was mich wunderte. Sie schienen die besten Freunde von Taddl und Ardy zu sein, also wieso wussten sie nicht was in meiner Vergangenheit passiert war? Haben die beiden vielleicht doch nicht so eine wichtige Rolle in meinem bisherigen Leben gespielt und ich machte mir umsonst Sorgen?

Ich versuchte mir dies einzureden, aber ich konnte meine wiederkehrenden Erinnerungen und auch die Blicke von Taddl und Ardy nicht ignorieren. Vorallem dieser Moment wo ich von dieser starken Hand wegezerrt wurde, hatte sich in mein Gehirn gebrannt und spielte sich immer wieder vor meinem inneren Augen ab. Aber nicht das versetzte mir ein Stechen in meinem Herzen, sondern der emotionslose Blick von Ardy während dies passierte.

Simon und Felix unterhielten sich in der Zwischenzeit über irgendetwas, wo ich aber nicht zuhörte. In den Boxen von Felix lief ein Song, deren Lyrics ich währendessen lauschte:

Es gibt nichts, was mich hält, Au Revoir

Vergesst, wer ich war

Vergesst meinen Nam'n

Es wird nie mehr sein, wie es war

Ich bin weg, Au Au

Au Au Au Revoir

Au Revoir

Au Revoir

Au Revoir

Ich versuchte mir weiterhin Nichts anmerken zu lassen und tat so als würde ich zuhören, aber das war nicht so einfach. Die Erinnerung spielte sich immer wieder vor meinem Auge ab und mein Kopf begann zu schmerzen. Ich rieb mit meinen Händen an meiner Schläfe, damit es aufhörte aber das half nichts. Im Gegenteil. Es wurde immer schlimmer und irgendwann wurde mir schwarz vor Augen.

Das nächste, an das ich mich erinnern konnte, war dass ich in einem Bett aufwachte. Ich ordnete zuerst meine Gedanken und machte dann langsam die Augen auf. Es war fast vollkommen dunkel im Raum und ich konnte nicht erkennen in welchem Bett ich hier gerade lag. Als ich mich gerade in dem Raum weiter umsehen wollte, hörte ich ein leises Schnarchen hinter mir und drehte mich ruckartig um. Etwas zu schnell für meinen Kopf, wie ich bemerkte, denn mir wurde kurz schwindelig und ich musste erstmal durchatmen. Nach diesem kurzen Schwindelanfall konnte ich dann aber klar und deutlich erkennen, wer neben mir lag. Nämlich Ardy.

Sein Brustkorb hob und sank sich langsam, seine Haare waren verwuschelt und sein Arm lag um meine Schultern. Ich wollte mich aus seinem Griff befreien, aber als ich dies versuchte zog er mich näher an sich ran und ich wurde an seine Brust gedrückt. Ich sah hoch in sein Gesicht um erkennen zu können, ob Ardy aufgewacht war aber das schien nicht so. Denn seine Augen waren noch geschlossen und auch seine Atmung war weiterhin regelmäßig. Nicht, dass es mich gestörte hätte neben Ardy im Bett zu liegen, aber nicht unter diesen Umständen. Seit ich das Gespräch von Taddl und Ardy belauscht hatte, konnte ich ihm nicht mehr vertrauen. Er wusste etwas von meiner Vergangenheit. Etwas anscheinend Wichtiges und sagte es mir nicht.

Ich versuchte mich jetzt daran zu erinnern, warum ich in diesem Bett lag. Ich konnte mich nur daran erinnern wie wir alle zusammen auf einer Mauer saßen und Musik hörten. Dann war alles schwarz. Na toll, schon wieder eine Erinnerungslüge. Ist ja nicht so, als hätte ich schon genug davon. Oder war ich vielleicht ohnmächtig gewesen? Dann hätte mich Ardy aber den ganzen Weg hierher tragen müssen. Hatte er das getan?

So hier ist das nächste Kapitel, hoffe es gefällt euch :)

Der erwähnte Song heißt übrigens Au revoir von Mark Forster ft. Sido, falls ihr ihn nicht kennt ;)

Bis zum nächsten Mal und ich freue mich über konstruktive Kritik oder jegliches anderes Feedback <3

A(rdy)mnesieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt