Ist mein Vater noch auf freiem Fuß?

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"Mein Vater?"

Diese zwei kleinen Worte kamen mir nur schwer über die Lippen und ich hatte das Gefühl sie waren so leise, dass Ardy sie gar nicht hören könnte. Dieser antwortete aber mit einem Nicken und sagte mitfühlend zu mir:

"Wir sollten lieber zurück in unsere Wohnung. Dort erzähl ich dir dann alles."

Seine Worte drangen nur wie durch einen Schleier zu meinem Ohr und ich konnte mich keinen Zentimeter bewegen. Es war als wäre ich verbunden mit dem Asphalt unter mir. Verbunden mit dem Ort, an dem ich fast von meinem eigenen Vater umgebracht war. Was hatte dieser Mann nur gegen mich, dass er mir mit so einem spöttischen Grinsen das Messer in den Bauch rahmen wollte? Und was hatte Ardy damit zu tun?

Diese und noch viel mehr Fragen schwirrten in meinem Kopf und wie sonst auch, brach ich fast dadurch zusammen. Ardy nahm aber in diesem Moment meine Hand und zog mich hinter sich her. Ich wollte wirklich mit ihm mitgehen, aber meine Beine bewegten sich nicht. Als Ardy dies bemerkte blieb er kurzerhand stehen und trug mich wie eine Braut in seinen Armen. Ich bekam das aber alles nicht wirklich mit und lies mich also ohne Widerrede tragen. Ardy ging immer schneller bis er schon fast lief und kam außer Puste bei dem Wohnhaus an. Vor der Haustür angekommen ließ er mich vorsichtig auf dem Boden nieder und ich hatte wieder festem Boden unter den Füßen. Er kramte aus seiner Hose seine Schlüssel und sperrte die Tür auf. Danach wollte er mich wieder hochheben, aber ich gab ihm zu verstehen dass ich die Treppen auch ohne ihn schaffen würde. Er sah mich mit diesem "Bist du dir sicher?" Blick an und ich meinte nur:

"Ich schaff das schon, Ardy."

Ich war mittlerweile wieder einigermaßen in der Realität angekommen und auch wenn es sich in meinem Kopf noch etwas drehte, kam ich ohne einen Unfall bei der Wohnung von Taddl und Ardy an. Natürlich hatte mich Ardy als Gentleman die ganze Zeit gestützt und an seinem Gesichtsausdruck konnte ich erkennen, dass er mich am liebsten einfach hochgetragen hätte. Ich hatte es aber auch so geschafft und nun standen wir wieder in der Wohnung, von der ich bei meiner Flucht gedacht hatte dass ich sie nie wieder betreten würde. Glücklicherweise stand ich jetzt aber wieder in dem Chaos der Jungs und Ardy zog mich mit in sein Zimmer. Taddl schien in diesem Moment nicht da zu sein.

Ich lies mich auf Ardy's Bett nieder, in dem ich heute aufgewacht war und sah ihn erwartungsvoll an. Nachdem er nach einer Weile immer noch nichts gesagt hatte, meinte ich schon fast flehend:

"Ardy, bitte erzähl mir endlich die ganze Geschichte. Ich muss es wissen."

Ardy sah mich noch einmal traurig an und setzte sich dann neben mich auf sein Bett. Er sah mir tief in die Augen und sagte:

"Lass mich erstmal die ganze Geschichte erzählen und rede bitte nicht dazwischen. Ok?"

Ich nickte und sah ihm weiterhin in seine funkelnden Augen. Ardy atmete einmal tief durch und begann dann mir meine Lebensgeschichte zu erzählen:

"Deine Mutter ist vor einem Jahr an einem Verkehrsunfall gestorben und seitdem ist dein Vater ein seelisches Frack. Er trinkt den ganzen Tag und hat dich sturzbetrunken geschlagen, weil er dir die Schuld an dem Unfall gibt obwohl du nichts damit zu tun hast. Irgendwann wurde es dir zu viel und du bist abgehauen, nach Köln. Du fragst dich jetzt bestimmt was Taddl und ich damit zu tun haben. Also, das ist so. Wir haben dich mitten in der Nacht alleine im Rheinpark gefunden und wollten dir helfen. Du hast uns zuerst nicht erzählt was passiert war, wir haben dich aber trotzdem mit in unsere Wohnung genommen, da wir dich nicht dort übernachten lassen konnten. Nachdem du dann Vertrauen in uns gefasst hattest, hast du uns alles erzählt aber nur mit der Bedingung dass wir es niemanden sagen. Noch nicht mal Felix und Simon, deswegen kannten sie dich auch noch nicht. Wir wollten dir so gut es geht helfen, aber das war nicht so einfach da du dich in unserer Wohnung verkrochen hast und zu Recht Angst hattest raus zu gehen. Ich habe immer wieder auf dich eingeredet damit wir wenigstens einen Spaziergang machen und das war wohl der größte Fehler meines Lebens, denn irgendwann hast du nachgegeben. Wir hatten wirklich viel Spaß, aber irgendwann wurde ich von Fans erkannt und ich hab dich kurz aus den Augen gelassen. Dein Vater hat diesen Moment ausgenutzt. Frag mich nicht wie er dich gefunden hat, ich kann es mir ja selbst nicht erklären aber es war so. Ich hab natürlich sofort die Gegend abgesucht und dich zum Glück rechtzeitig gefunden. 1 Minute später und du wärst jetzt Tod, wegen mir."

Ich hatte, wie Ardy versprochen, die ganze Zeit kein Wort gesagt und nur zugehört. Das musste ich auch jetzt erstmal verarbeiten. Als sich so langsam alles in meinem Kopf zusammen fügte, kamen mir wieder ein paar Fragen in den Sinn. War mein Vater also immer noch auf freien Fuß? Hatte ich wirklich nichts mit dem Unfall meiner Mutter zu tun? Die, die mich aber am meisten beschäftigte war: Gibt sich Ardy wirklich die Schuld daran?

Ich sah wie Ardy eine Träne über die Wange roll und das zeigte mir, dass er es wirklich so meinte. Ich nahm ihm dafür in die Arme und flüsterte ihm kaum hörbar ins Ohr:

"Du bist nicht schuld daran. Ganz im Gegenteil, du hast mir das Leben gerettet! Ohne dich würde ich hier vermutlich nicht mehr sitzen."

 Ich ließ Ardy wieder los und sein Gesicht schein wirklich etwas aufgehellt. Damit war aber noch lange nicht alles wieder gut. Ich musste ihm noch diese eine Frage stellen, die mir auf der Seele brannte:

"Ist mein Vater noch auf freiem Fuß?“

So da ich gestern so fies war und die nächsten Tage nicht schreiben werden könne, gibt es hier schon das nächste Kapitel :) Ich bin nämlich Montag & Dienstag mit meiner Klasse an 'nem See und Mittwoch bin ich auch den ganzen Tag unterwegs, also kommt erst frühestens Donnerstag wieder ein Kapitel. Hoffe dieses Kapitel mit der Lebensgeschichte von Ella kann das endschädigen ;) <3

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