Ella, warte. Ich brauche dich doch!

1.9K 105 1
                                    

Ich hatte gerade die Tür geöffnet, atmete noch einmal durch und wollte einfach nur hier raus, als ich Ardy's laute Stimme hinter mir hörte:

"Ella, warte. Ich brauche dich doch!"

 Ella? Ich drehte mich ruckartig um. Ich sah Ardy der auf mich zugelaufen kam und mich verzweifelt ansah. Ich hatte aber meinen Plan abzuhauen, noch nicht aufgegeben und sagte mit überraschend ruhiger Stimme:

"Ella? Schön, dass du mir wenigstens sagst wie ich heiße."

Mit diesen Worten drehte ich mich auch schon wieder um und ging nun endlich die Treppen hinunter. Zu meiner Überraschung fühlte sich das Verschwinden aber nicht so gut an wie ich dachte. Ich dachte es wäre ein befreiendes Gefühl von diesem ganzen Chaos zu verschwinden, aber das war es nicht. In mein Inneres schlich sich ein anderes Gefühl, nämlich Schuldgefühle. Mit jeder Treppenstufe, die ich nach unten ging, wurde mir immer mehr bewusst dass Ardy nur das Beste für mich wollte und wirklich alles besser gewesen wäre, als abzuhauen. Aber jetzt war es zu spät. Ich konnte mich nicht einfach wieder umdrehen und zu Ardy zurückgehen. Ich konnte nicht.

Mein Kopf fühlte sich mal wieder an als wäre er kurz vorm Explodieren, als ich endlich die Haustür erreichte und die kühle Abendluft mir entgegen wehte. Ich blieb kurz stehen um die frische Luft einzuatmen und bewegte dann einen Fuß vor den anderen, auch wenn ich keine Ahnung hatte wo ich hin wollte. Da ich immer noch nur das T-Shirt von Ardy und eine Jogginghose anhatte, begann ich zu frieren aber ich ignorierte es. Ich ging einfach weiter ohne ein Ziel.

Als mein Gehirn begann wieder einigermaßen zu funktionieren, wurde mir immer mehr bewusst was ich hier eigentlich machte. Ich ging alleine durch die dunklen Straßen ohne zu wissen wo ich hier war. Sollte ich vielleicht das Krankenhaus suchen? Dort könnte ich zumindest schlafen.

Ich sah mich gerade nach einem Passanten um, den ich nach dem Weg fragen könnte, als ich eine Stimme hinter mehr hörte. Zuerst war mir nicht klar, dass ich gemeint war, erst als die Stimme immer näher kam und ich eine Gestalt in der Dunkelheit erkennen könnte drehte ich mich um. Ich sah, wie sollte es auch anders sein, Ardy auf mich zukommen. Er rannte und kam kurz vor mir zum Stehen. (Klingt irgendwie falsch :D) Er war außer Atem und musste erstmal wieder Luft holen. In der Zwischenzeit sah ich ihn mit verschränkten Armen an und versuchte mir nicht anmerken zu lassen, dass mein Herz gerade Luftsprünge machte über die Tatsache, dass Ardy mir nachgelaufen war. Auch wenn mein Herz ihm am liebsten um den Hals gefallen wäre, hielt mich mein Verstand zurück.

Ardy hatte sich nun auch wieder beruhigt und begann auf mich einzureden:

"Ich bin so froh, dass ich dich noch gefunden habe. Du kannst nicht einfach gehen. Bitte, bleib bei mir."

Er sah mich bittend mit seinen funkelten Augen an und mein Verstand schaltete sich bei diesem Anblick fast komplett aus, während mein Herz darüber zu schwärmen begann. Aber so leicht wollte ich nicht nachgeben, also sah ich mit verschränkten Armen in seine Augen und sagte mit ruhiger Stimme:

"Dann sag mir was es mit meiner Vergangenheit auf sich hat."

Ich wendete meinen Blick nicht von ihm ab und wartete auf seine Reaktion. Ich merkte, wie er mit sich selber rang und dann mit einem leisen Seufzer wohl doch nachgab. Ardy sah mir in die Augen und meinte:

"Du willst es also wirklich wissen?"

Ich nickte entschlossen und er redete dann auch weiter:

"Dann komm mit."

Mit diesen Worten nahm er meine Hand und zog mich mit. Ich war etwas überrascht und ließ mich zuerst nur ziehen, aber als ich begann das alles zu begreifen setzte auch ich meine Beine in Bewegung und ging mit ihm mit. Ich versuchte mich auf den Weg zu konzentrieren, aber mein Herz hatte nichts Besseres zu tun, als sich darüber zu freuen dass Ardy meine Hand hielt. Sogar mein Verstand musste zugeben, dass es kein schlechtes Gefühl war und ich begann es zu genießen. Ich hatte keine Ahnung wo Ardy hin wollte und wunderte mich dass er sich in der Dunkelheit überhaupt zurecht finden konnte. Aber er schien den Weg genau zu kennen und als wir eine Weile ohne ein Wort zu wechseln gegangen waren, kam mir dieser Ort immer bekannter vor. Aber egal wieviel ich mir darüber den Kopf zerbrach, mir wollte nicht einfallen woher ich diese Gegend kannte. Erst als mich Ardy in eine Sackgasse führte, wurde es mir klar. Nämlich von meiner ersten Erinnerung.

Ardy nahm seine Hand aus meiner, wogegen mein Herz lautstark protestieren wollte, und sagte leise:

"Kommt dir diese Sackgasse bekannt vor?"

Seine Frage war aber nur mehr ein Hintergrundgeräusch, denn vor meinen Auge wurde es wieder schwarz und vor meinen inneren Augen spielte sich eine Erinnerung ab:

 Ich stand verzweifelt vor der großen Mauer, als ich einen Schmerz an meinen Rücken spürte und mit meinem Gesicht voran auf den Boden fiel. Auch wenn ich nicht bewusstlos war, blieb ich in der Hoffnung, dass meine Verfolger mich so vielleicht in Ruhe ließen, liegen. Aber da hatte ich falsch gedacht, denn ich hörte eine männliche Stimme hinter mir:

"Steh schon auf, du Schlampe!"

Ich rappelte mich widerwillig langsam auf und drehte mich um. Ich hatte erwartet, dass mir nun mehrere Leute gegenüber stehen würden aber vor mir stand nur ein älterer Mann, um die 40, mit einem Messer in der Hand. Er grinste mich spöttisch an, es wirkte als wäre er rundum zufrieden mit dem was er hier machte. Als hätte er Spaß daran mich zu quälen. Mein Verfolger kam mit dem Messer auf mich zu und als ich dies realisierte, ging ich immer weiter rückwärts bis ich an der Mauer ankam. Ich wusste, dass ich keine Chance mehr hatte und machte deswegen meine Augen zu um das nicht mitansehen zu müssen. Mit geschlossen Augen erwartete ich den Schmerz, aber als er nach einer Weile nicht kam machte ich langsam meine Augen wieder auf und das Erste was ich sah, dass der Mann auf den Boden lag. Ich hatte keinen Plan, was passiert war aber dann erkannte ich hinter meinen Verfolgern noch jemand anderes. Nämlich Ardy.

Die Erinnerung verschwamm und ich kam wieder in der Realität an. Ich stand immer noch mit Ardy in dieser Gasse und starrte auf die Mauer. Was hatte es damit auf sich?

Soo mega fieser Cut, i know :D Aber immerhin wisst ihr jetzt schon etwas mehr ;)

Es hat wieder etwas länger gedauert da ich wirklich keine Zeit hatte, es ist zwar schon meine vorletzte Schulwoche aber ich kam trotzdem nicht wirklich weiter. Aber hier ist ja das Kapitel und ich hoffe es gefällt euch :)

Bis zum nächsten Mal <3

A(rdy)mnesieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt