Verschwinden aus meiner Vergangenheit.

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Ich versuche mich möglichst leise aus dem Bett zu schälen, um den schlafenden Ardy neben mir nicht aufzuwecken. Aber da ich in letzter Zeit sowieso schon so viel Glück hatte, schaffte ich es natürlich nicht aufzustehen ohne Krach zu machen. Auch wenn ich schon bemerkt hatte wie sich Ardy bewegte, versuchte ich so schnell wie möglich aus dem Raum zu verschwinden. Ich hatte in diesem Moment keine Lust auf ein Gespräch. Doch als ich gerade die Tür geöffnet hatte, hörte ich Ardy's verschlafene Stimme hinter mir:

"Hey, warte doch mal!"

Kurz hatte ich den Gedanken ihn einfach zu ignorieren, aber ich konnte es nicht. Ich wusste selber nicht wieso, aber wie in Trance drehte ich mich und sah ihn an. Er sah noch etwas verschlafen aus, saß aber mittlerweile aufrecht auf dem Bett und klopfte neben sich. Zögerlich setzte ich meinen Körper in Bewegung und ließ mich auf die andere Seite des Bettes nieder. Ich sah nur auf meine Hände und wartete darauf, dass er anfing zu reden. Ardy wusste wohl nicht wie er anfangen sollte, denn es dauerte eine Weile bis er die richtigen Worte fand:

"Wieso bist du gestern einfach auf der Mauer umgekippt?"

Nun zwang auch ich mich hoch in seine Augen zu sehen und sah die Besorgnis darin. Ich konnte es ihm aber nicht sagen. Er würde mich nur wieder anlügen und das hielt ich nicht aus. Also versuchte ich möglichst überzeugend zu klingen und meinte:

"Mir ist nur bisschen schwindelig geworden, nichts weiter."

Ich lächelte ihn schwach an und sah ihm weiter in die Augen. Nun sah er mich aber mit diesem "Red keinen Scheiß" Blick an und ich wusste genau, dass er mich durchschaut hatte. Ich konnte seinem Blick nicht weiter standhalten und sah wieder auf meine Hände. Ardy fing wieder an zu reden, diesmal etwas lauter:

"Ich glaub dir kein Wort. Lüg mich nicht weiter an. Was ist passiert?"

Bei den letzten Worten nahm er mein Gesicht in seine Hände und zwang mich somit in seine Augen zu sehen. Seine grün-grauen Augen funkelten mich an und auch wenn mein Herz wieder darüber schwärmen wollte, wie schön sie doch sind, übertönte ein anderes Gefühl mein Herz. Ich hatte dieses Gefühl schon einmal, nämlich als ich das Gespräch von Taddl und Ardy mitgehört hatte. Aber dieses Mal war es stärker und diesmal war ich mir sicher, dass es Wut war. Ich ballte meine Hände zu Fäusten und rückte etwas von Ardy weg, sodass mein Gesicht nicht mehr in seinen Händen war. Ardy sah mich nun verwirrt an und ich begann ihm Worte an den Kopf zu schmeißen:

"Du beschwerst dich darüber, dass ich dich anlüge? Was machst du denn die ganze Zeit? Und wage es ja nicht es zu leugnen. Ich habe das Gespräch von Taddl und dir mitbekommen. Ich weiß, dass ihr mehr über meine Vergangenheit wisst als ihr mir sagt und ich will es verdammt nochmal endlich wissen!"

Ich wurde immer lauter und war mittlerweile auch vom Bett aufgestanden. Ardy zeigte währenddessen keine Reaktionen und sah mich nur mitleidig an. Mich machte es nur noch wütender, dass er nichts dazu sagte und ich suchte gerade nach etwas was ich nach ihm werfen konnte. Ich war so in meiner Wut vertieft, dass ich nicht mitbekam wie Ardy aufstand und zu mir ging. Erst als er vor mir stand und ich seinen Atem hören konnte, sah ich zu ihm hoch. Er sagte aber immer noch nichts, sondern nahm mich nur in den Arm. Ich wehrte mich. Ich wollte in diesem Moment nicht seine Nähe spürte und strampelte mit meinen Beinen um von ihm loszukommen. Aber dieser drückte mich nur näher an sich und irgendwann verwandelte sich meine Wut in ein Schluchzen und ich heulte sein T-Shirt voll.

Als ich mich langsam wieder beruhigt hatte, ließ Ardy mich los und sah mir in die Augen. Ich hatte aber unseren Streit noch keineswegs vergessen und flüsterte fast:

"Bitte Ardy, sag es mir endlich. Bitte."

In meinem Inneren spürte ich noch die Wut auf ihn und Taddl, aber ich hatte keine Kraft mehr ihn anzuschreien. Ich sah ihn nur verzweifelt an und währenddessen rollte mir eine Träne die Wange herunter. Er sagte immer noch nichts und wischte mir nur mit dem Daumen die Träne weg. Ich ging aber nicht darauf ein und sagte noch einmal, diesmal lauter und mit mehr Überzeugung:

"Bitte, Ardy."

Er sah mich kurz flehend an, wand sich dann von mir ab und während er planlos im Raum umher ging sagte er fast schon verzweifelt:

"Ich kann es nicht. Ich kann es einfach nicht. Du würdest es nicht verkraften."

Die letzten Worte flüsterte er, aber ich verstand sie trotzdem. Ich wusste, dass er Recht hatte. Ich wusste, dass er mich nur beschützen wollte aber trotzdem siegte meine Neugierde in diesem Moment. Ihr könnt euch alle nicht vorstellen, wie es ist wenn man nichts mehr weiß. Nichts. Rein gar nichts. Das allein wäre ja schon schlimm genug, aber dann auch noch zu wissen dass Ardy mehr weiß, ist noch viel schlimmer. In diesem Moment wünschte ich mir nur dieses Gespräch nicht mitangehört zu haben. Dann wäre alles viel einfacher. Aber ich konnte das nicht einfach aus meinen Gedanken streichen, auch wenn ich es wollte. Schon komisch, ich hatte unweigerlich meine komplette Vergangenheit vergessen aber so ein paar Worte von Taddl und Ardy verschwanden nicht aus meinem Kopf.

In genau diesem Moment kam mir eine Idee. Eine Idee, die mir als die einzig Richtige erschien. Aber heute weiß ich, dass sie einfach nur dämlich war. Diese Idee hatte sich aber dennoch in meinen Kopf gebrannt und ich teilte sie Ardy mit, auch wenn mit flacher Stimme:

"Wenn ich es nicht verkraften würde, vielleicht sollte ich dann von hier verschwinden. Verschwinden von dir. Verschwinden aus meiner Vergangenheit."

Ardy sah mich mit offenem Mund an und war wohl noch zu geschockt um etwas zu sagen, was mir aber auch Recht war. Wenn er weiter auf mich eingeredet wäre, wäre ich vielleicht doch noch geblieben. Aber ich war entschlossen zu gehen. Also sah ich Ardy noch einmal in seine grün-grauen Augen und drehte mich dann um zur Tür. Ich ging mit schnellen Schritten Richtung Haustür und war überrascht, dass mir Ardy nicht folgte. Wenn ich ehrlich bin, war ich auch etwas enttäuscht. Es war ihm vielleicht doch Recht, dass ich verschwand. So hatte zumindest er ein Problem weniger.

Passend zu diesem langweiligen Sonntag gibt es wieder ein Kapitel von mir! :)

Sorry, für das viele Drama und für diesen fiesen Cut, aber ich konnte nicht anders :D Und es ist hier natürlich noch nicht zu ende, so leicht seid ihr mich und meine Geschichte nicht los ;)

Hoffe wie immer es gefällt euch und bis zum nächsten Mal <3

A(rdy)mnesieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt