|∆|Kapitel 28|∆|

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Ich starrte dem großen Jungen überrascht in die Augen und er sah mich mit dem gleichen Gesichtsausdruck an.

Was suchte er hier und warum jetzt und heute an so einem Tag, woher kannte er die Patterson's? Lebte er in der Nähe? Warum war er nie da?
Fragen über Fragen sammelten sich in meinem Kopf, doch eine laut aussprechen, dazu war ich nicht in der Lage.

Wortlos, ohne die Sachen mit mir klären zu wollen,  setzte er sich mit in den Kreis.
Es herrschte in mir die pure Wut und auch etwas Trauer, doch lies ich mir nichts von meinem Gefühlschaos, das in mir herrschte, anmerken.
Die Anderen schauten uns ebenfalls misstrauisch an, doch begannen das Spiel ohne etwas dazu zu sagen, als ich ihnen einen Haltet-die-Klappe-Blick zuwarf.

"Jason, Wahrheit oder Pflicht?", fragte Jayden der zuvor ein Glas Wodka trinken musste, nach ein paar bereits gespielten Runden.  "Warheit" , der Junge schien kurz zu überlegen, dann platzte es jedoch aus seinem angetrunkenen ich heraus. "In wen bist du verknallt?" Sein Blick wich kurz zu mir, da ich die einzige war, die sein Geheimnis kannte. Ich nickte ihm zu, dass es okey sei, wenn er es den anderen sagen will und sie es verstehen und akzeptieren würden. "Also, da gibt es schon jemanden", er spielte mit seinen Fingern und zögerte für einen Moment: " Marvin aus der Parallel"

Schweigen.
Doch ich vergaß den von mir aus unerwünschten Gast und quieckte erfreut auf, während ich wie eine 4-Jährige in die Hände klatschte.
"Aber, wir dachten alle du würdest dich an Zoe ranmachen, aber das ist cool Dude.", stammelte Jayden verdutzt heraus. Alle liefen zu ihm und umarmten den großen, plötzlich emotionalen Typen. Und wie gedacht waren alle auf seiner Seite und glücklich für ihn.

Ich freute mich für ihn, dass er endlich so sein konnte wie er wollte vor seinen Freunden. Auch die sahen alle überglücklich aus, als sie sein Lächeln erblickten und seine Erleichterung über diese positive Annahme merkten.

Meine Umarmung fiel etwas länger aus und ich flüsterte ihm ins Ohr, dass ich stolz auf ihn sei. Seine Antwort war ein liebevolles und herzliches "Danke"

Das Spiel wurde also kurz unterbrochen, da Luis eine Flasche Hugo holte und wir auf Jason's Outing anstoßten.
Bedacht darauf nicht das Glas von Eric, so wie er sich allen förmlich vorgestellt hat, zu treffen.

Auch ihm entging meine Anspannung gegenüber  seinerseits nicht, doch achten sollte ich darauf nicht.

Nach kurzem Geplauder waren alle wieder bereit mitzuspielen.
Noah hatte gerade Carey eine Liebeserklärung machen müssen und sie danach wieder abschoeßen sollen, als er drehte. Die Flasche wurde immer langsamer und langsamer und landete letztendlich das erste mal, seitdem wir spielten, auf meiner Wenigkeit.

Ich richtete mich auf und sah dem blonden Jungen gespannt in die Augen. "Warheit oder Pflicht Zoe?"    "Pflicht", erwiderte ich ohne zögern.
"Geh runter und hol uns allen etwas zu Essen."     "Nichts leichter als das."

Die Aufgabe war im Vergleich zu den anderen echt Langweilig, aber da ich selber schon Hunger bekam, kam sie mir gerade recht.
Das Haus war unten komplett leer, was nur verständlich war, da es bereits 4:00Uhr morgens war. Nur das Licht im Flur brannte noch und erhellte die anderen Räume ein wenig. Meine Beine bewegten sich wie selbstverständlich in die Küche.

Ich nahm mir ein Tablett und holte aus den Wärmebehältern etwas zu Essen für die ganze Crew da oben. Dann schnappte ich noch eine Flasche Cola aus dem Kühlschrank und schwups saß ich wieder oben bei den anderen, die sich über das Essbare freuten.

So war es, wie nach Regeln, jetzt für mich an der Reihe zu drehen. Gespannt, wem ich eine Aufgabe stellen darf beobachtete ich das drehende Ding. Es stoppte und mein Blick folgte der Flaschenöffnung zur glücklichen nächsten Person.

Doch mein Glück meinte es nicht mit mir und mein Lächeln, das gerade noch meine Lippen zierte verschwand. So wie es sein  sollte landete das drecksteil auf Eric. Der einzigsten Person in diesem Raum, mit der ich kein Wort wechseln wollte.

"Warheit oder Pflicht?", fragte ich teilnahmslos. " Warheit"

Die Wut beherrschte mich plötzlich und es rutschte so heraus.
"Warum hast du mich damals verlassen und bist nie zurück gekommen?", mir traten die Tränen ungewollt in die Augen.  " Zoe", seine Stimme klang brüchig und die anderen schauten uns nur fragend an.  "Nichts Zoe. Ich will nur den Grund wissen und keine scheiß ausreden", die erste Träne kullerte meine Wange runter.    "Es tut mir Leid", flüsterte er, stand ohne weitere Worte auf und verlies das Zimmer endgültig.

Es war um mich geschehen und die Tränen wollten nicht mehr stoppen. Ich schluchzte und schniefte mir die die Seele aus dem Leib. Mir wurde eine Packung Taschentücher gereicht, die ich dankend annahm. Mit dem weichen Teil tupfte ich das salzige Wasser weg. Es hörte nach kurzem auf, doch nicht weil ich nicht mehr wollte, sondern weil es vorbei war. Meine Tränendrüsen waren nach so  emotionalen Tagen einfach leer.

Mein Kopf lehnte sich an die nächst beste Schulter neben mir und langsam aber sicher fiel ich in ein Traumland.

Was als nächstes passierte? Mal wieder keine Ahnung, doch als mich ein Sonnenstrahlen im Gesicht störte wachte ich auf.

Wie schon ein paar mal wachte ich nicht bei mir, sondern bei Jayden im gemütlichen Bett auf.
Langsam strömten mir die Gedanken an heute  Nacht wieder in den Kopf.

Er war wirklich da, und ist einfach gegangen, ohne es mir zu erklären.
Warum nur?! Warum lässt er mich hier alleine, all die Jahre und warum ist er plötzlich wieder da, hatte er überhaupt versucht mich zu erreichen?! Will er überhaupt etwas mit mir zutun haben?...

Die Fragen von vorhin häuften sich mit denen von jetzt und ich hatte das Gefühl, mein Hirn platzte.
Zu Hause wäre ich in den Fitnessraum gegangen, doch hier in einem Kleid... was hatte ich für Möglichkeiten? Mich packte der Mut und ich griff aus seinem Kleiderschrank ein Shirt und eine Jogginghose, die etwas kleiner aussah, aber trotzdem zu groß war.

Mal wieder ging ich in die Küche, in der Elisabeth und ihr Ehemann saßen.

"Entschuldigung", lenkte ich die Aufmerksamkeit auf mich: " Das klingt vielleicht unangebracht, aber habt ihr einen Sportraum?"    "Ja Schätzchen, im Keller, da geht Jayden auch immer rein zum trainieren."

Ich nickte und folgte ihrer kurzen  Beschreibung zur weißen Kellertür.

Die Treppen nach unten drückte ich die erst beste Türklinke die mir ins Auge fiel. Doch der gesuchte Raum befand sich nicht dahinter, sondern ein Hauskino. Die dritte Tür war das schlussendlich der Gesuchte und ich schaltete das Licht an.

Das Zimmer war nicht anders als bei mir zu Hause. An der Wand hing ein paar Handschuhe, nach denen ich griff, mir überstreifte und all meine Gedanken an dem roten Boxsack ausließ....

The girl behind the maskWo Geschichten leben. Entdecke jetzt