4 - Shay

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Vince hielt eine Versammlung für alle Neuankömmlinge ab. Ich erfasste dies als meine Chance. Leise schlich ich mich in den Vorratsraum und griff nach einem Rucksack. Heute Nacht würde ich verschwinden. Wenn Minho schon im neuen WICKED Labor war, dann musste ich in die letzte Stadt. Da Vince alle davon überzeugt hatte, hier am Hafen zu bleiben, musste ich alleine losziehen. Schon bald wollten sie los zum Sicheren Hafen, doch ich konnte dort nicht ohne Minho hin. Ich packte ein paar Flaschen Wasser ein und dazu noch Essen.
"Hey", hörte ich plötzlich eine bekannte Stimme und zuckte zusammen.
Im Türrahmen stand Thomas und blickte mich mit verschränkten Armen an. "Was tust du da?"
"Ich werde hier verschwinden", ssgte ich. "Ich lasse Minho nicht im Stich."
Thomas trat neben mich, griff nach einem Rucksack und packte ebenfalls Proviant ein.
"Was machst du?", fragte ich verwirrt.
"Alleine schaffst du das nicht", sagte er. "Newt und Pfanne würden uns bestimmt begleiten, aber vielleicht wäre es besser, wann das unter uns bliebe."
"Danke, Thomas."
"Du brauchst noch Verbandszeug für deine Wunde. Außerdem brauchen wir Waffen", sagte er, worauf ich nickte und das Verbandszeug einpackte.
"Versteck deinen Rucksack, wir treffen uns heute Nacht in der Garage", flüsterte er. "Dann hauen wir ab."
Den ganzen Tag war ich total aufgedreht, doch zwang mich trotzdem etwas zu schlafen, um nachts wach zu bleiben. Obwohl ich das Ganze auch alleine durchgezogen hätte, war ich froh Thomas an meiner Seite zu haben.
Inzwischen schliefen alle. Ich hatte meine Augen geschlossen und hörte dem entfernten Rauschen des Meers zu. Es dauerte nur noch Minuten, bis ich ein Rascheln aus einer Ecke des Zimmers hörte. Ich öffnete meine Augen und sah Thomas, der sich nach draußen schlich. Nachdem ich einige Minuten gewartet hatte, griff ich nach meinem Rucksack und tat es ihm nach. Er wartete schon vor dem Garagengebäude und lächelte mir sanft zu, als er mich sah.
"Hey", flüsterte er.
"Danke, Thomas", bedankte ich mich. "Danke, dass du mich begleitest."
"Wir können Minho doch nicht einfach im Stich lassen", erwiderte er und betrat die Garage.
"Das sehe ich auch so", hörten wir eine Stimme sagen. Thomas schaltete das Licht in der Garage an und vor uns stand Newt an eines der Autos gelehnt.
Bratpfanne trat hinter dem Auto hervor. "Wie ist der Plan?"
"Leute, ihr müsst hierbleiben. Es wird gefährlich und wir können nicht alle-"
"Ist mir egal, ich bin dabei", antwortete Newt.
"Es bringt doch nichts, wenn wir alle gehen und unsere Leben aufs Spiel setzen", sagte Thomas.
"Minho gehört zur Familie. Wir lassen ihn nicht zurück", gab Newt zurück. "Egal, was ihr jetzt sagt, wir kommen mit. Ihr geht nicht ohne uns. Wir haben das zusammen angefangen, also bringen wir es jetzt auch gemeinsam zu Ende."
Ich lächelte und blickte erwartungsvoll zu Thomas. "Sieht aus, als bleibt uns nichts anderes übrig."
"Na schön", sagte Thomas seufzend.
"Ich sitze vorne!", rief Newt und öffnete die Tür, um sich den Beifahrersitz zu reservieren. Ich schüttelte lachend den Kopf und setzte mich mit Thomas auf den Rücksitz.
"Machen wir das jetzt wirklich?", fragte Bratpfanne und setzte sich ans Steuer.
"Für Minho", sagte ich.
"Er hätte dasselbe für uns getan", fügte Newt hinzu. "Er verdient es, gerettet zu werden."
"Gib Gas, Pfanne", sagte Thomas und lehnte sich zurück.
"Das musst du mir nicht zweimal sagen", erwiderte dieser und schon waren wir in Bewegung. Ich hoffte, dass es keinen Lärm machte, immerhin wollten wir keinerlei Aufmerksamkeit auf uns ziehen. Sie würden erst am nächsten Morgen bemerken, dass wir weg waren. Wir taten, was getan werden musste.

Wir fuhren inzwischen schon sechs Stunden, die ich auf Thomas' Schulter gelehnt geschlafen hatte. Newt hatte Bratpfanne am Steuer abgelöst, dieser saß auf dem Beifahrersitz und döste vor sich hin.
"Haben wir eigentlich einen Plan, wo wir hinfahren?", fragte ich.
Thomas blickte zu mir und streckte mir eine Karte entgegen, die ich auffaltete.
Eine Route wurde mit einem schwarzen Stift eingezeichnet. "Siehst du da?"
Thomas deutete auf ein kleines Kreuz auf der Karte.
"Ein Krankenhaus?", fragte ich etwas verwirrt.
"Ein Gesundheits-Kontrollpunkt", korrigierte Thomas mich.
"Du meinst für den Brand?", fragte ich und blickte zu Newt. Er war nicht immun. Er sollte garnicht hier sein.
Thomas nickte. "Keine Ahnung, ob da noch Leute sind. Wir müssen es versuchen."
"Was tun wir, wenn ich infiziert bin?", fragte Newt, als würde es nichts bedeuten.
"Bist du nicht", gab ich zurück.
"Aber was wenn", fragte er erneut nach.
"Wenn es so wäre, dann finden wir einen Weg", versprach ich. "Wir finden doch immer einen Weg."
"Sie hat recht", warf Pfanne ein, der soeben erwacht war. "Können wir jetzt bitte das Thema wechseln? Diese Krankheit macht irgendwie schlechte Laune."
"Da muss ich dir zustimmen", warf ich ein.
"Minho würde jetzt wollen, dass wir Geschichten erzählen", schlug Newt vor.
"Wir können uns an nichts mehr erinnern", erinnerte ich Newt.
"Ja, aber Pfanne und ich haben ein paar gute Geschichten aus der Zeit, in der keiner von euch auf der Lichtung war."
"Oh, ja. Da war diese eine Sache... Minho und George haben Newts Klamotten versteckt. Der Strunk musste in seiner Unterwäsche über die ganze Lichtung rennen und sie suchen", verriet Bratpfanne und hielt sich schon den Bauch vor lachen. Auch Thomas und ich lachten bei dem Gedanken daran.
"Ha. Ha. Sehr witzig", warf Newt ein. "Wie wär's, wenn wir über das eine Mal reden, als du uns allen eine Lebensmittelvergiftung eingebrockt hast?"
"Wie oft soll ich mich noch dafür entschuldigen?", rief Bratpfanne und warf die Arme verteidigend in die Luft. Das Lachen im Auto verstummte langsam und eine Stille stellte sich ein. "Minho konnte immer am besten Geschichten erzählen."
Newt räusperte sich. "Stimmt."
Ich kämpfte damit, die Tränen zurückzuhalten. Nachdem wir von WICKED geflohen waren, wollte ich sofort zurück. Ich konnte es mir einfach nicht verzeihen, ohne ihn gegangen zu sein. Es hatte ewig gedauert, bis Newt mich überzeugt hatte, dass Minho bei WICKED die besten medizinischen Voraussetzungen hatte und dass wir das richtige getan hatten. Die ersten Tage war ich nur rumgehockt und je länger wir getrennt waren, desto mehr vermisste ich ihn und seine schnippischen Kommentare. Ich wusste, dass er bestimmt auch an mich dachte. Er wartete sicher jeden Tag auf uns und darauf, dass wir ihn rausholten. Ich wünschte, ich hätte ihm sagen können, dass wir bereits auf dem Weg waren. Mein Herz füllte sich mit Wärme, wenn ich nur daran dachte, wie er mich in die Arme schließen würde. Die letzten Monate, fast ein Jahr, waren ohne ihn schrecklich gewesen. Ich konnte mir ein Leben ohne ihn nicht mehr vorstellen.
Wir fuhren über eine Brücke, als ich in der Ferne ein Gebäude entdeckte.
Je näher wir kamen, desto unwohler wurde mir. "Newt, halt mal an."
Wenige Meter vor einem Tor hielt er an. Ich stieg aus dem Auto und sah mich um. Das erste, was mir auffiel, war das Schild, auf dem Gesundheits-Kontrollpunkt stand. Das Häuschen nebenan stand leer und hatte eine gruselige Aura. "Sieht aus, als wäre hier schon lange niemand mehr gewesen."
Vor uns erstreckte sich ein riesiger Tunnel, in dem es so dunkel war, dass man nichts erkennen konnte. An dem Tor, welches offen stand, befanden sich Schilder, die vor den Symptomen des Brands warnten. An einem einzelnen Nagel baumelte ein rotes Schild. Kein Zutritt zum Tunnel ohne Gesundheitsbestätigung.
"Das ganze hier ist mir ziemlich ungeheuer", merkte Pfanne an.
"Da kann ich dir nur zustimmen", erwiderte ich und lief etwas weiter zum Straßenrand. Ein Blick in die Ferne jagte meinem Herzen einen Schrecken ein.
"Also ich weiß nicht, wie es euch geht, aber wenn ich ein Crank wäre, würde ich mich da drin verstecken", sagte Newt.
"Leute", murmelte ich.
"Wow, sehr ermutigend, Newt", warf Bratpfanne ein.
"Ich weiß, ich bin inspirierend."
"Leute", rief ich ihnen zu, worauf sie mir endlich Aufmerksamkeit schenkten.
Ich deutete in die Ferne. "Ich würde sagen, dass die letzte Stadt kein Mythos ist."
Sie traten zu mir an den Straßenrand und blickten auf die von Mauern umgebene Großstadt, die in der Ferne zu erkennen war. Vor den Stadtmauern waren auch unzählige Häuser zu sehen, die jedoch im Gegensatz zur Stadt leblos aussahen.

"Jetzt wissen wir wenigstens, wie sie die Cranks draußen halten", kommentierte Thomas

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"Jetzt wissen wir wenigstens, wie sie die Cranks draußen halten", kommentierte Thomas.
"Wir sollten weiterfahren", sagte ich.
"Wenn Minho da unten ist, dann haben wir noch einen weiten Weg vor uns."
"Und wir müssen wirklich durch diesen Tunnel?", fragte Pfanne nach.
"Es gibt keinen anderen Weg", erwiderte ich.
"Na schön, ich sitze vorne", verkündete Newt und lief zurück zum Auto. Bratpfanne lachte auf, bevor er Newt folgte.
"Wir finden ihn", sagte Thomas.
"Versprochen?"
"Ehrenwort", sagte er und lief zum Auto. "Kommst du?"
"Ja, bin gleich da", rief ich und blickte noch ein letztes Mal auf die Stadt. Wie wir diese Mauern überwinden sollten, war mir ein Rätsel. Doch jetzt mussten wir erst durch diesen Tunnel. Ich atmete tief durch, bevor ich in den Jeep einstieg.
"Na dann", sagte Bratpfanne der am Steuer saß. "Fenster zu und Waffen raus."
Der Jeep rollte langsam los und verschwand bald in der Dunkelheit des Tunnels.

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Neues Kapitel!!! Es hat mal wieder länger gedauert, was ich in Zukunft vermeiden will 😂
Meine Schwester ellibiebs94 hat gestern eine neue Dylan O'Brien Fanfiction hochgeladen und es würde sie echt freuen, wenn ihr mal vorbeischauen würdet und reinlest! 💕😊

Lost [Maze Runner - Minho - Run Band 2]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt