11 - Shay

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"Ganz ruhig, ganz ruhig", flüsterte ich, als wir auf das WICKED Gebäude zumarschierten. Während Gally und Newt sich durch einen anderen Eingang einschleusten, folgten Thomas und ich Teresa zu WICKED.
"Ich bin ruhig", sagte Teresa und lief geradewegs weiter in Richtung Eingang.
"Das war ein Selbstgespräch", erwiderte ich und rollte ein wenig mit den Augen. Die WICKED Uniform war eng und unter der Maske fiel es mir schwer zu atmen, doch es würde schon gehen. Wenn wir so Minho retten konnten, dann war es das allemal wert.
Mein Herz klopfte wie verrückt, als wir durch den Scanner am Haupteingang gingen. Ich erwartete laute Sirenen und WICKED-Wächter, die uns umzingelten, weil sie irgendwie herausgefunden hatten, dass wir es waren. Doch es passierte nichts von dem und mit zitternden Beinen folgte ich Teresa.
Wir waren umgeben von unzähligen WICKED-Wächtern und ich versuchte, mich so normal wie möglich zu verhalten. Es war wichtig, jetzt nicht aufzufallen. Teresa blieb vor uns ruckartig stehen und als ich nach vorne blickte, stand ein Mann in Uniform vor uns. Dass wir sein Gesicht nicht sehen konnten, war noch beängstigender und ich fragte mich, ob auch Thomas und ich hinter unseren Masken so beängstigend wirkten.
Erst als der Mann nickte, wurde mir klar, dass es sich um Newt handeln musste und ich konnte wieder durchatmen. Teresa führte die Gruppe an, durch die große, gläserne Eingangshalle von WICKED, wo es an Wächtern wimmelte. Unserer Gruppe schloss sich auf dem Weg noch eine weitere Person an und ohne nachzudenken wusste ich, dass es Gally sein musste. So weit, so gut. Bis jetzt waren wir noch nicht aufgefallen und ich hoffte, dass es auch so blieb. Wir lieben an einer gläsernen Wand vorbei, die uns Sicht auf die Tiefgarage WICKEDs verschaffte, in der unzählige schwarze Wägen, sowie Busse standen. Wenn alles nach Plan lief, würde Brenda mit den Befreiten in einem der Busse fliehen.
Als wir an einer verriegelten Tür ankamen, nahm Teresa ihre Schlüsselkarte aus ihrer Jackentasche und hielt diese an einen Scanner auf der rechten Seite der Tür. Das Licht am Scanner leuchtete grün auf und die Tür wurde mit einem Klacks entriegelt, bevor Teresa die schwarze Metalltür für uns öffnen konnte, hinter der ein Treppenhaus lag.
Wir liefen einige Stufen hinauf, bevor einer von uns an einem Sicherungskasten auf einem det Absätze stehen blieb. Als er seine Maske abnahm, stellte ich fest, dass es sich um Gally handelte. Ich hörte zu meiner rechten Seite ein Husten, worauf ich überblickte und sah, dass Newt seine Maske abgezogen hatte.
Im Gegensatz zu vorhin war sein Gesicht jetzt viel blasser, seine Lippen hatten einen Blauton angenommen, seine Haare klebten an seiner verschwitzten Stirn.
Teresa warf ihm einen besorgten Blick zu. "Ich wusste nicht, dass er infiziert ist."
"Ist er", zischte ich und wandte mich Newt zu. "Schaffst du's?"
Er stieß wieder ein lautes, zitterndes Husten aus, bevor er nickte. "Ja. Alles okay."
Thomas hatte inzwischen auch seine Maske abgenommen und blickte mit besorgtem Gesicht zu Newt, bevor er mich anblickte.
Newt ließ sich am Treppengeländer hinunter und setzte sich keuchend auf die oberste Stufe, worauf ich zu Thomas lief. "Er braucht das Serum sofort."
"Ich weiß", murmelte er und rieb sich das Gesicht. "Wie kann das überhaupt sein? Er sah vorhin noch so gesund aus."
"Keine Ahnung", erwiderte ich. "Ich weiß nicht, wie lange es dauern wird, bis er zusammenbricht."
"Ihr wisst schon, dass ich euch trotz Flüstern ganz gut verstehen kann, oder?", merkte Newt an. "Nach dem Serum wird es mir besser gehen."
"Für wie lange?", fragte ich an Teresa gerichtet.
"Das kann niemand genau sagen. Bei manchen wirkt das Serum mehrere Monate, bei anderen aber nur wenige Stunden", entgegenete sie und seufzte. "Ich wünschte wir könnten mehr tun."
Wir wurden durch das Schließen des Sicherungskastens wieder zurück in die Realität geholt, als Gally seine Maske aufsetzte und sagte: "Die Alarmanlage ist lahmgelegt. Gehen wir weiter."
Er warf sich eine schwarze längliche Tasche über die Schulter, worauf ich meine Maske aufsetzte und Newt aufhalf, der sich wieder unter seine eigene zwängte.
Teresa lief uns voraus durch das Treppenhaus und hielt nach einigen Stockwerken an, um mit ihrer Schlüsselkarte eine weitere Tür zu öffnen. "Hinter diesem Gang werden die Immunen bewacht. Macht euch bereit."
Es wunderte mich, dass sie einfach so mitmachte, doch ich wusste auch, dass Gally nicht zögern würde, auf sie zu schießen, wenn sie es nicht tat.
Wir liefen den schmalen, grauen Gang entlang, bis wir eine weitere Metalltür mit Glasfenster erreichten. Mit ihrer Schlüsselkarte gewährte Teresa uns Einlass und ehe ich mich versah, hatten Thomas und Gally ihre Waffen abgefeuert. Auch ich griff nach meiner und zielte auf eine der Wachen, die zitternd durch den Stromschlag zu Boden fiel.
Wenige Sekunden später waren alle Wachen am Boden und da die Alarmanlagen abgeschaltet waren, konnten wir ohne Aufsehen in den runden Raum weitergehen, der von acht Türen umgeben war.
Hinter einer der Türen ist Minho, dachte ich.
"Was ist mit Überwachungskameras?", fragte ich, als ich meine Maske abzog.
"Die sind mit der Alarmanlage für 20 Minuten abgeschaltet, also wird es Zeit, loszulegen", verkündete Gally. "Ich hole das Serum, ihr befreit die Kinder."
Teresa suchte im Computer der in der Mitte des Raumes stand nach den Codes zum Öffnen der Türen, den sie an Newt, Thomas und mich weitergab.
Ich lief zur ersten Tür und öffnete sie mithilfe des Codes. Als ich die Metalltür aufschob, blickten mir sieben ängstliche Gesichter entgegen.
"Keine Sorge, wir tun euch nichts", versuchte ich, sie zu beruhigen. "Wir holen euch hier raus. Kommt schon!"
Bei den meisten handelte es sich um Jugendliche, die gerade mal 15 oder 16 Jahre alt sein konnten. Es brach mir das Herz, sie so verängstigt zu sehen, weil wir alle bereits in derselben Situation gewesen waren.
Während sich der Raum langsam füllte, blickte ich mich nach Minho um, doch konnte ihn nirgends entdecken.
"Thomas?", murmelte ich.
"Er ist nicht hier", sagte Thomas und lief zu Teresa, die immernoch in der Mitte des Raums stand. "Wo ist Minho?"
Teresa blickte ihn verstört an. "Sie hatten ihn für eine Weile verlegt, aber ich dachte, er wäre hier."
"Wo ist er?", fragte Thomas nun etwas lauter.
Teresa drehte sich um und beugte sich hinunter, bevor sie auf der Tastatur des Computers begann zu tippen.
"Er ist nur ein paar Stockwerke über uns", sagte sie mit Verwirrung in ihrer Stimme.
"Worauf warten wir dann noch?", fragte ich und wollte losgehen, bevor Thomas mich aufhielt, indem er mich am Arm festhielt.
"Du gehst nicht allein", sagte er. "Teresa und ich gehen mit dir. Newt und Gally, ihr macht wie nach Plan weiter."
Gally hörte kurz auf, den Serum-Tresor zu bearbeiten und blickte zu uns. "Ist gut."
"Und sorg dafür, dass Newt das Serum sofort bekommt", sagte ich zu ihm, worauf er nickte. Ich drehte mich zu Newt um, bevor ich meine Arme um seinen Körper schlang. "Du nimmst das Serum, verstanden? So viel wie du nur brauchst. Wehe du bist tot, wenn wie uns wiedersehen."
"Werde ich nicht sein. Versprochen", flüsterte er zurück.
"Na dann, los!", sagte Thomas.

"Was ist hinter der Tür?", fragte ich.
"Das Labor", erwiderte Teresa. "Die Forschungseinheit. Dort hat der Computer ihn geortet. Es wird aber überall vor Wachen wimmeln."
"Dafür haben wir ja dich", sagte Thomas und setzte seine Maske wieder auf.
Teresa öffnete die Tür, bevor wir den sterilen, hell beleuchteten Gang entlangliefen. Überall waren Glasfenster, durch die man in die Labore sehen konnte.
Wieder versuchte ich in meiner Uniform nicht aufzufallen und folgte Teresa und Thomas auf Schritt und Tritt.
Ich blieb rucksartig stehen, als eine Hand meine Schulter berührte. "Denkt ihr wirklich, WICKED wäre dumm genug, euch nur ein Ortungsgerät einzusetzen?", fragte eine bekannte Stimme hinter mir.
Bevor ich mich umdrehen konnte, spürte ich einen stechenden Schmerz an meinem Rücken, bevor ich zitternd zu Boden fiel und tausende Stromschläge durch meinen Körper zuckten.
"Tut mir leid, Thomas", hörte ich Teresa sagen, bevor ich einen Körper neben mir zu Boden fallen hörte. Ich vermutete, dass es Thomas war, worin ich bestätigt wurde, als mir ruckartig meine Maske vom Kopf gerissen wurde. Ich blickte zu Thomas, der sich windend auf dem Boden lag, während die Stromschläge seinen Körper durchzogen. Ich zuckte immer noch, doch schaffte es meinen Kopf so weit zu drehen, dass ich meinen Angreifer sehen konnte. Mein Herz blieb fast stehen, als ich das Gesicht vor mir sah. Er sah gesund aus, besser als das letzte Mal, das ich ihn gesehen hatte. Er lächelte auf mich herunter und ging dann in die Hocke, sodass ich ihn aus der Nähe sehen konnte. Das konnte nicht real sein. Das konnte nicht Minho sein, den ich da vor mir sah. Er strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht und sah wieder mit dem Lächeln auf mich herunter. "Na, meine Schöne? Du weißt nicht, wie lange ich auf diesen Tag gewartet habe."

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Ich entschuldige mich aus tiefstem Herzen, dass ich euch solche Kapitel immer wieder antun muss

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Ich entschuldige mich aus tiefstem Herzen, dass ich euch solche Kapitel immer wieder antun muss. 😂

Lost [Maze Runner - Minho - Run Band 2]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt