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Der schwarze Wolf, nun endlich ein Lehrling des Schatten-Rudels, hockte mit einem müden und gelangweilten Seufzen am Rande des Lagers. Es war schon schade, dass er keine Lehrlings-Gefährten hatte, geschweige dessen, dass er nicht einmal Geschwister hatte, außer die ältere Omega Brise.

Auf einmal konnte der Lehrling sanfte Pfotenschritte vernehmen, die ihm immer näher kamen. "Gratulation, Firo...", murmelte eine schüchterne Stimme ihm aber doch freundlich zu. Der dunkle Wolf wandte sich mit gespitzten Ohren um, nur, um in das Gesicht eines kleinen, grauen Wolfes mit schwarzen Pfoten und dunklen Augen zu blicken, die im Mondlicht glänzten.

Mit angelegten Ohren neigte der Jungscheinende den Kopf vor dem jüngsten Rudelmitglied, was dieses sichtlich wunderte und verwirrte, weswegen er den Kopf schieflegte und ein "Danke...?" mit einem leichten Lächeln herausbrachte, woraufhin der noch unbekannte Wolf nur kurz lächelte und endlich aufsah. Firo starrte den Wolf nur an, der still schwieg, als würde er auf etwas warten.

Der schwarze Lehrling brach das Schweigen dann doch, als es nicht mehr zu ertragen war: "Wie ist dein Name?" "Fisch...", entgegnete der Graue leise und duckte sich etwas unterwürfig. "Du bist ein Omega, richtig?", stellte der Orangeäugige an den Haltungen und der unsicheren Stimme Fischs fest, welcher auf die Frage hin nur nickte, mehr rührte er sich nicht.

"Du... musst dich nicht so unterwerfen, Fisch!", meinte der Jüngere und legte seine kleine, schwarze Nase auf den grauen Kopf des Omega. "Ich bin zum Einen nur ein Lehrling und zum Anderen sollten Omegas einfach das gleiche Recht wie jeder andere haben...", fügte Firo hinzu und bemerkte eine verwunderte, jedoch auch erleichterte und freundliche Reaktion von seinem Gegenüber.

Das ältere Männchen setzte sich etwas zögernd auf und lächelte den Kleineren etwas an. "D-danke...!", stotterte der Omega mit angelegten Ohren und sah mit einem traurigen Seufzen zu Boden. "Früher haben sogar die Schüler mich- uns wie Dreck behandelt..." Firo legte Fisch den Kopf auf die Schulter, was keine große Mühe bereitete, denn dieser war kaum größer als er selbst. Leise flüsterte er mutmachend in das Ohr des Grauen: "Ich werde das nicht tun. Und ich werde auch nicht zulassen, dass das andere tun, oder fortführen..."

Fisch schien einen Moment so, als würde er ihm glauben, schöpfte Hoffnung, doch sein Blick verschleierte sich mit einem Kopfschütteln wieder. "Nein. Du kannst das nicht... Die Wölfe haben es sich angewöhnt, Omegas die Drecksarbeit erledigen zu lassen. Ich wünsche dir aber ein besseres Leben, als meines, Brises und das der anderen Omegas. Bemühe dich. Werde ein Beta, Firo. Beeindrucke das Rudel mit deinem Geschick, von dem ich mir sicher bin, dass du es hast, genauso, wie ein gutmütiges Herz. Du hast wirklich Glück, eine Gamma als Lehrerin zu haben. Ihnen vertrauen die Alphas am meisten...", sprach der graue Wolf mit den dunklen Pfoten und fixierte ihn ernst mit seinen dunklen Augen, deren Farbe man in der Finsternis kaum erkennen konnte. Seine schüchterne Art war wie vom Erdboden verschluckt.

"Werde Beta. Tu es für uns." Mit diesen letzten Worten wandte er sich um und sprang auf leisen Pfoten zum Bau der Omegas, während der Angesprochene ihm schweigend nachsah. Er verheimlicht mir doch etwas... Firo legte die Ohren neugierig an. Warum schien jeder mehr über ihn zu wissen, als er selbst über sich? Murrend machte auch der schwarze Lehrling sich auf den zu seiner Höhle, die glücklicherweise wärmer als einige andere war, wo er sich sofort einrollte und mit lauter Fragen einschlief.

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Aufgeweckt wurde das junge Männchen durch einen heftigen Stoß in die Seite, die sich schon anfühlte, als wäre ein Felsen darauf gefallen. "Aufstehen, Siebenschläfer. Hast du vergessen, dass du kein Welpe mehr bist?", ertönte ein strenges Knurren an dem Ohr Firos, der sofort aufschreckte und entschuldogend den Kopf einzog, als er realisierte, dass seine Lehrerin, die hoch angesehene Gamma Terra, ihn gerade zum Training wecken musste. Super Eindruck, Firo, echt toll gemacht!

"Steh' jetzt auf, sonst kannst du dein Training gleich vergessen", murrte die braune Wölfin ungeduldig und zuckte mit dem Ohr, ehe sie sich ohne zu warten umdrehte und aus der Höhle hinausstolzierte. Schnell rappelte sich der Lehrling auf und sprang ihr ungeschickt hinterher, aus dem Lager hinaus, bis er Terra endlich eingeholt hatte. "Na endlich, ich dachte schon, du würdest noch Monde brauchen!", seufzte die Gamma und tappte angespannt durch das, Firo noch unbekannte, Gebiet, was jedoch dem Rudel der Schatten selbst gehörte.

Bald darauf stach ihm ein fremder Geruch in die Nase, wodurch er diese rümpfte und darüber leckte. "Hier ist die Grenze zum Feuer-Rudel. Erkennen kannst du die Wölfe meist an ihrem braunen Fell und dem holzigen Geruch, vermischt mit dem Saft der Koefern, denn sie leben in einem großen Kiefernwald, der uns Felswölfen nicht viel bringt", erklärte die Wölfin ruhig und für einen kurzen Moment dachte Firo, Sehnsucht in dem Blick des Weibchens zu erspähen, welche jedoch sogleich verschwand. Stumm nickte der Junge und lauschte mit neugierig zusammengekniffenen Augen weiter, als die Gamma fortfuhr: "Wie schon gesagt und wie du bereits gemerkt haben solltest, sind wir Wölfe, die eher zwischen Felsen wohnen und dort auch jagen. Wir sind schlanker, als die anderen Rudel und können uns im Schatten durch unsere meist dunkle - schwarze bis graue - Fellfarbe perfekt tarnen. Außerdem können wir höher und weiter springen, als andere, was uns natürlich Vorteile verschafft."

Terra legte eine kurze Pause ein, ein frustrierter Schleier legte sich über ihren Blick, bevor sie anscheinend beschloss, weiter über das Feuer-Rudel zu erzählen. "Die Stärken der Feuerwölfe liegen darin, wendig und stärker zu sein, genauso wie das Verstecken zwischen den Bäumen und das leise Auftreten. Durch die Nadeln auf dem Boden härten ihre Ballen nicht so ab, wie unsere. Sie laufen selten auf Gestein herum. In unserem Gebiet würden sie sofort wunde Pfoten bekommen-" Ruckartig schnellte sie in eine andere Richtung und trabte schnell los, ihre Ohren waren angelegt. Was hatte Terra denn plötzlich?

Firo folgte ihr in schnellen Sprüngen, während er etwas nachdachte. 'Erkennen kannst du die Wölfe meist an ihrem braunen Fell'... wiederholte der schwarze Lehrling die Worte der Gamma in seinen Gedanken. Terra hat braunes Fell... Sie scheint, als würde sie nicht an der Grenze zum Feuer-Rudel bleiben wollen... Auf einmal hatte er eine Idee, die ihn aufsehen und die Ohren spitzen ließ... woraufhin er jedoch ein Knurren, Rascheln und Rennen hörte. Pfoten trommelten auf den Boden, immer lauter wurde das Geräusch und ehe sich das junge Männchen versah, lag es auch schon unter einem schweren Pelz begraben auf harten Gestein.

Black Wolf | Band 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt