Vier ganze Vollmonde waren seit der Zeremonie und der Firos Welt zerstörenden Nachricht vergangen, in denen sich der Lehrling zu einem prächtigen Wolf entwickelt hatte. Seine Muskeln spielten beim Kampf nur so unter seinem schwarzen, silber glänzenden Pelz und die feuerfarbenen Augen observierten jede Kleinigkeit bei der Jagd, wobei man jedoch ehrlich sein musste; im Kampf war Firo viel besser als beim Jagen.
Es gab einmal einen Tag, an dem ihm befohlen wurde, ein Reh zusammen mit seiner Lehrerin zu fangen. Hasen und Mäuse waren noch einfach, aber ein Reh hatte er noch nicht einmal angegriffen. Terra und er waren dem Tier hintergerannt, welches schon schwache Verletzungen mit sich trug, doch dann beging Firo den Fehler, auf das Reh zu springen und landete fast auf seinem Geweih, nur eine Haarlänge entfernt davon, aufgespießt zu werden.
Die Jagd wurde aber erfolgreich beendet, indem die Luna dem abgelenkten Tier die Kehle durchbiss.
Beschämt war der Lehrling ihr ins Lager zurückgerfolgt und hatte gleich darauf eine Predikt von ihr erhalten:
"Du musst deine Sprünge tiefer halten, Firo! Du hättest sterben können, wärst du noch ein Stück weiter vorne gelandet. Was hättest du nur getan, wenn ich nicht gewesen wäre?" Und dann war das Weibchen schnaubend weggestürmt, ohne ihn weiter zu beachten.
In der Gegenwart lag der fast ausgewachsene schwarze Wolf vor dem Bau der Wölfe und entspannte etwas, bis auf einmal Terra vor ihm stand. "Eis sagte, er wolle dich reden." "Weshalb?", entgegnete Firo fragend, wurde jedoch von seiner Lehrerin aufgeschubst und ging hinter ihr her, in die Richtung des Alpha-Baus. Sein Pelz kribbelte vor Aufregung. Es war selten, diesen Bau betreten zu dürfen, ohne Alpha, oder Luna zu sein, weshalb Firo einfach mitmachte.
Vor dem besagten Bau amgekommen, setzte sich Terra außen hin und ließ den Lehrling alleine weitergehen. Vor ihm erblickte dieser einen schmalen und nicht besonders hohen Durchgang. Seine breiten Schultern würden ihm den Eintritt schwermachen. Trotzdem zwäbgte sich Firo hindurch und knurrte auf, als er fast stecken blieb. Wie war es Eis und Terra nur möglich, hier so einfach rein- und rauszugehen?
"Firo?", ging eine tiefe Stimme sicher, worauf ein 'Ja, ich bin es' ertönte. "Sehr gut, setze dich bitte." Und dies tat der schwarze Wolf auch. Er nahm einen Platz vor Eis ein, um ihn direkt ansehen zu können.
"Mir wurde durch Mond etwas offenbart", kam der Alpha gleich ernst zum Punkt. Irritiert starrte Firo ihn an, bis er fortfuhr: "Es geht um eine Prophezeiung, die du als junger Schüler erhalten hast.
Die Zungen des Feuers übertönen die Schatten, die Sonne lässt sie klein wirken. Die Dunkelheit wird zurückdrängt, doch der letzte hoffnungsvolle, ehrgeizige Schatten kann gegen das Licht ankommen. Kommt sie dir bekannt vor?"
Der Lehrling erstarrte unwillkürlich und nickte sofort. In all diesen Vollmonden hatte er diese verschlüsselte Nachricht beinahe vergessen, doch nun trat sie wieder in sein Leben. "Mond trug mir nur auf, dich wieder an sie zu erinnern. 'Die Zeit des Schwindens naht' sagte er", gab Eis wieder und fixierte ihn mit seinem Blick. "Er sagte, du würdest bald wissen, was die Prophezeiung bedeutet."
Firos Augen wanderten zu Boden, ungewohnte Angst überkam ihn. Warum? Was war los? Was bedeutete die Warnung?
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Black Wolf | Band 1
FantasyIn einer Vollmondnacht, in der der Mond unnatürlich hell strahlte und das ganze Land in ein glitzerndes Silber tauchte, lag, im Lager ihres kleinen Rudels, eine Wölfin, jaulend, angestrengt hechelnd. Schon bald sollte ein Welpe geboren werden, der e...