"Was hat Flamme dir über das In-die-Nähe-des-Feuer-Rudels-Kommen gesagt, Terra?", knurrte ein männlicher Wolf, seine Stimme war tief, angsteinflößend. Ängstlich wimmerte Firo leise und starrte mit geweiteten Augen in ein kaltes, graues Paar Augen. Eine Wölfin hatte ihn am Boden festgenagelt, sie war auf jedem Fall aus dem Rudel des Kiefernwaldes, nichts sprach dagegen. Ihre Ballen waren weich wie frisches Moos, das Fell braun, wie die Erde nach einem Regenschauer, und der Geruch erinnerte an den Wald, an dem sie eben noch vorbeigehen wollten.
Die Schatten-Gamma knurrte auf, ein "Lasst uns in Ruhe, Kies und Kara" ertönte, und schon hörte man einen Körper dumpf am Boden aufschlagen, dann rappelte sich jemand auf und der männliche Wolf schnaubte. "Du bist stärker geworden", bemerkte das Männchen, welches anscheinend den Namen Kies trug, mit einem spöttischen Knurren, "doch noch nicht stark genug, um mich zu besiegen."
Gleich darauf vernahm Firo genervtes Schnauben. "Lasst uns einfach in Ruhe", grollte Terra, woraufhin sich die andere Feuer-Wölfin, Kara, mit einem enttäuschten Knurren von Firo abließ. Erleichtert sprang der schwarze Lehrling auf die Pfoten und schüttelte sich die kleinen Steinchen, die in seinem, nun zerzausten, dunklen Pelz hängen geblieben waren. "Wir verziehen uns schon", setzte die Schatten-Gamma an ihren vorigen Befehl, wobei sie leise knurrend noch ein "Idioten" hinzufügte, was die beiden Feinde anscheinend nicht gehört hatten, denn sie wandten sich mit stolz peitschenden Schwänzen um und verschwanden in ihrem Fichtenwald.
"Wir gehen weiter, Firo", grollte die Wölfin, ihre Laune schien sich durch die Störung des Unterrichts verschlechtert zu haben. Toll... Mit angelegten Ohren folgte der jüngere Wolf seiner Lehrerin gehorsam, bis sie an einem interessant aussehenden Ort angekommen war. Das Gebirge des Schatten-Rudels wandelte sich hier in eine breite, flache Ebene um, auf der nur vereinzelte Bäume standen, jedoch bedeckt von trockenem Gras und Sträuchern war. Viel davon gab es bei den Wölfen der Schatten nicht, was den jungen Firo staunen ließ. In der Ferne war ein großer Fleck zu erkennen, der im Sonnenlicht schimmerte. Kleine Wellen schwappten dort herum. Es war defintiv ein Teich, vielleicht doch ein See, wenn man nach der sichtbaren Größe urteilen sollte.
Terra stieß den Lehrling mahnend mit der Vorderpfote in die Seite, woraufhin dieser sich von dem prächtigen Anblick losreißen konnte. Erwartend starrte seine Lehrerin ihn an, was Firo dazu brachte, sie verwirrt anzustarren. Hatte sie ihn etwas gefragt? Der Gedanke ließ leichte Amgst in dem Wolf aufkommen, doch als er bemerkte, wie ein Grinsen sich über das Mail der braunen Wölfin schlich, wusste er, dass sie gebau diese Reaktion von ihm gewollt hatte. "Das war ein kleiner Aufmerksamkeitstest, Firo. So schön der Anblick auch sein mag, solltest du deine Aufmerksamkeit immer deiner Lehrerin zuwenden. Falls du einmal alleine und abgelenkt bist, kann es sein, dass du wie aus dem Nichts von einem Bären angegriffen wirst", erklärte die ältere Gamma nun wieder ernster, woraufhin Firo schnell nickte und, wie wie ihm gesagt wurde, seine Aufmerksamkeit Terra zuwandte, welche gleich mit dem eigentlichen Thema fortfuhr: "Wir sind hier nun an der Sonnen-Rudel-Grenze." Mit der Schnauze deitete sie auf diese Fläche, die Firo eben noch bewundert hatte.
"Die haben Glück...", sprach der schwarze Lehrling aus, wöhrend er sich setzte, um Terra später weiterzulauschen. "Ich meine... Mir gefällt unser Zuhause, aber dort ist es so sonnig, weit und es gibt einen See!" Seine Lehrerin tat es ihm nach und starrte etwas in das feindliche Territorium. "Das Gebiet hätte eigentlich uns gehören sollen, doch da der Großteil des Schatten-Rudels dunkel gefärbt war, haben wir uns ausgemacht, dass wir das Gebirge einnehmen, in welches wir auch perfekt passen", erzählte die braune Wölfin mit einem ausdruckslosen Gesicht. "Wir sind ihnen eigentlich ganz gut gesinnt, aber dennoch Feinde." Terra wandte ihren Blick wieder ihrem Lehrling zu und blinzelte kurz. "Weiter mit dem Thema", bellte sie, um der weiteren Anschweifung zu entgehen, "Wie du schon gesagt hast, ist die Fläche des Sonnen-Rudels weit, frei und sonnig. Die Wölfe dort sind besonders schnell unf schlank, sowie verständnissvoll und hilfsbereit, uns gegenüber zumindest meistens. Ihr Fell ist oft nicht besonders glatt, eher struppig und in einem roten, orange-lichen Ton gehalten. Sie sind geschickte Jäger auf freiem Gebiet, Bäume und Felsen würden ihnen im Weg stehen." Somit beendete sie ihren Vortrag, Firo hatte der Gamma aufmerksam zugehört und sich besonders wichtige Informationen eingeprägt.
"Nun lass uns wieder etwas weiter in unser Gebiet zurückgehen. Ich will mit dir die Jagd in der Theorie durchgehen", bellte Terra bestimmend und sprang schon voraus, in Richtung eines großen Felsens, den man schon von Weitem sehen konnte. Der schwarze Wolf wusste jedoch, dass dieser eigentlich ziemlich nahe am Lager lag und in der Nähe noch viel größer und höher war, als von der Ferne.
Schnell sprang Firo Terra hinterher, bald kamen sie auch schon nahe des Riesenfelsens an, wo sich die ältere Lehrerin wieder umwandte und dem Jüngeren in die feurigen Augen sah. Kurz wanderte Verwirrung in ihren Blick, sie war für einen Herzschlag wie erstarrt. Dann, als wäre nichts gewesen, begann sie zu erklären:
"Unsere Beute besteht hauptsächlich aus größeren Vögeln, wie Falken, Bussarde und kleine, junge Adler, Hasen, Steinböcken und Gämsen. Es kann auch sein, dass wir auch kleinere Tiere wie Kaninchen, kleinere Vögel, oder Mäuse fangen, doch nur im Notfall. Sie können meist allein nur einen Welpen stillen." Firo nickte mit gespitzten Ohren und hörte weiterhin zu.
"Um einen ausgewachsenen Steinbock zu fangen, sollten mindestens zwei Wölfe an der Jagd beteiligt sein. Einen Steinbock alleine zu töten ist etwas Unwahrscheinliches, sie sind starke Tiere und größer als wir. Genauso ist es bei Greifvögeln; mindestens zwei Wölfe zum Jagen. Ein großer Vögel kann dich ernsthaft verletzten, wenn du dich selbst mit ihm anlegst. Sie können auch fliegen, was uns einen großen Nachteil verschafft. Hasen sind einfacher zu erlegen, sie sind kleiner als Wölfe, aber doch recht schnell. Sie sind sehr gute Springer und können dir mit ihren Krallen brennende Wunden zufügen. Sei schnell und zögere nicht, sie zu töten." Sie legte nach jeder Erklärung eine kurze Pause ein, damit diese in Firos Gedächtnis sickern konnte. "Alles verstanden?"
Zögernd nickte der Gefragte. "Jaa...", meinte dieser langsam, woraufhin Terra ein: "Gut, dann gehen wir", erwiderte.
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Black Wolf | Band 1
FantasiIn einer Vollmondnacht, in der der Mond unnatürlich hell strahlte und das ganze Land in ein glitzerndes Silber tauchte, lag, im Lager ihres kleinen Rudels, eine Wölfin, jaulend, angestrengt hechelnd. Schon bald sollte ein Welpe geboren werden, der e...