04 | the first tutoring

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Seine Schritte sind zögerlich und an seinem Blick kann ich erkennen, dass er mit der momentanen Situation überfordert ist. Vielleicht hat er einfach nicht damit gerechnet, dass er mich schon am ersten Tag nur im Bh zusehen bekommt. Gehofft ja, aber damit gerechnet wohl nicht.

Ich beobachte ihn genau, während ich auf dem Bauch auf meinem Bett liege und die Beine angewinkelt habe. Natürlich ist mir bewusst, dass durch die Position, die ich eingenommen habe, mein Hintern besonders gut zur Geltung kommt. Ich liege auf dem Bauch und drücke meinen Po absichtlich ein wenig nach oben, damit er meine Rundungen zu Gesicht bekommt.

Vielleicht bin ich wirklich eine Hure, wie die Leute aus meiner Schule mich nennen, oder aber ich bin mir meinem guten Aussehen einfach nur bewusst. Also lasse ich sie reden und denke mir meinen Teil dazu. Die Gerüchte und die Dinge die über mich verbreitet werden, kümmern mich schon seit langem nicht mehr.

Ich hatte früher viele falsche Freunde, die hinter meinem Rücken über mich gelästert haben, und ich bereue an einem keinem Tag sie aussortiert zu haben. Mein Leben ist dadurch so viel leichter geworden und diese Menschen beschäftigen mich jetzt nicht mehr.

„Also deine Eltern meinten du bräuchtest Hilfe in Chemie und Biologie?", Tylers Stimme lenkt meine Aufmerksamkeit plötzlich wieder auf ihn zurück.

Ich zucke mit den Schultern und blicke ihn mit großen, unschuldigen Augen an. 

So jetzt spiele ich erstmal das unmotivierte Mädchen, dem alles egal ist und auf nichts eine richtige Antwort gibt.

Mit Genugtuung stelle ich fest, dass er verwirrt über meine Antwort die Augenbrauen hochzieht und ein kleines Seufzen unterdrückt. Oh Tyler, ich habe doch noch nicht einmal angefangen.

„Avery, deine Eltern haben mich bezüglich deines Verhaltens bereits aufgeklärt. Wenn du mir nicht sagen willst, was du nicht verstehst, dauert es halt länger. Ich habe den ganzen Tag Zeit.", er verschränkt die Arme vor seinem Oberkörper und sieht mich mit einem erwartungsvollen Blick an.

Jetzt bin ich die jenige, die seufzt.

„Ehrlich gesagt so gut wie alles.", gebe ich zu und werfe ihm mein Chemie-Heft zu, in dem alles drin steht was ich können müsste.

„Na das wird ja einfach.", murmelt Tyler mehr zu sich selbst als zu mir und beginnt mein Heft durchzublättern.

„Ich habe dich nicht darum gebeten mir zu helfen.", weise ich ihn auf diese Tatsache hin und entsperre dann mein Handy. Das kann hier schließlich noch länger dauern.

„Hier sind vielleicht fünf Einträge. Die meisten unvollständig. Ihr habt doch sicher mehr als das im ganzen Jahr gemacht?", Tyler hat mein Heft wieder zugeschlagen und mustert mich nun mit einem komischen Blick.

Wieder zucke ich lustlos mit den Schultern. Ja gut vielleicht habe ich nicht jeden Eintrag mitgeschrieben. Ich dachte, dass brauche ich eh nie wieder.

„Du besorgst dir bis zum nächsten Mal bitte alle Hefteinträge von deinen Mitschülern. Mein Gott, Avery, bei dir muss man ja ganz von vorne anfangen.", er hört sich an wie mein Vater, während er mich zurückweist, und ich bezweifle langsam aber sicher, dass die beiden tatsächlich nicht verwandt sind.

Ich nicke missmutig und lasse mich von ihm belehren. Soll er doch denken, dass er mit seinen lächerlichen Ansprachen etwas in mir bewegen kann.

„Und Biologie?", fragt er dann hoffnungsvoll. „Da habe ich nicht einmal ein Heft.", gebe ich zu und amüsiere mich ein wenig an seinem fassungslosen Blick, den er mir zuwirft.

„Wie hast du es in die elfte Jahrgangsstufe geschafft?!", kommt es dann verwirrt von ihm und er nähert sich mir zum ersten Mal auf zwei Meter Abstand. „Ich habe da so meine Tricks angewendet. Du willst es lieber gar nicht so genau wissen, glaub mir.", ich zwinkere ihm zu und sehe wie sein Adamsapfel eine attraktive Bewegung macht, so als müsste er über diese Information schlucken.

„Du bist wirklich das schwarze Schaf der Familie.", murmelt er leise, doch ich höre genau was er sagt.

„Was genau willst du damit sagen?", ich setze mich ein wenig auf und verschränke meine Arme vor meiner Brust, sodass meine Brüste nochmals hochgepusht werden. Für zwei Sekunden hat diese Körperstelle seine Aufmerksamkeit, bis er sich wieder meinem Gesicht widmet.

„Dein Bruder hat mit 1,2 Abitur gemacht und bis zum Umfallen gelernt. Deine Eltern haben beide einen sehr gut bezahlten Job. Aber du,", er stoppt kurz seinen Redefluss und lässt seinen Blick kurz in meinem Zimmer herumschweifen. „Du bist normalerweise das ganze Wochenende nicht zuhause und ständig betrunken. Ich habe auch schon die ein oder anderen Geschichten über dich gehört."

Ich ziehe spöttisch meine Augenbrauen hoch und ein kleines Lachen entwischt meiner Kehle. „Nur weil ich ein erfülltes und spannendes Leben habe, ist da noch lange nicht alles schlecht daran. Du gehst schon auf die dreißig zu und das einzige, dass du bis jetzt getan hast, ist lernen, lernen, lernen. Ich würde mir an deiner Stelle mal Gedanken machen, ob du deine jungen Jahre nicht auskosten solltest.", erwidere ich unbeeindruckt und stehe dann auf, um ihm gegenüber zu stehen.

Seine Augen mustern mich eingehend, als ich meinen Redefluss beendet habe und kurz ist es mucksmäuschenstill in meinem Zimmer.

„Wir sollten vermutlich beide unser Leben so leben wie wir wollen.", gibt er dann zu und ich nicke. Die Erkenntnis kommt ja früh, Einstein.

„So und jetzt gibst du mir endlich dein Biologiebuch und wir gehen schonmal den Stoff ein wenig durch, da du ja eh keinen blassen Schimmer hast.", ordnet er an und setzt sich auf den Stuhl an meinem Schreibtisch. Ich krame währenddessen in sämtlichen Schubladen nach diesem verfluchten Buch und finde es schließlich völlig verstaubt in der letzten Ecke meines Zimmers.

Tyler liest mir nach der Reihe Begriffe vor und ich versuche sie anschließend richtig zu definieren. Jeden Begriff, den ich nicht richtig erkläre oder überhaupt nicht mehr kenne, markiert er mit Bleistift. Bald schon ist fast mein gesamtes Buch vollgekritzelt und Tyler schreibt sich alle Begriffe auf, die ich nicht konnte. Folglich ist er da eine Zeit beschäftigt und ich scrolle inzwischen durch Instagram.

Danach versucht er das Gleiche in Chemie und schnell wird klar, dass mir nicht nur der Stoff aus der Elften sondern auch aus all den unteren Klassen fehlt.

Mein Kopf brummt und mein Magen knurrt, als die Uhr dreizehn Uhr anzeigt, doch Tyler denkt gar nicht daran eine Pause einzulegen. Meine Konzentration schwindet langsam dahin und ich stütze meinen Kopf auf meiner Hand ab.

Noch nie habe ich mich so gefreut wie jetzt, dass meine Mutter uns zum Essen ruft und ich folge Tyler die Treppe hinunter in die Küche, wobei mein Blick stetig an seinem definierten Rücken klebt. Für einen sechsundzwanzigjährigen sieht er wirklich noch erstaunlich gut aus.

Ich habe bis jetzt noch nicht so viel Körperkontakt mit ihm gehabt, doch ich muss mich schließlich auch langsam rantasten und darf gerade zu Beginn noch nicht zu viel auf einmal wollen. Die richtigen Blicke habe ich zumindest schonmal von ihm zugeworfen bekommen. Da entwickelt sich schon etwas.

Es gibt Spaghetti zum Mittagessen und natürlich wird Tyler eingeladen mit uns zu essen. Ich setze mich absichtlich neben ihn, sodass ich immer mal wieder seine Hand oder seinen Arm streifen kann, wenn ich mir Nachschub auf meinen Teller platziere. Und ab und zu erreicht mich ein kurzer Seitenblick von ihm, doch ich reagiere nicht darauf.

Ich werde ihn schon noch zu Wachs in meinen Händen machen.

Noch nicht so spektakulär aber es wird noch

wie gefällt euch das neue Cover (habs selber gemacht hihi)

und ich würde mich wie immer über Feedback freuen 😌

thank you for reading❤️

The Lost BeautyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt