19 | when the heart makes the decisions

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Tyler reißt sofort die Autotür auf, als er mich erblickt, und stürmt zu mir. Meine Augen brennen, während ich mühsam versuche nicht auf der Stelle zusammenzubrechen. „Avery, verdammt was haben sie mit dir gemacht?!", entsetzt schließt er mich in seine Arme und augenblicklich lasse ich alle Anspannung von mir abfallen und gebe mich seinen starken Armen hin. Ich weine in sein T-Shirt, doch er macht keine Anstalten sich von mir zu lösen. Im Gegenteil sein Griff um meinen Körper wird sogar noch ein wenig beschützender.

„Psht hör auf zu weinen. Es wird alles wieder gut.", raunt er mir mit seiner beruhigenden Stimme ins Ohr und ich schniefe nur noch. „Bitte bring mich hier weg.", bringe ich mühsam hervor und ich vergrabe mein Gesicht in Tylers Halsbeuge, als er mich hochhebt und ich sofort meine Beine um seinen Körper schlinge. Er hat wohl gemerkt, dass meine Beine schon zu wach sind, um noch normale Schritte zu machen.

Als ich endlich ein paar Minuten später in seinem Auto sitze und Alex Haus im Rückspiegel immer kleiner wird, atme ich erleichtert auf. Ich habe es geschafft. Darren kann mir nichts mehr antun.

Tyler sitzt neben mir und atmet gleichmäßig. Wenn ich ihn mir in aller Ruhe ansehe, fällt mir auf, dass seine Haare ziemlich wild und verstrubbelt aussehen. Auch das Shirt, das er trägt, ist wohl sein Schlafshirt, denn es ist ziemlich zerknittert.

„Was machst du nur immer für Sachen?!", er schüttelt den Kopf und sieht mich mit einem ernsten Blick an. „Ich bringe dich jetzt am besten nach Hause. Du brauchst Schlaf."

„Ich kann nicht nach Hause.", gebe ich leise zu und beiße mir auf die Unterlippe, als Tyler bremst und das Auto am Straßenrand parkt. „Was soll das heißen du kannst nicht nach Hause?", seine Stimme klingt verwirrt, doch tief in seinen Augen kann ich sehen, dass er eine leise Vorahnung hat.

„Wissen deine Eltern etwa nicht, dass du auf dieser Party warst?", Tyler sieht mich mit einem vorwurfsvollen Blick an, dem ich allerdings ausweiche. Dann beschließe ich ihm die Wahrheit zu sagen und schüttle anschließend meinen Kopf.

„Du musst nach Hause kommen, Avery. Sie machen sich bestimmt Sorgen und-", fängt er an auf mich einzureden, doch ich unterbreche ihn. „Das tun sie ganz sicher nicht. Wahrscheinlich sind sie sogar froh, dass ich weg bin und sie in Ruhe mit ihrem Sohn reden können."

„Logan ist hier?", ist es mehr eine Feststellung als eine Frage. Schwach nicke ich. „Ceil auch. Es ist schrecklich. Sie reden nur von meinem Bruder und seinen tollen Erfolgen." Tylers Augen sehen mich mitleidig an, während sich sein Griff um das Lenkrad kaum merklich versteift.

„Sie meinen das sicher nicht so.", versucht er auf mich einzureden - klingt dabei aber selber nicht besonders überzeugt von seiner These. Ich weiß, dass er es nur gut meint und mich aufmuntern will, doch darüber zu reden verletzt mich mehr als alles andere.

„Doch das tun sie und das weißt du genauso gut wie ich. Sie lieben dich ebenfalls mehr.", flüstere ich und blinzle die Tränen weg.

„Avery", er klingt ein Stück verzweifelter und seine Hand findet den Weg auf meine Schulter. Kurz zucke ich zusammen. Mit Berührungen kann ich schon lange nicht mehr richtig umgehen, wenn sie nicht von mir ausgehen. Denn falls nicht, blitzt in meinem Kopf jedes Mal ein Blick von einem ekelhaft grinsenden Darren auf, der mich voller Verachtung und Spott demütigt.

„Ich will schlafen. Lass mich in deiner Wohnung schlafen. Bitte.", gebe ich erschöpft von mir und halte mir
meine Hand gegen meine Stirn, da der stechende Kopfschmerz sich erneut bemerkbar macht.

Tyler seufzt und schweigt, seine Stirn ist in Falten gelegt. Vermutlich denkt er gerade über meinen Vorschlag nach.

Dann endlich nickt er. Erleichtert sehe ich ihn an und bringe ein halbherziges Lächeln zustande. Gott sei Dank muss ich nicht nach Hause.

The Lost BeautyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt