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„Da seid ihr ja endlich!"
Es hatte ewig gedauert, bis Fili seinen Bruder dazu bringen konnte, sich von Lea loszureißen, hatte versucht ihn zu überreden, dass Bilbo solange bei ihr bleiben könnte.
Jedes Mal kullerten mehr Tränen über die Wangen seines kleinen Bruders, jedes Mal schüttelte er schluchzend den Kopf.
Fili erklamm die Stufen der Mauer und klopfte Balin freundschaftlich auf die Schulter, als die Erde zu beben schien und lautes Trampeln von den Bergen widerhallte.
„Was passiert hier?"
Der blonde Zwerg sah alarmiert zu dem alten Mann, schob sich an den anderen Zwergen vorbei und sah über die Mauer.
Für einen winzigen Moment stockte sein Atem, als sein Blick über die Armee von Menschen und Elben schweifte.
Am Horizont erschienen Silhouetten, die den Hang des Berges hinab marschierten und schließlich mit lautem Gebrüll vor den Elben stehen blieben.
„Unsere Vetter",erklärte Thorin stolz und sah lächelnd zu Fili", aus den Eisenbergen."
Man konnte die Krankheit in seinen Augen sehen.
Der Wahn, die gefährliche Sucht nach dem Gold.
Seine Augen waren tief eingesunken, sein Gesicht ungewöhnlich blass, es wirkte so, als wäre da jemand anderes, der von Thorin Besitz ergriffen hatte und nun durch seinen Mund sprach.
Irgendwo jenseits der Mauer rief der Elb einen Befehl an die Armee, die auf Kommando in Angriffsposition ging, die gefährlichen Speere auf die feindlichenZwerge gerichtet.
„Was? Onkel, das kannst du nicht tun", protestierte Fili entgeistert, doch Eichenschild schien ihm gar nicht mehr zu zu hören.
Hilfesuchend sah er zu seinem Bruder, doch Kili hatte die blutunterlaufenen Augen starr auf den Boden gerichtet.
Balin schüttelte langsam den Kopf, beugte sich zu Fili und wisperte: „Er wird seine Meinung nicht ändern, Fili. Ich habe es schon versucht."
Für wenige Sekunden starrte der blonde Zwerg Balin fassungslos an, dann wandte er sich zu seinem Onkel.
„Es soll Krieg geben? Nur wegen dem Gold?"
„Nicht nur wegen dem Gold! Sie haben den Arkenstein gestohlen, sie haben uns bestohlen", zischte Thorin wütend, seine benebelten Augen bohrten sich in Filis.
Dann überschlugen sich die Ereignisse.
Die Erde schien ein weiteres Mal zu erzittern, mächtige wurmartige Kreaturen schossen aus dem Erdreich, zermalmten Steine mit einer angsteinflössenden Leichtigkeit und verschwanden wieder.
Orks strömten durch die neu geschaffenen Tunnel in das Tal, wie Ameisen in ihrem kleinen Königreich.
Für einen kurzen Moment schien niemand so recht zu wissen, was zu tun war, bis die Zwerge der Eisenberge, den Angreifern entgegen rannte, in die Hocke gingen und eine vermeintlich undurchdringbare und schützende Mauer mit ihren metallenen Schilden schafften.
Doch die Elben standen einfach nur unschlüssig da, sahen tatenlos zu, wie die Zwergen versuchten die grässlichen Angreifer abzuhalten.
Sie würden sterben.
Ihre Vetter würden ohne ihre Hilfe sterben.
„Onkel! Wir müssen ihnen hel-.."
„Nein", unterbrach ihn Thorin, warf einen letzten Blick auf die Armeen und drehte sich um.
Langsam schritt er die steinigen Stufen in die Eingangshalle hinunter, sah ein letztes Mal über seine Schulter und verschwand in den Tiefen des Berges.
Ob er Schuld empfand?
Mitleid?
Fühlte er überhaupt irgendetwas, außer die Liebe für sein wertvolles Gold?
Fili wusste keine Antwort darauf, er konnte nur auf das Tal hinunter sehen und sich ausmalen, wie der Boden von Zwergenblut getränkt sein würde.
Er schloss die Augen, versuchte die grausame Welt um sich herum auszublenden, ein hoffnungsloses Gebet an Durin und seine Vorfahren zu schicken.
Und tatsächlich – er traute seinen Augen kaum, als er sie aufschlug – die Elben stürmten auf die Zwerge zu, sprangen über ihre Köpfe hinweg in das Gemetzel.
Schwertklingen blitzen im Sonnenlicht, Pfeile surrten durch die Luft und fanden ihr Ziels chließlich in dem Schädel eines Orks, der grunzend zu Boden fiel.
„Und...was werden wir tun?"
Unsicher sah Ori in die Runde.
„Wohl oder übel, nichts. Wir haben keinen Befehl bekommen", erklärte Dwalin nachdenklich und verschränkte die Muskel bepackten Arme vor der Brust.
„Was? Wir können nicht einfach tatenlos zu sehen!"
„Tut mir leid, Fili, abe rThorin ist immer noch unser König. Wir können nichts gegen seinen Willen unternehmen."
Bedauernd schüttelte der Muskelprotz den Kopf und wandte sich gefolgt von den anderen zum gehen.
„Kili? Sag du doch etwas!"
Sein Bruder zuckte gleichgültig mit den Achseln, schlurfte die Treppe runter und ließ sich am Fuße der Treppe auf den staubigen Boden fallen.

Eine Irre auf Abwegen(Kili Fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt