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Mit einem lauten Grunzen taumelte der Ork und fiel zu Boden.
Elegant wie eh und je rollte ich mich ab und blieb Millimeter entfernt von Kili stehen.
„Bevor du fragst: Nein, ich weiß nicht, wie ich noch lebe", ich drückte meinen besten Freund zu Boden und rammte dem Ork, der ihn hinterlistig von Hinten attackieren wollte, ein spitzes Messer zwischen die Augen," aber ehrlich, woher kommen all die Heere?"
Kili stand auf und starrte verdutzt auf die Kreatur, die gurgelnd zu Boden fiel.
„Sie sind einfach hier aufgetaucht, wie aus dem Nichts!"
Er drehte sich um und enthauptete einen Ork.
Schwarzes Blut besprenkelte sein Gesicht und ich spuckte, als ich spürte wie die warme Flüssigkeit meine Lippen berührte.
„Okay, und wo zum Teufel sind Fili, Thorin und Dwalin?! Wo sind alle anderen?"
Ich ließ meinen Blick über das Schlachtfeld schweifen und schmunzelte, als ich einem Ork auswich, der verzweifelt versuchte, mir seine Axt in den Rücken zu schlagen.
Amateur.
„Ich...ich wei-...", begann Kili, brach aber ab und stürzte mich mit lautem Gebrüll auf ein hässliches Monster.
Mit einer fließenden Bewegung sprang ich auf die nächste Kreatur, landete auf seinem Rücken und legte meine Hände um den Kopf des Orks.
Mit einem Ruck drehte ich seinen Kopf zur Seite.
Das widerliche Knacken sandte eine Welle von Ekstase durch jede Faser meines Körpers und ich betrachtete zufrieden wie der Ork auf dem Boden aufschlug.
„Lea!"
Ich drehte mich um und sah fragend zu Kili.
„Ich habe sie gefunden!" Ich folgte seinem ausgestreckten Arm und riss die Augen weit auf, als ich entdeckte, wie Thorin, Fili und Dwalin auf riesigen...Steinböcken?!
Sie ritten auf riesigen Steinböcken über den steilen Hang des Berges, während meine Kinnlade vor Staunen auf meine Füße fiel.
„Was tun sie da?!"
„Sie wollen zu Azog", murmelte der braunhaarige Zwerg neben mir und trat näher," Sie wollen ihn aufhalten!"
Bei dem Namen des bleichen Orks stellten sich die Härchen auf meinen Armen auf.
Ich wusste, was ich getan hatte, dass ich mit ihm und seinen grässlichen Sohn Bolg zusammen gekämpft habe, dass wir versuchten, die Linie Durins vollkommen auszulöschen.
Und ich sah Bilder in meinem Kopf, von Dingen, die ich mit Azog tat, für die ich in die Hölle fahren würde.
Der bittere Geschmack von Galle breitete sich auf meiner Zunge aus, das bekannte Gefühl der Übelkeit blühte in meinem Magen auf und presste mir jegliche Luft aus den Lungen.
Eine warme Hand legte sich auf meine.
Kili.
Ich lächelte ihn an und drückte seine Hand, während ich mich innerlich dafür verfluchte, dass meine Wangen glühten und mein Herz einen aufgeregten Sprung in meiner Brust machte.
Dumme Gefühle.
Wer kam auf die bescheuerte Idee, dass grässliche Gefühl von Schmetterlingen im Bauch „Liebe" zu nennen?
„Na gut, lass' uns gehen!"
„Bereit?"
Ich nickte, starrte auf die kalten Körper von gefallenen Elben und Menschen.
Das Blut von Zwergen mit eisernen Rüstungen sickerte in den Boden und klebte an den mit Frost verzierten Grashalmen.
Dann rannten wir beide Hand in Hand los.
Ich wusste nicht genau, ob wir unser Gehirn irgendwo auf der Reise zum einsamen Berg verloren hatten oder einfach nur lebensmüde waren, aber es fühlte sich gut an, mit jemandem an seiner Seite in das Gemetzel zwischen Orks, Elben, Zwergen und Menschen zu rennen.
Es verlieh mir dieses einfältige Gefühl von Sicherheit, selbst in einer Schlacht wie dieser, in der man den Boden kaum noch unter all den Leichen und den Pfützen von Blut erkennen konnte.
Kili hob den Arm und schlug dem ersten Ork, der uns entgegen kam, den Kopf ab.
Mit einem dumpfen Knall fiel das schwere Körperteil mit einer Fratze auf einen leblosen Elben.
Grinsend holte ich aus und warf mein Messer.
Mit einem Zischen flog es durch die Luft und blieb schließlich im Rücken der Kreatur stecken.
„Boom! Jackpot!"
Ich fing Kilis Schwert auf, drehte mich, als würden wir einen Walzer tanzen und rammte dem nächsten Ork die Klinge in den Bauch.
„Lea, pass auf!" Ruckartig zog mich Kili zu sich, so schnell, dass ich beobachten konnte, wie das Schwert durch die Luft zischte und schließlich an der Stelle stecken blieb, auf der ich vor wenigen Sekunden noch stand.
„Das war knapp", grinste ich und strich mir eine dunkelblonde Haarsträhne aus dem Gesicht.
Sein heißer Atem streifte meine Wange und-..
„Wir müssen weiter." Räuspernd nickte der junge Zwerg und zog mich weiter.
Dann blieben wir stockend vor dem Berg stehen.
„Wie kommen wir da hoch?"
„Wir müssen klettern!"
„Was", fragte ich entsetzt, doch Kili hing bereits einen guten Meter über dem Erdboden an dem steilen Hang.
Seufzend trat ich näher, tastete über die Steinwand, bis meine Finger eine geeignete Ritze gefunden hatten und hangelte mich hoch, als wäre ich ein flinker Affe und keine Lea, die Höhenangst hatte und am liebsten weiter Orks abschlachten würde.
„Ich schwöre bei Gott und allen anderen die mir heilig sind, dass ich ihn höchstpersönlich umbringen werde, wenn ich-..", ich sah nach unten und schluckte hart,"ach du heilige Scheiße, ich werde hier draufgehen!"
Wow, wow, wow, jetzt sei mal nicht so pessimistisch, Lea", piepste Lea1 in mein rechtes Ohr.
Genau", antwortete die zweite Lea und lehnte sich gegen meinen Hals,"wir haben es gleich geschafft!"
„Lea1? Lea2? Man, ich hab' euch vermisst!"
Wirklich? Du hast uns vermisst?"
„Nein", stöhnte ich genervt und zog mich mit aller Kraft auf einen kleinen Felsvorsprung,"jetzt, wo ich eure Stimmen wieder höre, fällt mir auf, wie sehr ich die Zeit ohne euch genossen habe, und wie wütend ich auf euch bin, weil ihr mich mit meinem bösen Ich im Stich gelassen habt!"
Du wolltest es doch s-..."
„Wenn auch nur ein Wort deine Lippen verlässt, werde ich dich fesseln und mit Stacheldraht auspeitschen, bis dir die Haut von den Knochen fällt", knurrte ich gefährlich leise und zog mich hoch.
Sicher, dass du wieder die alte Lea bist", fragte die linke Lea schüchtern und räusperte sich nervös.
Ich rappelte mich auf, zuckte gleichgültig mit den Achseln und sah mich nach Kili um.
Nirgends konnte ich ihn entdecken.
Ob er schon weitergelaufen war?
Ich trat einen Schritt vor und lugte über den Klippenrand, wobei ich mich fast verschluckte, als ich den braunhaarigen Zwerg entdeckter, der scheinbar Meter von seinem Ziel entfernt an der steinigen Wand des Berges hing.
Ich hatte ihn überholt, vielleicht sogar mehr als das; ich hatte ihn mit einer ungeheuren Geschwindigkeit überholt.
Dichter Nebel waberte um meine Füße und verschluckte die Welt um mich herum.
Eine Silhouette bahnte sich ihren Weg durch die dichten Schwaden, kam näher, während ich mit einer fließenden Handbewegung mein Schwert aus der Scheide zog und mich bereit machte.
„Bei Durin, du lebst!"
Ehe ich mich versah, wurde ich in eine feste Bärenumarmung gezogen, blondes Haar kitzelte über meine Wangen und ich lachte auf.
„Fili! Lange nicht gesehen!"
„Lange? Du spinnst doch", entgegnete er grinsend und ließ mich los, damit ich Luft holen konnte," du warst tot! Wie hast du das geschafft-.."
„Frag mich nicht, ich habe keinen blassen Schimmer!"
„Worüber redet ihr", fragte ein keuchender Kili und hievte sich über das Ende des Abgrunds.
„Ach! Auch schon da?"
Schmunzelnd verschränkte ich die Hände vor der Brust, während sich der Zwerg prustend aufrappelte.
„Ha, ha, ha - sehr witzig", grummelte Kili und verdrehte die Augen,"du warst schneller oben, als ich blinzeln konnte!"
Lachend boxte ich ihm gegen die Schulter und schüttelte amüsiert den Kopf.
„Kommt schon, wir müssen uns beeilen!"
„Habt ihr Azog schon gefunden?" Ich folgte Fili und hob mein Schwert.
„Nein, unser Onkel und Dwalin suchen ihn noch. Aber uns läuft die Zeit ab", erklärte der blonde Zwerg und näherte sich alten Ruinen," wenn wir ihn töten, können wir im Krieg siegen!"
Unbewusst tastete ich nach Kilis Hand und verschränkte meine Finger mit seinen, während wir an den Mauern der alten Türme vorbeiliefen und uns Eichenschild und Dwalin näherten.
Tote Orks lagen auf dem vereisten Boden, regungslos und starr, als wären sie aus Wachs.
Schwarzes Blut befleckte die rissigen Mauersteine, kleine Schneeflocken fielen vom Himmel und schmolzen auf meiner Haut oder verfingen sich in meinem Haar.
„Onkel", rief Fili, legte zwei starke Hände auf meine Schultern und schob mich zu Thorin, der auflachte, als er mein blasses Gesicht erblicke und mich einmal kräftig umarmte.
„Schön, dich wiederzusehen", grinste ich, klopfte ihm auf die Schulter und atmete erleichtert auf, als der Druck, der meinen Körper zu zerschmettern schien, verschwand.
„Wie kann es sein, dass du noch am Leben bist? Du bist gestorben, du hattest einen Morgul-Pfeil in deiner Brust-..."
„Lange Geschichte", murmelte ich beschwichtigend, wurde jedoch von Bilbo unterbrochen, der wie aus dem nichts erschien und keuchend vor uns stehen blieb.
„Bilbo-..!"
„Ihr müsst hier weg! Sofort! Azog hat ein zweites Heer, dass vom Norden angreift!"
Der Hobbit deutete mit seinem Zeigefinger auf die Ruinen, die uns umgaben, auf die mit Schnee bedeckten Wachtürme.
„Dieser Wachturm wird umzingelt sein und niemand wird entkommen!"
„Wir sind zu nah dran", rief Dwalin und deutete mit seiner scharfen Axt auf das hohe Gemäuer,"dieser Dreckskerl ist da drin! Holen wir ihn uns!"
„Nein", entgegnete Thorin und stellte sich dem muskulösen Zwerg in den Weg," das will er doch!"
„Er will uns hinein locken."
Ich fing Eichenschilds besorgten Blick auf und kaute nervös auf meiner Unterlippe herum.
„Wir haben einen Vorteil; wir können noch immer fliehen. Er hat uns nicht da, wo er uns haben wollte."
„Dann werden wir das auch tun; fliehen", murmelte Thorin," wir werden an einem anderen Tag kämpfen!"
Er wandte sich zum Gehen, doch hielt sofort inne, als laute Schritte aus einem der Wachtürme widerhallte und der Schein von Fackeln die alten Gänge erhellten.
Erst leise, dann lauter, fast wie Trommelschläge, rhythmisch und tief, bis schließlich der bleiche Ork auf der Klippe er schien und nur noch sein heiseres Knurren zu hören war.
„Zuerst werde ich den hier töten!" Azog deutete auf Fili, der mit den Zähnen knirschte und seinen Kiefer anspannte.
„Dann stirbt sein Bruder." Als der riesige Ork seinen Finger auf Kili richtete, drückte ich seine Hand ein bisschen stärker als zu vor.
„Dann du, Eichenschild. Und dann, wenn das Blut der Durinssöhne den Boden getränkt hat, wirst du sterben, du dreckige Hure!"
Ich ballte meine Hand zu einer Faust, so fest, dass sich die Knöchel weiß färbten, und reckte mein Kinn.
„Was hat er gesagt, Lea", wisperte Kili in mein Ohr und runzelte die Stirn.
„Das er euch nacheinander abschlachten wird. Er hat mich dreckige Hure genannt und sagte, dass er, nachdem euer Blut den Boden bedeckt hat, mich töten wird", antwortete ich monoton und starrte Azog direkt in die eisblauen Augen.
„Er hat dich dreckige Hure genannt?!"
Ich nickte und verfluchte mich zu gleich, als ich sah, wie Kili sein Schwert hob und schreiend auf den Wachturm zu stürzte und über die Treppe sprang.
Gleichzeitig wusste ich aber auch nicht genau, warum er genau auf die Orks zu rannte und einen nach dem anderen enthauptete, als würden ihre Körper aus Butter bestehen.
„Kili!" Thorin rannte seinem Neffen hinterher dicht gefolgt von Fili, der über das Eis des vermeintlichen Sees schlitterte und sich dem Wachturm näherte.
„Thorin", brüllte Dwalin und verschwand hinter der nächsten zerborstenen Mauer.
„Oh, verdammt", fluchte ich lauthals, sah prüfend zu Bilbo, der knapp nickte und stürmte los.
Grinsend duckte ich mich und wich dem Schwerthieb eines Orks aus, schlug ihm mein Schwert in den Schritt und rutschte zwischen den Beinen einer anderen Kreatur hindurch.
„Ich hatte vergessen, wie gut sich das Töten anfühlte", lachte ich und beobachtete wie der Kopf einer weiteren Monsters an mir vorbeirollte.
Mit einem dumpfen Knall landete ein Ork auf dem Boden, dann sank der nächste grunzend zu Boden.
Über meinem Kopf flogen riesige Fledermäuse hinweg, ihre hohen Schrei ließen meinen Kopf schmerzhaft pochen.
Ich schüttelte den Kopf, versuchte einen klaren Gedanken zu fassen, während mich Orks von allen Seiten umzingelten.
Unter meinen Füßen knackste das Eis gefährlich, als ich mich auf der gefrorenen Oberfläche des Sees drehte und attackierte.
Und dann begann ich, zu singen.
Das erste Lied, das mir in den Sinn kam, war „Bohemian Rhapsody" von Queen, wie Freddie Mercury die einzelnen Verse mit einer Hingabe sang, die mich tatsächlich glauben ließ, ich wäre auf der falschen Welt geboren.

Eine Irre auf Abwegen(Kili Fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt