53

256 15 4
                                    

Schreiend setzte sich Kili ruckartig auf und öffnete die Augenlider. Gleißendes weißes Licht blendete ihn und stöhnend kniff er die Augen zusammen, bis sie sich an die blendente Helligkeit gewöhnt hatten. Prüfend sah er sich um, strich sich dabei eine dunkelbraune Haarsträhne aus dem Gesicht, bis sein Blick auf seinen Bruder fiel.
Fili lag, mit allen vier Gliedmaßen von sich gestreckt auf dem kalten Boden, wenige Meter von Kili entfernt.
"Fili?"
Er bewegte sich nicht, als sein Bruder seinen Namen rief.
"Fili? Hey!"
Für einem kurzen Moment lauschte Kili seinem eigenem Echo, seiner besorgten Stimme, die von überall wiederhallte bevor er eilig auf die Füße sprang.
Etwas zu schnell, wie sich herausstellte, denn Kili stolperte beinahe über seine Füße.
Alles um ihn herum drehte sich, sein Kopf pochte schmerzhaft und ächzend massierte er seine kaltschweißige Stirn mit seinen rauen Handflächen, bis der Schmerz so schnell verschwand, als wäre er nie da gewesen.
Der junge Mann überbrückte die letzten Meter zwischen ihm und seinem Bruder mit großen wackeligen Schritten.
"Fili, wach auf", zischte Kili, ging in die Hocke und rüttelte den blonden Zwerg ungeduldig.
Keine Bewegung, nur das regelmäßige Heben und Senken der Brust.
"Komm schon!"
Er rüttelte weiter, zog wie ein kleines Kind an dem goldenen Haar Filis und legte den Kopf genervt in den Nacken. "Dann eben der harte Weg.."
Er ballte rechte Hand zu einer Faust, holte aus und-..
Erschrocken stoppte Fili die Faust seines Bruders, wenige Millimeter von seinem Gesicht entfernt.
Für einen kurzen Augenblick schien der blonde Mann nicht zu realisieren, wo sie eigentlich waren, doch kaum erblickte er die schneeweiße Decke, die sich über ihnen erstreckte und nie ein Ende zu finden schien, erinnerte er sich.
"Wir sind in Leas Verstand!"
Er fuhr hoch, als wäre er vom Blitz getroffen.
Zur Antwort nickte Kili schweigend und sah sich ein weiteres mal um, diesmal genauer.
Sie saßen in einem grellen Saal, umgeben von strahlendem Weiß.
Es schien endlos zu sein, sich für alle Zeit erstreckend.
"Aber wo ist Lea?"
Fragend sah Kili zu seinem älteren Bruder.
Ein angstverzerrter Schrei, der einem durch Mark und Bein fuhr, erfüllte den Saal und ließ die Ohren der Zwerge klingeln.
"Lea!"
Kili wusste nicht in welche Richtung er überhaupt rannte, es sorgte ihn auch nicht, dass sein Bruder ihn kaum einholen konnte; er vertraute blind auf sein Bauchgefühl.
Seine Füße liefen immer schneller, bis er ausrutschte und wild mit den Armen rudernd weiterschlitterte. Verwirrt blickte Kili nach unten zu seinen dicken Stiefeln, und übergab sich fast, als er die rote Spur aus Blut entdeckte, die sich immer weiter durch den riesigen Raum schlängelte.
"Ah! Wen haben wir denn da?"
Der junge Mann riss seinen Kopf nach oben und entdeckte niemand anderes als Lea.
Um genauer zu sein, die Seite, die ihn bis in seine Träume verfolgte und jede Nacht verfinsterte.
Hinter ihm stand Fili, die Augen gefährlich zusammengekniffen und jeden Muskel in seinem Körper angespannt.
"Wo ist Lea?"
"Oh, Schätzchen...dieses Gespräch hatten wir doch schon."
Sie schüttelte bedauernd den Kopf. "Du bist nicht mehr in deinem Wunderland, Kili. Das hier ist meine Welt, ich habe hier das Sagen."
Ein gefährliches Lächeln umspielte ihre aufgeplatzte Lippe.
"Und ihr habt mir gerade die perfekte Chance gegeben, euch umzubringen!" Die Zwerge stolperten zurück, während Lea einen blutvertrockneten Dolch zog und flink nach vorne trat. Blitzschnell holte sie aus, ergriff Filis Handgelenk und zog ihn zu sich.
Sich gegen ihren eisernen Halt sträubend musste der blonde Mann zu sehen, wie Lea ihren Dolch hob und Klinge auf ihn herabsausen ließ. Der Schmerz jagte ihm einen kalten Schauer über den Rücken und ließ die feinen Härchen auf seinen Armen aufstellen, bevor er vor Schmerz aufschrie und ihn die Dämonin wegschleuderte, als wäre er eine Puppe.
Stöhnend rollte sich Fili auf den schmerzenden Rücken.
"Was hast du mit Lea gemacht?"
Kili konnte die Angst in seiner Stimme nicht unterdrücken, noch vor Lea, der grausamen Lea, verbergen.
"Sieh dich um", entgegnete sie grinsend, deutete auf die klebrigen Blutspuren, die einen starken Konstrast zum strahlend weißen Boden bildete, und trat näher, bis sie direkt vor ihm stand, "Denk nach, Dummerchen!"
Sie tippte mit der kalten Dolchklinge gegen seine Stirn.
"Nein", wisperte der dunkelhaarige Zwerg und starrte fassungslos in die pechschwarzen Augen Leas. Irgendwo neben ihm richtete sich Fili zitternd auf und presste eine Hand auf die blutende Wunde an seinem Nacken.
"Du hast es erkannt! Lea ist weg", das blasse Mädchen zuckte mit den Achseln und wippte auf ihren Zehenspitzen vor und zurück," sie ist-...tot! Ich schmeiße jetzt den Laden hier!"
In diesem Moment spürte Kili wie sich der Dolch an seinen Hals drückte und immer tiefer in seinen Hals schnitt, bis er spürte, wie warmes Blut auf sein Schlüsselbein tropfte.

Bilbo wanderte nervös durch das staubige Zimmer, sein Blick glitt immer wieder zu Kili und Fili, die bewusstlos neben Lea saßen.
Sie hatte ihre Augenlider offen, doch ihre Augen hatten sich in ihren Hinterkopf gedreht, sodass man nur noch die feinen roten Adern auf ihrem Augapfel erkennen konnte.
Ein leises Stöhnen entfuhr Fili und besorgt kniff Bilbo die Augen zusammen. Balin wurde von Thorin gerufen, der von dem gefährlichen Ritual und der Rückkehr der anderen Lea nicht einmal annähernd etwas wusste. Was konnte man sonst erwarten, von einem kranken König, der sich Tag und Nacht in riesigen Haufen von Gold wälzte. Die anderen Zwerge suchten vergebens nach dem Arkenstein, von dem Eichenschild wie besessen war, was Bilbo Beutlin mit seinen ohnmächtigen Freunden allein zurückließ. Für eine winzige Sekunde, einen Wimpernschlag, zuckte Lea zusammen und wimmerte vor Schmerz. Blut rann aus ihrer Nase und tropfte auf ihre Oberschenkel. "Verdammt", fluchte der Hobbit lauthals, stürzte zu der Bank und fiel vor Lea auf die Knie. Vorsichtig nahm er ihr gesicht ins seine Hände und strich mit dem Daumen über ihre Wange. Das Nasenbluten wurde schlimmer. "Komm schon, Lea!" Er sah sich hilfesuchend um. "B-..Balin? Irgendwer?"

"Lass meinen Bruder in Ruhe", brüllte Fili energisch und sprang auf Leas Rücken.

Durch das überraschende Gewicht, taumelte sie knurrend zurück.
Die Dämonin drehte sich im Kreis fauchte und zischte, als sie beide zu Boden gerissen wurden.
Der Zwerge rollte sich weg, während sich Lea aufrappelte und wütend herumfuhr.
"Du", sie lächelte schmerzverzerrt,"du wirst das bereuen."
Sie packte einen Büschel blondes Haar und zog Fili grob auf seine Beine, bevor sie eine schlanke Hand an seinen Nacken legte, nicht ohne auf seine frische Wunde zu drücken, und schlug seinen Kopf mit einem lauten Knall gegen die nächstegelegene Wand.
Dann war ein widerliches Knacken und Knirschen zu hören und Fili sackte in sich zusammen ohne auch nur einen Mucks von sich zu geben. Blut spritze aus seiner krummen Nase und bedeckte die Wände.
"Nun, wo bin ich stehengeblieben", hakte Lea nach, fuhr sich mit einer Hand durch die Haare," ah, ja!" Plötzlich spürte Kili die bekannte Klinge des schmutzigen Dolchs an seiner Kehle.
Leas kalte Fingerspitzen bohrten sich in seine Schulter, den rechten Arm hatte sie um seinen Hals gelegt. "Eigentlich wollte ich dich ja noch aufheben, aber ich hab's mir doch anders überlegt."
"Lass ihn gehen."
Eine heisere Stimme lenkte die Aufmerksamkeit des blassen Mädchens auf sich.
Suchend sah sich der dunkelhaarige Mann um.
Lea, seine Lea, lehnte an der Wand, ihr Hemd war blutgetränkt und entblößte ihren Brustkorb und das zerfetzte Fleisch, hinter dem etwas weißes hervorblitzte.
Kilis Magen drehte bei dem Anblick von Leas herausragenden Rippen um. Für einen kurzen Moment hätte er geglaubt, das der Dämonin, die hinter ihm stand, der Atem stockte.
"Warum sollte ich ihn gehen lassen?! Da du uns nun Gesellschaft leistest, könnte das noch amüsanter werden!" " Lass ihn laufen", befahl Lea ein weiteres Mal, stieß sich mit dem Fuß von der Wand ab, nicht ohne vor schmerz zusammen zu zucken und ging auf uns zu.
" Ich habe hier die Kontrolle", entgegnte die Dämonin herablassend," du kannst nichts dagegen tun.
Das hier, dieser winzige Moment, wurde vorausbestimmt. hast du es nicht gespürt?"
Das braunäugige Mädchen schüttelte den Kopf. "Was sollte ich den gespürt haben?" "Den dunklen Meister, Sauron. Wie er immer bei dir war, bei jedem Schritt deiner Verwandlung mehr Kraft schöpfte. Von der Łìneònin ist nichts mehr übrig, die Dunkelheit hat dich verschlungen!" Kili schluckte hart, als ihm die Klinge immer tiefer in das zarte Fleisch schnitt. "Hör auf! Ich werde nicht zulassen, dass du ihn umbringst." "Oh, was willst du dagegen tun?" Mit einer fließenden bewegung zog das haselnussblonde Mädchen vor Kili ein Messer. "Lea", fragte der zwerg mit einem ungutem Gefühl in der Magengrube," was hast du vor?"

"Es tut mir leid", flüsterte sie hilflos und lächelte gezwungen," aber das ist der einzige Weg." Mit diesen Worten rammte sie sich die Messerklinge in den Bauch.

Eine Irre auf Abwegen(Kili Fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt