More than you know

311 21 2
                                    

Mein Handywecker riss mich aus meinen Träumen.

Seufzend stand ich auf, machte mich fertig und belagerte dann die Küche.

Kein Dad, kein Oliver, kein Luke.

Es war einfach mal still.

Die Ruhe genießend machte ich mir Frühstück und packte dann den Rest in meine Tasche. Zuerst fand ich die Wasserflaschen nicht, bis ich auf den Kühlschrank stieß und reinschaute. Hätte ich ja gleich drauf kommen können.

Auf einmal spazierte Luke in die Küche und gab ein müdes 'Morgen' von sich.

Ohne ein Wort mit ihm zu reden ging ich an ihm vorbei ins Wohnzimmer und wartete darauf, dass er fertig wird.

Denn leider Gottes mussten wir mit dem selben Auto zur Schule fahren.

Ich schrieb noch kurz mit Hope, dann war der werte Herr auch schon fertig.

Im Fahrstuhl herrschte eine angespannte Stille.

Auch sonst redeten wir nichts miteinander.

Luke ging mir schon durch seine bloße Anwesenheit auf die Nevren.

"Soll ich dir das College zeigen?" , fragte er schließlich, als wir vor dem großen Gebäude ausstiegen. "Ich brauch deine gespielte Freundlichkeit nicht, Luke!" , erwiderte ich ziemlich wütend, nahm meine Tasche und stiefelte davon. "Aber du kennst dich hier doch gar nicht aus!" , rief er mir hinterher. "Mehr als du denkst!" , brüllte ich zurück und zeigte ihm noch kurz den Mittelfinger.

Nach kurzem Suchen fand ich Hope, die bei den Spinten auf mich wartete.

"Hey, Jess!" , quietschte sie aufgeregt und umarmte mich kurz. "Hi!" , erwiderte ich lächelnd.

Zuerst gingen wir ins Sekreteriat, wo ich meinen Stundeplan und meine Spintnummer bekam, dann ging es gleich weiter ins Klassenzimmer.

Der Lehrer war noch nicht da, nur ein paar Schüler saßen bereits herum und unterhielten sich.

"Du kannst neben mir hocken!" , meinte Hope und deutete auf eine Bank in der hintersten Reihe.

Wir ließen uns auf die Stühle fallen und unterhielten uns über belangloses Zeug, bis auf einmal Luke mit einem kleinen Blondchen im Arm ins Klassenzimmer kam.

Hope starrte sie ziemlich böse an.

"Darf ich vorstellen? Clarissa Lightman, die größte Bitch auf diesem Planeten!" , murmelte sie und verschränkte die Arme vor der Brust.

Clarissa sah aus wie eine Barbie. Und irgendwie wirkte sie falsch und hinterlistig.

"Ist sie die Freundin von Luke?" , fragte ich neugierig und sah, wie sich die beiden in die zweite Reihe setzten. "Ja, die passen wirklich perfekt zusammen! Sie, das beliebte It-Girl, und er, der beliebteste Junge des Colleges!" , erwiderte Hope mit einem bitteren Unterton.

Der Lehrer kam herein und startete mit der Mathestunde.

Heißt für mich: Fragezeichen auf mein Blatt malen und nichts verstehen.

Mathe ist wie eine ungelernte Fremdsprache für mich. Könnte fast schon was Außerirdisches sein.

In den Pausen saßen Hope und ich auf den Treppen herum und regten uns über die Lehrer, die wir in den Stunden hatten, auf.

Der Tag war im Vergleich zu meinem alten Collegeleben das komplette Gegenteil.

Aber irgendwie gefiel es mir. Man fiel nicht auf, hatte keine falschen Freunde um sich und die Lehrer hatten einen nicht gleich sofort auf der Schippe wegen irgendeinem dummen Streich, den man mal als Kind gemacht hatte.

Too good for youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt