"Sie sind überall"

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Am Dienstagmorgen zog Noriko es tatsächlich in Erwägung, einfach zu Hause zu bleiben, dort, wo sie sicher war. Doch das konnte sie unmöglich wirklich tun. Die Schule war ihr wichtig, ihr Abschluss war wichtig! Sie durfte nicht zulassen, dass Kou Mukami ihr ganzes Leben ruinierte … und das, ohne dass er sich sonderlich viel Mühe machen musste.
Während sie am Vormittag in einem kleinen Floristikfachgeschäft arbeitete, dachte sie immer wieder an die Worte, die sie zuletzt aus seinem Mund gehört hatte. Es waren kalte, selbstsichere Worte gewesen, Worte, die ihr immer wieder eine Gänsehaut verursachten.
Du gehörst mir …
Das Schlimmste daran war, dass er möglicherweise sogar Recht hatte. Er hatte sie weit mehr in der Hand, als ihr lieb war, und noch dazu standen ihm als Vampir scheinbar einige Möglichkeiten offen, die die eines Menschen überstiegen. Wie sonst hätte er sie immer wieder aufspüren sollen, wie sonst konnte er sich so schnell und lautlos bewegen?
Sie hatte es mit einem wahren Monster zu tun …
Als sie schließlich am frühen Nachmittag nach Hause ging, bemerkte sie, wie sie immerzu darauf achtete, ob da Schritte waren, die ihr folgten. Immer wieder … immer wieder rechnete sie damit, gleich seine Stimme zu hören … manchmal glaubte sie sogar, seine Schritte wiederzuerkennen, auch wenn das eigentlich unmöglich war, und jedes Mal, wenn sie sich unruhig umwandte, waren da nur fremde Gesichter …
Ich werde verrückt, dachte Noriko verzweifelt und fuhr sich unruhig durch die Haare, während sie in die Straße bog, in der sie wohnte. Sie fühlte sich verfolgt und unter freiem Himmel überhaupt nicht mehr sicher.
Als sie schließlich zu Hause ankam, saß ihr die Unsicherheit – die blanke Panik – so tief in den Knochen, dass es ihr beinahe körperlich wehtat.
Und ob sie es wollte oder nicht, die Stunden schritten unaufhaltsam voran und bald war es an der Zeit, sich auf den Weg zur Schule zu machen. Und da zögerte Noriko.
Wem will ich etwas vormachen? Warum klammere ich mich so sehr daran, dass ich Kou seinen Sieg nicht zugestehen will?, fragte sie sich erschöpft. Er hat doch … schon längst … gewonnen. Seufzend schloss sie die Augen und ließ den Kopf auf ihre Arme sinken, die auf dem Küchentisch lagen.
Doch schließlich stand sie trotzdem wieder auf. Ich kann nicht einfach schwänzen, das wird nur noch mehr Probleme geben … Also schnappte sie sich ihre Schulsachen und verließ erneut das Haus. Ich halte mich einfach von ihm fern … unter all den Schülern … wird er doch sicherlich nichts tun, oder?
Doch dummerweise war sie alleine, als sie zur Bushaltestelle lief und auch als sie auf den Bus wartete, war da niemand sonst. Nur im Bus waren ein paar Leute, doch keine einzige Person stieg an der Schule aus. Erst, als Noriko auf dem Schulgelände zu einer größeren Schülermenge stieß, die sich gerade ins Innere drängte, konnte sie wieder beruhigt aufatmen.
Und auch Ayumi und Keiko ließen nicht lange auf sich warten und so fühlte sie sich allmählich wieder etwas sicherer. Sie begannen zu plaudern und es war beinahe alles wieder wie zuvor … von Kou Mukami gab es keine Spur, zum Glück. Darauf, seinen Weg schon wieder zu kreuzen, konnte sie gut und gerne verzichten.
Nur einmal hatte sie diesen dunkelhaarigen Jungen gesehen, diesen Jungen, der etwas kleiner war als Kou und den sie schon im Anwesen der Mukamis kurz getroffen hatte, dessen Namen sie allerdings nicht kannte. Verwundert hatte sie seine zusammengesunkene, merkwürdig kraftlose Haltung gemustert und auch die auffällige Narbe quer über seinem Nasenrücken blieb von ihr nicht unbemerkt, doch als er ihren Blick auffing und erwiderte, sah sie schnell woanders hin, ihre Schultasche fest an sich gepresst. Was war sie froh gewesen, als Ayumi sie daran erinnerte, dass sie es eilig hatten, den Kunstraum aufzusuchen.
Als die Schule an diesem Tag endete und Noriko auch an diesem Abend mit ihren Freundinnen einen kleinen Umweg nahm, glaubte sie schon, den Tag ohne irgendwelche Zwischenfälle überstanden zu haben, doch sie sollte enttäuscht werden.
Sie hatte noch nicht einmal die Westseite des Schulgebäudes hinter sich gelassen, als sich Kou plötzlich aus den Schatten unter den angrenzenden Bäumen löste und sich breit lächelnd vor ihr aufbaute. „Guten Abend, Noriko-chan“, flötete er fröhlich.
Noriko seufzte bloß. Den ganzen Tag über hatte sie regelrecht Panik geschoben, ihm zu begegnen, doch jetzt, da es so weit war, blieb irgendwie nur stumme Resignation in ihr zurück. „Was willst du?“, fragte sie einfach nur und sah abwartend zu ihm auf.
„Willst du mich denn gar nicht begrüßen, Noriko-chan?“, fragte er und beugte sich zu ihr herunter, als ob sie noch ein kleines Mädchen wäre.
Noriko wich unwillig ein Stück zurück, allerdings wollte sie zugleich auch keine Angst zeigen. Aber allen toughen Vorsätzen zum Trotz … sein Gesicht war ihr, zusammen mit seinen messerscharfen Eckzähnen, einfach viel zu nah …
„Nicht wirklich“, erwiderte sie dann und war über ihre eigene Gelassenheit verwundert. „Ich wüsste nicht, womit du dir meine Freundlichkeit verdient hättest“, setzte sie noch mutig hinzu.
Sie sah, wie das Lächeln aus Kous Gesicht verschwand, beinahe verblüfft, einen kurzen Augenblick des Erstaunens lang. Dann kehrte es auch schon wieder zurück, wenn auch nicht ganz so ausgelassen. „Ah, richtig“, sagte er leichthin, beinahe verlegen. „Ich schätze, du gehörst du den etwas Anspruchsvolleren.“ Nachdenklich sah er zur Seite, eine Hand an seinen Hals gelegt.
Noriko, die sich nicht so richtig sicher war, was er ihr damit sagen wollte, biss sich nun nervös auf die Unterlippe. Ich muss unbedingt lernen, meine vorlaute Klappe zu halten, schalt sie sich selbst. Ich sollte ihn nicht wütend machen. „Okay, also … warum hast du mir aufgelauert?“, wollte sie nun etwas versöhnlicher wissen und versuchte, eine weniger abwehrende Körperhaltung einzunehmen.
Kou sah sie überrascht an und ließ seine Hand wieder sinken. „Aufgelauert?“, wiederholte er. „Wir haben einfach nur denselben Schulweg, Noriko-chan.“
Norikos Augen wurden zu Schlitzen. „Du lügst.“
Kou lachte. „Ah, du hast mich ertappt, Noriko-chan.“ Im nächsten Augenblick nahm sein Blick etwas Wölfisches an. „Ich denke, du weißt sehr genau, weshalb ich hier bin.“ Er kam ihr noch näher und Noriko zwang sich, nicht zurückzuweichen, doch es war schwer, sehr schwer. „Es ist jetzt schon drei Tage her, Noriko-chan …“, wisperte er und seine Hand griff wie beiläufig nach einer ihrer leicht gewellten Haarsträhnen.
Norikos Augen weiteten sich. „Nein“, hauchte sie wenig intelligent, doch ihr Kopf war in diesem Moment vor Angst wie leergefegt, sodass ihr nichts Besseres einfiel.
Kou gluckste vergnügt. „Doch“, sagte er, dann legten seine Hände sich um ihre Oberarme und er beugte sich noch weiter zu ihr herunter, sie konnte seinen Atem hören, ihn spüren …
In Norikos Kopf blitzten die Erinnerungen an das auf, was dem hier folgen würde und von einem Moment auf den anderen spannte sie all ihre Muskeln an und wollte sich losreißen – und zu ihrer beider Überraschung gelang ihr das auch. Beinahe wäre sie gestolpert, zu unerwartet kam die plötzliche Freiheit, doch sie fing sich wieder und wollte endlich die Beine in die Hand nehmen und laufen, doch es war zwecklos, schon im nächsten Augenblick spürte sie Kous Hände in ihrem Rücken, die sie ohne jede Rücksicht mit dem Gesicht voran gegen die Sandsteinmauer des Schulgebäudes stießen. Gerade noch rechtzeitig konnte Noriko sich mit den Händen abfangen, aber dennoch stieß sie sich die Stirn an dem Gestein.
Im nächsten Augenblick war Kou hinter ihr, drehte sie grob zu sich, hielt ihre Arme mit unerbittlichem Griff fest und ihr blieb nichts anderes übrig, als die Augen zu schließen, während er ihre Jacke ein Stück weit öffnete und ihren Hals freilegte. Und schon im nächsten Moment durchbrachen spitze Zähne die Oberfläche von Norikos Haut.
Noriko wimmerte leise und versuchte, Kou alleine mit ihrem Kopf fortzuschieben oder zumindest den Kontakt seiner Zähne mit ihrer Haut zu unterbrechen, woraufhin er ihre linke Hand losließ und ihren Kopf so grob wieder zur Seite drehte, dass Noriko einen Herzschlag lang dachte, er würde ihr einfach so das Genick brechen.
Doch dann, ein paar Sekunden später, realisierte Noriko, dass sie jetzt wieder eine Hand freihatte – und so versuchte sie erneut, sich zu wehren, ihn wegzuschieben, doch der Erfolg blieb aus, er bewegte sich kein Stück. Er war einfach viel zu stark …
Aber dennoch blieben ihre Befreiungsversuche nicht unbemerkt. Kou löste seine Zähne aus ihrem Fleisch und sein Blick war finster. „Meine Güte“, knurrte er gefährlich leise und Noriko erschrak, als sie ein kleines Blutrinnsal sein Kinn hinunterlaufen sah. Nicht, dass sie kein Blut sehen konnte, doch in diesem Augenblick sah Kou wirklich angsteinflößend aus, mit den von ihrem Lebenssaft rot gefärbten Lippen und den blutverschmierten Zähnen … „Hör’ auf, mich so zu nerven!“, brüllte er sie im nächsten Augenblick an und Noriko spürte deutlich den Schreck, der ihr durch Mark und Bein ging. Ihr Herz begann, noch heftiger zu pochen, so sehr, dass es beinahe schon schmerzte. Auf die plötzliche Lautstärke folgte wieder bedrückende Stille, dann nahm Kou mit einem verächtlichen Seitenblick in Norikos Richtung ihre Hand in seine und rammte seine Fänge ohne jede Rücksicht in ihren Handrücken. Sofort trat tiefrotes Blut aus.
Noriko schrie erstickt auf vor Schmerz, dieser Biss tat von allen bis jetzt am meisten weh.
Von Kou hingegen kam nur ein leises Seufzen, er ließ kurz von der Wunde ab und sah Norikos Blut beim Fließen zu, die Lider ein wenig gesenkt, mit einem Mal trug er wieder ein zufriedenes Lächeln auf seinen blutbefleckten Lippen. „Ah, Noriko-chan, ich dachte schon, die Süße deines Blutes hätte sich nach dem ersten Mal wieder verloren, aber deine Furcht ist zurückgekehrt.“ Er lachte leise. „Deine Furcht ist das Beste …“
Er liest in mir … wie in einem Buch, dachte Noriko und biss die Zähne aufeinander, um den Schmerz, der in ihrer linken Hand pulsierte, zu ertragen.
Einen Moment später spürte sie wieder seine kalten Lippen auf ihrer Hand, es war ein blutiger Kuss, und rote Spuren blieben zurück, ehe er auch seine Zunge noch einmal darüber fahren ließ, jeden noch so kleinen Tropfen sorgsam aufleckte.
Doch dann, plötzlich, hielt er inne, sah einfach nur auf Norikos Hand, die kraftlos in seiner lag. Merkwürdigerweise beunruhigte Noriko sein plötzliches Stocken und sie sah ihn ängstlich an. „Kou …-kun?“, fragte sie leise.
Dann hörte sie es auch. Schritte.
Schritte, dachte Noriko hoffnungsvoll.
Plötzlich, gänzlich unerwartet, wandte Kou sich ruckartig um und zog Noriko dabei vor sich, sie keuchte überrascht auf, mit einem Mal legten sich seine Arme von hinten um ihren Oberkörper und hielten sie so fest, als wollte er sie nie wieder loslassen.
Und dort, im Schatten einer der mittlerweile kahlen Eichen, stand eine Gestalt.
„Du kannst ruhig herauskommen“, sagte Kou und Noriko erschauderte, weil er ihr so nahe war. „Ich weiß, dass du da bist. Zeig’ dich … ich wusste, dass der süße Duft ihres Blutes früher oder später einen von euch anlocken würde, Subaru-kun.“
Noriko schnappte erschrocken nach Luft. „S-Subaru-kun?“, echote sie und ihre Stimme klang dünn vor Entsetzen. Oh, bitte nicht …
„Von was für einem Duft sprichst du?“, wollte die Gestalt wissen und als das fahle Mondlicht eine schlanke Gestalt und auffallend helles Haar enthüllte, musste Noriko schwer schlucken.
„S-Subaru-kun“, stotterte sie. „Bist du etwa … auch ein …“ Ihre Stimme versagte.
Sie kannte Subaru im Grunde nicht wirklich, eigentlich wusste sie nur, dass er in der Schule die meiste Zeit über direkt vor ihr saß, in der allerersten Reihe, ganz außen, meistens am Fenster … Und er war immer allein. Er sprach nie viel. Seine Beiträge im Unterricht beschränkten sich nur auf das Nötigste, er sagte nur dann etwas, wenn ein Lehrer ihn aufrief, weil seine Mitarbeit in allen Fächern zu wünschen übrig ließ und auch dann waren seine Antworten immer sehr knapp. Er war ein Einzelgänger und bei Gruppenarbeiten konnte man ihn knicken. Aber niemals hätte Noriko gedacht, dass auch er wie Kou ein Vampir war.
Subaru ging nicht auf ihre Frage ein.
Stattdessen antwortete Kou auf die Frage des Weißhaarigen. „Du brauchst es nicht zu leugnen, Subaru-kun“, meinte er neckend und grinste breit, Noriko konnte dieses breite Grienen direkt neben sich geradezu spüren. „Gerade jetzt ist ihr Blut absolut unwiderstehlich.“ Ohne Vorwarnung versenkte er seine spitzen Zähne erneut in Norikos Hals und Noriko biss sich auf die Unterlippe, damit kein Laut ihren Mund verließ. Nicht hier, nicht jetzt.
Sie hob den Blick und sah flehend zu Subaru, doch der verzog nur beinahe angewidert das Gesicht. „Ich bin nur durch Zufall hier … und was finde ich? Bloß elenden Abschaum.“ Es sah beinahe so aus, als wolle er verächtlich ausspucken.
„Du lügst“, feixte Kou vergnügt, als er wieder aufsah. „Du riechst es doch auch, nicht wahr? Du kannst mich belügen, aber nicht dich selbst, Subaru-kun.“
„Halt’s Maul“, sagte der Weißhaarige nur geradezu gelassen und sah betont gleichgültig zur Seite, als ob ihn das alles hier weder interessieren noch etwas angehen würde.
„Bitte … Subaru-kun …“, brachte Noriko mit vor Schmerz und Verzweiflung erstickter Stimme hervor. „Hilf mir!“ Vampir hin oder her, sie wollte nicht mehr, sie wollte das alles nicht mehr, sie wollte nicht länger Kous Spielzeug sein …
Doch Subaru kam nur langsam nähergeschlendert, sein Blick war finster auf sie und Kou gerichtet, doch er wirkte nicht, als wollte er irgendwie in die Situation eingreifen.
Kou lachte leise und leckte kurz das Blut auf, das aus der frischen Wunde ausgetreten war. „Es ist zwecklos“, sagte er und seine Stimme klang mit einem Mal wieder bedrohlich tief. „Aber … allein dass du einen anderen anbettelst, kann ich dir nicht durchgehen lassen, Noriko-chan.“ Mit diesen Worten biss er ihr noch ein drittes Mal in den Hals, dieses Mal kurz unter ihrem Ohr, und der Schmerz fuhr wie ein Blitz durch ihren ganzen Körper.
Sie schrie erschrocken und schmerzgepeinigt auf, dann hörte sie Kous Schlucken, wie er gierig ihr Blut trank, sie hörte seinen Atem ganz nah an ihrem Ohr, sie spürte seine kalten Lippen viel zu deutlich auf ihrer Haut, seine eisigen Zähne … sie wimmerte und wand sich, doch jede Bewegung verschlimmerte den Schmerz nur noch.
Subaru war vor ihr stehengeblieben, wortlos, und musterte Noriko mit kühlem Blick.
Kou sah auf. „Na, Subaru-kun? Bist du neidisch? Gefällt dir das?“ Er gluckste erneut und leckte sich geräuschvoll Norikos Blut von den Lippen.
„Tch“, machte Subaru nur abfällig. „Als ob ich das nötig hätte …“
„Was?“, hakte Kou amüsiert nach. „Ich weiß, dass auch du nach Blut gierst …“
Subarus Augen weiteten sich kaum merklich, als Kou Norikos Hand zu seinem Mund führte und mit seinen scharfen Zähnen ihren Handballen aufritzte und noch mehr Blut floss.
Noriko spürte, wie ihr eine Träne über die Wange rann und sie sah ängstlich zu Subaru auf. „Bitte nicht“, wisperte sie leise und fürchtete insgeheim schon, gleich noch ein Paar Vampirzähne mehr in ihrem Fleisch stecken zu haben.
Kou leckte das ausgetretene Blut genüsslich ab. „Keine Sorge, Noriko-chan … du gehörst nur mir, weißt du nicht mehr?“ Sie zuckte leicht zusammen, als seine Hand sich über ihren Nacken um ihren Hals bis zu ihrem Kinn wand. Beinahe vorsichtig hob er es an und Noriko spürte seine Nasenspitze, die ihren Hals streifte, seinen kalten Atem.
„Tch“, machte Subaru noch einmal , warf einen letzten kühlen Blick auf Noriko und wandte sich dann von ihnen ab, verschwand urplötzlich in der Dunkelheit.
Da stieß Kou ein weiteres triumphierendes Lachen aus und ließ Noriko dann allmählich los. Kraftlos sackte sie auf der Erde zusammen. Mit einem Mal war es, als wäre nach all diesen entsetzlichen Eindrücken ein Damm in ihr gebrochen und sie begann verzweifelt zu weinen, schluchzend und keuchend vor Schmerz.
„Na, na, Noriko-chan“, sagte Kou da und ging vor ihr in die Knie. „Du brauchst nicht zu weinen, hörst du?“ Mit einem Mal klang seine Stimme wieder trügerisch sanft. „Du gehörst nur mir … und ich werde dich mit niemandem teilen. Verstehst du?“
Noriko schüttelte heftig den Kopf und wischte sich mit dem Handrücken über das Gesicht. Zu spät fiel ihr ein, dass die Wunde an ihrer Hand noch immer ein wenig blutete.
Kou lächelte und griff Noriko daraufhin in den Nacken, zog sie noch näher zu sich heran und leckte dann beinahe vorsichtig die dunkelroten Spuren von ihrem Gesicht, doch dann wurde sein Blick hart und sein Lächeln erlosch. „Deine Furcht hat sich gelegt“, stellte er leise fest.
Noriko zog die Nase hoch und rappelte sich dann auf, stolperte ein paar Schritte zurück, als ihre Beine fast unter ihrem Körper nachgaben und sie bemerkte, wie sehr sie eigentlich fror. Schnell schloss sie ihre Jacke wieder und schlang die Arme um ihren Körper, ehe sie sich dann mit dem Ärmel ihrer Jacke noch einmal übers Gesicht wischte.
Kou erhob sich ebenfalls und schien dann zu zögern. „Bis bald, Noriko-chan“, sagte er schließlich schlicht. „Wir werden uns bald wiedersehen.“ Und dann ging er.
Noriko blieb fassungslos zurück, noch immer angestrengt keuchend, ihr war übel und schwindlig. Schließlich nahm sie ihre Tasche wieder auf und machte sich langsam auf den Weg zur Bushaltestelle. Ihr Kopf war schrecklich leer, denn sie konnte keinen einzigen klaren Gedanken fassen, es wären einfach zu viele gewesen.
Als sie die Bushaltestelle schließlich erreichte, wurde ihr klar, dass sie ihren Bus verpasst hatte und noch eine ganze Stunde auf den nächsten warten musste. Also setzte sie sich auf eine Bank und wartete. Es dauerte nicht lange, da kamen die Tränen wieder zurück und sie brach in haltloses, aber vollkommen entkräftetes Schluchzen aus. Sie fühlte sich elend.
Dann, wie aus dem Nichts, hörte sie Schritte, doch sie hielt den Kopf gesenkt.
„Noriko-chan?“, fragte da plötzlich Kous Stimme.
Sie sprang auf. „Was willst du noch?!“, fauchte sie ihn ungehalten und völlig aufgelöst an, doch kaum dass sie ein paar Schritte gemacht hatte, brach sie entkräftet zusammen.

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Ha, ja, wie der Titel bereits ahnen ließ, es werden mehr xD Aber ich gebe ganz offen zu, dass ich wegen Subaru echt unsicher bin. Er ist zwar zusammen mit Kou mein Lieblingscharakter, aber um ehrlich zu sein werde ich nicht wirklich schlau aus ihm xD Na ja, ich hoffe, euch hat meine Interpretation dahingehend gefallen ;D
Ich wünsche weiterhin ein schönes Wochenende :)
Und ich hoffe, dass ich dazu komme, auch morgen und am Montag noch ein Kapitel zu veröffentlichen, denn ich stecke zur Zeit in den Vorbereitungen für eine GFS fest. Kennt das irgendwer? -.- Nervigste Erfindung im Schulsystem ever. Neben verbindlichen Hausaufgaben.
Na ja ^^ Es war mir eine Freude, euch (hoffentlich) unterhalten zu haben :) Tschüs! ^.^

Sedutive ScentWo Geschichten leben. Entdecke jetzt