"Das Ende des Albtraums"

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Norikos Herz begann erneut zu rasen, als sie Shus Blick begegnete, doch dann endlich löste sie sich aus ihrer Schreckensstarre und wollte laufen, doch noch ehe sie die Treppe hinter sich gelassen hatte, war Shu schon direkt hinter ihr und hielt sie am Arm fest.
„Du bleibst wohl besser hier“, sagte er kühl.
Noriko wandte sich um und wollte sich losreißen, doch die Kraft des Vampirs war schlicht und ergreifend übermenschlich. Und dabei packte er nicht einmal besonders fest zu. Und so war es schließlich nicht ihr Handgelenk, sondern ihre Schulter, die zu schmerzen begann.
„Lass’ mich los!“, fauchte Noriko den Blonden wütend an. „Ihr habt kein Recht, mich hier festzuhalten!“ Sie stellte ihre Befreiungsversuche ein, denn es schien ihr, als würde sie sich damit nur noch lächerlicher machen. Außerdem hatte ihr Herz wieder zu schmerzen begonnen, dieses kontinuierliche, dumpfe Pochen, als ob es ihr sagen wollte, dass ihm das Blut fehlte, das Noriko geraubt worden war. Dazu kam das leichte Schwindelgefühl, die Kopfschmerzen, die noch immer nicht abgeklungen war. Norikos Körper war am Ende seiner Kräfte.
Auf ihre verzweifelten Worte hin wanderten Shus Mundwinkel nur kaum merklich ein Stück nach oben und schließlich riss er grob an Norikos Arm, zog sie zu sich und schloss seine Arme von hinten um ihren Oberkörper, sodass sie seinen Atem dicht an ihrem Ohr hören konnte. „Kein Recht?“, echote der Blonde mit dunkler Stimme, in der unverhohlener Spott lag. „Ich kann tun und lassen, was immer ich will“, erklärte er ihr finster, während er langsam Norikos Haare zur Seite strich. Er ließ sich dabei alle Zeit der Welt. „Und du solltest allmählich begreifen, wo dein Platz ist.“ Kaum dass er diese Worte gesagt hatte, biss er ihr in die Schulter, durch den Stoff ihrer Kleidung hindurch und Noriko schrie leise auf, wand sich, doch sie konnte seinem Griff nicht entkommen. Es war, als lägen Eisenketten um ihren Körper. Nachdem Shu ein paar Tropfen ihres Blutes gekostet hatte, sah er auf. „Denk’ ja nicht, du seist etwas Besonderes. Dein Blut ist genau genommen ziemlich gewöhnlich … Aber …“ Ein leises Lachen verließ seine Kehle. „Raito hatte Recht. Es gibt da jemanden, nach dem du dich geradezu verzehrst … deine Sehnsucht spiegelt sich in deinem Blut wider.“
Erzähl’ mir was Neues, dachte Noriko beinahe genervt, dann jedoch dachte sie wieder ganz unwillkürlich an Kou. Und an alles, was sie noch hätten tun können. Sie wollte ihn richtig kennenlernen, den Menschen, der er wirklich war, sie wollte ihn noch viel länger lieben, ein ganzes menschliches Leben lang.
„Du wirst mir vorerst als Mahlzeit dienen können“, verkündete Shu nun gespielt großmütig und biss Noriko erneut, dieses Mal perforierte er ihre Halsschlagader.
Noriko biss sich so sehr auf die Lippe, dass es blutete, doch zugleich flammte auch Hass in ihr auf. „Ich werde euch niemals gehören“, brachte sie zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor und entzog sich widerwillig dem Biss des Vampirs, und plötzlich ging ein Ruck durch ihren Körper, ihr Ellenbogen bohrte sich in Shus Magengrube und kraftvoll stieß sie ihn von sich, vor Überraschung hatte er seinen Griff für einen Moment gelockert. Im Grunde habe ich keine Chance, er wird sicherlich immer wieder schneller sein als ich, dachte sie noch. Aber … dieser Triumph … es fühlt sich gut an, zu kämpfen! „Keinem von euch!“, setzte sie darum mit lauterer Stimme hinzu und ihre Hände ballten sich zu Fäusten. „Ihr könnt mich beißen, so oft ihr wollt, und ihr könnt mich töten – nein, das werdet ihr, das ist mir vollkommen klar, aber ich werde euch niemals gehören! Ich gehöre nur einem einzigen … Kou Mukami!“
„Tch“, machte Shu belustigt und schon fing er sie wieder ein, Noriko hatte gewusst, dass ihre Freiheit nur kurz andauern würde, sogleich fand sie sich erneut an Shus Brust gepresst in seinen Armen wieder, doch was sie gesagt hatte, fühlte sich gut an …
Sie schloss die Augen, erneut setzte der Schwindel ein und die Kraft, die sie kurzzeitig zusammengenommen hatte, verließ sie wieder, ihre Beine knickten unter dem Gesicht ihres Körpers ein, nur Shu hielt sie noch fest. Norikos Herz pumpte verzweifelt das verbleibende Blut durch ihren Körper, aber es war im Grunde zu wenig. Die Vampire hatten ihr wirklich alles abverlangt … aber … sie hatte es laut ausgesprochen. Es war gut so.
Doch zu ihrer Verwunderung blieb der nächste Biss aus. Sie spürte, dass Shu stockte und so hob sie verwundert den Kopf, blickte nach vorne. Und für einen Moment glaubte sie, ihre vom Blutverlust verwirrten Sinne spielten ihr einen gemeinen Streich.
„Kou …-kun?“, hauchte sie ungläubig.
Kous Blick war für einige Augenblicke mindestens genauso verwundert, doch dann richtete er sich zu seiner vollen Größe auf und sein Blick wurde bedrohlich, der Blick eines Raubtieres. „Gib’ Noriko-chan frei!“, knurrte er voller Zorn.
Kou-kun!, dachte Noriko erleichtert. Du bist tatsächlich gekommen! Und das nur meinetwegen …? Kou-kun … Am liebsten wollte sie weinen vor Glück, allein dass er da war, ließ ihre Zuneigung zu ihm ein nie gekanntes Maß erreichen.
Noriko hörte Shu hinter sich leise auflachen, dann versenkte er seine Vampirzähne doch noch in ihrem Hals, es tat so weh, dass sie einen weiteren Aufschrei nicht unterdrücken konnte, doch noch schlimmer war, dass Shu nun begann, ohne Zögern noch mehr von ihrem ohnehin schon wenigen Blut zu trinken. Und er hielt sich nicht zurück.
Verzweifelt schloss Noriko die Augen. Warum nur konnte es kein Ende nehmen?
Doch schon im nächsten Moment hörte sie einen dumpfen Schlag, gefolgt von einem unterdrückten Aufkeuchen, und sie wurde mit einem Mal losgelassen. Jedoch packte schon im nächsten Augenblick jemand ihr Handgelenk und zerrte sie kraftvoll nach vorne.
Noriko riss die Augen auf und stolperte überrascht ein paar Schritte vorwärts, an Kou vorbei, der sie mit all seiner beachtlichen Kraft von Shu fortgezogen hatte. Gleich darauf versagten Noriko die Beine und sie fiel hart auf die Knie, doch allein der Gedanke, dass Kou nun zwischen ihr und Shu stand, minderte den Schmerz ihrer vom scharfen Kies geschundenen Beine, genauso wie die Schmerzen an ihrer Schulter und ihrem Hals.
Er ist grob, dachte Noriko und holte zitternd Luft. Er ist immer so grob, als ob er sich nicht um mich kümmern würde … Aber ganz gleich, wie rücksichtslos er handelt, er tut es für mich …
Als sie den Blick zu Kou wandte, stand dieser mit dem Rücken zu ihr, Shu zugewandt, die Hand noch immer zur Faust geballt. Kurz jedoch sah er über seine Schulter, als ob er sich vergewissern wollte, dass alles in Ordnung war. Und auch wenn er nichts weiter sagte, erfüllte diese Geste, dieser kurze, besorgte Blick, Noriko mit Glück.
„Sorg’ dich nicht um mich“, sagte Noriko da und blickte bang an Kou vorbei.
Shu hatte sich mittlerweile wieder gefangen, er richtete sich langsam, bedrohlich langsam, wieder zu seiner vollen Größe auf. Kous Schlag hatte ihn direkt an der Schläfe getroffen.
Ob es wohl wehgetan hat?, fragte Noriko sich und kam nicht umhin, ihm genau das zu wünschen. Doch zugleich hatte sie auch Angst, dass die Situation eskalieren könnte. Es geht immer noch schlimmer …
„Lächerlich“, sagte Shu da und steckte sich wieder einen seiner Kopfhörer ins Ohr, der ihm durch den Schlag herausgefallen war. „Als ob der Schlag eines ehemaligen Menschen einem Vollblutvampir wie mir etwas anhaben könnte“, spottete er.
Ehemaliger Mensch?, fragte Noriko sich verwundert. Langsam, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren, rappelte sie sich wieder auf. „Kou-kun“, sagte sie leise. „Bitte … lass’ uns gehen …“ Sie wollte nur noch weg von diesem furchtbaren Ort.
„Ich kann jetzt nicht gehen, Noriko-chan“, sagte Kou mit zorniger Stimme. „Du gehörst mir, und nur mir … Und jeder, der das missachtet, wird dafür bezahlen!“
Noriko zuckte leicht zusammen, so sehr erschreckte sie der unbändige Zorn in Kous Stimme, doch dann nahm sie all ihren Mut zusammen, erinnerte sich daran, dass Kou mehr war als nur eine Bestie, und so ging sie auf Kou zu, legte ihm eine Hand auf die Schulter, drückte sie sanft. „Bitte, Kou-kun“, flehte sie verzweifelt. „Ich will nicht, dass dir etwas passiert …“
Da lachte Shu erneut leise und legte eine Hand an seine Stirn. „Was für ein naives kleines Menschenmädchen“, sagte er. „Glaubst du etwa, ich würde euch beide einfach so gehen lassen? Das hier ist kein Wettkampf. Das hier ist bitterer Ernst.“
„Fein, ich habe auch nicht vor, davonzulaufen“, giftete Kou sofort zurück.
„Darf ich mich dem anschließen?“, wollte da plötzlich eine weitere Stimme wissen. Ayato stand mit vor der Brust verschränkten Armen auf dem oberen Teil der Treppe.
Shu warf ihm einen genervten Blick zu. „Verzieh’ dich“, knurrte er.
„Warum? Ihr Blut gehört nicht dir allein, Shu“, sagte der Rothaarige.
„Wenn ich diesen … Möchtegern-Vampir … erledige, dann schon“, widersprach Shu und fixierte Kou mit seinen stechend blauen Augen, dann plötzlich schoss er mit unerwarteter Geschwindigkeit nach vorne und holte aus, und Noriko wusste mit einem Mal, ein Schlag von einem so genannten Vollblutvampir, wie Shu offenbar einer war, würde stark genug sein, um Knochen zu zertrümmern. Auch die eines anderen Vampirs. Es waren nur Sekundenbruchteile, doch Noriko fürchtete um Kous Leben … das er für sie aufs Spiel setzte.
Doch Shus Faust erreichte Kou nicht. In der Luft noch wurde sie plötzlich von einer weiteren Hand aufgehalten. Noriko und Kou blickten gleichermaßen erstaunt zur Seite, wo nun ein weiterer Mitspieler wie aus dem Nichts aufgetaucht war.
„Tch. Erbärmlich“, sagte Yuma mit einem höhnischen Lächeln, das seine beiden spitzen Eckzähne entblößte, und stieß Shu mit Nachdruck von Kou fort.
„Y-Yuma-kun?“, fragte Kou überrascht und gab für einen Moment seine Deckung auf.
Der neu dazugekommene Vampir strich sich eine gelöste Haarsträhne zurück hinters Ohr. „Hm?“, machte er. „Wenn du Zeit hast für dumme Aktionen, dann spar’ dir wenigstens die dummen Fragen. Wir sind gekommen, um dir den Arsch zu retten, verdammte Scheiße.“
Wir?, fragte Noriko sich verwundert und wandte sich um. Dann huschte ein Lächeln über ihr Gesicht, als sie Azusa und Ruki sah.
Im nächsten Augenblick wurde sie mit einem Mal von Yumas Arm regelrecht zur Seite gefegt, sie stolperte überrascht nach hinten und landete erneut hart auf dem Boden. „Steh’ uns hier nicht im Weg rum“, schnauzte Yuma sie ungehalten an.
Noriko schluckte, Yuma war im Augenblick noch einschüchternder als sonst, aber zugleich durchflutete sie auch Erleichterung. Sie verstand zwar die Welt nicht mehr, aber sie begriff, dass diese vier Vampire in diesem Moment auf ihrer Seite standen … und dass sie hinter ihrem Rücken zumindest einigermaßen in Sicherheit sein würde, mochten sie auch noch so angsteinflößend sein. Und so rappelte sie sich eilig auf und lief zu Azusa und Ruki.
„Ich bin froh … dass du in Ordnung bist“, sagte Azusa da leise.
Noriko konnte nicht anders, als leicht zu lächeln. „Danke, dass ihr gekommen seid.“
„Wir sind nicht deinetwegen hier“, erklärte Ruki kühl.
Sie seufzte schwer. Was für ein Taktgefühl, dachte sie erschöpft. „Aber ihr seid wegen Kou-kun hier“, sagte sie dann. „Und dafür bin ich euch dankbar.“ Ich könnte es mir nie verzeihen, wenn ihm etwas zustieße …
Ruki nickte knapp. „Am besten, du hältst dich im Hintergrund“, riet er ihr dann. „Aber bleib’ trotzdem in unserer Nähe, wo wir dich sehen können.“
Noriko nickte knapp und sah wieder zu den kämpfenden Vampiren.
In diesem Augenblick war es Ayato, der Yuma angriff, doch dieses Mal war es Kou, der rechtzeitig reagierte und so trat er dem Rothaarigen mit aller Kraft in den Bauch. Im nächsten Moment ging auch Yuma zum Angriff über und verpasste Ayato ebenfalls einen Fausthieb gegen den Schädel, woraufhin dieser zurückstolperte und unterdrückt aufkeuchte.
Noriko schluckte. Was wird das?, fragte sie sich. Ein Kampf? Selbst wenn sie sich nur mit bloßen Händen bekämpfen … sie sind verdammt stark. Diese Vampire brauchen keine Waffen, um gefährlich zu sein …
„Hoho, müssen wir tatsächlich mit euch jämmerlichen Ex-Menschen um Bitch-chan kämpfen?“, fragte da Raito, der urplötzlich hinter Kou aufgetaucht war, belustigt.
Bevor er jedoch einen hinterhältigen Angriff starten konnte, war Ruki mit einem Mal bei ihm, hielt ihn am Arm fest und fegte dem Rothaarigen mit einem einzigen Tritt die Beine unter dem Körper weg, woraufhin Raito hart auf dem Boden aufschlug.
Die Mukamis haben einen entscheidenden Vorteil gegenüber diesen anderen Vampiren, dachte Noriko da plötzlich. Sie arbeiten zusammen … sie wirken, als seien sie ein eingespieltes Team.
Kou, der sich inzwischen durchaus erschrocken umgewandt hatte, nickte Ruki nun knapp zu, dann wehrte er beinahe beiläufig mit einem Arm Ayatos nächsten Schlag ab. Als er über seine Schulter sah, nickte er nur bedeutungsvoll in Norikos Richtung.
Einen Moment lang fragte Noriko sich, was er ihr sagen wollte, doch als sie kalte Finger an ihrer Hand spürte, wurde ihr klar, wem dieses Nicken in Wirklichkeit gegolten hatte. Azusa stand neben ihr und weil er so gebeugt dastand, war er ihr ziemlich nah, sodass Noriko ein wenig erschrak, als sie seinem Blick begegnete. „Komm … es wäre wohl besser … wenn wir verschwinden würden“, sagte der Junge leise und zog sie mit sich.
Noriko jedoch stemmte sich kaum merklich gegen ihn. Sie wollte Kou nicht allein lassen … aber andererseits war sie ihm möglicherweise nur ein Klotz am Bein. Auch das wollte sie nicht. Aber … Ruki-san hat doch gesagt …
Nun war es Kou, der einen Schlag ins Gesicht kassierte, Ayato hatte sich mit all seiner Kraft revanchiert. Noch ehe der Blonde sich erholen konnte, schloss sich Raitos Hand von hinten um seinen Hals und ehe Kou sich befreien konnte, fand er sich ebenfalls auf dem Boden wieder, mit dem Rücken voran, hustend und würgend.
Noriko schluckte und ignorierte das Ziehen an ihrer Hand. Was sie da sah, ließ ihr Herz bluten. Wie hätte sie da einfach gehen können? Auch, wenn ich zu überhaupt nichts nutze bin … ich sollte doch wenigstens sehen, wie Kou für mich leidet. Ein Gedanke, der sie ganz krank machte. Ja … vielleicht werde ich niemals ein ehrliches Wort des Dankes oder der Entschuldigung aus seinem Mund hören, vielleicht wird er meine Liebe niemals in Worten erwidern, aber … gerade, jetzt und hier, kämpft er nur für mich. Nur für mich ist er gekommen.
Wieder teilte Yuma ordentlich aus, dieses Mal sowohl an Ayato als auch an Raito, doch beide steckten seine kräftigen Fausthiebe mit einem höhnischen Grinsen ein.
Das nimmt doch kein Ende, dachte Noriko unruhig. Zumindest keines, mit dem ich leben könnte …
Kou war unterdessen wieder aufgesprungen und wollte erneut auf Ayato losgehen, doch da wurde seine Hand plötzlich wie aus dem Nichts aufgehalten.
Nicht noch einer, dachte Noriko verzweifelt, doch dann erst sah sie, wer sich da in das Geschehen eingemischt hatte.
„Das reicht jetzt“, sagte Subaru und stieß Kou mit grimmiger Miene von sich.
„Aber, aber, Subaru-kun“, erhob Raito mit honigsüßer Stimme Einspruch. „Du willst Bitch-chan doch wohl nicht einfach so diesen Mukamis überlassen?“
„Tch“, machte Subaru abfällig. „Und wenn doch? Ihr solltet euch mal sehen, führt euch auf wie Grundschüler bei einer Pausenhofschlägerei. Und das alles nur wegen eines durchschnittlichen Menschenmädchens.“ Sein Blick kreuzte den von Noriko und er verzog verächtlich das Gesicht. „Dass ihr es nötig habt, euch um etwas zu prügeln, das bereits von diesen Vampiren benutzt worden ist, ist wirklich erbärmlich.“
Na vielen Dank auch, dachte Noriko im ersten Moment sarkastisch, doch im nächsten Moment verspürte sie tatsächlich ehrliche Dankbarkeit.
Dann war es Azusa, der ihre Aufmerksamkeit wieder auf sich zog. „ … komm'“, sagte er bloß.
Noch einmal sah Noriko zu Ruki, Yuma und Kou, dann entschied sie, dass Subaru die eskalierte Situation wohl erst einmal entschärft hatte. Vermutlich war es das einzig Richtige gewesen, diese reinblütigen Vampire in ihrem Stolz zu kränken. Würden sie weiterhin versuchen, an Norikos Blut zu kommen, würden sie alles, was Subaru gesagt hatte, bestätigen. Das war es ihnen dann wohl doch nicht wert. Hoffentlich, setzte Noriko in Gedanken hinzu und folgte nun endlich Azusa in das angrenzende Wäldchen hinein.
Lange hielt Noriko diese Belastung allerdings nicht durch. Ihre Lungen brannten und ihr Atem ging unregelmäßig, ihr Herz versuchte verzweifelt, ihren Körper mit genügend Sauerstoff zu versorgen, doch es war vergebens. Schwer atmend ging Noriko an einer kaum befahrenen Landstraße in die Knie, ein kraftloses Husten schüttelte ihren Körper, gefolgt von einem starken Zittern, das nicht nur von der winterlichen Kälte herrührte.
Azusa blieb neben ihr stehen, die rechte Hand unsicher an seinen linken, mit Verbänden umwickelten Arm gelegt, doch er sagte nichts, sah sich lediglich aufmerksam um.
„Tut mir leid“, krächzte Noriko leise.
„Wir sind … weit genug weg“, sagte Azusa bloß. „Schätze ich.“
Noriko nickte leicht. „Danke. Danke, dass ihr gekommen seid.“
Azusa sah auf Noriko herab, lange, als müsste er überlegen, was nun zu sagen war, und schließlich rang er sich zu einem kleinen Lächeln durch. „ … gern geschehen.“
Nach einer Weile tauchten auch Ruki, Yuma und Kou auf, und Noriko war sehr erleichtert, zu sehen, dass sie offenbar unverletzt waren. Die anderen Vampire waren immerhin nicht zu unterschätzen gewesen, ganz im Gegenteil.
Noriko ließ erschöpft den Blick sinken und wünschte sich einfach nur noch Ruhe und Frieden. Sie bemerkte, dass Kou sich vor ihr hinkniete und sie musterte, und so sah sie noch ein letztes Mal müde auf. „Kou-kun …“, sagte sie leise. „Danke. Danke, dass du mich gerettet hast.“
Bevor Kou ihr antworten konnte, verpasste Yuma dem Blonden eine kräftige Kopfnuss. „Idiot“, schimpfte der Riese sofort ungehalten drauflos. „Bist du eigentlich vollkommen bescheuert? Diese Adligen hätten dich zerfetzen können, wenn wir nicht gewesen wären!“
„Au“, machte Kou leise und rieb sich den Kopf, dann stand er wieder auf und sah Yuma fest ins Gesicht. „Noriko-chan gehört mir“, wiederholte er mit leiser, aber eindringlicher Stimme. „Und niemand hat sie mir wegzunehmen. Niemand.“
Als Yuma das hörte, seufzte er schwer. „Idiot“, wiederholte er noch einmal.
Kou allerdings hörte schon gar nicht mehr zu und sah stattdessen zu Noriko, ging noch einmal vor ihr in die Knie und nahm ihre Hand in seine. „Noriko-chan“, sagte er dann leise und Noriko spürte, wie ihr das Herz aufging, als er ihren Namen aussprach. „Lass’ uns nach Hause gehen, Noriko-chan.“ Sie nickte leicht und er griff in ihren Rücken und nach ihren Beinen, um sie ohne große Mühen hochzuheben. „Ich glaube, es gibt einige Wunden auf deinem Körper, die von mir versorgt werden müssen“, meinte Kou dann mit einem verschmitzten Grinsen.

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Jaaaaa ...
Ich kann keine Actionszenen schreiben und außerdem passt das auch nicht wirklich in dieses eher ruhige Fandom, es wollte einfach nicht so richtig gut laufen und es hat sich zeitweise sogar komisch angefühlt, das zu schreiben. Ehrlich gesagt hab' ich Subaru letztendlich nur in den Mund gelegt, was ich mir irgendwann gedacht habe - dass es wirkt wie eine Pausenhofschlägerei unter Viertklässlern ^^
Aber auf der anderen Seite konnten die Sakamakis Noriko ja jetzt auch nicht einfach so gehen lassen, als ob sie nur auf sie aufgepasst hätten xD Na ja und außerdem hab' ich jetzt einigen von den Jungs was mitgegeben, das sie durchaus verdient haben :P Das fühlt sich gut an.
Ja ^.^ Egal. Im nächsten Kapitel finde ich mich (hoffentlich) wieder in mein Element zurück :D

Sedutive ScentWo Geschichten leben. Entdecke jetzt