"Ein bisschen Glück"

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Als Kou den Blick schließlich wieder hob, erwiderte Noriko ihn einfach nur, er nahm sie gefangen und sie versuchte gar nicht erst, sich ihm zu entziehen. Kous Augen waren so klar, so unbeschreiblich schön wie ein tiefer, stiller See. Sie leuchteten, von dem Moment an, in dem er ihr Blut mit seiner Zunge aufgeleckt und in sich aufgenommen hatte.
Mein Blut verändert ihn, dachte Noriko und empfand nichts als tiefe Zuneigung zu ihm. Und … es lässt sich nicht leugnen. Irgendwann einmal muss Kou-kun ganz furchtbar gelitten haben. Und ich … ich kann seine Augen offenbar wieder strahlen lassen. Das ist es, was ich möchte. Sie zögerte ein wenig, sah zu Kou auf, er war ihr so nah. Sehnsucht durchflutete ihren Körper, Sehnsucht, die in der vergangenen Nacht entfacht worden war und nun schmerzhaft nach Linderung verlangte. „Kou-kun“, sagte sie leise und erlangte so seine Aufmerksamkeit.
„Was ist, Noriko-chan?“, fragte er mit gedämpfter Stimme und kam ihr noch näher, er war ein ganzes Stück größer als sie und als sie sich nun so nahe waren, berührte seine Stirn die ihre.
„Das gestern …“ Noriko spürte, wie sie rot wurde und seinem intensiven Blick nun kaum noch standhalten konnte, doch auf keinen Fall wollte sie jetzt dämlich stotternd einen Rückzieher machen. „Unser Kuss …“ Sie senkte kurz den Blick, biss sich auf die Lippe und musste einsehen, dass sie ihre Gefühle nicht einmal annähernd in Worte fassen konnte. Und so schloss sie einfach die Augen und legte ihre Lippen erneut auf seine, kurz nur, insgeheim hoffte sie, dass er noch einmal darauf anspringen würde. Gefällt es ihm? … Gestern noch war er kaum zu bremsen … es muss mehr sein als nur ein Mittel zum Zweck. Doch die Zweifel blieben. Kann ich ihm trauen? Was, wenn … wenn alles nur eine große Lüge ist? Ein Lüge, die ich mir selbst erzähle …
Doch sie irrte sich nicht. Als sie sich wieder ein wenig von ihm entfernte und die Augen wieder aufschlug, spürte sie im nächsten Moment seine Hand an ihrem Hinterkopf, sie spürte, wie er sie wieder zu sich zog, erneut suchte sein Blick den ihren.  
„Noriko-chan“, sagte er leise und zögerte, es sah aus, als wüsste er nicht, was er tun sollte, doch dann küsste er sie noch einmal, hauchzart und federleicht, umfasste dabei ihre Lippen kurz mit seinen, so zart, dass es Noriko beinahe verrückt machte. „Deine Lippen schmecken so gut, Noriko-chan“, wisperte er dann und wiederholte den Kuss, dieses Mal etwas fester, fordernder, sie beide schlossen die Augen und intensivierten diese intime Geste.
Dieses Gefühl, wie seine weichen Lippen unter ihren nachgaben, den Kuss erwiderten, mit denen von Noriko konkurrierten und zugleich harmonierten, war absolut unbeschreiblich, und Noriko spürte ein starkes Flattern in ihrer Brust, in ihrer Bauchgegend, die Aufregung und diese grenzenlose Zuneigung, sei sie auch noch so unvernünftig.
Doch all das sollte in diesem Moment keine Bedeutung mehr haben.
Es ist ihm nicht egal … warum sonst sollte er sich diese Mühe machen? Er genießt es genauso sehr wie ich … das hier ist mehr als eine Illusion. Sie lächelte in den Kuss hinein, als sie Kous leises Seufzen vernahm, während sie ihm mit der Zunge über die makellosen Lippen strich. Anders als erwartet gewährte er ihr bald darauf Einlass und er gab weitere verzückte Laute von sich, als sie seine Zunge mit ihrer zaghaft anstupste, Laute, die Norikos Herz verrücktspielen und ihre Knie beinahe weich werden ließen, sodass sie sich an ihm festhalten musste, sie ließ sich gegen ihn sinken und legte eine Hand in seinen Nacken, während die andere auf seiner Brust ruhte.
Doch Kou löste das Problem mit ihren weichgewordenen Beinen, indem er ihr, ohne den Kuss auch nur für einen Moment zu unterbrechen, kurzerhand einfach um die Hüfte griff und sie mit Leichtigkeit auf den Rand des Waschbeckens setzte, sodass sie ihn nun sogar ein Stück überragte und sich einfach gegen seinen Oberkörper lehnen konnte.
Noriko wusste nicht, wie sie noch glücklicher hätte sein können als in diesem Moment. Noch nie in ihrem Leben hatte sie so etwas gefühlt. Diese Nähe, diese Wärme, diese Geborgenheit, dieses Begehren, dieses unbändige Verlangen, das durch ihren ganzen Körper pulsierte, gepaart mit dieser unbeschreiblichen Aufregung, etwas völlig Neues zu erleben.
Und so dauerte der Kuss zwischen ihnen noch länger an, sie strich vorsichtig mit ihrem Daumen über seine Nackenwirbel und bemerkte mit einem zufriedenen Grinsen, dass auch diese Berührung ihn dazu brachte, leise in den Kuss hinein zu seufzen. Im Gegenzug griff er ihr fester um die Hüfte und drängte sich zwischen ihre Beine, woraufhin sie sich nur noch mehr an ihm festklammerte und ihn weiter neckte.
Sie schreckte leicht auf, als sie plötzlich Kous kalte Hand an ihrem nackten Bein spürte, in ihrer Kniekehle, die Berührung ließ sie überrascht die Luft einziehen. Norikos Körper reagierte, noch ehe ihr Kopf begriffen hatte, was mit ihr passierte. Und schon im nächsten Augenblick kam ihr nun ebenfalls ein leises Keuchen über die Lippen, als er sie behutsam streichelte, und obwohl dieses Gefühl der Erregung gänzlich neu für sie war, wollte sie sich um keinen Preis von ihm lösen, und so zog sie ihn nur noch näher an sich.
Dieser Kuss sollte ewig andauern.
Doch als sie spürte, wie ein Schauer nach dem anderen über ihren Körper jagte, als Kous Finger langsam höher wanderten, forschend, neugierig, bemerkte sie, wie es ihr immer schwerer fiel, den Kuss zu erwidern, es war, als ließe er sie allein durch seine Berührungen alles vergessen. Kou übernahm die Führung und Noriko wurde regelrecht schwindlig von all den Gefühlen. Jedes weitere sanfte Streicheln ließ sie unterdrückt seufzen und sie spürte, wie Kou an ihren Lippen wissend zu grinsen begann, doch sie bewegte hartnäckig weiter ihre Lippen gegen seine. Es kam schließlich nicht in Frage, dass sie sich von ihm derartig aus der Fassung bringen ließ, dass sie nicht einmal mehr das auf die Reihe bekam.
Schließlich mussten sie sich jedoch trotzdem voneinander lösen, zum ersten Mal seit gefühlten Ewigkeiten öffneten sie die Augen und sahen sich schwer atmend ins Gesicht und ein Lächeln legte sich auf ihrer beider Züge. Doch der Unterbrechung zum Trotz fuhr Kou mit seinem Treiben fort, betrachtete dabei beinahe forschend Norikos vor Verlegenheit gerötetes Gesicht, während er nun sanft die Innenseite ihres Oberschenkels streichelte und dabei immer höher fuhr. Seine andere Hand legte sich vorsichtig um ihr Kinn. „Du bist so süß, Noriko-chan“, sagte er leise und ein sanftes, warmes Lächeln erhellte seine Züge, doch zugleich blitzten seine Augen auch schelmisch auf. Vorsichtig fuhr er ihr mit dem Daumen über die feucht glänzenden Lippen und kicherte, als ein neuerliches Stöhnen ihrer Kehle entrann.
„Und du bist … gemein“, brachte Noriko schließlich leise hervor und krallte die Finger in seine Haare. Sie spürte, wie es ihr immer schwerer fiel, sich zu beherrschen und es fühlte sich so merkwürdig an, was er da mit ihr tat. Nicht eine Sekunde lang ließ Kou von ihr ab und immer, wenn sie sich an seine federleichten Berührungen gewöhnt hatte, fand er eine weitere Stelle, die sie von neuem leise stöhnen ließ. Niemals hätte Noriko sich zuvor ausmalen können, welch ein berauschendes Gefühl es war, von jemand anderem derart liebkost zu werden. Auch, wenn das bedeutete, nahezu alle Kontrolle über ihre Gefühle und ihren Körper zu verlieren. Ich bin ihm ausgeliefert …
So wie sie dasaß, auf dem Rand des Waschbeckens, gegen seinen Körper gelehnt, sein Körper zwischen ihren Beinen, konnte sie den süßen Qualen, die er ihr bereitete, nicht entkommen. Zum Glück, dachte sie und lehnte sich noch weiter nach vorne, legte ihren Kopf auf seiner Schulter ab, nur ab und zu schnappte sie erregt nach Luft, wenn er erneut einen empfindlichen Punkt traf. Er ist wie ein Kind, ging es ihr durch die von Lust benebelten Gedanken. Er probiert alles aus … Schließlich richtete sie sich wieder auf und zog Kous Kopf an seinen blonden Locken vorsichtig in den Nacken, damit er sie ansah und sie ihn erneut küssen konnte.
Da grinste er plötzlich wölfisch. „Du wirst frech, Noriko-chan“, meinte er verschmitzt.
„Darf ich das etwa nicht?“, neckte Noriko ihn und gab ihm einen kurzen Kuss auf die Nasenspitze, dann senkte sie ihren Kopf und küsste seinen Hals, auch ihre Berührungen waren nicht mehr als ein zarter Hauch. Amüsiert stellte sie fest, dass er tatsächlich für einen Moment innehielt, als ob sie ihn ebenfalls aus dem Konzept gebracht hätte.
„Nein“, raunte Kou dann und beanspruchte ihre Lippen noch einmal voller Verlangen für sich, er legte so viel Kraft in diesen Kuss, so viel unbändiges Begehren, dass Noriko beinahe das Gleichgewicht verloren hätte, doch sie griff in sein Shirt und hielt sich daran fest.
Sie wurden in ihrer Leidenschaft unterbrochen, als plötzlich die Tür aufflog. Noriko wusste schon, wer es war, bevor sie den Blick hob. Es gab wohl nur einen einzigen im Mukami-Haushalt, der die Türen öffnete, als wollte er sie dabei aus den Angeln reißen und anschließend gleich noch aus dem Fenster werfen. Yuma.
Als er Noriko und Kou sah, verwandelte sich sein Blick augenblicklich, und als ihm offenbar klarwurde, was hier vor sich ging, guckte mit einem Mal so dermaßen irritiert, dass Noriko sich schnell eine Hand vor den Mund schlagen musste, um nicht laut loszuprusten, auch, weil die Situation ihr mit einem Mal mehr als nur peinlich war und sie am liebsten im Boden versinken wollte. Vermutlich hätte der immer etwas gereizte Vampir das nahezu hysterische Lachen, das ihr in der Kehle brannte, jedoch eher weniger versöhnlich aufgenommen.
Auch Kou schmunzelte und wandte sich halb zu seinem jüngeren Bruder um, jedoch ohne Noriko loszulassen, wofür diese ihm sehr dankbar war. „Hey, Yuma-kun, hat man dir nicht beigebracht, dass man nicht einfach so ins Badezimmer gestürmt kommt?“
„Hä?“, machte Yuma ungläubig. „Jetzt soll das auch noch meine Schuld sein? Ihr zwei habt doch noch nicht einmal abgeschlossen!“ Er verschränkte die Arme vor der Brust und wandte demonstrativ den Blick ab. „Meine Güte, jetzt kann man hier nicht einmal mehr in Ruhe ein Bad nehmen …“, grummelte er dann vor sich hin.
Kou sah wieder zu Noriko. „Ein Bad wäre doch auch eine gute Idee, nicht wahr, Noriko-chan?“, fragte er fröhlich, auf seinen Lippen lag ein eindeutig zweideutiges Grinsen.
Als Noriko – erst ein paar Herzschläge später – begriff, was Kou gerade gesagt hatte, sah sie ihn einfach nur entgeistert an und ihr Herz setzte kurzfristig für ein oder zwei Schläge aus vor Schreck, nur um gleich darauf noch schneller weiterzuschlagen. Hätte Kou sie nicht noch immer festgehalten, hätte sie spätestens jetzt das Gleichgewicht verloren.
Kous Bruder unterdessen riss in diesem Augenblick offenbar der Geduldsfaden. „Meine Güte“, meckerte Yuma genervt. „Ihr zwei sollt euch verziehen!“, wetterte er und deutete unmissverständlich in den Flur. „Du hast schließlich auch ein eigenes Zimmer, Kou.“
Kou grinste nur breit, dann griff er einfach nach Norikos Schulter und ihren Beinen und sie quiekte erschrocken auf, als er sie mit einer Leichtigkeit auf die Arme nahm, als würde sie nur wenige Gramm wiegen. „Komm’, Noriko-chan“, sagte der Blonde grinsend. „Yuma-kun ist eifersüchtig.“ Mit diesen Worten trug er Noriko in sein Zimmer.
Deutlich hörten sie, wie Yuma hinter ihnen die Badezimmertür ins Schloss warf.
In Kous Zimmer angekommen, setzte der Blonde Noriko wieder ab, doch sie musste sich an seinen Schultern festhalten, ihre Beine waren so wacklig, aus eigener Kraft hätte sie nicht mehr stehen können. Außerdem bebte noch immer ihr ganzer Körper vor Lust, etwas, mit dem sie ihm Grunde überhaupt nicht umzugehen wusste, vor allem in ihrem Unterleib pochte es ganz merkwürdig, und dieses Feuer züngelte noch immer durch ihre Adern … Mein Blut, dachte Noriko plötzlich. Er hat es völlig außer Acht gelassen … Sie lächelte glücklich, fühlte sich irgendwie befreit.
Als sie Kous Blick begegnete, mussten sie wohl beide an Yumas entgeistertes Gesicht denken, denn sie begannen gleichzeitig, erheitert zu kichern. Schließlich lehnte Noriko sich an Kous Körper und sie spürte, wie er seine Arme um sie legte, sie vorsichtig an sich drückte.
„Kou-kun“, sagte sie leise. „Ich … ich danke dir.“
Sie spürte, wie Kou den Kopf senkte und seine Wange ihr Haar berührte, ehe er ihr einen Kuss auf den Scheitel setzte. „Ich bin dir genauso dankbar, Noriko-chan.“
Noriko lächelte und vergrub ihr Gesicht in seiner Kleidung, wieder nahm sie seinen Duft wahr, sie hatte ihn die ganze Zeit über wahrgenommen, er haftete überall an ihm und allein die Eindrücke, die sie damit verband, ließen sie nach mehr verlangen.
„Hey, Noriko-chan“, sagte Kou da leise und allein die Art, wie er ihren Namen sagte, ließ ihr Herz höherschlagen. „Du kannst doch tanzen, nicht wahr?“
Verwundert hob Noriko den Kopf. „Äh … ja“, stimmte sie ihm dann zu.
Kou lächelte. „Dann komm’“, sagte er und griff nach ihrer Hand, führte sie in den Flur und die Treppe hinunter, bis sie schließlich die Eingangshalle erreichten. Dann zog er sie weiter in das große Wohnzimmer, wo er dann einen beinahe antik anmutenden CD-Spieler anschaltete, woraufhin in sanften Wellen ruhige Musik ertönte. „Ah, das ist Ruki-kuns Musik“, meinte Kou und grinste. „Aber es wird schon gehen, oder, Noriko-chan?“
„Kou-kun … was hast du vor?“, fragte Noriko verständnislos.
„Na was wohl?“, fragte Kou, amüsiert über Norikos verwundertes Gesicht. „Ich will, dass du mit mir tanzt.“ Er griff nach ihren Händen und legte eine davon auf seine Schulter, die andere küsste er sanft. Als er dann jedoch den Blick wieder hob, war dieser lauernd. „Oder möchtest du etwa nicht mit dir tanzen, Noriko-chan?“, fragte er mit dunkler Stimme.
Eilig schüttelte Noriko den Kopf. „D-doch … sehr gerne“, sagte sie verlegen und wandte den Blick ab, während ihr Herz geradezu Amok lief. Dann spürte sie, wie Kous Hand sich um ihre Taille legte, wie er sie sanft näher an sich heranzog.
„Hey, Noriko-chan“, sagte Kou leise.
Noriko sah zu ihm auf und ehe sie reagieren konnte, hatte er ihr einen neuerlichen Kuss gegeben, ehe er dann den ersten Schritt tat und sie einfach mitzog. Und noch während sie versuchte, sich an die Tanzschritte zu erinnern, bemerkte sie, dass Kous Bewegungen geradezu unnachahmlich fließend und elegant waren. „Entschuldige“, sagte sie schließlich mit einem leichten Lachen. „Ich bin ein wenig aus der Übung.“
„Du machst das ganz wunderbar, Noriko-chan“, meinte Kou freundlich.
Noriko lächelte verlegen.
Die Unterrichtsstunden, in denen sie das Tanzen gelernt hatte, lagen schon einige Zeit zurück, fast zwei Jahre mittlerweile, und das hier war nicht im Geringsten damit vergleichbar. Sie tanzte mit dem Jungen, den sie aus ganzem Herzen lieben gelernt hatte und nicht mit irgendeinem Schüler aus einer ihrer Parallelklassen. Auch waren Kous Schritte nicht einmal annähernd so unbeholfen und plump. Kou war ein verdammt guter Tänzer, doch nach und nach bemerkte Noriko, dass sie selbst auch nicht die schlechteste Figur machte, selbst in seinem Schatten nicht. Sie war mit der Zeit eben nur ein wenig eingerostet.
Ich hätte ihm alles zugetraut, dachte Noriko, während sie allmählich einen passenden Rhythmus fand und nach und nach jede ihrer Bewegungen begann, mit denen von Kou zu harmonieren. Aber … dass er solche Tänze beherrscht … das hätte ich irgendwie nicht gedacht.
Der Augenblick war perfekt und er zog sich ewig in die Länge. Noriko hoffte, er würde nie wieder enden, denn sie wollte Kou nicht loslassen, sie wollte sich nicht von ihm trennen. Ab und an beugte er sich nach vorne und gab ihr einen sanften Kuss und Norikos Glück kannte keine Grenzen. Ich gehöre ihm, ich will, dass ich ihm gehöre, trotz all seiner Macken, all seinen Fehlern … und das ist nichts als mein freier Wille.
Schließlich jedoch schlug die große Standuhr zum wiederholten Mal und Noriko spürte, wie Kou langsamer wurde. „Wir müssen bald zur Schule“, sagte er bedauernd.
Noriko sah Kou einfach nur an, sie hatte die ganze Zeit über nichts anderes getan und sie wollte am besten nie wieder den Blick abwenden. „Ich will nicht“, hauchte sie leise.
Der Blonde lachte verschmitzt. „Wo ist nur die wohlerzogene Noriko-chan hin, die ich kennengelernt habe?“, wollte er neckend wissen und schließlich stoppte er, zog sie in einer fließenden Bewegung in seine Arme und vergrub sein Gesicht in ihren Haaren.  
Noriko musste unterdessen grinsen, während sie ihr Gesicht an seine Brust schmiegte. Wir haben uns beide verändert, nicht wahr, Kou-kun? Sie seufzte schwer und sah zu ihm auf. „Also gut. Gehen wir“, meinte sie leise.
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Als sie das Schulgelände erreichten, ließ Noriko schweren Herzens Kous Hand los. „Also dann“, sagte sie mit gewissem Bedauern und hob kurz die Hand. „Wir sehen uns.“
„Wann, Noriko-chan?“, wollte Kou wissen.
Noriko zögerte. Sie würde nicht wieder mit ihm nach Hause gehen. Aber … das galt ja nicht für immer. Dennoch fiel es ihr schwer, sich von ihm zu trennen. „Bald“, versprach sie ihm und gab ihm einen kurzen Kuss, doch als sie sich von ihm lösen wollte, hielt er sie fest und verlängerte den Kuss um mindestens eine Minute, dann erst ließ er sie los.
Seine Hand jedoch hielt noch immer die ihre, und er zögerte einen Augenblick, dann hob er sie an und stach mit seinen Fangzähnen in die Haut auf ihrem Handrücken. „Du gehörst mir, vergiss das nicht“, sagte er und leckte den kleinen Blutstropfen ab.
Noriko, die kurz die Zähne zusammengebissen hatte, nickte schließlich. „Klar. Das weiß ich doch“, versicherte sie ihm mit einem Lachen. Irgendwie ist er ja schon süß … wie ein Kind, das seine Spielsachen markiert.
„Also gut“, sagte Kou. „Ich werde nach der Schule hier auf dich warten, ja?“
Noriko nickte glücklich. Dann würden sie sich also noch einmal treffen, ehe sie mit dem Bus nach Hause fuhr. „Alles klar.“ Dann wandte sie sich ab und betrat mit glühenden Wangen das Schulgebäude. Und … gestern erst hatte ich noch solche Angst, ihm auch nur zu begegnen … und jetzt sehne ich mich regelrecht nach ihm. Sie schüttelte verwirrt den Kopf. Was machst du nur mit mir, Kou-kun? Allein daran zu denken, wie sehr sie einander begehrt hatten … Nein!, ermahnte sie sich hastig. Nicht jetzt!
An diesem Tag kam ihr der Unterricht erneut endlos vor. Doch ihr Leben, ihr Denken, ihre Gefühle schienen sich um hundertachtzig Grad gewandelt zu haben. Und auch wenn die Schule kein Ende nehmen wollte, so war doch all die Zeit dieses Glücksgefühl in ihr.
In der Pause war sie beinahe so teilnahmslos wie immer, seitdem sie Kou begegnet war. Es fiel ihr schwer, sich auf das, was Ayumi und Keiko ihr erzählten, zu konzentrieren. Na ja, immerhin benehme ich mich dann in ihren Augen nicht weiter seltsam … jedenfalls nicht seltsamer als die letzten Tage auch schon.
Als sie dann endlich ihre Schulsachen packen durfte, war Noriko regelrecht erleichtert. Ich glaube, die Schule ist noch nie sinnloser gewesen, dachte sie und verabschiedete sich von ihren Freundinnen, nur um dann zügig über den Schulhof zu laufen.
Allein der Gedanke, dass sie Kou von nun an in der Schule immer wieder treffen konnte … der Gedanke, dass sie noch viel mehr gemeinsame Zeit verbringen konnten, ließ Noriko vor Glück beinahe platzen. Und … er hat mich von sich aus geküsst, er hat mich von sich aus zum Tanzen aufgefordert … ich bin mehr als nur seine Beute.
Dann, mit einem Mal, nahm sie plötzlich einen Schatten aus dem Augenwinkel wahr, sie hielt inne, als sie eine Präsenz spürte, die ihr ganz nah war. Kou-kun?, fragte sie sich verwundert und blieb stehen, sah sich um. Doch … diese Präsenz schien ihr vollkommen unbekannt. Dann schrak sie heftig zusammen, als sie plötzlich ganz nah an ihrem Ohr eine fremde Stimme vernahm, ohne dass sie eine dazugehörige Person bemerkt hätte.
Die Worte waren kaum mehr als ein Säuseln. „Hallo, hallo … wen haben wir denn da?“

* ~ * ~ * ~ *

Tja. Fieser Cut, schätze ich. Aber ... alles davor ... war doch schön, oder? ^.^ Mir persönlich hat es sehr gefallen, dieses Kapitel zu schreiben ... und tröstet euch ... ich bin auch eifersüchtig auf Noriko >o<
Viel ist nicht passiert, das gebe ich zu, aber dafür war's sehr ... feurig :D

Und ... was denkt ihr? Wer hat Noriko da am Ende angesprochen, hm? :D Wäre ja geil, wenn ihr das erraten könntet, aber ein einziger Satz wird wahrscheinlich nicht genügen xD Aber hey ;D Geben sie ihre Stimmen bitte jetzt ab xD Der Gewinner darf ... pff ... keine Ahnung ... sich irgendwas in meiner Macht stehendes von mir wünschen? ;D Nen OS vielleicht? Hm. Kein Plan xD

Sedutive ScentWo Geschichten leben. Entdecke jetzt