"Frieden"

478 15 3
                                    

„Kou-kun“, quengelte Noriko, als Kou sie die Treppe hinauftrug. „Du kannst mich jetzt runterlassen, ehrlich“, versicherte sie ihm bestimmt schon zum hundertsten Mal.
„Das will ich aber gar nicht, Noriko-chan“, widersprach Kou ihr schmunzelnd und öffnete ein wenig umständlich die Tür zu seinem Zimmer. Dann setzte er sie auf seinem Bett ab.
„Das wäre nicht nötig gewesen“, beharrte Noriko leise und zog die Knie an ihren noch immer vor Anspannung und von der winterlichen Kälte bebenden Körper. „Du hast doch selbst schon so viel einstecken müssen.“ Während sie das sagte, blickte sie auf ihre Hand, an der Kous Blut klebte. Blut, das aus der Platzwunde an seinem Hinterkopf gesickert war. Sie hatte es bemerkt, als sie sich mit beiden Händen an ihn geklammert hatte.
„Das ist nicht weiter schlimm“, sagte Kou bloß und schloss die Tür.
Noriko sah nur weiter die roten Flecken an, ohne etwas zu erwidern, und dann zögerte sie einen Augenblick, ehe sie zaghaft mit der Zunge über ihre Handinnenfläche fuhr. Kaum merklich verzog sie das Gesicht, als sie Salz und Eisen schmeckte.
Da ließ sich Kou vor ihr auf die Knie sinken und er kicherte, als er ihr Gesicht sah. „Was soll das, Noriko-chan?“, wollte er dann neugierig wissen und griff nach ihrer Hand, betrachtete sie fragend, sah die Blutspuren, die er dort hinterlassen hatte.
Noriko spürte, dass sie rot wurde. „Ich … ich wollte nur mal wissen, wie das ist …“, erklärte sie ihm dann verlegen stammelnd, zog ihre Hand jedoch nicht zurück.
Kou ließ sie von sich aus los, begann ohne Umschweife damit, ihr die Stiefel auszuziehen.
„ … Was machst du da, Kou-kun?“, wollte Noriko zögerlich wissen.
Da sah der Junge auf und grinste. „Sieht man das denn nicht?“, fragte er. „Willst du etwa mit Schuhen ins Bett gehen?“ Er lachte und sah ihr ins Gesicht. Doch im nächsten Moment verdunkelte sich sein Blick mit einem Mal merklich und er erhob sich langsam wieder, legte eine Hand an Norikos Mund, noch ehe sie zurückweichen konnte. „Diese verdammten Sakamakis“, fluchte er leise und fuhr sanft mit dem Daumen über Norikos zerbissene Unterlippe. „Das werden sie büßen. Jeden einzelnen Biss.“
Noriko griff nach Kous Handgelenk, sie zog es nicht weg, doch sie drückte bestimmend zu. „Nein, Kou-kun“, sagte sie leise, hoffte, dass er zur Vernunft kommen und seine Rachegelüste begraben würde. „Es ist doch gut so, wie es ist.“ Ich will keine Kämpfe mehr, keine Streitereien, keine Rivalitäten … nur noch ihn.
„Nichts ist gut!“, fuhr Kou da plötzlich zornig auf und stieß Noriko vor sich auf das Bett, woraufhin ihr ein Schreckenslaut entfuhr, wie ein Raubtier beugte er sich über sie, hielt nur knapp über ihrem Gesicht inne. „Dein Blut gehört nur mir, Noriko-chan. Du gehörst nur mir“, sagte er dann leise.
Ein Zittern lief durch Norikos Körper, für einen Moment hatte Kou ihr erneut einen gewaltigen Schrecken eingejagt, doch nun begriff sie, dass dieser unbändige Zorn nicht ihr galt. Er wirkt beinahe verzweifelt, dachte das Mädchen verwundert und verspürte mit einem Mal Mitleid mit ihm. Es war, als wüsste er nicht, wie er seinen Gefühlen Ausdruck verleihen, wie er damit umgehen sollte.
Lange sah Noriko ihm ins Gesicht, dann legte sie vorsichtig eine Hand auf seine Wange und für einen Moment schloss er sogar die Augen, schien ihre Berührung zu genießen. Als ihre Hand dann in seinen Nacken glitt, schlug er die Augen wieder auf und überbrückte die letzten Zentimeter zwischen ihren Lippen, er war ihr so nah, sie konnte seinen kalten Atem auf ihrer Haut spüren und sein Duft, seine ganze Ausstrahlung, war überwältigend.
Als sich ihre Lippen trafen, zögerlich zuerst, dann zunehmend leidenschaftlicher, spürte Noriko, wie sich ein warmes Glücksgefühl in ihr ausbreitete. Es fühlte sich so gut an, ihm so nahe zu sein, es war so beflügelnd und berauschend. Diese Wärme schien all die Furcht, die sie in den letzten Stunden verspürt hatte, endlich restlos fort zu waschen.
Schließlich strich Kous Zunge sanft über ihre Lippen und leckte das letzte bisschen Blut fort, das daran gehaftet hatte. Als sie ihm entgegenkam, lachte er leise in den Kuss hinein und löste sich dann wieder von ihr, sah sie aus leuchtend blauen Augen an. „Ich werde mich jetzt um deine Wunden kümmern, Noriko-chan“, sagte Kou nun leise.
„Nein, Kou-kun“, widersprach Noriko ihm leise und krallte ihre Finger in seinen Arm. „Ich will nicht, dass du …“ Der Protest blieb ihr im Halse stecken, als Kou plötzlich begann, ihren Hals zu küssen, dort, wo sich die meisten frischen Bissspuren fanden, und auch seine kalte Zunge ließ nicht lange auf sich warten. Überrascht hielt Noriko die Luft an.
Kou schien es zu bemerken und kicherte erneut, gleich darauf wurden seine Küsse intensiver, beinahe schon aggressiv, und Noriko bemerkte, dass es ihr immer schwerer fiel, stillzuhalten und still zu sein. Als seine weichen Lippen tiefer wanderten, schnappte sie leise nach Luft.
„Kou-kun“, brachte sie mit gepresster Stimme hervor.
„Hm?“, machte Kou nur, ohne innezuhalten.
Noriko biss sich leicht auf die Unterlippe, als sie spürte, wie Kou einfach ihre Bluse aufknöpfte und ihre Schulter freilegte. Dort, wo Shu sie durch ihre Kleidung hindurch gebissen hatte. Getrocknetes Blut klebte auf ihrer Haut, doch Kou leckte es mit besonders viel Nachdruck auf und seufzte leise, als er die sich verflüchtigende Note ihres Blutes schmeckte. Er legte auch ohne jedes Zögern noch mehr von Norikos Haut bloß, jede einzelne von Raitos zahlreichen Bisswunden wurde geradezu penibel von Kou gesäubert und anschließend voller Hingabe liebkost, woraufhin Noriko den Kopf in den Nacken legte und leise seufzte, während ihre Hände auf Kous Hinterkopf ruhten. Ab und an gruben sich ihre Finger in seine weichen Haare, immer, wenn er eine Stelle berührte, die besonders empfindlich war.  
„Kou-kun“, sagte sie noch einmal mit bebender Stimme.
Dieses Mal sah der Blonde auf. „Was ist, Noriko-chan?“, fragte er mit amüsierter Stimme und leckte noch einmal über ihren Hals, bis zum Ohr hinauf, erfreute sich an ihrem unterdrückten Stöhnen und sah ihr dann wieder abwartend ins Gesicht.
Noriko spürte, wie rot sie war. Ihr war schwindlig von all den Empfindungen, die auf sie einströmten, sodass sie ganz vergaß, was sie eigentlich hatte sagen wollen. „M-mach weiter“, bat sie ihn darum verlegen und wandte den Kopf zur Seite.
Erneut lachte Kou leise und küsste kurz die Stelle an ihrem Hals, die sie ihm soeben freigegeben hatte, dann griff er nach Norikos Beinen und bedeutete ihr so, dass sie weiter auf das Bett rutschen sollte, was sie, nach kurzem Zögern, auch tat.
Kou zog Noriko langsam die Strümpfe aus und berührte dann wieder ihre Beine, woraufhin Noriko erneut erstickt nach Luft schnappte. Es war die Stelle, die auch Raito gegen ihren Willen gestreichelt hatte. Die Stelle, an der er zugebissen hatte.
Auch Kou bemerkte die leuchtend roten Punkten an ihrem Oberschenkel und erneut zogen sich seine Augenbrauen wütend zusammen. „Hier also auch“, stellte er grimmig fest und ehe Noriko sich versah, hatte er sich herabgebeugt und seine Lippen ebenfalls auf diese Stelle gelegt, die Noriko merklich zusammenzucken ließ.
Noriko biss sich erneut auf die Unterlippe und schloss die Augen. In ihrem Inneren herrschte ein undurchdringbares Chaos aus Erinnerungen, Sehnsüchten und Ängsten, das sie selbst nicht so recht verstand. Sie wollte sich nicht vor Kou fürchten … das musste sie nicht … nicht mehr, zumindest. Aber dennoch …
Kou bemerkte Norikos plötzliche Anspannung und hob wieder den Blick, beugte sich noch einmal über sie. „Was soll das, Noriko-chan?“, fragte er dann sanft und berührte mit seinem Daumen ihre Unterlippe, woraufhin sie überrascht aufsah und ihren Kiefer lockerte. „Ja, so ist es gut“, meinte Kou mit einem schelmischen Grinsen. „Lass’ mich dich hören, Noriko-chan …“ Noch während er das sagte, strich seine Hand ihr linkes Bein entlang und Noriko stöhnte gegen ihren Willen leise auf. Kou kicherte und legte seine Lippen noch einmal auf ihre, während er damit fortfuhr, sie zu liebkosen. Es war genau wie damals im Badezimmer, seine Hand wanderte immer höher, jede seiner Berührungen ließ Noriko beben vor Erregung und sie war kaum noch in der Lage, den Kuss aufrechtzuerhalten. Aber sie konnte spüren, wie Kous Lippen sich an ihren zu einem Lächeln verzogen, wann immer sie leise aufseufzte.
Schließlich löste er sich von ihr und berührte noch einmal ihren Oberschenkel mit seinen Lippen, fuhr ein wenig daran entlang, woraufhin Noriko kaum noch stillhalten konnte, doch sie beherrschte sich. Schließlich erreichte er die Bisswunden und leckte auch diese mit einem genüsslichen Seufzen aus und Noriko fragte sich, ob sich eigentlich noch röter werden konnte.
„Noriko-chan“, wisperte Kou da leise und stützte sich wieder über ihrem Oberkörper ab, er beugte sich nach vorne und Noriko spürte einen Bruchteil seines Körpergewichts auf ihrem Brustkorb, was ihr Herz noch heftiger schlagen ließ. Als Noriko Kou in die Augen sah, sah sie dieses unbändige Verlangen, dieses Begehren, das sie selbst auch verspürte. Für einen Moment zögerte Kou, dann berührte er ihre Lippen nur ganz sanft mit seinen und als er nichts weiter tat, war es Noriko, die den Kuss voller Sehnsucht erwiderte.
Dann, plötzlich, als hätte sie einen Damm gebrochen, ließ Kou sich noch weiter auf sie sinken, die Nähe ihrer beiden Körper raubte ihnen schier den Atem. Dem zum Trotz verwickelte Kou sie dennoch in einen so leidenschaftlichen, stürmischen Kuss, dass ihnen beiden sprichwörtlich Hören und Sehen verging. Wieder strich Noriko mit ihrer Zunge sanft über die von Kou und sein leises Seufzen war wie Musik in ihren Ohren. Gleich darauf war es jedoch Noriko, die aufstöhnte, als Kou sanft an ihrer Unterlippe knabberte. Viele endlose Minuten lang gab es nichts außer diesem einen, liebevollen Kuss.
Kou brach den Kuss nicht ab, er ließ lediglich seine Lippen über ihren Hals zu ihrem Dekolleté wandern, langsam schob er den Stoff von Norikos Schuluniform noch weiter zur Seite, öffnete noch mehr Knöpfe, strich mit seinen kühlen Fingern über die erhitzte Haut und ihr genießerisches Seufzen stachelte ihn nur dazu an, fortzufahren, immer mehr von ihrem Körper bedeckte er mit quälend zarten Küssen. Sie reckte sich ihm sogar noch weiter entgegen, während ihre Finger sich erneut in seine Haare krallten.
Als er dann jedoch mit seinen Lippen zwischen den leichten Erhebungen auf ihrem Oberkörper angekommen war, hielt er inne, löste sich langsam von ihr. „Dein Herz schlägt wie verrückt, Noriko-chan“, sagte Kou und obwohl er ganz verzückt klang, schwang auch noch etwas anderes in seiner Stimme mit. Nachdenklich fuhr er mit dem Zeigefinger über ihre blasse Haut, dann schloss er nacheinander wieder die Knöpfe ihres Oberteils „Es wäre wohl nicht gut für dich, wenn du deinen Körper zu großen Anstrengungen aussetzen würdest.“
Noriko sah ihn für einen Moment sprachlos an, und dann, als er sich einfach neben sie auf die Bettdecke sinken ließ, stieß sie enttäuscht die Luft aus ihren Lungen. Warum, Kou-kun?, fragte sie sich in Gedanken und kam sich vor, als sei sie eben nach einem langen Flug recht ungebremst auf dem Boden aufgeschlagen. Warum musst du denn ausgerechnet jetzt vernünftig sein? „Warum, Kou-kun?“, wollte sie schließlich ein wenig angefressen wissen.
Kou grinste bloß und drehte sich neben ihr auf den Bauch. „Na ja, es wäre doch ärgerlich, wenn du beim besten Teil das Bewusstsein verlieren würdest“, neckte er sie.
Erneut spürte Noriko, wie ihr anscheinend alles verbleibende Blut in den Kopf schoss, und zugleich schien ihr Herz einen neuen Rekord aufstellen zu wollen.
„Noriko-chan“, sagte Kou da und setzte sich auf die Bettkante, fuhr sich mit einer Hand durch die wild zerzausten Haare. „So entkräftet wie du bist, musst du jetzt viel Nahrung und Wasser zu dir nehmen. Komm’, es gibt sicherlich bald Essen.“
Einen Moment lang zögerte sie, dann nickte Noriko. „Okay“, sagte sie mit einem Lächeln. Hat er sich … tatsächlich … für mich zurückgehalten?, fragte sie sich verwundert. Als sie aufstehen wollte, verabschiedete sich ihr angeschlagener Kreislauf ein weiteres Mal für den Bruchteil einer Sekunde, doch es genügte, um ihre ohnehin schon vor Aufregung und Kraftlosigkeit wackligen Beine nachgeben zu lassen. Der Aufschlag auf dem Boden jedoch blieb aus, stattdessen fand Noriko sich auf Kous Armen wieder. „Och nein“, sagte sie leise und versuchte, ihm wieder zu entkommen. „Lass’ mich runter, Kou-kun“, bettelte sie erneut, obwohl sie wusste, dass es vergebens war.
„Nein, für heute nicht mehr, Noriko-chan“, widersprach Kou ihr frech grinsend und trug sie zurück in den Flur und die Treppe hinunter.
Also gab Noriko sich geschlagen und rollte sich ein wenig zusammen, sodass ihr Kopf nun auf Kous Brust lag. Er hat keinen Herzschlag, stellte sie nach einer Weile verwundert fest. Ist er darum immer so … kalt? Seine Hände, sein Atem, sein Blut … alles kalt. Sie hob den Kopf und sah ihm ins Gesicht.
Er bemerkte ihren Blick und lächelte sie offen an.
Noriko erwiderte dieses Lächeln aus ganzem Herzen. Er hat sich verändert. Sein Lächeln hat sich verändert. Er ist viel … lebendiger als zuvor, offener, dachte sie und lehnte sich zufrieden lächelnd wieder an ihn. Es hat nur Zeit gebraucht, um sich an diese Situation zu gewöhnen. Für uns beide.
„Hey, Noriko-chan“, vernahm sie schließlich wieder Kous Stimme. „Du kannst später noch schlafen. Jetzt solltest du erst einmal etwas essen.“
Noriko hatte gar nicht bemerkt, wie müde sie war. Nun jedoch hob sie träge wieder die Augenlider und gähnte verhalten gegen ihren Handrücken. Noch immer hielt Kou sie auf seinen Armen. Es schien ihn nicht unbedingt zu stören.
Da durchbrach ein kaum unterdrücktes Lachen die Stille. „Wenn sie so müde ist, solltest du sie vielleicht besser in deinem Zimmer lassen“, meinte Yuma amüsiert.
„Nein, nein“, widersprach Noriko hastig und zappelte erneut ein wenig herum und dieses Mal war Kou so gnädig, sie wieder auf eigenen Füßen stehen zu lassen. „Ich bin wach.“
„Du solltest … dringend … etwas essen“, sagte Azusa da, er stand neben dem Tisch und hatte gerade den letzten Teller abgestellt. „Dein Blut ist … viel zu dünn.“
Noriko nickte. Sie hatte unglaublichen Hunger, immerhin war es schon mindestens einen Tag her, dass sie etwas zu sich genommen hatte. Außerdem schrie ihr Körper regelrecht nach all den Nährstoffen, die sie über ihr Blut verloren hatte.
Also setzte sie sich wieder, wie vor wenigen Tagen, neben Kou an den gedeckten Tisch. In drei großen Schalen waren bereits Kartoffeln, Salat und Karotten angerichtet. Yuma übernahm die Aufgabe, alle fünf Teller zu füllen. Als er fertig war, kam Ruki ins Esszimmer, er brachte auf einer großen Platte herrlich duftenden Braten.
„Dann wirst du heute aber auch ordentlich essen, hast du gehört, Azusa?“, sagte Yuma da und sah auf seinen kleinen Bruder herab, als wollte er ihn allein mit Blicken dazu zwingen.
Tatsächlich zog Azusa ein wenig den Kopf ein. „Wenn … du das sagst.“
Noriko lächelte und schüttelte kaum merklich den Kopf. Sie tun sich alle so unfassbar schwer damit, nett zu sein … Dabei sind sie eigentlich total liebenswert.
Das Essen verlief weitestgehend schweigend, nur einmal beschwerte Yuma sich noch darüber, dass Azusa nach und nach die gekochten Karotten an den Tellerrand schob, doch er wurde auch heute von Ruki kurz und knapp zurechtgewiesen.
Noriko spürte unterdessen ihre Kopfschmerzen zurückkehren, doch es tat unglaublich gut, endlich etwas zu essen und auch nach Wasser verlangte ihr ausgelaugter Körper. Schließlich sah sie zögerlich in Rukis Richtung. „Das … schmeckt wirklich gut“, sagte sie leise, aber deutlich. „Du kannst wirklich so gut kochen, wie Kou-kun gesagt hat, Ruki-san.“
Sie schrumpfte unwillkürlich ein wenig in sich zusammen, als Ruki aufsah und sie aus eisblauen Augen musterte. „Danke“, sagte er schließlich auf seine üblich kühle Art.
Noriko ließ ihren Blick wieder sinken und musste heimlich schmunzeln.
Als das Essen beendet war, half Noriko dabei, das Geschirr in die Küche zu tragen.
„Nimm’ dir mal ein Beispiel an deiner Freundin, Kou“, sagte Yuma ein wenig bissig an seinen nur abwartend herumstehenden Bruder gewandt.
„Hä?“, machte Kou nur verständnislos. „Warum sollte ich mich beeilen, den Tisch abzuräumen, wenn ihr das auch zu viert packt?“
Ruki seufzte bloß.
Da griff Kou nach Norikos Hand. „Komm’“, sagte er wie so oft und lächelte sie auf seine unnachahmlich jungenhafte Art an. „Du musst dich ausruhen.“
Noriko erwiderte das Lächeln und folgte dem Blonden, jedoch erst, nachdem sie mit einem Schluck Wasser die Schmerztablette eingenommen hatte, die Yuma ihr zuvor mit einem seiner schwer zu deutenden Blicke gegeben hatte. Aber … sie war ihm jedenfalls sehr dankbar dafür.
In Kous Zimmer angekommen, schaffte Noriko es gerade noch so zu Kous Bett und ließ sich dann einfach schwer hineinfallen. Sie war hundemüde.
Kou lachte leise und legte sich dann neben sie. „Es ist schon spät, Noriko-chan“, sagte er leise und stand gleich darauf schon wieder auf, zog sich die pinke Jacke, die er getragen hatte, aus, gefolgt von seinem dunklen T-Shirt. Dann legte er sich ins Bett.
Noriko seufzte und stand ebenfalls noch einmal auf. Tatsächlich war sie zuletzt einfach barfuß durch das Haus gelaufen. Sie fühlte sich … schmutzig. Nicht zuletzt, weil ihre Schuluniform vor allem an der Schulter starrend war von ihrem getrockneten Blut.
Noriko sah kurz zu Kou, der auf dem Bauch lag, den Kopf auf seine Arme gebettet, die Augen geschlossen, dann entschied sie, dass sie einfach nur noch schlafen wollte … und das möglichst bequem. Und so knöpfte sie ihre Uniform auf und zog zumindest den Blazer und ihren Rock aus, dann kroch sie schnell zu Kou ins Bett.
Als Kou die Augen öffnete, huschte ein Lächeln über sein Gesicht. „Du spielst mit dem Feuer, Noriko-chan, weißt du das?“, fragte er verschmitzt und schloss die Augen sogleich wieder.
Noriko schluckte und zog verlegen die Bettdecke noch ein Stück höher. Doch bald darauf fiel die Anspannung wieder von ihr ab, da Kou sich nicht weiter regte. Sie sah zu ihm, zu seinen nackten Schultern, die unter der Bettdecke hervorguckten und sie erinnerte sich daran, wie sie ihn vorsichtig wachgeküsst hatte … es kam ihr vor, als sei es bereits Ewigkeiten her.
Vorsichtig rutschte Noriko etwas näher an ihn heran und berührte dann mit ihrer Hand seine kalte Haut. Fühlt er denn überhaupt irgendetwas?, fragte sie sich verwundert und strich zaghaft über seine Schulter, mit den Fingerspitzen fuhr sie hinauf in seinen Nacken. Seine Haut war beneidenswert weich, kühl und glatt wie Seide.
Als sie in Kous Gesicht sah, bemerkte Noriko, dass er noch immer lächelte und so fuhr sie mit ihren Liebkosungen fort, strich seinen Rücken hinab, seine Wirbelsäule entlang. Sie konnte gar nicht genug bekommen von dieser makellos weißen Haut. Da waren nur diese Narben, doch sie verunstalteten Kou in ihren Augen nicht im Geringsten.
Als Noriko die sanften Erhebungen unter ihren Fingerkuppen spürte, ging jedoch mit einem Mal ein leichtes Zucken durch Kous Körper, als hätte er sich erschrocken, und er schlug die Augen wieder auf, bewegte sich aber nicht weiter.
Verunsichert ließ Noriko von ihm ab, öffnete den Mund, sie wollte etwas sagen, sich entschuldigen, doch da griff plötzlich Kous Hand nach ihrem Handgelenk, ohne dass er sich aufrichtete. „Noriko-chan“, nuschelte er halb in sein Kissen hinein. „Hör' nicht auf damit ...“
Da huschte ein Lächeln über Norikos Gesicht und sie wiederholte ihr Streicheln sanft, sie spürte, wie Kou sich anfänglich unter ihren Berührungen verspannte, doch schließlich hielt er die Augen wieder geschlossen und genoss sichtlich, was sie da tat. Schließlich beugte sie sich vorsichtig über ihn und legte ihre Lippen kurz auf sein Schulterblatt, woraufhin ihm ein leises Seufzen entrann, das Noriko erneut glücklich lächeln ließ.
Eine Weile noch liebkoste Noriko noch Kous Rücken, doch dann gähnte sie leise, die Müdigkeit legte sich wieder bleiern über sie und so küsste sie noch ein letztes Mal für diesen Tag Kous Nacken und schlüpfte dann wieder unter die warme Bettdecke. Beinahe sofort fielen ihr erschöpft die Augen zu.
„Gute Nacht, Noriko-chan“, hörte sie noch Kous Stimme.
„Gute Nacht, Kou-kun“, erwiderte Noriko leise. Sie spürte noch, wie kühle Finger über ihre Wangen strichen, dann war sie auch schon eingeschlafen.

* ~ * ~ * ~ *

Jaaaa ... 3000 Wörter mit nicht unglaublich viel Inhalt, aber dafür ... hat's Spaß gemacht und vielleicht hat sich der eine oder andere unter euch ja drüber gefreut, auch wenn's nicht wirklich zur Sache ging :P Oder irgendwer ist vor Neid geplatzt, je nach dem x)
Ich denke übrigens wirklich darüber nach, den beiden noch etwas mehr Zweisamkeit zu schenken ^_^ Irgendwelche Einwände? ;D

Sedutive ScentWo Geschichten leben. Entdecke jetzt